Mittwoch, 2. März 2022
Doch die Liebe währet ewiglich -37
mariant, 10:46h
"Meine Mädchen werden dort die Klosterschule besuchen. Vielleicht entwickeln sich Freundschaften unter den Schülerinnen und sie werden eingeladen in deren Familien die Ferien zu verbringen. Dabei lernen sie die Lebensart der Leute kennen und nehmen sie vielleicht zum Teil an.
Nach der Schule sollen sie hier in Deutschland studieren, um soziale Berufe ausüben zu dürfen. Danach gehen wir nach Hawaii zurück und reaktivieren Li Yong Tais Villa im Grünen. Sie soll ein Kinderheim für Straßenkinder werden, also für entwurzelte 5-16jährige etwa. Sie erhalten Unterricht und danach Bewerbungstraining."
"Und was tust du dort?" fragt er konkret.
"Nun, ich werde in Weiterswiller mein Finanzwissen anbieten, wo es gebraucht wird. Auf Hawaii werde ich in dieser Funktion sicher auch gebraucht," meine ich. "Die Villa, und damit das Kinderheim, bekommt als Dach eine Foundation, die Li Yong Tais Erbe verwaltet."
Seine Heiligkeit nickt.
"Das ist ein guter Plan!" sagt er.
Er schlägt den Gong an. Die Lamas dieses Klosters kommen herein und verteilen sich an den Wänden. Einige haben Instrumente dabei. Sie stimmen ein dumpf gesungenes Gebet an, begleitet von Trommel und Flötenmusik. Lama Rinpoche trägt die goldene Kanne mit geweihtem Wasser herein und ein weiterer Lama hat eine goldene Schale in der Hand.
Ich erinnere mich an Lama Rinpoches Prophezeiung vor einigen Tagen und bleibe auf den Knien, meine Mädchen im Arm haltend. Nun werden mir einige Tropfen des Wassers über die Stirn gegossen und mit der Schale wieder aufgefangen. Seine Heiligkeit beugt sich lächelnd vor und setzt mir einen Mönchshut auf.
"Sei gesegnet auf deinem weiteren Lebensweg, Gelong Noah!" sagt er dabei.
Ich werfe mich vor ihm zu Boden, wobei mir der Hut vom Kopf rutscht. Nach einigen Sekunden komme ich wieder hoch. Andrea hat sich nach dem Hut gebückt und reicht ihn mir jetzt. Ich setze ihn lächelnd auf und streiche ihr sanft über ihr Haar.
*
Zehn Jahre leben wir nun im Kloster in den Bergen des Elsaß. Meine Mädchen sind inzwischen 15Jahre alt geworden. Das Leben unter den Menschen hier hat sie Respekt und Achtung gegenüber Älteren gelehrt. Sie sind sehr vernünftig geworden.
Heute ist die Schulabschlussfeier. Seine Heiligkeit übergibt jedem Schulabgänger eine Urkunde. Meine Mädchen erhalten auch eine Übersetzung der Urkunde in deutscher Sprache. Dafür müssen sie warten, bis alle anderen Schüler und Schülerinnen ihre Urkunde erhalten haben.
Ich habe, wie die anderen Eltern, bei der Zeremonie zugeschaut, die wegen der großen Zahl der Leute im Innenhof stattfindet. Nun, als nur noch die Lamas anwesend sind, winkt Seine Heiligkeit mich näher heran. Unwillkürlich gehe ich vor dem Khenchen Lama auf die Knie. Die Lamas stimmen ein Gebet an, bei Trommel und Flötenmusik.
Zwei Gelong bringen heiliges Wasser herbei, das man mir über die Stirn fließen lässt. Seine Heiligkeit legt mir eine safrangelbe Schärpe über die Schultern und sagt:
"Sei für die Menschen wie die Sonne am Taghimmel oder wie der Mond am Nachthimmel, wo immer du dich aufhältst, Lama Kyobpa!"
Meine Mädchen schauen der Zeremonie mit offenen Mündern zu.
Anschließend erhebe ich mich und drücke meine Lippen auf seinen dargebotenen Handrücken. Ich entferne mich rückwärtsgehend. Anne und Andrea folgen mir. Wir betreten den Gang zu den Unterkünften. Anne sagt ergriffen:
"Lama Kyobpa - Das bedeutet Lehrer, Schützer, Verteidiger, Retter."
"Seine Heiligkeit gibt mir mit dem spirituellen Namen auch so etwas wie ein Programm für die Zukunft vor," erkläre ich ihr. "Er weiß natürlich, dass wir in ein paar Jahren nach Hawaii zurückgehen und was wir dort vorhaben."
