Mittwoch, 25. Mai 2022
Kiron, der Sucher - 14
mariant, 11:27h
Die Frau hat ihm aufmerksam zugehört. Nun wendet sie sich wieder mir zu:
"Bitte, setz dich, Paramapaavan -deine Heiligkeit-. Meine liebe Tochter wird den ehrenwerten Vater informieren."
Dann wendet sie sich zu der jungen Frau um, die stellvertretend für ihre Mutter auf das Essen auf der Kochstelle geachtet hat:
"Manju, läufst du zu aadaraneey Pita -ehrenwerter Papa- und führst ihn nachhause?"
Die junge Frau erhebt sich und verbeugt sich vor mir. Dann tritt sie vor die Hütte und ist im nächsten Moment verschwunden. Die Mutter des Jungen entschuldigt sich und nimmt ihren Platz an der Kochstelle wieder ein.
Bis der Vater nachhause kommt, füllt der Junge meine Teeschale immer wieder nach.
Etwa eine halbe Stunde später betritt die junge Frau in Begleitung eines älteren Mannes die Hütte. Er lässt sich lächelnd mir gegenüber nieder. Der Junge schenkt auch ihm eine Schale Tee aus.
"Dein aufgeweckter Sohn hat mir einen Wunsch geoffenbart, den er gerne seinem Vater vortragen möchte," eröffne ich das Gespräch. Der Junge wiederholt, was er schon zu seiner Mutter gesagt hat.
Der Mann erwidert daraufhin lächelnd:
"Was macht Paramapaavan -seine Heiligkeit- so sicher, dass mein lieber Sohn, Ravi -Sonne-, ein geeigneter Shishy -Schüler- für dich sein könnte? Wir sind doch Anhänger von Krishna!"
Ich lächele den Mann an und antworte ihm:
"Auch der seelige Buddha ist in einer Hindu-Familie aufgewachsen. Ob ein Mensch im Laufe seines Lebens ein Guru werden kann, liegt also nicht an seiner Herkunft, sondern an seinen Werken im Laufe seines Lebens."
"Und Paramapaavan -seine Heiligkeit- nimmt an, dass mein Sohn dafür der Richtige wäre?"
"Er hat sein Interesse bekundet. Wer bin ich, ihm den Weg zu verbauen? Ob er der Richtige dafür ist, erkennt man erst mit der Zeit. Auch zeigt mir sein ehrliches Interesse, dass in ihm eine gute Seele wirkt!"
"Dann will ich meinem lieben Sohn auch keine Steine in den Weg legen!" entscheidet der Mann.
Die ältere Frau kommt jetzt mit einem Topf von der Kochstelle und füllt die Reisschale des Hausherrn. Anschließend erhalten wir alle von dem Reisgericht, das sie gekocht hat.
Nach dem Essen segne ich das Haus und seine Bewohner. Danach verlasse ich mit dem Jungen sein Elternhaus. Auf dem Weg aus dem Dorf, sage ich zu ihm:
"Ravi, wir verlassen nun deine Heimat. Vielleicht führt dich dein Schicksal irgendwann wieder hierher, aber für jetzt solltest du dich noch einmal umsehen! Es wird für lange Zeit das letzte Mal sein."
Mein alter Guru hat die gleichen Worte an mich gerichtet, als wir mein Heimatdorf verlassen haben. Bis jetzt hat mich mein Lebensweg noch nicht wieder zurückgeführt.
Ravi schaut zu mir auf. Ich nicke ihm aufmunternd zu, also dreht er sich noch einmal um und nimmt die bekannten Eindrücke ein letztes Mal in sich auf. Danach folgt er mir auf meinem Weg aus dem Dorf.
Während wir nebeneinander hergehen, spreche ich ihn an:
"Ravi, sei achtsam in deinem Leben. Hetze nicht, sondern nimm dir Zeit, damit du die Schönheit des Lebens in dich aufnehmen kannst. Schau einmal hier am Wegesrand! Der Löwenzahn möchte sich fortpflanzen. Er hat diese wunderschönen Samen gebildet, die kugelförmig angeordnet sind und nur auf einen Windstoß warten. Man verpasst unendlich viel, wenn man nicht achtsam im Leben ist. Man verpasst dann so viel im Leben, ohne wertvolle und kostbare Gelegenheiten zu erblicken und zu genießen."
