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Sonntag, 16. Juni 2024
Neue Philosophie -02
mariant, 12:01h
Wir verlassen das Flughafengebäude und gehen an einigen Taxis vorbei, die uns die knapp vier Kilometer ins Stadtzentrum bringen möchten. Pedro steuert auf einen schmutzig-grünen Landrover zu, der seine besten Tage auch schon hinter sich hat. Ich mache es mir mit meinem Gepäck auf dem Rücksitz bequem, während sich mein Guide vorne neben den Fahrer setzt. Nun beginnt die Höllenfahrt über eine Urwaldpiste.
Unterwegs schlagen an mehreren Stellen Pfeile gegen die Karosserie. Mein Guide kommentiert das gelassen.
"Das müssen Sie gelassen sehen, Senhor Potter. Wenn sie uns töten wollten, würden sie höher zielen. Ich frage mich, wie nah sie sein müssen, um das Sicherheitsglas zu durchschlagen. Ich denke, sie trauen sich bei Tag nicht zu nahe heran!"
"Das sind die Partisanen, die euch das Leben schwer machen?" frage ich erstaunt. "Wisst ihr, von welchem Volk sie sind?"
"Das kann ich ihnen leider nicht beantworten. Erst einmal könnten es Yanomami sein. Aber es könnten ebenso Pemón sein, die Yanomami-Waffen gebrauchen, um disfarcado -undercover- zu bleiben."
"Oh, okay," gebe ich erstaunt zurück.
Die meiste Zeit der Fahrt bleibe ich stumm und beobachte nur.
Im Camp angekommen, erhalte ich zuerst eine Schlafstelle in einem kleinen Zweibett-Raum zugewiesen. Anschließend soll ich mich zu einer Sicherheits-Unterweisung im Büro des Chefs des Sicherheitsdienstes melden.
Major Trevor Miles begrüßt mich freundlich und bietet mir einen Sitzplatz an. Er selbst setzt sich mir gegenüber auf die Kante seines Schreibtisches. Mit überlegen lächelndem Gesichtsausdruck erklärt er mir:
"Nehmen Sie sich bei ihren Aufträgen in Acht! Da draußen will alles, was im Wald kreucht, fleucht oder auch nur kauert, Sie umbringen und verspeisen. Sind Sie außerhalb des Zaunes unterwegs, verstehen Sie bald den Begriff 'grüne Hölle'."
"Ich werde auf mich aufpassen, Major!"
"Die Fauna hat das Mimikri in Jahrmillionen verfeinert, Potter. Ein im Wind schwankender Zweig entpuppt sich plötzlich als Giftschlange! Dann kann es mitunter schon zu spät sein, wenn Sie nicht rechtzeitig ein Gegengift bekommen. Und die Wilden... Sie tauchen ihre Pfeile üblicherweise in das Nervengift der Pfeilgiftfrösche, das ihr Herz in einer Minute zum Stillstand bringt!"
Ich antworte ihm:
"Hm, da Sie die Gefahren kennen, wird es im Camp Unterweisungsmaterial geben, denke ich. Das werde ich mir in den nächsten Tagen 'reinziehen!"
"Tun Sie das, Potter! Tun sie das. Es könnte ihre Lebensversicherung sein."
Unterwegs schlagen an mehreren Stellen Pfeile gegen die Karosserie. Mein Guide kommentiert das gelassen.
"Das müssen Sie gelassen sehen, Senhor Potter. Wenn sie uns töten wollten, würden sie höher zielen. Ich frage mich, wie nah sie sein müssen, um das Sicherheitsglas zu durchschlagen. Ich denke, sie trauen sich bei Tag nicht zu nahe heran!"
"Das sind die Partisanen, die euch das Leben schwer machen?" frage ich erstaunt. "Wisst ihr, von welchem Volk sie sind?"
"Das kann ich ihnen leider nicht beantworten. Erst einmal könnten es Yanomami sein. Aber es könnten ebenso Pemón sein, die Yanomami-Waffen gebrauchen, um disfarcado -undercover- zu bleiben."
"Oh, okay," gebe ich erstaunt zurück.
Die meiste Zeit der Fahrt bleibe ich stumm und beobachte nur.