Wir betreten mein Zimmer und nehmen alle roten Longshirts aus dem Schrank. Damit gehen wir zu den Gelongma, die sich um das Waschen und Ausbessern unserer Kleidung kümmern. Immer noch trage ich die safrangelbe Schärpe um die Schultern.
Die Nonnen nehmen meine Longshirts und tauschen sie gegen safrangelbe aus, meine neue Tracht als Lama.
Nun bereiten wir unsere Rückfahrt nach Deutschland vor. Meine Mädchen verabschieden sich von ihren Freundinnen, nicht ohne ihnen zu versichern, dass sie in ein paar Jahren wieder Kontakt zu ihnen suchen, sobald das Internat auf Hawaii angelaufen ist. Denn sicher werden wir pädagogisches und anderes Personal brauchen. Natürlich werden bis dahin noch einige Jahre vergehen.
*
In Deutschland angekommen besuchen wir als erstes mein Stamm-Kloster und Lama Rinpoche. Er freut sich über das Wiedersehen und will wissen, was wir als nächstes geplant haben.
"Anne und Andrea werden ihr deutsches Abitur an einem Berufskolleg in der Nähe machen," erkläre ich meinem Mentor. "Deutsch haben sie in den vergangenen Jahren durch mich gelernt, neben Französisch, dass sie im Elsaß brauchten. Jetzt werden sie das Erlernte im Alltag anwenden und perfektionieren können. Danach wird Anne Kinderkrankenschwester und -pflegerin lernen, und Andrea ein Studium in Pädagogik beginnen für den Lehrerberuf."
"Dann seid ihr mindestens noch sechs Jahre in Deutschland," schätzt Lama Rinpoche. "Wo wollt ihr da wohnen?"
"Wenn hier im Kloster für mich Platz ist, würde ich mich gerne in das Kloster integrieren wollen. So haben die Mädchen auch einen Bezugspunkt, der sie an Weiterswiller erinnert. Sie werden in der 80 Kilometer entfernten Kleinstadt eine gemeinsame Wohnung anmieten. Dort gibt es ein Berufskolleg. In zwei Jahren, nach dem Abitur, werden sie sich wohl neu orientieren müssen. Momentan werden die angestrebten Ausbildungen und Studiengänge in der 200 Kilometer entfernten Stadt angeboten. Ich denke, dass mich Anne und Andrea in den Semesterferien besuchen und ihren Dad nicht vergessen werden," antworte ich und zwinkere meinen Mädchen zu, die an meiner Seite auf dem Boden sitzen.
Nach der Schule sollen sie hier in Deutschland studieren, um soziale Berufe ausüben zu dürfen. Danach gehen wir nach Hawaii zurück und reaktivieren Li Yong Tais Villa im Grünen. Sie soll ein Kinderheim für Straßenkinder werden, also für entwurzelte 5-16jährige etwa. Sie erhalten Unterricht und danach Bewerbungstraining."
"Und was tust du dort?" fragt er konkret.
"Nun, ich werde in Weiterswiller mein Finanzwissen anbieten, wo es gebraucht wird. Auf Hawaii werde ich in dieser Funktion sicher auch gebraucht," meine ich. "Die Villa, und damit das Kinderheim, bekommt als Dach eine Foundation, die Li Yong Tais Erbe verwaltet."
Seine Heiligkeit nickt.
"Das ist ein guter Plan!" sagt er.
Er schlägt den Gong an. Die Lamas dieses Klosters kommen herein und verteilen sich an den Wänden. Einige haben Instrumente dabei. Sie stimmen ein dumpf gesungenes Gebet an, begleitet von Trommel und Flötenmusik. Lama Rinpoche trägt die goldene Kanne mit geweihtem Wasser herein und ein weiterer Lama hat eine goldene Schale in der Hand.
Ich erinnere mich an Lama Rinpoches Prophezeiung vor einigen Tagen und bleibe auf den Knien, meine Mädchen im Arm haltend. Nun werden mir einige Tropfen des Wassers über die Stirn gegossen und mit der Schale wieder aufgefangen. Seine Heiligkeit beugt sich lächelnd vor und setzt mir einen Mönchshut auf.
"Sei gesegnet auf deinem weiteren Lebensweg, Gelong Noah!" sagt er dabei.
Ich werfe mich vor ihm zu Boden, wobei mir der Hut vom Kopf rutscht. Nach einigen Sekunden komme ich wieder hoch. Andrea hat sich nach dem Hut gebückt und reicht ihn mir jetzt. Ich setze ihn lächelnd auf und streiche ihr sanft über ihr Haar.
