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Dienstag, 22. März 2022
Doch die Liebe währet ewiglich -57
mariant, 11:45h
"Seid gegrüßt, ehrenwerte Eltern von Nguyen Minh Thoung," beginnt Thaye und hebt seine gefalteten Hände ebenso an sein Kinn.
Meine ehrenwerten Eltern erheben sich und Thaye zieht zwei weiße Schals aus seinem Gewand. Er legt Papa und Mama je einen Schal um die Schultern und verbeugt sich nun seinerseits vor ihnen. Damit hat er ihnen sein Interesse an mir bekundet. Nun müsste nach buddhistischer Tradition ein Ehevertrag ausgehandelt werden, - wenn meine ehrenwerten Eltern nicht ablehnen.
Thaye verbeugt sich und bietet ihnen an:
"Darf dich den ehrenwerten Herrschaften das Teehaus vorschlagen, unweit von hier?"
Mein verehrter Papa nickt und so verlassen wir vier das Gelände der Schule und des Klosters, um unweit davon ein Teehaus zu betreten. Papa lässt es sich nicht nehmen, die kulinarische Seite des Nachmittags mit dem Kellner zu besprechen. Während die Angestellten des Teehauses ihre Arbeit beginnen und uns einen freien Tisch zuweisen, habe ich 'rote Ohren'. Ich muss wirklich nachfühlen. Sie sind tatsächlich wärmer als der Rest des Kopfes, genau wie die Stirn - auch sie fühlt sich heiß an. Der ehrenwerte Papa scheint heute keine Kosten zu scheuen!
Nachdem Gebäck und Tee auf dem Tisch stehen, eröffnet Papa:
"Der hohe Herr interessiert sich für unsere Tochter..."
Damit begännen jetzt eigentlich die Verhandlungen zu unserer Verlobung. Aber Thaye macht es kurz:
"Ehrenwerte Eheleute Nguyen. Ich werde Minh Thoung stets Respekt und Ehrerbietung entgegenbringen. Ich werde sie lieben bis zum letzten Atemzug! Sie muss allerdings das Abitur machen und Sozialwissenschaften studieren. Das ist die Voraussetzung, dass sie irgendwann an meiner Seite das Internat auf Hawaii leitet, dessen Leitung jetzt noch in Händen Seiner Eminenz Khön Gyana liegt."
"Ich denke, dass Minh das schaffen wird!" sagt Papa und nickt mir zu.
Ich halte die Luft an. Natürlich will ich sämtliche staatlichen Mittel beantragen, die mir zustehen. Hoffentlich reicht das! Außerdem will ich all meine Kraft und Intellekt in das Studium stecken! Ich hebe die gefalteten Hände und verbeuge mich leicht. Anschließend sucht meine Hand unter dem Tisch die Hand Thayes und findet sie. Thaye drückt sanft und nickt mir aufmunternd zu.
Nun folgen zwei Stunden Smalltalk und danach gehen wir gemeinsam zum Bahnhof der Stadt. Dort endlich darf ich Thaye um den Hals fallen und auch meine ehrenwerten Eltern verabschieden sich - ganz europäisch - mit Handschlag von dem 'hohen Herrn' Khön Thaye Tenzin.
*
Wieder bin ich fünf Jahre von Thaye getrennt gewesen. Nun bin ich mit 21Jahren ausgebildete Sozialpädagogin. Mein Thaye hat das dreißigste Lebensjahr erreicht. In den vergangenen Jahren sind Thaye und ich per Whats App verbunden gewesen. So konnte er mich oft beraten und immer wieder Mut machen.
Thaye und seine Eltern sind aus Hawaii angereist. Seine Heiligkeit hat als Adresse der nun folgenden buddhistischen Hochzeit das Restaurant 'Palais de Chine' in Straßburg festgelegt. Meine ehrenwerten Eltern haben wieder die teure Kleidung aus dem Schrank genommen, die sie zu meiner Schulentlassung angelegt gehabt haben.
