Samstag, 13. Juli 2024
Neue Philosophie -11
mariant, 09:51h
Jedes Dorf wird von einem gewählten Häuptling geführt und einem Schamanen. Manchmal sind beide Funktionen auch in Personalunion. Es gibt aber auch Dörfer, wo die Frau des Häuptlings die Schamanin des Ortes ist. Unsere Männer fragen nach einem Dorf, das Ärger mit einer Mine der Nabuh -Weißen- auf ihrem Gebiet hat.
Der Häuptling dieses Ortes weiß davon. Denchuu-San will nun wissen, ob man mit dem Thomoro -Kanu- dorthin kommen kann. Das verneint der Häuptling. Also müssen meine Männer durch den Regenwald wandern, geführt von einem Mann der Leute aus diesem Shapono.
Meine Leute bleiben noch zwei Tage bei den freundlichen Menschen mit ihrem besonderen Humor. Sie lieben es, die Nabuh zu necken. Dann lösen sie die Knoten, an denen ihre Hängematten befestigt sind und fragen nach dem Mann, der sie führen soll.
*
Als die Mitglieder des Henimou -Jagdexpedition- mit dem Nabuh -Weißen- und mir, Yarima, der Tochter des Häuptlings und der Okape -Schamanin- in unserem Shapono -Dorf- den Versammlungsplatz betreten, treten uns mein Vater, der Häuptling und meine Mutter, die Schamanin, entgegen.
Der Leiter der Jagdexpedition muss nun erklären, warum sie ohne Yarope -Tiere-, dafür aber mit einem Nabuh zurückkommen. Er wisse doch, dass Weißen, der Zugang ins Dorf verwehrt sei. Der Mann verweist auf mich. Ich hätte den Nabuh beschützt und gesagt, es hätte ein Zeichen gegeben.
Mein Vater wendet sich nun zu mir. Er fragt:
"Was hast du dazu zu sagen?"
Ich trete vor und antworte ihm:
"Ich wollte ihm einen Pfeil zwischen die Rippen senden, da er zu den bewaffneten Männern gehört, die das große Erdloch vor uns schützen sollen. Ich habe den Bogen gespannt, als sich ein Samen der heiligen Liane an seinem Schirmchen auf meinen Pfeil niederließ. Also tötete ich den Jaguar, der ihn bedrängte."
Ich mache eine Atempause, in der die umstehenden Männer grimmige Gesichter machen. Es ist verboten, ein Rishi -Doppeltier- ohne Not zu töten. Denn wenn man ein 'Doppeltier' tötet, stirbt nach unserem Glauben gleichzeitig das damit verbundene Yanomami thepe -Menschenwesen-. Nur Notwehr ist erlaubt.
Nach einem Atemzug berichte ich weiter:
"Ich habe mich dann entfernt, aber der Nabuh verfolgte mich. Ich schlug ihn und forderte ihn auf, zu seinen Leuten zurückzukehren. Plötzlich senken sich viele der Samen auf ihm nieder. It’l -Gott des Windes- hat uns ein Zeichen gesandt. Nur bei besonders reinen Seelen soll das geschehen, heißt es."
"Gut," antwortet mein Vater nach einer kurzen Weile. "Er wird bei uns leben und ein Yanomami werden. Du wirst ihm alles Nötige dafür beibringen!"
Der Häuptling dieses Ortes weiß davon. Denchuu-San will nun wissen, ob man mit dem Thomoro -Kanu- dorthin kommen kann. Das verneint der Häuptling. Also müssen meine Männer durch den Regenwald wandern, geführt von einem Mann der Leute aus diesem Shapono.
Meine Leute bleiben noch zwei Tage bei den freundlichen Menschen mit ihrem besonderen Humor. Sie lieben es, die Nabuh zu necken. Dann lösen sie die Knoten, an denen ihre Hängematten befestigt sind und fragen nach dem Mann, der sie führen soll.
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Als die Mitglieder des Henimou -Jagdexpedition- mit dem Nabuh -Weißen- und mir, Yarima, der Tochter des Häuptlings und der Okape -Schamanin- in unserem Shapono -Dorf- den Versammlungsplatz betreten, treten uns mein Vater, der Häuptling und meine Mutter, die Schamanin, entgegen.
Der Leiter der Jagdexpedition muss nun erklären, warum sie ohne Yarope -Tiere-, dafür aber mit einem Nabuh zurückkommen. Er wisse doch, dass Weißen, der Zugang ins Dorf verwehrt sei. Der Mann verweist auf mich. Ich hätte den Nabuh beschützt und gesagt, es hätte ein Zeichen gegeben.
Mein Vater wendet sich nun zu mir. Er fragt:
"Was hast du dazu zu sagen?"
Ich trete vor und antworte ihm:
"Ich wollte ihm einen Pfeil zwischen die Rippen senden, da er zu den bewaffneten Männern gehört, die das große Erdloch vor uns schützen sollen. Ich habe den Bogen gespannt, als sich ein Samen der heiligen Liane an seinem Schirmchen auf meinen Pfeil niederließ. Also tötete ich den Jaguar, der ihn bedrängte."
Ich mache eine Atempause, in der die umstehenden Männer grimmige Gesichter machen. Es ist verboten, ein Rishi -Doppeltier- ohne Not zu töten. Denn wenn man ein 'Doppeltier' tötet, stirbt nach unserem Glauben gleichzeitig das damit verbundene Yanomami thepe -Menschenwesen-. Nur Notwehr ist erlaubt.
Nach einem Atemzug berichte ich weiter:
"Ich habe mich dann entfernt, aber der Nabuh verfolgte mich. Ich schlug ihn und forderte ihn auf, zu seinen Leuten zurückzukehren. Plötzlich senken sich viele der Samen auf ihm nieder. It’l -Gott des Windes- hat uns ein Zeichen gesandt. Nur bei besonders reinen Seelen soll das geschehen, heißt es."
"Gut," antwortet mein Vater nach einer kurzen Weile. "Er wird bei uns leben und ein Yanomami werden. Du wirst ihm alles Nötige dafür beibringen!"
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