Getreu dem Motto 'Der Weg ist das Ziel', haben wir es nicht eilig. Wir lassen die Natur auf uns einwirken, während ich beginne Ravi zu unterweisen. So gehen wir von Dorf zu Dorf auf dem Weg zurück zu unserem Ashram. Wir haben uns auf die andere Flussseite übersetzen lassen, denn dort gibt es auch Dörfer, die wie an einer Perlenkette am Fluss liegen. Auch diesen Menschen will ich Buddha nahebringen.
*
Fünf Jahre später ist unser Ashram auf acht Saadhu -Mönche- angewachsen. Drei von uns haben Zugang zu Prana -alles durchdringender Lebenshauch-. Dadurch, dass wir den jungen Saadhu aus den Dörfern in der Nähe Ausgang gewähren, wenn sie ein familiäres Fest besuchen wollen, erfahre ich von einem Kriegszug des Raaja -Königs- aus dem Nordosten. Flüsternd wird von Gerüchten erzählt, dass er mit einer großen Streitmacht, zu der auch Yuuth Haathee -Kriegselefanten- gehören, nach Südwesten, also in unsere Richtung unterwegs ist.
Ich versammele alle Saadhu- Mönche- meines Ashrams und bespreche mit ihnen die Lage. Außer mir kennt nur noch Amal diese Leute. Er ist damals dabei gewesen, als ich den Bauer auf dem Feld danach gefragt habe, wohin die stattliche Ernte gesandt wird. Darum lasse ich Amal von der Begegnung berichten.
Als er von den Mönchen berichtet, die dort eine völlig gegensätzliche Geisteshaltung verbreiten, stockt meinen Mitbrüdern der Atem.
"Der Bauer hat ihre Lebensregeln damals so beschrieben: Kümmere dich um Deine Stärke, denn Stärke ist Macht. Die Schwachen verdienen ihr Schicksal. Sie brauchen Dich nicht!
Lebe mit Leidenschaft, denn so erringst du Siege. Lass' dich dabei vom Zorn leiten, denn Zorn erzeugt Aggressivität.
Stelle deinen Feinden Fragen nach ihrer Stärke, ihrer größten Angst und was sie sehr schätzen. Damit erhältst du die Informationen, wie du deine Feinde schlagen kannst. Zum Schluss frage sie, worum sie dich am Meisten bitten, so wirst du wissen, wie du sie auf ewig unterdrücken kannst."
"Bitte, setz dich, Paramapaavan -deine Heiligkeit-. Meine liebe Tochter wird den ehrenwerten Vater informieren."
Dann wendet sie sich zu der jungen Frau um, die stellvertretend für ihre Mutter auf das Essen auf der Kochstelle geachtet hat:
"Manju, läufst du zu aadaraneey Pita -ehrenwerter Papa- und führst ihn nachhause?"
Die junge Frau erhebt sich und verbeugt sich vor mir. Dann tritt sie vor die Hütte und ist im nächsten Moment verschwunden. Die Mutter des Jungen entschuldigt sich und nimmt ihren Platz an der Kochstelle wieder ein.
Bis der Vater nachhause kommt, füllt der Junge meine Teeschale immer wieder nach.
Etwa eine halbe Stunde später betritt die junge Frau in Begleitung eines älteren Mannes die Hütte. Er lässt sich lächelnd mir gegenüber nieder. Der Junge schenkt auch ihm eine Schale Tee aus.
"Dein aufgeweckter Sohn hat mir einen Wunsch geoffenbart, den er gerne seinem Vater vortragen möchte," eröffne ich das Gespräch. Der Junge wiederholt, was er schon zu seiner Mutter gesagt hat.
Der Mann erwidert daraufhin lächelnd:
"Was macht Paramapaavan -seine Heiligkeit- so sicher, dass mein lieber Sohn, Ravi -Sonne-, ein geeigneter Shishy -Schüler- für dich sein könnte? Wir sind doch Anhänger von Krishna!"
Ich lächele den Mann an und antworte ihm:
"Auch der seelige Buddha ist in einer Hindu-Familie aufgewachsen. Ob ein Mensch im Laufe seines Lebens ein Guru werden kann, liegt also nicht an seiner Herkunft, sondern an seinen Werken im Laufe seines Lebens."
"Und Paramapaavan -seine Heiligkeit- nimmt an, dass mein Sohn dafür der Richtige wäre?"
"Er hat sein Interesse bekundet. Wer bin ich, ihm den Weg zu verbauen? Ob er der Richtige dafür ist, erkennt man erst mit der Zeit. Auch zeigt mir sein ehrliches Interesse, dass in ihm eine gute Seele wirkt!"