Im Camp angekommen, erhalte ich zuerst eine Schlafstelle in einem kleinen Zweibett-Raum zugewiesen. Anschließend soll ich mich zu einer Sicherheits-Unterweisung im Büro des Chefs des Sicherheitsdienstes melden.
Major Trevor Miles begrüßt mich freundlich und bietet mir einen Sitzplatz an. Er selbst setzt sich mir gegenüber auf die Kante seines Schreibtisches. Mit überlegen lächelndem Gesichtsausdruck erklärt er mir:
"Nehmen Sie sich bei ihren Aufträgen in Acht! Da draußen will alles, was im Wald kreucht, fleucht oder auch nur kauert, Sie umbringen und verspeisen. Sind Sie außerhalb des Zaunes unterwegs, verstehen Sie bald den Begriff 'grüne Hölle'."
"Ich werde auf mich aufpassen, Major!"
"Die Fauna hat das Mimikri in Jahrmillionen verfeinert, Potter. Ein im Wind schwankender Zweig entpuppt sich plötzlich als Giftschlange! Dann kann es mitunter schon zu spät sein, wenn Sie nicht rechtzeitig ein Gegengift bekommen. Und die Wilden... Sie tauchen ihre Pfeile üblicherweise in das Nervengift der Pfeilgiftfrösche, das ihr Herz in einer Minute zum Stillstand bringt!"
Ich antworte ihm:
"Hm, da Sie die Gefahren kennen, wird es im Camp Unterweisungsmaterial geben, denke ich. Das werde ich mir in den nächsten Tagen 'reinziehen!"
"Tun Sie das, Potter! Tun sie das. Es könnte ihre Lebensversicherung sein."
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Donnerstag, 13. Juni 2024
Neue Philosophie -01
mariant, 10:05h
--Aufbruch nach Amazonien--
Nach meiner Entlassung aus der British Army habe ich, Sean Potter, eine neue Beschäftigung gesucht. Zehn Jahre bin ich beim Militär gewesen und habe an den verschiedensten Krisenherden der Welt gekämpft. Ich bin nun auf eine Sicherheitsfirma gestoßen, die frühere Armee-Angehörige sucht.
Ich habe mich beworben und bin angenommen worden. Mein Agent gibt mir kurz darauf Flugdaten und eine Bordkarte für einen Flug von London Heathrow International Airport nach Brasilien. Mein erster Auftrag liest sich wie eine Bewährungsprobe: Ich soll eine Mine in Südamerika gemeinsam mit anderen Söldnern vor Partisanen schützen.
Mein Zielflughafen liegt im Norden von Brasilien, an der Grenze zu Venezuela. Er heißt Aeroporto Internacional de Boa Vista und mein Flieger braucht dafür etwas über 17 Stunden. Von dort soll es nicht mehr weit zu der Mine sein, meinem neuen Arbeitsplatz.
Auf dem Flug schlafe ich erst einmal ausgiebig. Meine Erfahrungen in der Army sagen mir, dass ich nach der Ankunft möglicherweise fit sein muss. Nachdem ich mich auf der Bordtoilette frisch gemacht habe, hole ich mir alle Informationen über das Zielgebiet auf den kleinen Monitor vor mir, die ich bekommen kann. Es sind allerdings hauptsächlich Informationen touristischer Art. Dann finde ich noch eine Karte über die Siedlungsgebiete indigener Völker am Ziel.
Mir werden zwei Völker vorgestellt. Da sind zum einen die Pemón. Sie haben anscheinend schon länger Kontakt zu Unsereins, denn sie kleiden sich in Shorts und T-Shirt. Sie leben zumeist in der Gran Sabana, einer Grassteppe und wohnen in Wellblechhütten.
Demgegenüber leben dort die Yanomami. Sie scheuen den Kontakt mit unsereins und stemmen sich gegen die Moderne. Die Yanomami leben in den nördlichen Ausläufern des Amazonas-Regenwalds und wickeln sich in Schnüre. Den Rest ihrer nackten Haut bedeckt ein Lendenschurz aus Gras.
