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Freitag, 1. Juli 2022
Aufbruch ins All -04
mariant, 11:21h
Mister Berlin führt mich nun durch den Park auf dem Flachdach des Wohnblocks zum Aufzug zurück. Wir fahren auf die unterste Ebene und steigen im Foyer aus der Aufzugkabine. Statt zum Eingang des Wohnblocks nimmt Mister Berlin die entgegengesetzte Richtung. Er geht auf eine Wand zu, die von bunten Glaselementen in einem Fachwerk gebildet wird. Bei unserer Annäherung fährt sie zur Seite und gibt den Blick auf den Innenhof des Wohnblocks frei.
Geradeaus sehe ich verschiedene Möglichkeiten, sich im Freien unter den Tageslichtlampen an der Decke des Lavatunnels sportlich zu betätigen. Alle diese Möglichkeiten sind mit Netzen eingefasst. Das kann ich gut verstehen, denn nehmen wir nur einmal Tischtennis: Die Bälle fliegen in der geringeren Schwerkraft auf dem Mars weiter. Sollte einer der Spieler den Ball verpassen, kann dieser nicht weiter als nur bis ins Netz fliegen.
Mister Berlin wendet sich nach rechts, nachdem wir die Tür passiert haben. Ich erkenne, dass wir hier unter einer Balustrade an den Schaufenstern verschiedener Geschäfte des täglichen Bedarfs vorbeigehen. Hier gibt es fast alles, was ein Marsianer an Nahrungsmitteln, Kleidung, Sportbedarf und Wohnungsausstattung gebrauchen kann.
"Wie werden die Geschäfte beliefert?" frage ich meinen Mentor.
Mein Nebenmann lächelt und erklärt:
"Die Straßen haben Park- und Ladespuren nahe der Fassade der Wohnblocks. Hat ein Geschäftsmann neue Ware bestellt, wird sie an eine Rampe geliefert, wo er sie in Empfang nehmen kann. Der Verkehr fließt daneben weiter."
"Ah," mache ich.
Mister Berlin ist bei einem Herrenausstatter stehengeblieben und betritt mit mir den Laden. Mit seiner Hilfe habe ich bald je vier Garnituren der verschiedensten Kleidungsstücke erstanden. Meine Grundausstattung, wie er sich dazu äußert. Ohne seine Hilfe wäre ich hier sicher hilflos gewesen. Die Marsianer verwenden völlig andere Größenangaben, als diejenigen die ich kenne.
Danach führt er mich in einen Laden für Drogerie-Artikel. Hier habe ich es leichter. Schnell habe ich meine Zahnhygiene-Artikel, Kamm, Bürste und Rasierer beisammen. Anschließend gehen wir weiter unter der Balustrade entlang. Ich schaue mir an, was ich sonst noch hier kaufen kann, wenn ich irgendwann eine eigene Wohnung beziehe. Mister Berlin macht mich auf Geschäfte für Heimtextilien, Möbel und Elektrogeräte der Unterhaltungselektronik aufmerksam. Daneben sehe ich auch ein Restaurant und zwei Garküchen. Bei Letzteren kann ich weniger aufwendige Gerichte kochen lassen und mitnehmen, um sie in meiner Wohnung zu essen.
"Bad- und Küchenausstattung stellt ein Installateur mit Ihnen zusammen, Mister Armstrong. An Handwerker, die mit solchen Ausstattern zusammenarbeiten, oder direkt mit den Ausstattern kommen sie per Internet in Kontakt. Schauen Sie sich deren Seiten an und wählen Sie aus."
Ich nicke und meine: "Okay."
Wir haben den Innenhof unter der Balustrade inzwischen umrundet, treten wieder durch die Tür und fahren mit dem Aufzug auf das Dach des Wohnblocks, wo wir alsbald das Haus der Berlins betreten. Mister Berlin zeigt mir nun mein Gästezimmer und das Bad im Obergeschoss.
Ich lege mein gerade erstandenes Eigentum in einen Schrank und gehe nun auf Anraten meines Gastgebers ins Bett. Seine Schicht beginnt am nächsten Tag in aller Frühe und dauert wieder bis Mittag. Auch ich werde mitkommen und mit den Ingenieuren seiner Abteilung zusammenarbeiten.
*
In den letzten Tagen haben die Ingenieure eine Routine entwickelt, mit deren Hilfe die Rettungskapsel auf dem Mars gelandet und unter die Oberfläche gebracht werden kann. Danach will man sie auseinandernehmen und erforschen.
Hier bei den Ingenieuren habe ich noch weitere Besonderheiten in Bezug auf den Mars erfahren: Dass das Marsjahr mit 687 Sol um einiges länger ist als ein Erdjahr, weiß ich aus der Raumfahrt. So ist ein Mensch, der auf der Erde 50 Jahre alt ist, hier ungefähr 25 Marsjahre alt.