*
Zehn Jahre leben wir nun im Kloster in den Bergen des Elsaß. Meine Mädchen sind inzwischen 15Jahre alt geworden. Das Leben unter den Menschen hier hat sie Respekt und Achtung gegenüber Älteren gelehrt. Sie sind sehr vernünftig geworden.
Heute ist die Schulabschlussfeier. Seine Heiligkeit übergibt jedem Schulabgänger eine Urkunde. Meine Mädchen erhalten auch eine Übersetzung der Urkunde in deutscher Sprache. Dafür müssen sie warten, bis alle anderen Schüler und Schülerinnen ihre Urkunde erhalten haben.
Ich habe, wie die anderen Eltern, bei der Zeremonie zugeschaut, die wegen der großen Zahl der Leute im Innenhof stattfindet. Nun, als nur noch die Lamas anwesend sind, winkt Seine Heiligkeit mich näher heran. Unwillkürlich gehe ich vor dem Khenchen Lama auf die Knie. Die Lamas stimmen ein Gebet an, bei Trommel und Flötenmusik.
Zwei Gelong bringen heiliges Wasser herbei, das man mir über die Stirn fließen lässt. Seine Heiligkeit legt mir eine safrangelbe Schärpe über die Schultern und sagt:
"Sei für die Menschen wie die Sonne am Taghimmel oder wie der Mond am Nachthimmel, wo immer du dich aufhältst, Lama Kyobpa!"
Meine Mädchen schauen der Zeremonie mit offenen Mündern zu.
Anschließend erhebe ich mich und drücke meine Lippen auf seinen dargebotenen Handrücken. Ich entferne mich rückwärtsgehend. Anne und Andrea folgen mir. Wir betreten den Gang zu den Unterkünften. Anne sagt ergriffen:
"Lama Kyobpa - Das bedeutet Lehrer, Schützer, Verteidiger, Retter."
"Seine Heiligkeit gibt mir mit dem spirituellen Namen auch so etwas wie ein Programm für die Zukunft vor," erkläre ich ihr. "Er weiß natürlich, dass wir in ein paar Jahren nach Hawaii zurückgehen und was wir dort vorhaben."
Wir betreten mein Zimmer und nehmen alle roten Longshirts aus dem Schrank. Damit gehen wir zu den Gelongma, die sich um das Waschen und Ausbessern unserer Kleidung kümmern. Immer noch trage ich die safrangelbe Schärpe um die Schultern.
Die Nonnen nehmen meine Longshirts und tauschen sie gegen safrangelbe aus, meine neue Tracht als Lama.
Nun bereiten wir unsere Rückfahrt nach Deutschland vor. Meine Mädchen verabschieden sich von ihren Freundinnen, nicht ohne ihnen zu versichern, dass sie in ein paar Jahren wieder Kontakt zu ihnen suchen, sobald das Internat auf Hawaii angelaufen ist. Denn sicher werden wir pädagogisches und anderes Personal brauchen. Natürlich werden bis dahin noch einige Jahre vergehen.
*
In Deutschland angekommen besuchen wir als erstes mein Stamm-Kloster und Lama Rinpoche. Er freut sich über das Wiedersehen und will wissen, was wir als nächstes geplant haben.
"Anne und Andrea werden ihr deutsches Abitur an einem Berufskolleg in der Nähe machen," erkläre ich meinem Mentor. "Deutsch haben sie in den vergangenen Jahren durch mich gelernt, neben Französisch, dass sie im Elsaß brauchten. Jetzt werden sie das Erlernte im Alltag anwenden und perfektionieren können. Danach wird Anne Kinderkrankenschwester und -pflegerin lernen, und Andrea ein Studium in Pädagogik beginnen für den Lehrerberuf."
"Dann seid ihr mindestens noch sechs Jahre in Deutschland," schätzt Lama Rinpoche. "Wo wollt ihr da wohnen?"
"Wenn hier im Kloster für mich Platz ist, würde ich mich gerne in das Kloster integrieren wollen. So haben die Mädchen auch einen Bezugspunkt, der sie an Weiterswiller erinnert. Sie werden in der 80 Kilometer entfernten Kleinstadt eine gemeinsame Wohnung anmieten. Dort gibt es ein Berufskolleg. In zwei Jahren, nach dem Abitur, werden sie sich wohl neu orientieren müssen. Momentan werden die angestrebten Ausbildungen und Studiengänge in der 200 Kilometer entfernten Stadt angeboten. Ich denke, dass mich Anne und Andrea in den Semesterferien besuchen und ihren Dad nicht vergessen werden," antworte ich und zwinkere meinen Mädchen zu, die an meiner Seite auf dem Boden sitzen.
... comment