Ich soll also eine Mine gegen die Angriffe von Partisanen schützen. Sicher weiß man in der Mine mehr über die Identität. Dass die Yanomami gegen die Mine vorgehen, kann ich mir nicht wirklich vorstellen.
'Es müssen bestimmt die Pemón sein, da sie sicher wissen, worum es geht,' denke ich mir. 'Oder da sind noch andere Gruppen aktiv.'
In Boa Vista angekommen, merke ich, wie steif das lange Sitzen macht. Ich warte geduldig an der Gepäckausgabe, bis ich meinen Rucksack aus Army-Beständen ausgehändigt bekomme. Danach wende ich mich dem Ausgang zu und lasse meinen Blick wandern. Endlich entdecke ich einen Einheimischen mit einem Schild aus Pappe in der Hand, auf dem mein Name steht.
Ich gehe auf den Mann zu und spreche ihn an:
"Olá! Ich bin ihr Mann! Mein Name ist Korporal Sean Potter."
"Olá, os Brancos nennen mich Pedro. Dann folgen Sie mir bitte."
Nach meiner Entlassung aus der British Army habe ich, Sean Potter, eine neue Beschäftigung gesucht. Zehn Jahre bin ich beim Militär gewesen und habe an den verschiedensten Krisenherden der Welt gekämpft. Ich bin nun auf eine Sicherheitsfirma gestoßen, die frühere Armee-Angehörige sucht.
Ich habe mich beworben und bin angenommen worden. Mein Agent gibt mir kurz darauf Flugdaten und eine Bordkarte für einen Flug von London Heathrow International Airport nach Brasilien. Mein erster Auftrag liest sich wie eine Bewährungsprobe: Ich soll eine Mine in Südamerika gemeinsam mit anderen Söldnern vor Partisanen schützen.
Mein Zielflughafen liegt im Norden von Brasilien, an der Grenze zu Venezuela. Er heißt Aeroporto Internacional de Boa Vista und mein Flieger braucht dafür etwas über 17 Stunden. Von dort soll es nicht mehr weit zu der Mine sein, meinem neuen Arbeitsplatz.
Auf dem Flug schlafe ich erst einmal ausgiebig. Meine Erfahrungen in der Army sagen mir, dass ich nach der Ankunft möglicherweise fit sein muss. Nachdem ich mich auf der Bordtoilette frisch gemacht habe, hole ich mir alle Informationen über das Zielgebiet auf den kleinen Monitor vor mir, die ich bekommen kann. Es sind allerdings hauptsächlich Informationen touristischer Art. Dann finde ich noch eine Karte über die Siedlungsgebiete indigener Völker am Ziel.
Mir werden zwei Völker vorgestellt. Da sind zum einen die Pemón. Sie haben anscheinend schon länger Kontakt zu Unsereins, denn sie kleiden sich in Shorts und T-Shirt. Sie leben zumeist in der Gran Sabana, einer Grassteppe und wohnen in Wellblechhütten.
Demgegenüber leben dort die Yanomami. Sie scheuen den Kontakt mit unsereins und stemmen sich gegen die Moderne. Die Yanomami leben in den nördlichen Ausläufern des Amazonas-Regenwalds und wickeln sich in Schnüre. Den Rest ihrer nackten Haut bedeckt ein Lendenschurz aus Gras.
Ich soll also eine Mine gegen die Angriffe von Partisanen schützen. Sicher weiß man in der Mine mehr über die Identität. Dass die Yanomami gegen die Mine vorgehen, kann ich mir nicht wirklich vorstellen.
'Es müssen bestimmt die Pemón sein, da sie sicher wissen, worum es geht,' denke ich mir. 'Oder da sind noch andere Gruppen aktiv.'
In Boa Vista angekommen, merke ich, wie steif das lange Sitzen macht. Ich warte geduldig an der Gepäckausgabe, bis ich meinen Rucksack aus Army-Beständen ausgehändigt bekomme. Danach wende ich mich dem Ausgang zu und lasse meinen Blick wandern. Endlich entdecke ich einen Einheimischen mit einem Schild aus Pappe in der Hand, auf dem mein Name steht.
Ich gehe auf den Mann zu und spreche ihn an:
"Olá! Ich bin ihr Mann! Mein Name ist Korporal Sean Potter."
