Samstag, 12. Februar 2022
Doch die Liebe währet ewiglich -19
mariant, 11:19h
Noah macht große Augen. Ich erkläre es ihm:
"Seine Heiligkeit hat mir empfohlen, bei meinem Auftrag einen schusssicheren Anzug zu tragen. Das Kleidungsstück ist schwer, aber es schützt vor feigen Heckenschützen, die aus dem Verborgenen agieren.
Um den Anzug zu beherrschen, muss man zuerst einmal Krafttraining im Anzug machen. Auch Reaktionstraining... Man darf den Anzug nicht mehr als Bürde empfinden, quasi vergessen, dass man ihn trägt. Das dauert ein paar Tage intensiven Trainings! Man muss lernen, auch im Anzug selbstsicher und beherrscht zu sein!"
"Ich darf dich begleiten!" schließt er erfreut aus meinen Ausführungen. Seine Augen strahlen mich an.
"Langsam!" bremse ich ihn. "Zuerst wirst du mit mir im Anzug trainieren. Dies sind weitere Übungen auf deinem Lebensweg. Welche Richtung dein Lebensweg nimmt, weiß man immer erst an den Scheidepunkten!"
Ich erhebe mich und zusammen gehen wir in die Kleiderkammer. Dort ziehen wir eine weite Hose in grauem Außenstoff an. Es folgen Schnürstiefel und eine lange Jacke. Darunter trage ich mein safrangelbes Tshirt und Noah sein dunkelrotes. So angezogen gehen wir in einen kleinen Trainingsraum und beginnen mit dem Krafttraining. In einer Trainingspause fragt Noah:
"Eine bedrängte Schwester in Hamburg. - Was ist da los, Tsopo -Meister-?"
"Wir sollen sie beschützen. Sie hat zwar schon Personenschützer von ihrer Firma gestellt bekommen. Aber sie fühlt sich in Gegenwart eines buddhistischen Mönches aus unserem Kloster sicherer. Sie kennt unseren Ehrenkodex und unsere Fertigkeiten in Verteidigung.
Eine Anzeige bei der Polizei läuft auch schon, wegen Drohbriefen. Der Auftrag wäre mit der Verhaftung der Schuldigen beendet."
"Das klingt unspektakulär!" meint Noah.
"Das sollte es auch sein, mein junger Schüler!" antworte ich. "Aber die Situation könnte eskalieren und dann heißt es, unter allen Umständen Ruhe bewahren und überlegt handeln!"
"Dazu fühle ich mich in der Lage," meint er.
"Hm," mache ich, und schaue ihm in die Augen. "Würdest du mich begleiten, wirst du in Situationen kommen, in denen du Angst bekommst. Das ist menschlich! Du darfst dich von ihr aber niemals beherrschen lassen! Auch dann nicht, wenn es sich dabei um die Angst um nahestehende Personen handelt!
Wenn jemand zum Beispiel deine Mutter angreift und sie sinkt verletzt zu Boden: Niemals darfst du dich dem Zorn hingeben und blinder Aggressivität den Vorrang in deinen Gedanken einräumen. Damit würdest du dich schwächen und deiner Mutter einen Bärendienst erweisen, statt ihr zu helfen!"
Als ich seine Mutter in die Überlegungen hineinziehe, werden Noahs Augen groß. Sein Atem geht schneller. Also senke ich die Hand und fordere ihn auf:
"Ausatmen!"
Dann hebe ich die Hand und sage:
"Einatmen!"
Dies wiederhole ich mehrmals, bis er sich beruhigt hat. Anschließend meine ich:
"Siehst du! Die Angst um eine nahestehende geliebte Person lässt dich noch immer alles vergessen, was du bisher gelernt hast. Du bist noch nicht bereit!"
*
Wir erreichen Hamburg. Ich habe Noah trotz Bedenken mitgenommen, um seinen Charakter weiter zu bilden und damit seine Ausbildung weiterzuführen. Außerdem kennt er unsere Auftraggeberin aus seiner Kindheit.
Vom Hamburger Hauptbahnhof werden wir mit einer schweren Limousine abgeholt und ins Bankenviertel gefahren. Dort hat unsere Auftraggeberin die oberen Etagen eines Bürohochhauses angemietet. Die oberste Etage dient ihr als Wohnung, mit einer Reihe von Gästezimmern und Zimmern für Hausangestellte.
Aus der Tiefgarage fahren wir in Begleitung des Chauffeurs mit dem Aufzug in die neunte Etage. Unwillkürlich werfe ich einen Zipfel des roten Mantels der Mönchskleidung über meine Schulter. Noah, der genauso gekleidet ist, schaut mich an. Ich lächele und er erwidert es.
Aus dem Aufzug betreten wir direkt ein wohnlich eingerichtetes Foyer. Unsere Auftraggeberin empfängt uns in Begleitung eines Mannes in schwarzer Lederkleidung mit einer Schusswaffe im Schulterhalfter.
Ich verbeuge mich und begrüße sie, bevor sie ein Wort an uns richten kann:
"Verehrte Frau Li, es ist mir eine große Freude, Euch gesund wiederzusehen."
Sie neigt höflich ihren Kopf und antwortet:
"Die Wiedersehensfreude ist ganz meinerseits! Ich hätte Euch gerne schon viel früher und unter anderen Umständen wiedergesehen, ehrwürdiger Lama Rinpoche."
