Samstag, 7. Mai 2022
Kiron, der Sucher - 05
mariant, 12:02h
Ich habe von meinem Lehrer sehr bald nach unserem Aufbruch einen eigenen Stock bekommen, mit dessen Hilfe das Gehen nicht so ermüdend ist. Er hat mir irgendwann von einer Selbstverteidigungstechnik erzählt, die er ?Kalaripayattu? nennt. Sie ist aus der genauen Beobachtung unserer wilden Brüder und Schwestern in der Natur entstanden. Wie sich Vögel, Raubtiere und ihre Beute verhalten, haben unsere Vorfahren nachgeahmt und daraus Griffe und Bewegungen entwickelt, mit oder ohne Stock oder andere Hilfsmittel.
Durch meine Verbindung mit Prana -Lebenshauch, der alles durchdringt- habe ich bei meinen von den Meditationen begleiteten Übungen bald eine besondere Fertigkeit erlangt.
Immer wieder erinnert mich Paramapaavan -seine Heiligkeit- daran:
"Denke daran, Kiron, setze deine Kenntnis nur zur Verteidigung ein!"
Ihm sind meine Kenntnisse allmählich unheimlich geworden, glaube ich.
Als wir uns wieder einmal einem Dorf nähern, um dort zu lehren, hören wir von der Seite den Schrei einer Frau in höchster Not. Wir schauen uns an und laufen näher heran. Ich bin schneller als mein Lehrer und komme hinzu, als ein junger Tiger im Begriff steht, eine junge Frau anzuspringen. Die Frau flüchtet, aber der Tiger ist natürlich schneller.
Ich komme von seitlich vorne und stoße dem gefährlichen Bruder meinen Stock zwischen die Zähne. Davon irritiert landet er auf seiner Flanke und rollt über den Rücken auf seine andere Seite, bevor er wieder auf die Füße kommt und mich anfaucht.
Währenddessen habe ich meinen Stock vom Boden aufgenommen und rede in leisem beruhigendem Ton auf das Tier ein. Der Tiger hat sich niedergelassen und faucht mich an. Dabei wird er immer ruhiger. Bald erhebt er sich wieder und dreht sich um. Immer wieder einmal den Kopf wendend und zurückblickend, entfernt er sich.
Mein Lehrer ist inzwischen heran. Als er die Szene überblicken kann, verhält er im Schritt und nähert sich langsam weiter. Schließlich erhebt er seine Stimme:
"Ich glaube, Kiron, ich kann dir weiter nichts mehr beibringen!"
"Paramapaavan -deine Heiligkeit-," antworte ich ihm, während ich den Platz des Geschehens überblicke. "Ich brauche dich, denn du bist meine Stimme der Moral!"
Beim Absuchen des Bodens entdecke ich den Grund, weswegen die junge Frau an diesem Ort gewesen ist. Ein Tonkrug liegt in einer Wasserlache auf der Seite im Gras. Aus ihm tropft Wasser heraus. Ich hebe ihn auf und trage ihn zum Fluss. Dort halte ich ihn unter Wasser, damit er sich wieder füllt.
Dann setze ich mich in Meditationshaltung davor und denke über das Wasser nach, dass sich vor mir im Krug befindet. Mein Guru macht mich auf Besuch aufmerksam. Drei Männer kommen auf uns zu. Sie haben Säbel und Lanzen in der Hand.
"Sucht ihr den Baagh -Tiger-?" ruft ihnen mein Lehrer entgegen.
Sie haben uns erreicht, als ich mich gerade erhebe. Ich bücke mich nach meinem Stock und hebe den Krug auf meine linke Schulter.
"Ja, er hätte meine Schwester Desna -das Geschenk- beinahe getötet. Wenn er sich noch hier in der Nähe herumtreibt, kann er dem Dorf gefährlich werden!" wird meinem Guru von einem der Bewaffneten geantwortet.
"Wir sind dazwischen gegangen und haben ihn überzeugt, seine Nahrung in einer anderen Richtung zu suchen. Mein Shishy -Schüler- hat den Krug der Frau wieder aufgefüllt. Wir wollen ihn zu ihr bringen!"
"In welche Richtung hat er sich zurückgezogen?"
Mein Guru zeigt ihnen die Richtung. Das scheint sie zu beruhigen. Sie wenden sich um und wir folgen ihnen. Bald darauf sehen wir die ersten Hütten. Die Männer führen uns zwischen zwei Hütten hindurch auf den leeren Dorfplatz. Als wir uns dort zeigen, kommen die ersten Jungs und Männer aus dem Dunkel ihrer Hütten. Unsere Führer müssen erklären, was die Jagd auf den Baagh -Tiger- ergeben hat. Sie erklären ihnen wortreich, was geschehen ist und verweisen für alles weitere auf uns.
Dann haben wir die Hütte erreicht, in der Desna und ihr Bruder wohnen. Seine Begleiter, die seine Cousins sind, wenden sich zu den Hütten ihrer Eltern. Unser Führer ruft in die Hütte hinein:
"Desna, komm heraus und bring unseren Krug der Maan -Mutter-."