Ich selbst trage einen Traum in Weiß mit goldenen Applikationen. Die Familie Khön hat mir das Kleid zukommen lassen. Wir lassen uns von einem Großraum-Taxi zum Restaurant fahren. Thaye hat meinen ehrenwerten Eltern bei meiner Schulentlassung schon die Hadas geschenkt, die weißen Schals. Diese Geste gilt als Antrag. Darauf hätte damals das Verfassen eines Heiratsvertrages erfolgen sollen. Thaye hat damals dazu den Besuch der Teestube in Weiterswiller angeregt. Aber daraus wurde letztlich nur ein mündlicher Vertrag, der mit Handschlag besiegelt worden ist.
Meinen ehrenwerten Eltern hat das Wort des 'hohen Herrn' Khön Thaye Tenzin ausgereicht. Nun steht meine Hochzeit mit Thaye unmittelbar bevor. Meine Eltern sind von ihm reich beschenkt worden, wie es bei einer buddhistischen Hochzeit üblich ist.
Als wir vor dem Restaurant aus dem Taxi aussteigen, kommen junge Mönche, um uns respektvoll zu begrüßen und ins Innere zu geleiten. Mein Rollstuhl wird aufgeklappt und mein ehrenwerter Papa schiebt mich in das Restaurant, während meine ehrenwerten Großeltern und die nächsten Verwandten uns folgen. Wir dürfen zuerst an den Tischen Platz nehmen.
Anschließend setzen sich Thaye, seine Eltern, sein Onkel, seine Tante und einige verdiente Lamas hinzu. Thaye nimmt neben mir Platz und strahlt mich an. Als alle Anwesenden Platz genommen haben, erhebt sich Seine Heiligkeit Lama Khön Sakya Trizin und rezitiert einige weise Sprüche, die auf Buddha zurückgehen.
Nach dem Eröffnungstrunk erheben sich die Gäste nacheinander und überreichen dem Hochzeitspaar, Thaye und mir, je einen Hada. Danach wird getanzt. Thaye umtanzt gekonnt meinen Rollstuhl, mit dem ich ein paar Wendungen auf der Tanzfläche mache. Wir lachen fröhlich und sind glücklich wie kleine Kinder.
Meine ehrenwerten Eltern erheben sich und Thaye zieht zwei weiße Schals aus seinem Gewand. Er legt Papa und Mama je einen Schal um die Schultern und verbeugt sich nun seinerseits vor ihnen. Damit hat er ihnen sein Interesse an mir bekundet. Nun müsste nach buddhistischer Tradition ein Ehevertrag ausgehandelt werden, - wenn meine ehrenwerten Eltern nicht ablehnen.
Thaye verbeugt sich und bietet ihnen an:
"Darf dich den ehrenwerten Herrschaften das Teehaus vorschlagen, unweit von hier?"
Mein verehrter Papa nickt und so verlassen wir vier das Gelände der Schule und des Klosters, um unweit davon ein Teehaus zu betreten. Papa lässt es sich nicht nehmen, die kulinarische Seite des Nachmittags mit dem Kellner zu besprechen. Während die Angestellten des Teehauses ihre Arbeit beginnen und uns einen freien Tisch zuweisen, habe ich 'rote Ohren'. Ich muss wirklich nachfühlen. Sie sind tatsächlich wärmer als der Rest des Kopfes, genau wie die Stirn - auch sie fühlt sich heiß an. Der ehrenwerte Papa scheint heute keine Kosten zu scheuen!
Nachdem Gebäck und Tee auf dem Tisch stehen, eröffnet Papa:
"Der hohe Herr interessiert sich für unsere Tochter..."
Damit begännen jetzt eigentlich die Verhandlungen zu unserer Verlobung. Aber Thaye macht es kurz:
"Ehrenwerte Eheleute Nguyen. Ich werde Minh Thoung stets Respekt und Ehrerbietung entgegenbringen. Ich werde sie lieben bis zum letzten Atemzug! Sie muss allerdings das Abitur machen und Sozialwissenschaften studieren. Das ist die Voraussetzung, dass sie irgendwann an meiner Seite das Internat auf Hawaii leitet, dessen Leitung jetzt noch in Händen Seiner Eminenz Khön Gyana liegt."
