Donnerstag, 24. März 2022
Doch die Liebe währet ewiglich -59
'Dies ist ein idealer Ort für ein Picknick', denke ich bei mir!

Thaye holt die Decke aus dem Auto und breitet sie in einiger Entfernung vom SUV aus. Danach trägt er den Korb dorthin und setzt ihn mitten auf die Decke. Nun öffnet er die Beifahrertür und hebt mich aus dem Auto, um mich auf der Decke abzusetzen.

Er sichert anschließend das Fahrzeug und setzt sich mir gegenüber auf die Decke. Während er mich bedient, frage ich ihn, leicht verunsichert:

"Thaye, dieser Platz hier... Die abschüssige Wiese mit dem Wasserfall im Hintergrund... Ich weiß, es klingt verrückt, hier zu sitzen kommt mir irgendwie vertraut vor... Weißt du da mehr darüber?"

"Schatz, horche in dich hinein... Schließe die Augen, lasse die Umgebung hier auf dich wirken und fühle dem Klang des Namens 'Yong Tai' nach. Assoziiere den Namen einmal nicht mit der Foundation, sondern stelle dir in Gedanken eine Person dieses Namens vor. Was fühlst du?"

Ich versuche es, schließe die Augen, nehmen den Duft und die Geräusche der Umgebung auf und sehe plötzlich eine ältere Frau vor meinem inneren Auge, die meiner ehrenwerten Schwiegermutter sehr ähnlich sieht. Auch sie ist eindeutig eine native Hawaiian. Sie lächelt mir zu. Aber die Erscheinung verblasst wieder, lässt sich nicht festhalten. Als man das Gesicht nicht mehr erkennen kann, kehrt sich die Entwicklung um.

Jetzt wird eine andere Frau immer deutlicher vor meinem inneren Auge. Es ist eine Asiatin wie ich, ein wenig älter nur und hochschwanger. Auch diese Frau lächelt mir zu. Sie nickt, als ich 'Yong Tai' gedanklich artikuliere, und verbeugt sich leicht. Sie zeigt auf sich und dann von sich weg. Ich habe den Eindruck, als zeigt sie auf mich. Dabei hält sie zwei Finger der anderen Hand hoch, schaut darauf, schüttelt den Kopf und bedeckt die beiden Finger mit der anderen Hand. Anschließend zieht sie die Hand weg und zeigt nur noch den hochgereckten Daumen der anderen Hand. Dann macht sie eine Geste, als will sie mich einladen, in ihre Arme zu kommen, mich von ihr umarmen zu lassen.

In diesem Moment schlage ich die Augen wieder auf und schaue Thaye verstört an. Ich erzähle ihm, was ich gesehen habe und er lächelt mich verliebt an.

"Ich könnte jetzt aufspringen, den Hang ein kurzes Stück hinunterlaufen und mich dann fallenlassen, als wäre ich über etwas gestolpert. Ich würde nicht mehr aufstehen... Was ginge da in dir vor? Was würdest du tun?"

"Wahrscheinlich würde ich nach dir rufen und in Sorge um dich zu dir hinrobben, da ich mich nicht traue hier auf der Wiese aufrecht zu gehen. Unterwegs würde ich bestimmt immer wieder nach dir rufen. Mein Herz würde aussetzen. Ich hätte Angst um dich!"

"Halt!" ruft er aus. "Lass die Phantasie nicht zu sehr mit dir durchgehen!"

"Thaye!" antworte ich ihm empört. "Das ist keine Phantasie! Du hast mich gefragt und ich habe dir ehrlich geantwortet!"

"Ich weiß es ja," meint er versöhnlich und zieht so an meiner Schulter, dass ich auf seinen Oberschenkeln zu Liegen komme.

"Schau mal," sagt er nun, während er mir zärtlich eine Haarsträhne aus der Stirn schiebt. "Du hast sicher schon einmal den Spruch gehört 'Die Liebe ist die stärkste Macht im Universum. Sie verbindet über den Tod hinaus.'"

"Ich liebe dich auch, Thaye!" flüstere ich.

Thaye hebt mich etwas an und beugt sich gleichzeitig zu mir herunter. Ich umfasse seinen Nacken mit meinen Armen und wir küssen uns innig. Die Welt um uns versinkt in Bedeutungslosigkeit. Nur wir Zwei sind jetzt wichtig.

Danach lässt er mich wieder auf seine Oberschenkel zurücksinken und redet weiter:

"Vor vielen Jahren hat mein ehrenwerter Großvater, Lama Kyobpa, seiner Frau Yong Tai versprochen, dass er sie ewig lieben würde. Durch einen feigen Anschlag verstarb seine große Liebe viel zu früh. Sie war da hochschwanger, sollte in wenigen Tagen ihr Baby zur Welt bringen. Lama Kyobpa suchte nach ihrer Wiedergeburt und fand Zwillinge in einem Kinderheim, die die Prüfungen bestanden. Mit ihnen baute er das Internat auf.
Ein Zwilling heiratete und bekam neun Monate nach Lama Kyobpas Heimgang einen Sohn. Der andere Zwilling, die Patentante, ließ den Jungen prüfen, ob er vielleicht die Wiedergeburt ihres geliebten Daddys sei. Die Prüfung fiel positiv aus. Wenige Jahre darauf wachte auch sie aus einer tiefen Meditation nicht mehr auf. Dann traf der Junge, in dem Lama Kyobpa weiterleben soll, ein Mädchen, das neun Monate nach dem Heimgang seiner Tante geboren worden war.
Die, inzwischen junge Frau, wurde diskret getestet. Der Junge war sich einigermaßen sicher und heiratete die junge Frau. Nicht nur in Europa, auch und gerade hier auf Hawaii gibt es spirituelle Orte, die an die große Liebe des Paares erinnern. Nur eine bestimmte junge Frau kann dort ihre früheren Wesenheiten treffen..."

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