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Donnerstag, 2. Juni 2022
Kiron, der Sucher - 19
mariant, 12:33h
Nun entsteht eine längere Pause, in der wir den Blick gesenkt halten. Plötzlich spricht Mahaamahim -seine Majestät- uns an:
"Vor Jahren hat dieses Königreich unter seinem vorigen Herrscher einen Eroberungskrieg gegen das Königreich meines ehrenwerten Bruders begonnen. Auch damals haben wir die feindliche Schlachtreihe erreicht, als die Schlacht eigentlich schon geschlagen war. Wir haben fürchterlich zugerichtete Leichen in Rüstungen gesehen. Durchgehende Schlachtrösser ohne Reiter sind gegen unsere Schlachtlinie galoppiert. Wir hatten ihnen eine Gasse geöffnet, um nicht überrannt zu werden und sind schließlich auf einen verletzten Kriegselefanten gestoßen, in dessen Korb sich der verletzte feindliche Herrscher und ein toter Saadhu -Mönch- in schwarzer Kesa -Robe- befand. Der feindliche Herrscher wurde zu unserem Raaja geführt, wo er sich unterwerfen musste. Die Herde Schlachtrösser wurde eingefangen und ebenfalls in unsere Hauptstadt gebracht. Beim Einmarsch unserer Truppe in die feindliche Hauptstadt sind eine Menge Saadhu -Mönche- Hals über Kopf aus diesem Tempel geflohen. Sie alle trugen schwarze Roben.
Habt ihr auch damals Raubtiere gegen das feindliche Heer gehetzt?"
Ich verbeuge mich leicht und bestätige es ihm:
"Ja, wir haben von der Philosophie der schwarzen Saadhu -Mönche- erfahren. Sie entspricht dem genauen Gegenteil dessen, was uns Buddha lehrt. Unser Informant hat berichtet, dass dieser Tempel vom Vater des feindlichen Herrschers erbaut worden ist als sein Mausoleum. Der Tempel wurde der Hindugottheit Vishnu gewidmet.
Als dann sein Sohn an die Macht gekommen ist, haben die schwarzen Mönche das Heiligtum gekapert und begonnen, die Landbevölkerung zu knechten. Nachdem wohl genügend Geld vorhanden war, um eine Invasionsarmee auszurüsten, haben sie das Unternehmen in ihrer aggressiven Verblendung begonnen.
Wir sagten uns, dass wir nicht untätig zuschauen konnten, wie die aufgeputschte Truppe über unsere Heimat und die Menschen herfällt. Wir haben also beschlossen, etwas zu tun. Aber was sollen wenige Saadhu gegen tausende Aggressoren tun? Da fiel uns ein, unsere Brüder in der Natur um Hilfe zu bitten."
"Ah!" macht Mahaamahim -seine Majestät-. "Und das ist euch sehr gut gelungen! Wir sollten euch dankbar sein."
"Eines noch," werfe ich ein. "Die schwarzen Saadhu -Mönche- sind aus dem Tempel geflohen! Sie bilden eine Gefahr für die öffentliche Ordnung, besonders dann, wenn sie sich mit den Vagabunden zusammentun!"
Der Raaja nickt.
"Wir werden kleine Trupps Soldaten von Dorf zu Dorf senden und die Schäden aufnehmen, die durch die Vagabunden entstanden sind. Auch wird es interessieren, wann die Bauern von den Vagabunden heimgesucht wurden. Daraus lässt sich ein Bild gewinnen.
Aber nun zu euch: Ich schicke euch mit einem Reiseelefanten zu eurem Ashram zurück. Bittet dort eure Brüder sich zu überlegen, wer im Tempel leben möchte. Dann kommt zurück."
Wir bleiben noch zwei Tage im Palast des Raajas. Dann holt uns ein Mahut -Elefantenführer- ab. Im Hof des Palastes wartet ein Elefant. Von seinem Rücken hängen bunte Tücher, die ihn als königlichen Elefanten kenntlich machen. Wir besteigen seinen Rücken und klettern in den Transportkorb. Seitlich sehen wir Vorräte für eine Reise von etwa einer Woche.
Schnell haben wir die Stadt verlassen und folgen dem Fluss in einigem Abstand. An einer seichten Stelle wechselt der Mahut mit dem Haathee -Elefanten- das Ufer und drüben geht es mit ähnlicher Geschwindigkeit weiter. So dauert die Strecke, die wir zu Fuß in drei Monaten zurückgelegt haben, auf dem Rücken des Elefanten nur ungefähr eine Woche. Ich mache den Mahut auf den Felsen aufmerksam, um den der Fluss eine Biegung machen muss. Er befiehlt dem Elefanten, dass er sich am Fuß des Felsens niederlässt. So können wir absteigen und klettern den Felsen hinauf, nachdem ich den beiden Brüdern Bescheid gesagt habe, die das Reisfeld gerade bearbeiten. Sie folgen uns.
Oben gibt es ein freudiges Wiedersehen mit Amal und den anderen Brüdern. Ich muss mich niederlassen und von unseren Erlebnissen berichten. Beim Blick in die Runde kann ich feststellen, dass die Anzahl der Mitbrüder inzwischen auf 14 angewachsen ist. Als ich meinen Bericht beende, frage ich sie, wer sich vorstellen kann, das Ashram -Einsiedelei- gegen das Leben im Tempel zu tauschen. Ich schränke ein, indem ich sage, dass wir das Wandermönchtum nicht aufgeben werden. Die Menschen in den Dörfern um den Tempel herum brauchen unsere gelegentliche Anwesenheit, bin ich überzeugt.