"Seine Heiligkeit hat mir empfohlen, bei meinem Auftrag einen schusssicheren Anzug zu tragen. Das Kleidungsstück ist schwer, aber es schützt vor feigen Heckenschützen, die aus dem Verborgenen agieren.
Um den Anzug zu beherrschen, muss man zuerst einmal Krafttraining im Anzug machen. Auch Reaktionstraining... Man darf den Anzug nicht mehr als Bürde empfinden, quasi vergessen, dass man ihn trägt. Das dauert ein paar Tage intensiven Trainings! Man muss lernen, auch im Anzug selbstsicher und beherrscht zu sein!"
"Ich darf dich begleiten!" schließt er erfreut aus meinen Ausführungen. Seine Augen strahlen mich an.
"Langsam!" bremse ich ihn. "Zuerst wirst du mit mir im Anzug trainieren. Dies sind weitere Übungen auf deinem Lebensweg. Welche Richtung dein Lebensweg nimmt, weiß man immer erst an den Scheidepunkten!"
Ich erhebe mich und zusammen gehen wir in die Kleiderkammer. Dort ziehen wir eine weite Hose in grauem Außenstoff an. Es folgen Schnürstiefel und eine lange Jacke. Darunter trage ich mein safrangelbes Tshirt und Noah sein dunkelrotes. So angezogen gehen wir in einen kleinen Trainingsraum und beginnen mit dem Krafttraining. In einer Trainingspause fragt Noah:
"Eine bedrängte Schwester in Hamburg. - Was ist da los, Tsopo -Meister-?"
"Wir sollen sie beschützen. Sie hat zwar schon Personenschützer von ihrer Firma gestellt bekommen. Aber sie fühlt sich in Gegenwart eines buddhistischen Mönches aus unserem Kloster sicherer. Sie kennt unseren Ehrenkodex und unsere Fertigkeiten in Verteidigung.
Eine Anzeige bei der Polizei läuft auch schon, wegen Drohbriefen. Der Auftrag wäre mit der Verhaftung der Schuldigen beendet."
"Das klingt unspektakulär!" meint Noah.
"Das sollte es auch sein, mein junger Schüler!" antworte ich. "Aber die Situation könnte eskalieren und dann heißt es, unter allen Umständen Ruhe bewahren und überlegt handeln!"
"Dazu fühle ich mich in der Lage," meint er.
"Hm," mache ich, und schaue ihm in die Augen. "Würdest du mich begleiten, wirst du in Situationen kommen, in denen du Angst bekommst. Das ist menschlich! Du darfst dich von ihr aber niemals beherrschen lassen! Auch dann nicht, wenn es sich dabei um die Angst um nahestehende Personen handelt!
Wenn jemand zum Beispiel deine Mutter angreift und sie sinkt verletzt zu Boden: Niemals darfst du dich dem Zorn hingeben und blinder Aggressivität den Vorrang in deinen Gedanken einräumen. Damit würdest du dich schwächen und deiner Mutter einen Bärendienst erweisen, statt ihr zu helfen!"
Als ich seine Mutter in die Überlegungen hineinziehe, werden Noahs Augen groß. Sein Atem geht schneller. Also senke ich die Hand und fordere ihn auf:
"Ausatmen!"
Dann hebe ich die Hand und sage:
"Einatmen!"
Dies wiederhole ich mehrmals, bis er sich beruhigt hat. Anschließend meine ich:
"Siehst du! Die Angst um eine nahestehende geliebte Person lässt dich noch immer alles vergessen, was du bisher gelernt hast. Du bist noch nicht bereit!"
*
Wir erreichen Hamburg. Ich habe Noah trotz Bedenken mitgenommen, um seinen Charakter weiter zu bilden und damit seine Ausbildung weiterzuführen. Außerdem kennt er unsere Auftraggeberin aus seiner Kindheit.
Vom Hamburger Hauptbahnhof werden wir mit einer schweren Limousine abgeholt und ins Bankenviertel gefahren. Dort hat unsere Auftraggeberin die oberen Etagen eines Bürohochhauses angemietet. Die oberste Etage dient ihr als Wohnung, mit einer Reihe von Gästezimmern und Zimmern für Hausangestellte.
Aus der Tiefgarage fahren wir in Begleitung des Chauffeurs mit dem Aufzug in die neunte Etage. Unwillkürlich werfe ich einen Zipfel des roten Mantels der Mönchskleidung über meine Schulter. Noah, der genauso gekleidet ist, schaut mich an. Ich lächele und er erwidert es.
Aus dem Aufzug betreten wir direkt ein wohnlich eingerichtetes Foyer. Unsere Auftraggeberin empfängt uns in Begleitung eines Mannes in schwarzer Lederkleidung mit einer Schusswaffe im Schulterhalfter.
Ich verbeuge mich und begrüße sie, bevor sie ein Wort an uns richten kann:
"Verehrte Frau Li, es ist mir eine große Freude, Euch gesund wiederzusehen."
Sie neigt höflich ihren Kopf und antwortet:
"Die Wiedersehensfreude ist ganz meinerseits! Ich hätte Euch gerne schon viel früher und unter anderen Umständen wiedergesehen, ehrwürdiger Lama Rinpoche."
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