Dienstag, 23. April 2024
Keltische Druiden -54
Ich zucke angstvoll zusammen und stemme mich mit den Armen hoch. Dabei schaue ich in die Augen eines Phelan -Wolfes-. Sogleich vernehme ich die beruhigenden Worte der Niallana:

"Keine Angst, Ceitidth! Das Rudel hat die Nacht bei uns verbracht, um uns zu wärmen. Jetzt, wo auch du wach bist, werden sie wieder ihrer Wege ziehen."

Ich drehe mich und setze mich auf. Dabei zieht mir ein Grautier seine Zunge durch mein Gesicht. Nun erheben sich die Wölfe einer nach dem Anderen wirklich und verlassen uns. Anschließend gehe ich zu einem nahen Bach und wasche mir den Schlaf aus den Augen.
Zurück in der Unterkunft der Niallana -Meisterin- hat sie das Feuer wieder angefacht und bereitet aus Wurzeln und Kräutern eine Suppe als Frühstück zu. Dabei spricht sie wieder das Wyda an. Ich frage nach, wie man dieses Wyda praktiziert:

"Was muss ich tun, ehrwürdige Niallana?"

"Du musst die Kraft der Natur, das frische Grün im Wald und auf den Wiesen, den tragenden Felsen unter deinen Füßen oder die bewegende Kraft des Wassers bewusst in dich aufnehmen. Öffne dich dafür, denn alle körperlichen Übungen haben zum Ziel, die Harmonie zwischen deinem menschlichen Sein und den feinstofflichen Schwingungen der Natur herzustellen. Damit stärkst du deine Lebensenergie. Öffne dein Bewusstsein im Zustand kindlicher Neugier und bewege dich mit der Natur.
Es gibt gewisse Kraftorte in der Natur. Du wirst fühlen, welcher Platz der passende ist, denn der Ort wird in dir einen Widerhall erzeugen."

"Es braucht also eine gewisse Vorbereitung?" frage ich neugierig.

"Ja, das wird dir im Anfang noch schwierig erscheinen. Bald aber hast du heraus, wie und vor allen Dingen wo du dich am besten gedanklich versenken kannst! Atme regelmäßig! Stehe aufrecht! Schließe für einen Moment die Augen und fühle, was du an diesem Ort an positiven Energien fühlen kannst!"

Nach dem Frühstück bleibe ich sitzen und folge den Anweisungen der weisen Frau, die sie mit eigenen Aktivitäten untermalt.

"Mach dir bewusst," redet meine Lehrerin weiter, "dass du nicht nur aus feststofflicher Materie bestehst - aus Muskeln und Knochen -, sondern dass du ein Energiefeld bist, ein feinstoffliches Wesen, und dein Körper in diesem Feld des Lichts inmitten der Natur existiert. Bei Wyda geht es um das reine Sein.
Deine Vitalität hat sein Zentrum im Bauchbereich, von dem aus die Funktion deiner Organe und des Blutkreislaufs gesteuert werden. Deine Gefühle haben ihr Zentrum in der Mitte deiner Brust. Empfindungen der Mitwesen in der Natur, Gefühlsregungen und deine Intuition kannst du dort spüren. Deine Gedanken haben ihr Zentrum hinter deiner Stirn. Dort werden deine Sinneswahrnehmungen bewertet und du kannst dich an Eindrücke und Erlebnisse erinnern."

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Samstag, 20. April 2024
Keltische Druiden -53
Sie macht eine Gedankenpause und erklärt mir dann:
"Wir haben über viele Generationen hinweg eine Methode entwickelt, die wir Wyda nennen. Es sind Übungen, die du dir von mir abschauen und selbst durchführen kannst, um deine Anam -Seele- über deinen Körper zu schulen, denn beide sind eins. Deine Gedanken richten sich an der Natur aus. Die Übungen fördern die Verbindung von Natur und Mensch, denn wir sind Teil von ihr. Jeder Übende nimmt Lebensenergie auf und kommt dabei zu der Erkenntnis, dass Mensch und Umwelt eine Einheit bilden."

"Dass wir als Olkani -Bauern- von der Natur abhängig sind, haben mir meine Eltern von klein auf vorgelebt," werfe ich ein.

"Ja," bestätigt die Niallana -Meisterin- und fährt fort: "Aber wir sind nicht nur abhängig von den Launen Kernunnis -Gott der allumfassenden Natur-. Ausgewählte Eingeweihte können nach jahrzehntelanger Übung auch die Lebensenergie in allem Gegenständlichen erkennen oder sogar auf magische Weise im Einklang mit der Natur verändern."

"Hm," mache ich. "Wir verbinden unser Denken, Fühlen und Handeln mit der Natur um uns herum und trotzdem braucht es Jahrzehnte bis wir die Energie des Lebens in Allem entdecken?"