Es melden sich neun Brüder, die mit mir in dem Tempel leben wollen. Amal bestärke ich darin, ein guter Mahant -Klostervorsteher- zu sein. Ravi, der Dritte von uns, der mit Prana Verbindung aufnehmen kann, stelle ich ihm zur Seite. Er soll die Umgebung des Ashram wachsam im Auge behalten. Nun sind wir elf Saadhu -Mönche-, die sich auf den Weg in eine neue Heimat machen, gut 1500 Kilometer von hier entfernt.
Wir regeln das so, dass der Haathee immer drei von uns zwei Stunden weit transportiert. Dann steigen wir ab und der Elefant läuft den Weg zurück, um die nächsten drei Brüder zu holen. Nachdem der Haathee -Elefant- den Weg ein drittes Mal gemacht hat, rasten wir bis zum nächsten Morgen. Bis wir die Hauptstadt des Nachbarkönigreiches erreicht haben, sind auf diese Weise 25 Tage vergangen. Der Mahut bringt uns zum Mandir Shahar -Stadttempel-, wo wir uns anschließend einrichten. Jeder Saadhu -Mönch- erhält seine Klause, die er allein oder mit seinem Schüler bewohnt.
*
"Vor Jahren hat dieses Königreich unter seinem vorigen Herrscher einen Eroberungskrieg gegen das Königreich meines ehrenwerten Bruders begonnen. Auch damals haben wir die feindliche Schlachtreihe erreicht, als die Schlacht eigentlich schon geschlagen war. Wir haben fürchterlich zugerichtete Leichen in Rüstungen gesehen. Durchgehende Schlachtrösser ohne Reiter sind gegen unsere Schlachtlinie galoppiert. Wir hatten ihnen eine Gasse geöffnet, um nicht überrannt zu werden und sind schließlich auf einen verletzten Kriegselefanten gestoßen, in dessen Korb sich der verletzte feindliche Herrscher und ein toter Saadhu -Mönch- in schwarzer Kesa -Robe- befand. Der feindliche Herrscher wurde zu unserem Raaja geführt, wo er sich unterwerfen musste. Die Herde Schlachtrösser wurde eingefangen und ebenfalls in unsere Hauptstadt gebracht. Beim Einmarsch unserer Truppe in die feindliche Hauptstadt sind eine Menge Saadhu -Mönche- Hals über Kopf aus diesem Tempel geflohen. Sie alle trugen schwarze Roben.
Habt ihr auch damals Raubtiere gegen das feindliche Heer gehetzt?"
Ich verbeuge mich leicht und bestätige es ihm:
"Ja, wir haben von der Philosophie der schwarzen Saadhu -Mönche- erfahren. Sie entspricht dem genauen Gegenteil dessen, was uns Buddha lehrt. Unser Informant hat berichtet, dass dieser Tempel vom Vater des feindlichen Herrschers erbaut worden ist als sein Mausoleum. Der Tempel wurde der Hindugottheit Vishnu gewidmet.
Als dann sein Sohn an die Macht gekommen ist, haben die schwarzen Mönche das Heiligtum gekapert und begonnen, die Landbevölkerung zu knechten. Nachdem wohl genügend Geld vorhanden war, um eine Invasionsarmee auszurüsten, haben sie das Unternehmen in ihrer aggressiven Verblendung begonnen.
Wir sagten uns, dass wir nicht untätig zuschauen konnten, wie die aufgeputschte Truppe über unsere Heimat und die Menschen herfällt. Wir haben also beschlossen, etwas zu tun. Aber was sollen wenige Saadhu gegen tausende Aggressoren tun? Da fiel uns ein, unsere Brüder in der Natur um Hilfe zu bitten."
"Ah!" macht Mahaamahim -seine Majestät-. "Und das ist euch sehr gut gelungen! Wir sollten euch dankbar sein."
"Eines noch," werfe ich ein. "Die schwarzen Saadhu -Mönche- sind aus dem Tempel geflohen! Sie bilden eine Gefahr für die öffentliche Ordnung, besonders dann, wenn sie sich mit den Vagabunden zusammentun!"
Der Raaja nickt.
"Wir werden kleine Trupps Soldaten von Dorf zu Dorf senden und die Schäden aufnehmen, die durch die Vagabunden entstanden sind. Auch wird es interessieren, wann die Bauern von den Vagabunden heimgesucht wurden. Daraus lässt sich ein Bild gewinnen.
Aber nun zu euch: Ich schicke euch mit einem Reiseelefanten zu eurem Ashram zurück. Bittet dort eure Brüder sich zu überlegen, wer im Tempel leben möchte. Dann kommt zurück."
Wir bleiben noch zwei Tage im Palast des Raajas. Dann holt uns ein Mahut -Elefantenführer- ab. Im Hof des Palastes wartet ein Elefant. Von seinem Rücken hängen bunte Tücher, die ihn als königlichen Elefanten kenntlich machen. Wir besteigen seinen Rücken und klettern in den Transportkorb. Seitlich sehen wir Vorräte für eine Reise von etwa einer Woche.
