Montag, 1. Juli 2024
Neue Philosophie -07
"He!" rufe ich und hebe die Hände.

In diesem Moment springt meine Retterin von einem umgestürzten moosbewachsenen Stamm an meine Seite. Sie bedroht die Männer um mich herum mit ihrem Dolch, faucht und sagt in ihrer Sprache zu ihnen:

"Beruhigt euch, Leute! Beruhigt euch!"

"Dieser Nabuh wollen wir hier nicht haben!" antwortet der Anführer der Jagdgruppe.

"Es gab ein Zeichen! Dies ist eine Sache für die Okape -Schamanin-!"

"Bringen wir ihn zur Schamanin!" entscheidet der Anführer.

Ich habe kein Wort ihres kurzen Streitgespräches auf Yanomam verstanden, kann ihm aber entnehmen, dass ich hier unerwünscht bin. Das Ergebnis ist, dass ich in die Mitte genommen werde. Nun habe ich 'Geleitschutz' zum Ziel meiner Retterin. Für die anderen Yanomami könnte es sich auch um meine Gefangennahme handeln.

Ich kenne mich in der Gesellschaftsstruktur der Yanomami zu wenig aus, um das Erlebnis bewerten zu können. Wer ist meine Retterin? Wieso hat ihr Wort soviel Gewicht unter den Männern um mich herum? Ist ihre Gesellschaft etwa matriarchalisch organisiert, und nicht patriarchalisch wie unsere... obwohl unsere Zivilgesellschaft ebenfalls im Begriff steht, sich zum Matriarchalischen hin zu drehen, wie mein persönlicher Eindruck ist?

Nach einigen Stunden des Bewegens durch das Unterholz, wobei ich vollends meine Orientierung verliere, erreichen wir eine Palisadenwand. Wir gehen auf eine breite Öffnung zwischen den in den Waldboden gerammten und von Zweigen befreiten Baumstämmen zu.

Meine Retterin ist während der Wanderung zwischen den bewaffneten und mit roten Mustern bemalten Männern an meiner Seite geblieben. Jetzt wendet sie sich zu mir und erklärt:

"Ipa Shapopo, Village my!"

*

Mein Name ist Tatsumi Hajime. Ich habe einen gutbezahlten Job, bin aber leider noch nicht verheiratet. Meine Familie gehört dem japanischen Buddhismus an. Deshalb lebe ich nach den buddhistischen Regeln. Dennoch heißt das nicht, dass ich alles überzählige Geld den Armen gebe. Zurzeit wohne ich noch bei meinen Eltern, so dass ich einen Großteil meines Einkommens für später auf die Seite legen kann. Ich habe mich dafür entschieden, mein Geld in Aktien anzulegen, denn ich will mir irgendwann ein Kominka, ein altes Landhaus in den Bergen kaufen und für meine Bedürfnisse umbauen.

Ich habe gehört, dass es wegen der Landflucht inzwischen rund 11 Millionen Akiya -leerstehende Häuser- auf dem Land gibt. Viele davon sind traditionelle Kominka, ohne Nägel und Schrauben mit bester traditioneller Handwerkskunst gefertigt.

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