"Ich denke, dass Minh das schaffen wird!" sagt Papa und nickt mir zu.
Ich halte die Luft an. Natürlich will ich sämtliche staatlichen Mittel beantragen, die mir zustehen. Hoffentlich reicht das! Außerdem will ich all meine Kraft und Intellekt in das Studium stecken! Ich hebe die gefalteten Hände und verbeuge mich leicht. Anschließend sucht meine Hand unter dem Tisch die Hand Thayes und findet sie. Thaye drückt sanft und nickt mir aufmunternd zu.
Nun folgen zwei Stunden Smalltalk und danach gehen wir gemeinsam zum Bahnhof der Stadt. Dort endlich darf ich Thaye um den Hals fallen und auch meine ehrenwerten Eltern verabschieden sich - ganz europäisch - mit Handschlag von dem 'hohen Herrn' Khön Thaye Tenzin.
*
Wieder bin ich fünf Jahre von Thaye getrennt gewesen. Nun bin ich mit 21Jahren ausgebildete Sozialpädagogin. Mein Thaye hat das dreißigste Lebensjahr erreicht. In den vergangenen Jahren sind Thaye und ich per Whats App verbunden gewesen. So konnte er mich oft beraten und immer wieder Mut machen.
Thaye und seine Eltern sind aus Hawaii angereist. Seine Heiligkeit hat als Adresse der nun folgenden buddhistischen Hochzeit das Restaurant 'Palais de Chine' in Straßburg festgelegt. Meine ehrenwerten Eltern haben wieder die teure Kleidung aus dem Schrank genommen, die sie zu meiner Schulentlassung angelegt gehabt haben.
Ich selbst trage einen Traum in Weiß mit goldenen Applikationen. Die Familie Khön hat mir das Kleid zukommen lassen. Wir lassen uns von einem Großraum-Taxi zum Restaurant fahren. Thaye hat meinen ehrenwerten Eltern bei meiner Schulentlassung schon die Hadas geschenkt, die weißen Schals. Diese Geste gilt als Antrag. Darauf hätte damals das Verfassen eines Heiratsvertrages erfolgen sollen. Thaye hat damals dazu den Besuch der Teestube in Weiterswiller angeregt. Aber daraus wurde letztlich nur ein mündlicher Vertrag, der mit Handschlag besiegelt worden ist.
Meinen ehrenwerten Eltern hat das Wort des 'hohen Herrn' Khön Thaye Tenzin ausgereicht. Nun steht meine Hochzeit mit Thaye unmittelbar bevor. Meine Eltern sind von ihm reich beschenkt worden, wie es bei einer buddhistischen Hochzeit üblich ist.
Als wir vor dem Restaurant aus dem Taxi aussteigen, kommen junge Mönche, um uns respektvoll zu begrüßen und ins Innere zu geleiten. Mein Rollstuhl wird aufgeklappt und mein ehrenwerter Papa schiebt mich in das Restaurant, während meine ehrenwerten Großeltern und die nächsten Verwandten uns folgen. Wir dürfen zuerst an den Tischen Platz nehmen.
Anschließend setzen sich Thaye, seine Eltern, sein Onkel, seine Tante und einige verdiente Lamas hinzu. Thaye nimmt neben mir Platz und strahlt mich an. Als alle Anwesenden Platz genommen haben, erhebt sich Seine Heiligkeit Lama Khön Sakya Trizin und rezitiert einige weise Sprüche, die auf Buddha zurückgehen.
Nach dem Eröffnungstrunk erheben sich die Gäste nacheinander und überreichen dem Hochzeitspaar, Thaye und mir, je einen Hada. Danach wird getanzt. Thaye umtanzt gekonnt meinen Rollstuhl, mit dem ich ein paar Wendungen auf der Tanzfläche mache. Wir lachen fröhlich und sind glücklich wie kleine Kinder.
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