Schnell haben wir die Stadt verlassen und folgen dem Fluss in einigem Abstand. An einer seichten Stelle wechselt der Mahut mit dem Haathee -Elefanten- das Ufer und drüben geht es mit ähnlicher Geschwindigkeit weiter. So dauert die Strecke, die wir zu Fuß in drei Monaten zurückgelegt haben, auf dem Rücken des Elefanten nur ungefähr eine Woche. Ich mache den Mahut auf den Felsen aufmerksam, um den der Fluss eine Biegung machen muss. Er befiehlt dem Elefanten, dass er sich am Fuß des Felsens niederlässt. So können wir absteigen und klettern den Felsen hinauf, nachdem ich den beiden Brüdern Bescheid gesagt habe, die das Reisfeld gerade bearbeiten. Sie folgen uns.
Oben gibt es ein freudiges Wiedersehen mit Amal und den anderen Brüdern. Ich muss mich niederlassen und von unseren Erlebnissen berichten. Beim Blick in die Runde kann ich feststellen, dass die Anzahl der Mitbrüder inzwischen auf 14 angewachsen ist. Als ich meinen Bericht beende, frage ich sie, wer sich vorstellen kann, das Ashram -Einsiedelei- gegen das Leben im Tempel zu tauschen. Ich schränke ein, indem ich sage, dass wir das Wandermönchtum nicht aufgeben werden. Die Menschen in den Dörfern um den Tempel herum brauchen unsere gelegentliche Anwesenheit, bin ich überzeugt.
Es melden sich neun Brüder, die mit mir in dem Tempel leben wollen. Amal bestärke ich darin, ein guter Mahant -Klostervorsteher- zu sein. Ravi, der Dritte von uns, der mit Prana Verbindung aufnehmen kann, stelle ich ihm zur Seite. Er soll die Umgebung des Ashram wachsam im Auge behalten. Nun sind wir elf Saadhu -Mönche-, die sich auf den Weg in eine neue Heimat machen, gut 1500 Kilometer von hier entfernt.
Wir regeln das so, dass der Haathee immer drei von uns zwei Stunden weit transportiert. Dann steigen wir ab und der Elefant läuft den Weg zurück, um die nächsten drei Brüder zu holen. Nachdem der Haathee -Elefant- den Weg ein drittes Mal gemacht hat, rasten wir bis zum nächsten Morgen. Bis wir die Hauptstadt des Nachbarkönigreiches erreicht haben, sind auf diese Weise 25 Tage vergangen. Der Mahut bringt uns zum Mandir Shahar -Stadttempel-, wo wir uns anschließend einrichten. Jeder Saadhu -Mönch- erhält seine Klause, die er allein oder mit seinem Schüler bewohnt.
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Mittwoch, 1. Juni 2022
Kiron, der Sucher - 18
mariant, 12:52h
Zum Pratham Mantree gewandt, sage ich:
"In einem der Dörfer hat man mir gesagt, dass die schwarzen Saadhu aus dem Mandir Shahar -Stadttempel- bekehrte Dorfbewohner zu Dorfvorstehern gemacht haben, um ihre Mitmenschen zu unterdrücken. Nach dem Krieg hat man diese Leute aus den Dörfern gejagt und erfahrene Leute an deren Stelle gewählt.
Die davongejagten Leute vagabundieren jetzt durch die Gegend und nehmen sich von den Bauern zum Essen, was sie brauchen. Mit anderen Worten, sie stehlen, auch um sich zu bereichern, und töten, wer sich ihnen widersetzt.
Eine größere Gruppe dieser Leute lagert in der Nähe, um zu warten, bis die Soldaten schlafen und uns danach zu überfallen. Sie erhoffen sich eine wertvolle Beute."
"Woher hast du diese Information?" fragt der Pratham Mantree -Erster Minister- erstaunt.
"Wir sind in der Lage, während der Meditation Verbindung zu Prana aufzunehmen. So können wir sehen, was in unserer Nähe geschieht und erahnen, was die Wesen - Menschen oder auch Tiere - vorhaben.
Die Leute sind in der dreifachen Überzahl! Deine Wachen sind im offenen Kampf hilflos unterlegen. Lass sie später nach dem Kampf ausrücken und schauen, was noch zu tun ist."
"Nach welchem Kampf?" fragt der Beamte verständnislos. In seiner Stimme schwingt Furcht mit.
"Fürchte dich nicht, hoher Herr!" sage ich deswegen. "Wir haben Tiger und Löwen herbeigeführt. Einige Individuen umkreisen das Lager dieser Leute und lassen niemand entkommen. So kann auch keine Information nach außen dringen. Andere Tiere greifen in diesem Moment deren Lager von allen Seiten an."
Mich trifft ein undefinierbarer Blick des Beamten. Ich habe gegessen und schließe die Augen wieder. Kurz darauf regt sich Vinod und schlägt die Augen auf. Er sieht die volle Reisschale und das Wildbret. Sich lächelnd bedankend, beginnt er nun sein Abendessen.
Nachdem er seine Schale geleert hat und seinen Mund trockenwischt, hört man draußen das Brüllen eines Löwen. Der Beamte ist inzwischen von uns abgerückt und drückt sich an das Flechtwerk des Transportkorbes. Vinod lächelt den Mann an und beschwichtigt ihn:
"Hab keine Furcht, hoher Herr! Der Kampf ist vorbei. Lass deine Soldaten mit Fackeln in die Richtung ausrücken, aus der gerade das Brüllen des Löwen zu hören war. Sollten deine Soldaten im Dunkeln nicht den richtigen Weg zum feindlichen Lager finden, wird der Löwe noch einmal sein Brüllen hören lassen. Er wird deine Soldaten also sicher führen. Deine Soldaten haben nichts zu befürchten!"