Das Gesicht der jungen Frau erscheint im Sonnenlicht, das in den Eingang scheint. Sie äugt misstrauisch heraus. Als sie mich erblickt, mit einem Krug auf der Schulter, tritt sie vor den Eingang und beugt sich ehrfürchtig zu Boden.
Durch meine Verbindung mit Prana -Lebenshauch, der alles durchdringt- habe ich bei meinen von den Meditationen begleiteten Übungen bald eine besondere Fertigkeit erlangt.
Immer wieder erinnert mich Paramapaavan -seine Heiligkeit- daran:
"Denke daran, Kiron, setze deine Kenntnis nur zur Verteidigung ein!"
Ihm sind meine Kenntnisse allmählich unheimlich geworden, glaube ich.
Als wir uns wieder einmal einem Dorf nähern, um dort zu lehren, hören wir von der Seite den Schrei einer Frau in höchster Not. Wir schauen uns an und laufen näher heran. Ich bin schneller als mein Lehrer und komme hinzu, als ein junger Tiger im Begriff steht, eine junge Frau anzuspringen. Die Frau flüchtet, aber der Tiger ist natürlich schneller.
Ich komme von seitlich vorne und stoße dem gefährlichen Bruder meinen Stock zwischen die Zähne. Davon irritiert landet er auf seiner Flanke und rollt über den Rücken auf seine andere Seite, bevor er wieder auf die Füße kommt und mich anfaucht.
Währenddessen habe ich meinen Stock vom Boden aufgenommen und rede in leisem beruhigendem Ton auf das Tier ein. Der Tiger hat sich niedergelassen und faucht mich an. Dabei wird er immer ruhiger. Bald erhebt er sich wieder und dreht sich um. Immer wieder einmal den Kopf wendend und zurückblickend, entfernt er sich.
Mein Lehrer ist inzwischen heran. Als er die Szene überblicken kann, verhält er im Schritt und nähert sich langsam weiter. Schließlich erhebt er seine Stimme:
"Ich glaube, Kiron, ich kann dir weiter nichts mehr beibringen!"
"Paramapaavan -deine Heiligkeit-," antworte ich ihm, während ich den Platz des Geschehens überblicke. "Ich brauche dich, denn du bist meine Stimme der Moral!"
Beim Absuchen des Bodens entdecke ich den Grund, weswegen die junge Frau an diesem Ort gewesen ist. Ein Tonkrug liegt in einer Wasserlache auf der Seite im Gras. Aus ihm tropft Wasser heraus. Ich hebe ihn auf und trage ihn zum Fluss. Dort halte ich ihn unter Wasser, damit er sich wieder füllt.
Dann setze ich mich in Meditationshaltung davor und denke über das Wasser nach, dass sich vor mir im Krug befindet. Mein Guru macht mich auf Besuch aufmerksam. Drei Männer kommen auf uns zu. Sie haben Säbel und Lanzen in der Hand.
"Sucht ihr den Baagh -Tiger-?" ruft ihnen mein Lehrer entgegen.
Sie haben uns erreicht, als ich mich gerade erhebe. Ich bücke mich nach meinem Stock und hebe den Krug auf meine linke Schulter.
"Ja, er hätte meine Schwester Desna -das Geschenk- beinahe getötet. Wenn er sich noch hier in der Nähe herumtreibt, kann er dem Dorf gefährlich werden!" wird meinem Guru von einem der Bewaffneten geantwortet.
"Wir sind dazwischen gegangen und haben ihn überzeugt, seine Nahrung in einer anderen Richtung zu suchen. Mein Shishy -Schüler- hat den Krug der Frau wieder aufgefüllt. Wir wollen ihn zu ihr bringen!"
"In welche Richtung hat er sich zurückgezogen?"
Mein Guru zeigt ihnen die Richtung. Das scheint sie zu beruhigen. Sie wenden sich um und wir folgen ihnen. Bald darauf sehen wir die ersten Hütten. Die Männer führen uns zwischen zwei Hütten hindurch auf den leeren Dorfplatz. Als wir uns dort zeigen, kommen die ersten Jungs und Männer aus dem Dunkel ihrer Hütten. Unsere Führer müssen erklären, was die Jagd auf den Baagh -Tiger- ergeben hat. Sie erklären ihnen wortreich, was geschehen ist und verweisen für alles weitere auf uns.
Dann haben wir die Hütte erreicht, in der Desna und ihr Bruder wohnen. Seine Begleiter, die seine Cousins sind, wenden sich zu den Hütten ihrer Eltern. Unser Führer ruft in die Hütte hinein:
"Desna, komm heraus und bring unseren Krug der Maan -Mutter-."
Das Gesicht der jungen Frau erscheint im Sonnenlicht, das in den Eingang scheint. Sie äugt misstrauisch heraus. Als sie mich erblickt, mit einem Krug auf der Schulter, tritt sie vor den Eingang und beugt sich ehrfürchtig zu Boden.
... comment