"Olá, os Brancos nennen mich Pedro. Dann folgen Sie mir bitte."
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Montag, 10. Juni 2024
Keltische Druiden -70
mariant, 09:15h
Ich spüre wie ein Sog entsteht, als Ceitidth in ihren Körper zurückwechselt. Nachdem eine volle Nacht vergangen ist, schlage ich meine Augen wieder auf. Der Erzdruide hat seine Hände von unseren Stirnen genommen. Nun versichere ich ihm:
"Mir geht es gut, verehrter Meister Ulik. Wie ist der Zustand meiner Schülerin?"
"Sie hat anscheinend den Weg zurück zu ihrem Körper gefunden. Das Tor zur Anderswelt hat ihre Anam wohl nicht gewählt."
Der Druid-uche hat sich einen Ratair -Stuhl- herangezogen und lässt sich erschöpft darauf nieder. Auch ich fühle mich irgendwie ausgelaugt.
In diesem Moment regt sich Ceitidth. Sie wendet ihren Kopf und schaut mich an. Nach einem Moment betrachten, äußert sie sich mit kratziger Stimme:
"Ich kenne dich, nicht wahr?"
Ihr meinen Kopf zuwendend, lächele ich und antworte:
"Ja, und ich kenne dich ebenfalls, Ceitidth, meine Schülerin."
"Du bist Alba, meine verehrte Múinteoira -Lehrerin- und liebe Ersatzmutter!"
"Du hast dich für mich geopfert..."
"Ein Leben für viele! Du hättest weitere Chihna ausbilden können, liebe Alba!"
Ich nicke. Wenn der Fürst mit seinen Mannen nicht rechtzeitig gekommen wäre, hätte der Ugrier auch mich getötet und das Gold einkassiert! Zum Glück hat sich der Anführer der Fremden verrechnet: Unter den Fellen auf dem Ochsenkarren ist kein Gold gewesen, sondern Elitekrieger des Fürsten, und dieser hat mit seinen Mannen die Folterorgie genutzt, um unbemerkt heran zu kommen. Ihr antworte ich:
"Du hast alles richtig gemacht, Ceitidth. Die Ehre der Druiden wurde gewahrt."
Der Druid-uche stimmt einen rituellen Gesang an. Darin dankt er den Göttern. Ich falle nach einem Moment in den Gesang ein.
"Mir geht es gut, verehrter Meister Ulik. Wie ist der Zustand meiner Schülerin?"
"Sie hat anscheinend den Weg zurück zu ihrem Körper gefunden. Das Tor zur Anderswelt hat ihre Anam wohl nicht gewählt."
Der Druid-uche hat sich einen Ratair -Stuhl- herangezogen und lässt sich erschöpft darauf nieder. Auch ich fühle mich irgendwie ausgelaugt.
In diesem Moment regt sich Ceitidth. Sie wendet ihren Kopf und schaut mich an. Nach einem Moment betrachten, äußert sie sich mit kratziger Stimme:
"Ich kenne dich, nicht wahr?"
Ihr meinen Kopf zuwendend, lächele ich und antworte:
"Ja, und ich kenne dich ebenfalls, Ceitidth, meine Schülerin."
"Du bist Alba, meine verehrte Múinteoira -Lehrerin- und liebe Ersatzmutter!"
"Du hast dich für mich geopfert..."
"Ein Leben für viele! Du hättest weitere Chihna ausbilden können, liebe Alba!"
Ich nicke. Wenn der Fürst mit seinen Mannen nicht rechtzeitig gekommen wäre, hätte der Ugrier auch mich getötet und das Gold einkassiert! Zum Glück hat sich der Anführer der Fremden verrechnet: Unter den Fellen auf dem Ochsenkarren ist kein Gold gewesen, sondern Elitekrieger des Fürsten, und dieser hat mit seinen Mannen die Folterorgie genutzt, um unbemerkt heran zu kommen. Ihr antworte ich:
"Du hast alles richtig gemacht, Ceitidth. Die Ehre der Druiden wurde gewahrt."
Der Druid-uche stimmt einen rituellen Gesang an. Darin dankt er den Göttern. Ich falle nach einem Moment in den Gesang ein.
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