Der Pratham Mantree -Erster Minister- ruft nun den Kommandanten der Wache herbei und lässt die Hälfte der Männer dorthin marschieren, wo der Löwe brüllt. Sie nehmen Fackeln in ihrer Linke und ihren Säbel in die rechte Hand, dann nähern sie sich vorsichtig dem Gebrüll des Löwen.
Bald erreichen sie das Lager der Vagabunden und finden etwa fünfzig Männer im hohen Gras, die allesamt Bisswunden von Raubkatzen aufweisen. Einige der Männer haben die Raubkatzen während ihrer Flucht von hinten angesprungen. Die Meisten sind aber im Sitzen überrascht worden.
Inzwischen habe auch ich wieder die Augen geöffnet. Einer der Wachmänner ist zurückgekommen und erstattet dem Stellvertreter des Raaja Bericht. Ich empfehle:
"Trotz allem sind es Menschen, wenn auch fehlgeleitete! Lasst ihnen eine Feuerbestattung zuteilwerden!"
Der Pratham Mantree -Erster Minister- nickt und gibt den Befehl, ein großes Feuer zu entzünden und die Leichen an Ort und Stelle ins Feuer zu werfen.
Während die Männer arbeiten, fragt mich der hohe Herr:
"Ohne euch wären wir jetzt alle tot. Der Mandir Shahar -Stadttempel- ist verwaist. Könntet ihr nicht dort einziehen? Dann hätte der ehrwürdige Raaja stets eine Möglichkeit in der Nähe, um Rat zu finden..."
"Wir haben unseren Ashram einige Tagereisen entfernt auf dem Gebiet des Nachbarkönigreiches. Ich kann dir diese Frage erst beantworten, wenn ich mich mit den anderen Brüdern beraten habe. Dennoch kann ich sagen, dass ich persönlich dieser Frage positiv gegenüberstehe.
Wir möchten allerdings nicht ewig hinter den Tempelmauern leben, sondern durch das Land wandern und den Menschen von Buddha erzählen. Dabei entscheiden sich immer wieder Männer dazu, Saadhu -Mönch- zu werden. So wächst die Gemeinschaft und wir verlieren uns nicht in dem prachtvollen Bauwerk!"
"Das verstehe ich," antwortet der hohe Beamte.
*
Als wir die große Stadt erreichen und zum shaanadaar ghar -prächtiges Haus- des Königs geführt werden, wird uns ein Empfang zuteil, als wären wir hohe Herren oder fremde Diplomaten. Danach führt uns der Pratham Mantree -Erste Minister- in den Thronsaal.
Der Raaja hier ist der Bruder unseres Raajas und gleichzeitig der siegreiche Heerführer des vergangenen bilateralen Krieges. Nach den Ehrenbezeigungen unsererseits berichtet der Pratham Mantree von seiner Reise, um uns zur Übernahme des Mandir Shahar -Stadttempels- einzuladen.
Er berichtet, wie er von mir erfahren hat, dass die Dorfbewohner die von den schwarzen Saadhu -Mönchen- eingesetzten 'Statthalter und Steuereintreiber' in den Dörfern davongejagt haben und dass diese Leute nun durch das Königreich vagabundieren. Sie stehlen Lebensmittel und Kleidung für den Eigengebrauch und überfallen Handelskarawanen, um mit dem erbeuteten Geld Waffen zu kaufen.
Dann kommt er zu dem nächtlichen Erlebnis. Er berichtet dem Raaja:
"Eines Abends lagerten wir wie üblich, um den Morgen abzuwarten für die Weiterreise. Die Saadhu -Mönche- meditierten. Als ein Soldat nähertrat, um dem Mahut die Speisen vom Kochfeuer zu bringen, öffnete einer der Mönche die Augen. Beim Abendessen berichtete er, dass sich in der Nähe ein Lager der Vagabunden befand. Die Verbrecher hätten sich dort gesammelt, um uns anzugreifen, wenn unser Lager schläft, und wären in der dreifachen Überzahl.
Der Saadhu erklärte mir, dass er in der tiefen Meditation mit Prana -Lebensenergie, die alles durchdringt- in Verbindung treten kann und sie ihm die Annäherung der Verbrecher gezeigt hat. Er riet mir aber, den Kommandanten unserer Wache noch nicht darüber zu informieren. Die Saadhu -Mönche- wollten es anders regeln."
"Wie - anders?" fragt Mahaamahim -seine Majestät-, der Raaja und schaut mich an.
Ich verbeuge mich lächelnd und antworte:
"Wir haben durch das Prana im weiteren Umkreis ein paar unserer tierischen Brüder erspürt. Einige streunten herum auf der Suche nach Nahrung, andere haben sich entspannt niedergelegt.
Wir haben also Verbindung mit deren Prana aufgenommen und ihnen das Lager der Vagabunden gezeigt. Sie haben die Verbrecher überfallen und niemand entkommen lassen.
Danach haben wir den Pratham Mantree -Erster Minister- informiert, dass ein Löwe durch sein Brüllen die Soldaten in die Dunkelheit führen würde."
