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Donnerstag, 17. März 2022
Doch die Liebe währet ewiglich -52
mariant, 10:43h
"Überlege dir dein Handeln gut, meine Tochter! Du könntest als Thayes Patentante ihn sein Leben lang stützen und seine Vertraute sein."
"Sobald Thaye heiratet bin ich an der dritten oder vierten Stelle seiner vertrauten Personen," gebe ich zu bedenken.
"Die Yong Tai in dir möchte mit Noah in ihm alt werden! Egoismus ist eine schlechte Angewohnheit, meine Tochter!" gibt Seine Heiligkeit zu Bedenken.
"Aber warum hat Daddy mich sonst in der tiefen Meditation unterwiesen vor seinem Weggang?" halte ich dagegen. "Er möchte es sicher auch!"
"Dann wähle Ort und Zeitpunkt gut, meine Tochter! Ich wünsche dir viel Glück! Erleben werde ich es wohl nicht mehr!"
Er zieht mich hinüber in seine Räume und nimmt eine kleine goldene Karaffe vom Regal. Bevor ich mich versehe, hat er mir ein wenig des Inhalts über den Kopf gegossen.
"Ich segne dich, meine Tochter!" sagt er, während dieser Aktion.
Ich falle ergriffen vor dem alten Mann auf die Knie und küsse seine Hand.
"Nun wollen wir nach Thaye sehen," meint Seine Heiligkeit, hilft mir auf und begleitet mich hinunter in den Innenhof.
Wir verabschieden uns später herzlich von Seiner Heiligkeit. Vielleicht ist dieses Treffen wirklich das letzte Mal, an dem wir Lama Rinpoche noch lebend sehen. Wenn Thaye seine Schulabschlussfeier hat, wäre Seine Heiligkeit schon über 90. Und ob ich ihn in den nächsten Jahren noch einmal mit Thaye besuchen kann, weiß ich noch nicht. Eines weiß ich jedoch sicher: Ich werde recherchieren müssen, ob die Familie Khön Ehepartner in der weitläufigen Verwandtschaft sucht, oder ob die jungen Leute sich kennenlernen und verlieben dürfen, ohne dass die Eltern ihnen hineinreden.
Thaye ist jetzt sieben Jahre alt. Würde ich 'heute' wiedergeboren und in die Klosterschule eingeschult werden, wäre mein Neffe dann 13 Jahre alt. Ich habe also drei Jahre Zeit bis zu seiner Schulentlassung, um ihm das erste Mal 'über den Weg zu laufen' und einen bleibenden Eindruck bei ihm zu hinterlassen, so dass er später nach mir sucht.
Bevor ich nach Hawaii zurückfliege, fahren wir mit dem Zug in die Stadt, in der er als Noah aufgewachsen ist. Dort verfestigt sich in mir der Eindruck, dass Daddy in Thaye weiterlebt. Er zeigt mehr gefühlsmäßige Reaktionen an den Orten mit Erinnerung, als ein 'normales' Kind.
*
In den folgenden Monaten meditiere ich in meiner Freizeit. Wenn ich spüre, dass mein Geist neben mich tritt und ich mich von außen betrachten kann, lasse ich ihn fliegen. Ich überquere im Geiste den Ozean und schaue mir die Schule des Sakya-Klosters in Weiterswiller an.
Mit Freude beobachte ich, wie Thaye lernt und debattiert, wie er Kungfu und das Meditieren übt.
Beinahe ein dreiviertel Jahr ist darüber inzwischen vergangen, als ein Paar um die 30 einen Lama in Weiterswiller aufsucht, um sich segnen zu lassen. Sie sind schon acht Jahre verheiratet, erzählen sie, und immer noch kinderlos. Nun wollen sie zu einer Reproduktionsklinik nach Straßburg fahren. Ich merke auf.
Nachdem sie von einem Lama gesegnet wurden, fahren sie zuversichtlich nachhause. Ich folge ihnen im Geiste und bin auch dabei, als sie in der Klinik eine Informationsveranstaltung besuchen. Der Arzt in dem von vielen Paaren gefüllten Saal, erklärt ihnen, dass man drei Eizellen absaugt und mit dem Samen des Ehemannes im Reagenz-Glas befruchtet. Dann setzt man sie der Frau an einem ihrer fruchtbaren Tage ein und hofft, dass sich mindestens ein Ei einnistet.
Dies kann beim ersten Mal schon passieren, oder bei irgendeinem Folgeversuch. Der Arzt sagt, dass es statistisch gesehen etwa acht Versuche benötigt, bis sich ein Ei erfolgreich einnistet.
Mit etwas gedrückter Stimmung fahren die Beiden wieder nachhause. Der Mann muntert seine Frau unterwegs auf, indem er sagt:
"Sei guten Mutes, Liebes! Wir haben nichts zu verlieren. Wir werden so oft nach Straßburg fahren bis du schwanger bist. Du kennst ja deine fruchtbaren Tage. Wenn zwei Wochen danach die Blutung ausbleibt, fahren wir wieder nach Weiterswiller um Buddha zu danken!"
Sie hängt sich bei ihm ein und lehnt sich an. Dieses Paar werde ich in den folgenden Meditationen nicht aus meinen inneren Augen lassen!
So bin ich geistig bei jedem ihrer Besuche in der Reproduktionsklinik mit anwesend und erlebe das Wechselbad der Gefühle mit. Beinahe ein Jahr ist vergangen, als ich fühle, dass sich eine ihrer befruchteten Eizellen einnistet.
