Freitag, 29. April 2022
Kiron, der Sucher - 01
mariant, 11:33h
Als ein wandernder Guru in unser Dorf kommt, bin ich, Kiron -Lichtstrahl-, gerade 11 Jahre alt. Wir haben unser Spiel kurz unterbrochen und uns neugierig in seiner Nähe auf den Boden gesetzt. Padma, die Tochter des Patil -Dorfältesten- bringt ihm eine Schale Reis. Der Guru findet segensreiche Worte für sie. Er leert die Schale und Padma bringt sie zu ihrer Mutter zurück.
Nun wendet sich der heilige Mann uns Kindern zu. Er beginnt von einem Jungen zu erzählen, einem wie wir, der als Sohn reicher Eltern in einem schönen Haus aufgewachsen ist. Seine Mutter ist leider kurz nach seiner Geburt verstorben.
"Siddharta, so hat der Junge geheißen, kennt nur Luxus. Mit 16 Jahren musste er seine Cousine heiraten. Er kennt nur das Leben im Haus. Es einmal verlassen und draußen mit anderen Jungs spielen, hat er nie tun dürfen.
Sein Wunsch, das Leben draußen kennenzulernen, wird mit der Zeit stärker. So hat er sich heimlich fortgeschlichen und dabei lernt er zum ersten Mal in seinem Leben nackte Not kennen, einen krassen Gegensatz zu seinem Leben zuhause.
Er beobachtet, wie seine Mitmenschen leiden, weil sie arm, krank, einsam sind oder weil sie ein schlimmes Schicksal verkraften müssen.
Daneben sieht er aber auch gesunde und vom Schicksal verwöhnte, reiche Menschen, die unzufrieden oder neidisch auf andere sind. Menschen, die von Gier und Hass geplagt werden.
Als seine Frau ihm einen Sohn zur Welt bringt, verlässt er sein Elternhaus und ändert sein Leben. Er wandert umher auf der Suche nach Frieden und Erkenntnis. Zwischendurch hält er immer wieder inne und versinkt in seinen Gedanken. Dabei erkennt er irgendwann einen Weg, sich von allem Leid zu befreien.
Während seiner Wanderungen hat er ein bescheidenes Leben geführt, seinen Mitmenschen Mut gemacht und ihnen so Freude und Gutes beschert. Seinen Mitmenschen ist er mit Gelassenheit gegenübergetreten, ohne sie und ihr Handeln in irgendeiner Art zu bewerten. Darüber ist er zur wahren Erkenntnis aller Dinge gekommen. Das hat Siddharta zum Buddha -Erleuchteten- gemacht."
Während die anderen Kinder nach der Erzählung des Mannes aufstehen und ihr lärmendes Spiel wieder aufnehmen, bleibe ich nachdenklich sitzen. Ich bemerke gar nicht, dass mich einige meiner Spielkameraden anstoßen, um mich aufzufordern mit ihnen zu spielen.
"Siddharta hat all den Reichtum seiner Familie zurückgelassen? Was aus seiner Frau und seinem Sohn wird, hat ihn nicht gekümmert?" frage ich den Guru nach einer Weile.
"Ja," bestätigt der Mann und nickt mir freundlich lächelnd zu. "Ihn hat das Schicksal der Menschen interessiert und sich gefragt, wie sie ihr Leiden beenden können. Darüber hat er nachgedacht, wenn er sich auf seinen Wanderungen einmal niedergelassen hat."
"Er wollte also, dass die Menschen nicht mehr leiden," fasse ich seine Erzählung zusammen.
"Genau!" antwortet der Guru.
Nun sitze ich nachdenklich vor dem Guru auf dem Boden und denke nach. Eine ganze Weile später frage ich den Guru:
"Und du? Du ziehst umher und erzählst den Menschen die Geschichte. Was bezweckst du damit?"
"Ich habe mich als junger Mann, ungefähr in deinem Alter, auf die Wanderschaft begeben und bin dem Guru gefolgt, der damals in unser Dorf gekommen ist, wie ich heute zu euch. Ich wollte die gleichen Erfahrungen machen, wie Siddharta damals. Ich wollte über Meditationen mit der Zeit selber zum Erleuchteten werden."
"Und?" frage ich ihn. "Bist du es geworden?"
"Egal was du beginnst, mein Junge: es ist noch nie ein Meister aus den Wolken gefallen. Alles braucht seine Zeit! Geduld ist eine wichtige Eigenschaft, und natürlich Gelassenheit. Ein Guru muss den Leuten Gutes tun, ihnen Freude bereiten, bescheiden leben und seine Mittmenschen immer wieder seelisch aufrichten.
Siddharta Buddha ist 80 Jahre alt geworden, bis er starb und ins Nirwana einging."
"Du wanderst alleine durch die Landschaft. Kommst du mit zu meinen Eltern und sprichst mit ihnen? Dann kann ich dich begleiten und dein Shishy -Schüler- werden. Du kannst mich alles lehren, was du schon weißt!" biete ich ihm an.