Der Premierminister nickt und berichtet weiter:
"Der Kommandant der Wache hat die Hälfte seiner Männer mit Fackeln und Waffen ausgerüstet in die Nacht gesandt. Die Männer berichteten von dem Fund eines Lagers mit fürchterlich zugerichteten Männern. Raubtiere haben sie keine getroffen. Sie haben den Männern eine Feuerbestattung gewährt, nachdem sie die Waffen und sonstigen Wertgegenstände eingesammelt haben."
"In einem der Dörfer hat man mir gesagt, dass die schwarzen Saadhu aus dem Mandir Shahar -Stadttempel- bekehrte Dorfbewohner zu Dorfvorstehern gemacht haben, um ihre Mitmenschen zu unterdrücken. Nach dem Krieg hat man diese Leute aus den Dörfern gejagt und erfahrene Leute an deren Stelle gewählt.
Die davongejagten Leute vagabundieren jetzt durch die Gegend und nehmen sich von den Bauern zum Essen, was sie brauchen. Mit anderen Worten, sie stehlen, auch um sich zu bereichern, und töten, wer sich ihnen widersetzt.
Eine größere Gruppe dieser Leute lagert in der Nähe, um zu warten, bis die Soldaten schlafen und uns danach zu überfallen. Sie erhoffen sich eine wertvolle Beute."
"Woher hast du diese Information?" fragt der Pratham Mantree -Erster Minister- erstaunt.
"Wir sind in der Lage, während der Meditation Verbindung zu Prana aufzunehmen. So können wir sehen, was in unserer Nähe geschieht und erahnen, was die Wesen - Menschen oder auch Tiere - vorhaben.
Die Leute sind in der dreifachen Überzahl! Deine Wachen sind im offenen Kampf hilflos unterlegen. Lass sie später nach dem Kampf ausrücken und schauen, was noch zu tun ist."
"Nach welchem Kampf?" fragt der Beamte verständnislos. In seiner Stimme schwingt Furcht mit.
"Fürchte dich nicht, hoher Herr!" sage ich deswegen. "Wir haben Tiger und Löwen herbeigeführt. Einige Individuen umkreisen das Lager dieser Leute und lassen niemand entkommen. So kann auch keine Information nach außen dringen. Andere Tiere greifen in diesem Moment deren Lager von allen Seiten an."
Mich trifft ein undefinierbarer Blick des Beamten. Ich habe gegessen und schließe die Augen wieder. Kurz darauf regt sich Vinod und schlägt die Augen auf. Er sieht die volle Reisschale und das Wildbret. Sich lächelnd bedankend, beginnt er nun sein Abendessen.
Nachdem er seine Schale geleert hat und seinen Mund trockenwischt, hört man draußen das Brüllen eines Löwen. Der Beamte ist inzwischen von uns abgerückt und drückt sich an das Flechtwerk des Transportkorbes. Vinod lächelt den Mann an und beschwichtigt ihn:
"Hab keine Furcht, hoher Herr! Der Kampf ist vorbei. Lass deine Soldaten mit Fackeln in die Richtung ausrücken, aus der gerade das Brüllen des Löwen zu hören war. Sollten deine Soldaten im Dunkeln nicht den richtigen Weg zum feindlichen Lager finden, wird der Löwe noch einmal sein Brüllen hören lassen. Er wird deine Soldaten also sicher führen. Deine Soldaten haben nichts zu befürchten!"
Der Pratham Mantree -Erster Minister- ruft nun den Kommandanten der Wache herbei und lässt die Hälfte der Männer dorthin marschieren, wo der Löwe brüllt. Sie nehmen Fackeln in ihrer Linke und ihren Säbel in die rechte Hand, dann nähern sie sich vorsichtig dem Gebrüll des Löwen.
Bald erreichen sie das Lager der Vagabunden und finden etwa fünfzig Männer im hohen Gras, die allesamt Bisswunden von Raubkatzen aufweisen. Einige der Männer haben die Raubkatzen während ihrer Flucht von hinten angesprungen. Die Meisten sind aber im Sitzen überrascht worden.
Inzwischen habe auch ich wieder die Augen geöffnet. Einer der Wachmänner ist zurückgekommen und erstattet dem Stellvertreter des Raaja Bericht. Ich empfehle:
"Trotz allem sind es Menschen, wenn auch fehlgeleitete! Lasst ihnen eine Feuerbestattung zuteilwerden!"
Der Pratham Mantree -Erster Minister- nickt und gibt den Befehl, ein großes Feuer zu entzünden und die Leichen an Ort und Stelle ins Feuer zu werfen.
Während die Männer arbeiten, fragt mich der hohe Herr:
"Ohne euch wären wir jetzt alle tot. Der Mandir Shahar -Stadttempel- ist verwaist. Könntet ihr nicht dort einziehen? Dann hätte der ehrwürdige Raaja stets eine Möglichkeit in der Nähe, um Rat zu finden..."
"Wir haben unseren Ashram einige Tagereisen entfernt auf dem Gebiet des Nachbarkönigreiches. Ich kann dir diese Frage erst beantworten, wenn ich mich mit den anderen Brüdern beraten habe. Dennoch kann ich sagen, dass ich persönlich dieser Frage positiv gegenüberstehe.