"Sobald Thaye heiratet bin ich an der dritten oder vierten Stelle seiner vertrauten Personen," gebe ich zu bedenken.
"Die Yong Tai in dir möchte mit Noah in ihm alt werden! Egoismus ist eine schlechte Angewohnheit, meine Tochter!" gibt Seine Heiligkeit zu Bedenken.
"Aber warum hat Daddy mich sonst in der tiefen Meditation unterwiesen vor seinem Weggang?" halte ich dagegen. "Er möchte es sicher auch!"
"Dann wähle Ort und Zeitpunkt gut, meine Tochter! Ich wünsche dir viel Glück! Erleben werde ich es wohl nicht mehr!"
Er zieht mich hinüber in seine Räume und nimmt eine kleine goldene Karaffe vom Regal. Bevor ich mich versehe, hat er mir ein wenig des Inhalts über den Kopf gegossen.
"Ich segne dich, meine Tochter!" sagt er, während dieser Aktion.
Ich falle ergriffen vor dem alten Mann auf die Knie und küsse seine Hand.
"Nun wollen wir nach Thaye sehen," meint Seine Heiligkeit, hilft mir auf und begleitet mich hinunter in den Innenhof.
Wir verabschieden uns später herzlich von Seiner Heiligkeit. Vielleicht ist dieses Treffen wirklich das letzte Mal, an dem wir Lama Rinpoche noch lebend sehen. Wenn Thaye seine Schulabschlussfeier hat, wäre Seine Heiligkeit schon über 90. Und ob ich ihn in den nächsten Jahren noch einmal mit Thaye besuchen kann, weiß ich noch nicht. Eines weiß ich jedoch sicher: Ich werde recherchieren müssen, ob die Familie Khön Ehepartner in der weitläufigen Verwandtschaft sucht, oder ob die jungen Leute sich kennenlernen und verlieben dürfen, ohne dass die Eltern ihnen hineinreden.
Thaye ist jetzt sieben Jahre alt. Würde ich 'heute' wiedergeboren und in die Klosterschule eingeschult werden, wäre mein Neffe dann 13 Jahre alt. Ich habe also drei Jahre Zeit bis zu seiner Schulentlassung, um ihm das erste Mal 'über den Weg zu laufen' und einen bleibenden Eindruck bei ihm zu hinterlassen, so dass er später nach mir sucht.
Bevor ich nach Hawaii zurückfliege, fahren wir mit dem Zug in die Stadt, in der er als Noah aufgewachsen ist. Dort verfestigt sich in mir der Eindruck, dass Daddy in Thaye weiterlebt. Er zeigt mehr gefühlsmäßige Reaktionen an den Orten mit Erinnerung, als ein 'normales' Kind.
*
In den folgenden Monaten meditiere ich in meiner Freizeit. Wenn ich spüre, dass mein Geist neben mich tritt und ich mich von außen betrachten kann, lasse ich ihn fliegen. Ich überquere im Geiste den Ozean und schaue mir die Schule des Sakya-Klosters in Weiterswiller an.
Mit Freude beobachte ich, wie Thaye lernt und debattiert, wie er Kungfu und das Meditieren übt.
Beinahe ein dreiviertel Jahr ist darüber inzwischen vergangen, als ein Paar um die 30 einen Lama in Weiterswiller aufsucht, um sich segnen zu lassen. Sie sind schon acht Jahre verheiratet, erzählen sie, und immer noch kinderlos. Nun wollen sie zu einer Reproduktionsklinik nach Straßburg fahren. Ich merke auf.
Nachdem sie von einem Lama gesegnet wurden, fahren sie zuversichtlich nachhause. Ich folge ihnen im Geiste und bin auch dabei, als sie in der Klinik eine Informationsveranstaltung besuchen. Der Arzt in dem von vielen Paaren gefüllten Saal, erklärt ihnen, dass man drei Eizellen absaugt und mit dem Samen des Ehemannes im Reagenz-Glas befruchtet. Dann setzt man sie der Frau an einem ihrer fruchtbaren Tage ein und hofft, dass sich mindestens ein Ei einnistet.
Dies kann beim ersten Mal schon passieren, oder bei irgendeinem Folgeversuch. Der Arzt sagt, dass es statistisch gesehen etwa acht Versuche benötigt, bis sich ein Ei erfolgreich einnistet.
Mit etwas gedrückter Stimmung fahren die Beiden wieder nachhause. Der Mann muntert seine Frau unterwegs auf, indem er sagt:
"Sei guten Mutes, Liebes! Wir haben nichts zu verlieren. Wir werden so oft nach Straßburg fahren bis du schwanger bist. Du kennst ja deine fruchtbaren Tage. Wenn zwei Wochen danach die Blutung ausbleibt, fahren wir wieder nach Weiterswiller um Buddha zu danken!"
Sie hängt sich bei ihm ein und lehnt sich an. Dieses Paar werde ich in den folgenden Meditationen nicht aus meinen inneren Augen lassen!
So bin ich geistig bei jedem ihrer Besuche in der Reproduktionsklinik mit anwesend und erlebe das Wechselbad der Gefühle mit. Beinahe ein Jahr ist vergangen, als ich fühle, dass sich eine ihrer befruchteten Eizellen einnistet.
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