Der Guru erhebt sich lächelnd aus dem Schneidersitz und lässt sich von mir zu meinem Elternhaus führen. Meine Mutter blickt im Hauptraum von der Kochstelle auf, als sich das Licht verdunkelt, das durch den Türrahmen hereinfällt. Sie erhebt sich vom Herd und nimmt die Teekanne vom Rand des Herdes. Nun gießt sie eine Teeschale halbvoll und reicht sie dem Gast mit einer Verbeugung.
Nun wendet sich der heilige Mann uns Kindern zu. Er beginnt von einem Jungen zu erzählen, einem wie wir, der als Sohn reicher Eltern in einem schönen Haus aufgewachsen ist. Seine Mutter ist leider kurz nach seiner Geburt verstorben.
"Siddharta, so hat der Junge geheißen, kennt nur Luxus. Mit 16 Jahren musste er seine Cousine heiraten. Er kennt nur das Leben im Haus. Es einmal verlassen und draußen mit anderen Jungs spielen, hat er nie tun dürfen.
Sein Wunsch, das Leben draußen kennenzulernen, wird mit der Zeit stärker. So hat er sich heimlich fortgeschlichen und dabei lernt er zum ersten Mal in seinem Leben nackte Not kennen, einen krassen Gegensatz zu seinem Leben zuhause.
Er beobachtet, wie seine Mitmenschen leiden, weil sie arm, krank, einsam sind oder weil sie ein schlimmes Schicksal verkraften müssen.
Daneben sieht er aber auch gesunde und vom Schicksal verwöhnte, reiche Menschen, die unzufrieden oder neidisch auf andere sind. Menschen, die von Gier und Hass geplagt werden.
Als seine Frau ihm einen Sohn zur Welt bringt, verlässt er sein Elternhaus und ändert sein Leben. Er wandert umher auf der Suche nach Frieden und Erkenntnis. Zwischendurch hält er immer wieder inne und versinkt in seinen Gedanken. Dabei erkennt er irgendwann einen Weg, sich von allem Leid zu befreien.
Während seiner Wanderungen hat er ein bescheidenes Leben geführt, seinen Mitmenschen Mut gemacht und ihnen so Freude und Gutes beschert. Seinen Mitmenschen ist er mit Gelassenheit gegenübergetreten, ohne sie und ihr Handeln in irgendeiner Art zu bewerten. Darüber ist er zur wahren Erkenntnis aller Dinge gekommen. Das hat Siddharta zum Buddha -Erleuchteten- gemacht."
Während die anderen Kinder nach der Erzählung des Mannes aufstehen und ihr lärmendes Spiel wieder aufnehmen, bleibe ich nachdenklich sitzen. Ich bemerke gar nicht, dass mich einige meiner Spielkameraden anstoßen, um mich aufzufordern mit ihnen zu spielen.
"Siddharta hat all den Reichtum seiner Familie zurückgelassen? Was aus seiner Frau und seinem Sohn wird, hat ihn nicht gekümmert?" frage ich den Guru nach einer Weile.
"Ja," bestätigt der Mann und nickt mir freundlich lächelnd zu. "Ihn hat das Schicksal der Menschen interessiert und sich gefragt, wie sie ihr Leiden beenden können. Darüber hat er nachgedacht, wenn er sich auf seinen Wanderungen einmal niedergelassen hat."
"Er wollte also, dass die Menschen nicht mehr leiden," fasse ich seine Erzählung zusammen.
"Genau!" antwortet der Guru.
Nun sitze ich nachdenklich vor dem Guru auf dem Boden und denke nach. Eine ganze Weile später frage ich den Guru:
"Und du? Du ziehst umher und erzählst den Menschen die Geschichte. Was bezweckst du damit?"
"Ich habe mich als junger Mann, ungefähr in deinem Alter, auf die Wanderschaft begeben und bin dem Guru gefolgt, der damals in unser Dorf gekommen ist, wie ich heute zu euch. Ich wollte die gleichen Erfahrungen machen, wie Siddharta damals. Ich wollte über Meditationen mit der Zeit selber zum Erleuchteten werden."
"Und?" frage ich ihn. "Bist du es geworden?"
"Egal was du beginnst, mein Junge: es ist noch nie ein Meister aus den Wolken gefallen. Alles braucht seine Zeit! Geduld ist eine wichtige Eigenschaft, und natürlich Gelassenheit. Ein Guru muss den Leuten Gutes tun, ihnen Freude bereiten, bescheiden leben und seine Mittmenschen immer wieder seelisch aufrichten.
Siddharta Buddha ist 80 Jahre alt geworden, bis er starb und ins Nirwana einging."
"Du wanderst alleine durch die Landschaft. Kommst du mit zu meinen Eltern und sprichst mit ihnen? Dann kann ich dich begleiten und dein Shishy -Schüler- werden. Du kannst mich alles lehren, was du schon weißt!" biete ich ihm an.
Der Guru erhebt sich lächelnd aus dem Schneidersitz und lässt sich von mir zu meinem Elternhaus führen. Meine Mutter blickt im Hauptraum von der Kochstelle auf, als sich das Licht verdunkelt, das durch den Türrahmen hereinfällt. Sie erhebt sich vom Herd und nimmt die Teekanne vom Rand des Herdes. Nun gießt sie eine Teeschale halbvoll und reicht sie dem Gast mit einer Verbeugung.
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