Wir möchten allerdings nicht ewig hinter den Tempelmauern leben, sondern durch das Land wandern und den Menschen von Buddha erzählen. Dabei entscheiden sich immer wieder Männer dazu, Saadhu -Mönch- zu werden. So wächst die Gemeinschaft und wir verlieren uns nicht in dem prachtvollen Bauwerk!"
"Das verstehe ich," antwortet der hohe Beamte.
*
Als wir die große Stadt erreichen und zum shaanadaar ghar -prächtiges Haus- des Königs geführt werden, wird uns ein Empfang zuteil, als wären wir hohe Herren oder fremde Diplomaten. Danach führt uns der Pratham Mantree -Erste Minister- in den Thronsaal.
Der Raaja hier ist der Bruder unseres Raajas und gleichzeitig der siegreiche Heerführer des vergangenen bilateralen Krieges. Nach den Ehrenbezeigungen unsererseits berichtet der Pratham Mantree von seiner Reise, um uns zur Übernahme des Mandir Shahar -Stadttempels- einzuladen.
Er berichtet, wie er von mir erfahren hat, dass die Dorfbewohner die von den schwarzen Saadhu -Mönchen- eingesetzten 'Statthalter und Steuereintreiber' in den Dörfern davongejagt haben und dass diese Leute nun durch das Königreich vagabundieren. Sie stehlen Lebensmittel und Kleidung für den Eigengebrauch und überfallen Handelskarawanen, um mit dem erbeuteten Geld Waffen zu kaufen.
Dann kommt er zu dem nächtlichen Erlebnis. Er berichtet dem Raaja:
"Eines Abends lagerten wir wie üblich, um den Morgen abzuwarten für die Weiterreise. Die Saadhu -Mönche- meditierten. Als ein Soldat nähertrat, um dem Mahut die Speisen vom Kochfeuer zu bringen, öffnete einer der Mönche die Augen. Beim Abendessen berichtete er, dass sich in der Nähe ein Lager der Vagabunden befand. Die Verbrecher hätten sich dort gesammelt, um uns anzugreifen, wenn unser Lager schläft, und wären in der dreifachen Überzahl.
Der Saadhu erklärte mir, dass er in der tiefen Meditation mit Prana -Lebensenergie, die alles durchdringt- in Verbindung treten kann und sie ihm die Annäherung der Verbrecher gezeigt hat. Er riet mir aber, den Kommandanten unserer Wache noch nicht darüber zu informieren. Die Saadhu -Mönche- wollten es anders regeln."
"Wie - anders?" fragt Mahaamahim -seine Majestät-, der Raaja und schaut mich an.
Ich verbeuge mich lächelnd und antworte:
"Wir haben durch das Prana im weiteren Umkreis ein paar unserer tierischen Brüder erspürt. Einige streunten herum auf der Suche nach Nahrung, andere haben sich entspannt niedergelegt.
Wir haben also Verbindung mit deren Prana aufgenommen und ihnen das Lager der Vagabunden gezeigt. Sie haben die Verbrecher überfallen und niemand entkommen lassen.
Danach haben wir den Pratham Mantree -Erster Minister- informiert, dass ein Löwe durch sein Brüllen die Soldaten in die Dunkelheit führen würde."
Der Premierminister nickt und berichtet weiter:
"Der Kommandant der Wache hat die Hälfte seiner Männer mit Fackeln und Waffen ausgerüstet in die Nacht gesandt. Die Männer berichteten von dem Fund eines Lagers mit fürchterlich zugerichteten Männern. Raubtiere haben sie keine getroffen. Sie haben den Männern eine Feuerbestattung gewährt, nachdem sie die Waffen und sonstigen Wertgegenstände eingesammelt haben."
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Dienstag, 31. Mai 2022
Kiron, der Sucher - 17
mariant, 12:01h
"Dieses Mal möchte ich Vinod bei mir haben," entscheide ich. "Du vertrittst mich in meiner Abwesenheit, Amal. Du bist der Erfahrenste."
Am folgenden Morgen mache ich mich mit Vinod nach dem Frühstück auf den Weg. Ungefähr zehn Dörfer weiter und sechs Wochen nach unserem Aufbruch werden wir wirklich wieder von einem Jungen angesprochen, der im Heimatdorf keine Zukunft für sich sieht. Wie vereinbart kümmert sich Bruder Vinod um ihn.
Wir trennen uns, nachdem wir das Dorf verlassen haben. Bruder Vinod wandert mit Navin -der Neue- flussabwärts zu unserem Ashram und gibt ihn dort in die Obhut unserer 'Brüder'. Danach wandert er wieder flussaufwärts und umgeht die Dörfer um mich einzuholen, da ich im Durchschnitt zwei Tage in jedem Dorf verweile, bevor ich weiterziehe. Etwa zwei Tagesmärsche dauert es auch meist, bis ich das nächste Dorf erreiche. Irgendwann nach etwa zwei Monden treffen wir wieder aufeinander und setzen unseren Weg wieder gemeinsam fort.
*
Schließlich haben wir das Dorf erreicht, wo damals viel mehr Reis erzeugt worden ist, als im Dorf verbraucht wird. Die Felder sind noch genauso ausgedehnt, wie damals. Ich trete also an einen der Feldarbeiter heran und frage ihn. Er antwortet mir:
"Ehrenwerter Herr, was wir nicht selbst verbrauchen können, kauft uns ein Händler ab, der es in der Stadt weiterverkauft. Was dort nicht verbraucht wird, senden die Händler im Auftrag des neuen Raaja in die Hauptstadt des Nachbarkönigreiches."