Meine Múinteoira -Lehrerin- lächelt mich an und meint:
"Bei dem einen geht es schneller, andere brauchen etwas länger und wieder andere erreichen diesen Zustand nie. Aber dennoch können sie Verbindung mit den Geschöpfen der Natur aufnehmen und die natürlichen Schwingungen wieder in geordnete Bahnen lenken. Habe also Geduld und verliere nie den Mut!"

Ich nicke. Nach einer kurzen Pause unterweist mich meine Niallana weiter:

"Die Menschen weichen oft von der Überzeugung ab, dass das Eingebundensein in Natur und Kosmos ihr 'Normalzustand' ist. Sie entwickeln andere als die natürlichen Bedürfnisse und bekommen dadurch oft genug Probleme im Leben. Wir Druidi wissen, dass Atmen Pflanzen, Tiere und Menschen miteinander verbindet. Wir bewegen uns im Einklang mit der Natur fort. Wir Druidi wissen, dass das Leben zumeist aus feinstofflichen Schwingungen besteht und nicht nur aus feststofflicher Materie. Es ist so, dass nicht die Anam -Seele- in deinem Körper wohnt, solange du lebst. Sondern dein Körper lebt in deiner Seele und deine Seele lebt in der Natur!"

Es ist schon dunkel geworden und das wärmende Feuer ist heruntergebrannt. Wir legen uns in ihrem pflanzlichen Heim schlafen. Allerdings kann ich die halbe Nacht nicht einschlafen. So kommt es, dass ich am nächsten Morgen zunächst mit Schwierigkeiten kämpfe, wach zu werden. Dann fühle ich Körper, die sich an mich drücken und mich wärmen. Erschreckt reiße ich meine Augen auf und sehe Körper mit graubraunen Fellen, die sich an mich drücken.

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Mittwoch, 17. April 2024
Keltische Druiden -52
"Du musst lernen, deinen Körper zu beherrschen, junge Chihna -Schülerin-!" rät sie mir nun. "Wenn du eine Bewegung ausführst, musst du hochkonzentriert die Bewegung verfolgen. Umso stärker wirst du werden."

"Niallana Alba, welche Stärke meint ihr?"

Sie antwortet mir:
"Die Moan -Menschen-, die ihre Stärke konzentriert ausbilden, finden darüber innere Stärke."

"Wird sie mich mehr schützen, als meine äußeren Kräfte ausgeführt mit den Armen und Beinen?"

Druida Alba entgegnet mir nun:
"Solange das Herz furchtlos ist, gibt es keine Furcht! Wenn deine Anam -Seele- stark ist, schmilzt alle Furcht dahin, als wäre sie eine Schneeflocke, die in deine Hand fällt!"

"Ehrwürdige Niallana -Meisterin-, wie kann man seine innere Stärke finden?" frage ich interessiert weiter.

"Indem man mit der Natur um uns herum eins wird."

"Aber die Natur ist wild und gefährlich, haben mich meine Eltern gelehrt! Man muss sie fürchten," antworte ich.

Die ehrwürdige Niallana -Meisterin- erklärt mit einem wissenden Lächeln:

"Wo Math -Bär- und Mensch unvereint sind, kann der Mensch sterben. Doch, wo der Bär und der Moan -Mensch- eins sind, gibt es keine Angst, keine Gefahr. Welche Kreatur, die eins ist mit der Natur, greift sich selbst an?"

Darüber habe ich lange nachgedacht. Nach einer ganzen Weile fragt mich die Niallana:

"Suki uége -Frischling- was bedrückt dich?"

"Ehrwürdige Niallana, allein im Wald habe ich immer große Angst."

"Wovor?"

"Vor dem Tod."

"Ein Moan -Mensch-, der zu leben weiß, braucht den Tod nicht zu fürchten. Du wandelst ohne Furcht vor dem Bären und dem Auerochs, bist unverwundbar im Kampf!"

"Wie kann das sein?"

"Der Urbó -Auerochs- wird keine Stelle finden, wohin er sein Horn stoßen kann. Der Math -Bär- findet keine Stelle für seine Kralle und keine Waffe findet eine Stelle, den Menschen zu verletzen."

"Und warum nicht, Niallana -Meisterin-?" frage ich und schaue sie mit großen Augen erstaunt an.

Sie erklärt mir:
"Weil bei einem Menschen, der zu leben weiß, der Tod kein Tor findet, um einzutreten!"

"Was bedeutet 'zu leben wissen', ehrwürdige Niallana?"

"Das bringe ich dir gerade bei, kleine Suki uége -Frischling-. Präge dir alles ein und beherzige es."

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