"Dann will ich meinem lieben Sohn auch keine Steine in den Weg legen!" entscheidet der Mann.
Die ältere Frau kommt jetzt mit einem Topf von der Kochstelle und füllt die Reisschale des Hausherrn. Anschließend erhalten wir alle von dem Reisgericht, das sie gekocht hat.
Nach dem Essen segne ich das Haus und seine Bewohner. Danach verlasse ich mit dem Jungen sein Elternhaus. Auf dem Weg aus dem Dorf, sage ich zu ihm:
"Ravi, wir verlassen nun deine Heimat. Vielleicht führt dich dein Schicksal irgendwann wieder hierher, aber für jetzt solltest du dich noch einmal umsehen! Es wird für lange Zeit das letzte Mal sein."
Mein alter Guru hat die gleichen Worte an mich gerichtet, als wir mein Heimatdorf verlassen haben. Bis jetzt hat mich mein Lebensweg noch nicht wieder zurückgeführt.
Ravi schaut zu mir auf. Ich nicke ihm aufmunternd zu, also dreht er sich noch einmal um und nimmt die bekannten Eindrücke ein letztes Mal in sich auf. Danach folgt er mir auf meinem Weg aus dem Dorf.
Während wir nebeneinander hergehen, spreche ich ihn an:
"Ravi, sei achtsam in deinem Leben. Hetze nicht, sondern nimm dir Zeit, damit du die Schönheit des Lebens in dich aufnehmen kannst. Schau einmal hier am Wegesrand! Der Löwenzahn möchte sich fortpflanzen. Er hat diese wunderschönen Samen gebildet, die kugelförmig angeordnet sind und nur auf einen Windstoß warten. Man verpasst unendlich viel, wenn man nicht achtsam im Leben ist. Man verpasst dann so viel im Leben, ohne wertvolle und kostbare Gelegenheiten zu erblicken und zu genießen."
Getreu dem Motto 'Der Weg ist das Ziel', haben wir es nicht eilig. Wir lassen die Natur auf uns einwirken, während ich beginne Ravi zu unterweisen. So gehen wir von Dorf zu Dorf auf dem Weg zurück zu unserem Ashram. Wir haben uns auf die andere Flussseite übersetzen lassen, denn dort gibt es auch Dörfer, die wie an einer Perlenkette am Fluss liegen. Auch diesen Menschen will ich Buddha nahebringen.
*
Fünf Jahre später ist unser Ashram auf acht Saadhu -Mönche- angewachsen. Drei von uns haben Zugang zu Prana -alles durchdringender Lebenshauch-. Dadurch, dass wir den jungen Saadhu aus den Dörfern in der Nähe Ausgang gewähren, wenn sie ein familiäres Fest besuchen wollen, erfahre ich von einem Kriegszug des Raaja -Königs- aus dem Nordosten. Flüsternd wird von Gerüchten erzählt, dass er mit einer großen Streitmacht, zu der auch Yuuth Haathee -Kriegselefanten- gehören, nach Südwesten, also in unsere Richtung unterwegs ist.
Ich versammele alle Saadhu- Mönche- meines Ashrams und bespreche mit ihnen die Lage. Außer mir kennt nur noch Amal diese Leute. Er ist damals dabei gewesen, als ich den Bauer auf dem Feld danach gefragt habe, wohin die stattliche Ernte gesandt wird. Darum lasse ich Amal von der Begegnung berichten.
Als er von den Mönchen berichtet, die dort eine völlig gegensätzliche Geisteshaltung verbreiten, stockt meinen Mitbrüdern der Atem.
"Der Bauer hat ihre Lebensregeln damals so beschrieben: Kümmere dich um Deine Stärke, denn Stärke ist Macht. Die Schwachen verdienen ihr Schicksal. Sie brauchen Dich nicht!
Lebe mit Leidenschaft, denn so erringst du Siege. Lass' dich dabei vom Zorn leiten, denn Zorn erzeugt Aggressivität.
Stelle deinen Feinden Fragen nach ihrer Stärke, ihrer größten Angst und was sie sehr schätzen. Damit erhältst du die Informationen, wie du deine Feinde schlagen kannst. Zum Schluss frage sie, worum sie dich am Meisten bitten, so wirst du wissen, wie du sie auf ewig unterdrücken kannst."
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