"Ah," mache ich und frage: "Euer Raaja -König- unterhält Handelsbeziehungen zum Raaja in der Nachbarschaft?"
"Ja," sagt er, und ergänzt: "Ich freue mich, dass die beiden Könige untereinander friedliche Beziehungen aufgenommen haben. Man munkelt, dass der frühere König und seine Familie beim letzten Krieg getötet wurden. Auch die schwarzen Saadhu -Mönche-, die im Mandir Shahar -Stadttempel- lebten, sind geflohen, um dem Tod zu entgehen."
"Kuna -Gut-," antworte ich erfreut.
"Kennst du Buddhas Geschichte und seine Lebensregeln?" frage ich ihn gleich darauf.
Er schaut mich misstrauisch an und meint:
"Ich kenne nur die Lehre, die die schwarzen Saadhu verbreitet haben. Diese erschien mir so extrem radikal, dass ich in meinem Herzen Hindu geblieben bin."
"Die Lehre dieser Mönche ist so ziemlich das genaue Gegenteil gewesen, was Buddha gelehrt hat!" stelle ich fest. "Wenn du magst und deine Arbeit dir Zeit lässt, erzähle ich dir mehr davon."
Er lässt sich im Schneidersitz unter dem Baum nieder, wo wir stehen, und wir beide setzen uns ebenfalls. Ich erzähle dem Mann von Siddhartas Lebensweg, bevor ihn die Menschen Buddha -der Erleuchtete- genannt haben. Daran schließe ich die vier Wahrheiten Dukkha, Samudaja, Nirodha und der Achtfache Pfad.
Es entwickelt sich nun eine Diskussion über diese Wahrheiten. Ich freue mich darüber, denn es zeigt mir, dass der Mann sich mit Buddhas Lehre gedanklich beschäftigt und sie mit der Lehre der schwarzen Saadhu -Mönche- vergleicht. Auch er kommt zu der Erkenntnis, dass Buddhas Lehre den Menschen guttut, im Gegensatz zu der Lehre der schwarzen Mönche.
Er bittet uns zu bleiben und allen Dorfbewohnern von Buddha zu erzählen. Gerne nehmen wir das Angebot an. Wir bleiben eine Woche in dem Ort, bevor wir uns verabschieden und zum nächsten Dorf weiterziehen.
Die Leute hier im Nachbarkönigreich sind sehr wissbegierig. Buddhas Lehre sagt ihnen mehr zu, als die Lehre der schwarzen Saadhu. Deren Lehren haben sie abgelehnt. Sie sind lieber Hindus geblieben. Dafür hat man sie unterdrückt. Das ist sogar unter Dorfbewohnern geschehen, denn irgendeinem haben die Lehren der schwarzen Saadhu -Mönche- immer zugesagt. Dessen Familie ist dann zu Dorfvorstehern eingesetzt worden. Erst nach dem verlorenen Krieg sind diese Menschen aus den Dörfern gejagt und die erfahrensten Männer wieder in dieses Amt gewählt worden.
Ein gutes Jahr nach unserer Ankunft im Nachbarkönigreich treffen hohe Würdenträger in dem Dorf ein, in dem wir uns gerade aufhalten. Wir werden in die Stadt eingeladen und sollen dem Raaja unsere Aufwartung machen.
Ich neige meinen Kopf vor dem Mann in kostbarem Gewand. Es ist der Pratham Mantree -Erster Minister? des Raaja, der mit einer kleinen Gruppe Soldaten als Wachmannschaft gereist ist.
Wir klettern auf den buntgeschmückten Haathee -Elefanten- und setzen uns zu dem Beamten in den Korb unter einen riesigen Sonnenschirm. Die Soldaten reiten neben und hinter dem Haathee her, als der Mahut dem Tier den Befehl zum Aufbruch gibt.
Wir setzen uns in Meditationshaltung mit übergeschlagenen Beinen und beginnen zu meditieren. Dabei nehmen wir Verbindung zu Prana -Lebenshauch, alles durchdringende Lebensenergie- auf und schauen uns die uns umgebenden Ströme des Prana an. Auf unserem Weg ist es Abend geworden und die Soldaten lagern. Wir sitzen weiterhin im Korb. Der Mahut bringt dem Pratham Mantree -Erster Minister? und uns das Abendessen, das die Soldaten bereitet haben. Ich gehe aus der Meditation heraus, während Vinod noch in der Meditation verweilt.
"Danke dir, mein Sohn," sage ich lächelnd zum Mahut. "Warte noch, mein Bruder isst gleich ebenfalls."
Am folgenden Morgen mache ich mich mit Vinod nach dem Frühstück auf den Weg. Ungefähr zehn Dörfer weiter und sechs Wochen nach unserem Aufbruch werden wir wirklich wieder von einem Jungen angesprochen, der im Heimatdorf keine Zukunft für sich sieht. Wie vereinbart kümmert sich Bruder Vinod um ihn.
Wir trennen uns, nachdem wir das Dorf verlassen haben. Bruder Vinod wandert mit Navin -der Neue- flussabwärts zu unserem Ashram und gibt ihn dort in die Obhut unserer 'Brüder'. Danach wandert er wieder flussaufwärts und umgeht die Dörfer um mich einzuholen, da ich im Durchschnitt zwei Tage in jedem Dorf verweile, bevor ich weiterziehe. Etwa zwei Tagesmärsche dauert es auch meist, bis ich das nächste Dorf erreiche. Irgendwann nach etwa zwei Monden treffen wir wieder aufeinander und setzen unseren Weg wieder gemeinsam fort.
