Sonntag, 8. September 2024
Neue Philosophie -30
Etwa eine Woche nach dem Gespräch kommt Waitheri, meine und meiner Kleinen -Bushikas- Tochter aufgeregt zu mir. Sie streift in ihrer Freizeit öfter durch den Wald und hat diesmal etwas ungewöhnliches bemerkt.

"Papa, ich habe im Urihi -Erdenwald- zwei Männer gesehen, mit einem flachen Stein in der Hand, wie dieser hier!"

Dabei zeigt sie auf das internetfähige Handy.

"Wie waren diese Männer gekleidet?" frage ich sie.

"Sie sehen aus wie wir," meint sie, mit einem zweifelnden Gesichtsausdruck. "Und einer der Beiden ist so alt wie Opa."

"Wir werden auf die Hwamape -Besucher- warten, denn anscheinend finden sie sich allein im Urihi zurecht," entscheide ich.

Gut zwei Stunden später treten sie in das Rund des Shabono -Dorfes- und werden sogleich von immer mehr Kindern umringt, die sie überall anfassen, schwatzen und lachen.

Sie lassen diese 'Begrüßung' stoisch über sich ergehen. Der Chef der Jäger, der Häuptling, die Schamanin und ich nähern uns den Ankömmlingen. Ich erkenne in den Männern die Besucher aus dem buddhistischen Kloster in Japan wieder, die uns auch damals beigestanden haben. Beide können sich mit uns auf Yanomam verständigen.

Sie werden zum Wohnsegment des Häuptlings geführt. Ich hole schnell die Steuerung der Drohne hinzu und dann spiele ich ihnen den SD-Speicher vor. Sie können auf diese Weise miterleben, was die Drohne in den letzten Wochen in Erfahrung gebracht hat. Wieder setzen sich die beiden Männer auf den Boden, schließen die Augen und beginnen mit ihrer Meditation.

Als sie sich wieder regen, haben die Frauen aus den Nachbarsegmenten Essen herübergereicht und wir lassen uns das Regenwald-Essen aus Maniok und Kochbananen, gekochten Maden und Papaya schmecken. Dabei berichten die Hwamape -Besucher- was sie während ihrer Meditation herausgefunden haben.

"Die damalige Minengesellschaft hat das Gelände mit allen Aufbauten, Fahrzeugen und Maschinen billig an einen Konkurrenten abgegeben. Sie hat allerdings auch davor gewarnt, dass in dem Gebiet Myriaden von Insekten in Wolken auftreten können. Nun haben wir es also mit einer anderen Gesellschaft zu tun, die auch noch mit modernstem Arbeitsgerät die Mine auszubeuten gedenkt."

"Sollten wir dann nicht frühzeitig gegen sie vorgehen? Bevor sie die Flüsse verseuchen..." frage ich.

Der ältere der Neuankömmlinge schaut ernst und schüttelt dann den Kopf.

"Hört mich an!" spricht nun der ältere der Mönche. "Lasst sie ihr Geld in die Renovierung der alten Mine stecken. Wenn die Mine ihre Arbeit aufnimmt, beginnen wir mit den Gegenmaßnahmen! - Unsere Philosophie ist: Jeder hat das Recht, sein Leben zu gestalten, wie er will. Erst wenn wir uns gegen die Machenschaften der Minengesellschaft verteidigen müssten, treten wir in Aktion."

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