*
Schließlich haben wir das Dorf erreicht, wo damals viel mehr Reis erzeugt worden ist, als im Dorf verbraucht wird. Die Felder sind noch genauso ausgedehnt, wie damals. Ich trete also an einen der Feldarbeiter heran und frage ihn. Er antwortet mir:
"Ehrenwerter Herr, was wir nicht selbst verbrauchen können, kauft uns ein Händler ab, der es in der Stadt weiterverkauft. Was dort nicht verbraucht wird, senden die Händler im Auftrag des neuen Raaja in die Hauptstadt des Nachbarkönigreiches."
"Ah," mache ich und frage: "Euer Raaja -König- unterhält Handelsbeziehungen zum Raaja in der Nachbarschaft?"
"Ja," sagt er, und ergänzt: "Ich freue mich, dass die beiden Könige untereinander friedliche Beziehungen aufgenommen haben. Man munkelt, dass der frühere König und seine Familie beim letzten Krieg getötet wurden. Auch die schwarzen Saadhu -Mönche-, die im Mandir Shahar -Stadttempel- lebten, sind geflohen, um dem Tod zu entgehen."
"Kuna -Gut-," antworte ich erfreut.
"Kennst du Buddhas Geschichte und seine Lebensregeln?" frage ich ihn gleich darauf.
Er schaut mich misstrauisch an und meint:
"Ich kenne nur die Lehre, die die schwarzen Saadhu verbreitet haben. Diese erschien mir so extrem radikal, dass ich in meinem Herzen Hindu geblieben bin."
"Die Lehre dieser Mönche ist so ziemlich das genaue Gegenteil gewesen, was Buddha gelehrt hat!" stelle ich fest. "Wenn du magst und deine Arbeit dir Zeit lässt, erzähle ich dir mehr davon."
Er lässt sich im Schneidersitz unter dem Baum nieder, wo wir stehen, und wir beide setzen uns ebenfalls. Ich erzähle dem Mann von Siddhartas Lebensweg, bevor ihn die Menschen Buddha -der Erleuchtete- genannt haben. Daran schließe ich die vier Wahrheiten Dukkha, Samudaja, Nirodha und der Achtfache Pfad.
Es entwickelt sich nun eine Diskussion über diese Wahrheiten. Ich freue mich darüber, denn es zeigt mir, dass der Mann sich mit Buddhas Lehre gedanklich beschäftigt und sie mit der Lehre der schwarzen Saadhu -Mönche- vergleicht. Auch er kommt zu der Erkenntnis, dass Buddhas Lehre den Menschen guttut, im Gegensatz zu der Lehre der schwarzen Mönche.
Er bittet uns zu bleiben und allen Dorfbewohnern von Buddha zu erzählen. Gerne nehmen wir das Angebot an. Wir bleiben eine Woche in dem Ort, bevor wir uns verabschieden und zum nächsten Dorf weiterziehen.
Die Leute hier im Nachbarkönigreich sind sehr wissbegierig. Buddhas Lehre sagt ihnen mehr zu, als die Lehre der schwarzen Saadhu. Deren Lehren haben sie abgelehnt. Sie sind lieber Hindus geblieben. Dafür hat man sie unterdrückt. Das ist sogar unter Dorfbewohnern geschehen, denn irgendeinem haben die Lehren der schwarzen Saadhu -Mönche- immer zugesagt. Dessen Familie ist dann zu Dorfvorstehern eingesetzt worden. Erst nach dem verlorenen Krieg sind diese Menschen aus den Dörfern gejagt und die erfahrensten Männer wieder in dieses Amt gewählt worden.
Ein gutes Jahr nach unserer Ankunft im Nachbarkönigreich treffen hohe Würdenträger in dem Dorf ein, in dem wir uns gerade aufhalten. Wir werden in die Stadt eingeladen und sollen dem Raaja unsere Aufwartung machen.
Ich neige meinen Kopf vor dem Mann in kostbarem Gewand. Es ist der Pratham Mantree -Erster Minister? des Raaja, der mit einer kleinen Gruppe Soldaten als Wachmannschaft gereist ist.
Wir klettern auf den buntgeschmückten Haathee -Elefanten- und setzen uns zu dem Beamten in den Korb unter einen riesigen Sonnenschirm. Die Soldaten reiten neben und hinter dem Haathee her, als der Mahut dem Tier den Befehl zum Aufbruch gibt.
Wir setzen uns in Meditationshaltung mit übergeschlagenen Beinen und beginnen zu meditieren. Dabei nehmen wir Verbindung zu Prana -Lebenshauch, alles durchdringende Lebensenergie- auf und schauen uns die uns umgebenden Ströme des Prana an. Auf unserem Weg ist es Abend geworden und die Soldaten lagern. Wir sitzen weiterhin im Korb. Der Mahut bringt dem Pratham Mantree -Erster Minister? und uns das Abendessen, das die Soldaten bereitet haben. Ich gehe aus der Meditation heraus, während Vinod noch in der Meditation verweilt.
"Danke dir, mein Sohn," sage ich lächelnd zum Mahut. "Warte noch, mein Bruder isst gleich ebenfalls."
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