Aber auch die Maßeinheiten sind andere: Auf der Erde hat man bestimmt, dass ein Viertel-Erdumfang 10 Millionen Meter lang ist. Hier auf dem Mars ist Wasser das wichtigste Gut. Ein Liter, und damit 1 Kilogramm auf der Erde, passt wegen der geringeren Schwerkraft in einen Behälter von ungefähr 2.600 irdischen Kubikzentimeter Inhalt. Um hier wieder auf einen Wert von 1.000 zu kommen, hat man die Länge eines marsianischen Zentimeters auf 1,38 irdische Zentimeter festgesetzt. Ein marsianischer Liter (Hohlmaß) liegt nun bei 2,6 irdischen Litern, aber bei 1.000 marsianischen Kubikzentimetern.
Entsprechend ist der Marsumfang nun keine 21.344 irdische Kilometer lang, sondern 15.467 marsianische Kilometer. Aber zurück zu alltäglichen Zahlen: Ich bin nach irdischen Maßeinheiten 1,83 Meter groß und 80 kg schwer. Umgerechnet auf marsianische Maßeinheiten heißt das, ich bin 1,33 Meter groß und 30 kg schwer. Es wird einige Zeit dauern, bis ich mich hieran gewöhnt habe!
Heute habe ich ein offizielles Schreiben aus dem Büro des Präsidenten bekommen. Mit leicht zittrigen Fingern öffne ich es und entdecke darin die Erlaubnis, mich auf dem Mars niederzulassen. Erfreut zeige ich den Brief meinem Mentor Mister Berlin, der mich ermuntert, mir nun eine eigene Wohnung zu suchen. Es darf ja ruhig eine kleine Zwei-Zimmer-Wohnung sein. Über die Finanzierung sollte ich nebenbei mit meiner Bank sprechen.
Also erkundige ich mich zuerst bei der Bank, die mir Mister Berlin empfohlen hat und wo ich in seinem Beisein mein Gehaltskonto eingerichtet habe. Ich darf mir eine Wohnung suchen im Wert von 12000 Stein im Mietkauf, sagt man mir dort. Also müsste ich fünf Jahre, oder einhundert Marsmonate lang 140 Stein an die Bank zahlen, die dafür der Wohnungsbau-Gesellschaft die 12000 Stein auszahlt. Hinzu kommen noch die Gebühren und Nebenkosten, von denen die Wasserkosten die höchsten sind. Das ist verständlich, weil auf dem Mars Wasser ein rares Gut ist.
Nun schaue ich in den Angeboten der Wohnungsbau-Gesellschaften, die jeweils einen Wohnblock bewirtschaften. Ich finde in dem Wohnblock, auf dem das Haus der Berlins steht, tatsächlich eine ansprechende Wohnung. So unterschreibe ich nach der Besichtigung schon den Mietkauf-Vertrag.
Eigentlich ist es eine 'Drei-Zimmer-Wohnung'. Ein Zimmer ist jedoch als großer Balkon ausgebildet, zur Hälfte in den Außenmauern, zur anderen Hälfte auf einer Bodenplatte aus der Fassade herausschauend. Jede zweite Wohnung in dieser Etage und zum Innenhof des Wohnblocks gelegen, hat diesen Zu-schnitt, wie ich sehen kann. Wenn nötig, kann ich diesen 'Balkon' auch in einen 'Wintergarten' verwandeln, indem ich die Balkonbrüstung mit Glasbausteinen schließen lasse. Ich denke aber, dass das noch Zeit hat.
Die Küche sieht nicht viel anders aus, als ich es kenne. Sie enthält Schränke und Schubladen für die Küchenutensilien und Kühlschränke für die Lebensmittel, um sie länger haltbar zu machen. Eine Mikrowelle, einen Geschirrspüler und verschiedene Kleingeräte findet man auch in der Küche.
Das zentrale Gerät ist nicht der Herd, wie in früheren Jahrhunderten üblich, sondern eine Universal-Küchenmaschine, die wiegen, zerkleinern, rühren, kneten und erhitzen kann. Die Küchenmaschine ist zudem an das Internet angeschlossen und besitzt so einen riesigen Fundus an Rezepten für Gerichte, die man mit den Lebensmitteln auf dem Mars herstellen kann. Hat man sich ein Gericht ausgesucht und laut Zutatenliste alles bereit, gibt das Gerät eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Herstellung des Menüs.
Um mich nach den Gepflogenheiten auf dem Mars zu richten, muss ich mir als nächstes einen 'Heimstein' suchen, wie Mister Berlin es mir angeraten hat. Dafür nähere ich mich der Wand des Lavatunnels und schlendere ziellos an ihr entlang, in der Hand einen metallenen Pickel. Ein schwarzer Stein fällt mir nach einer ganzen Weile ins Auge, der irgendwie glasartig aussieht und in der Wand steckt. Ich schlage das Mineral mit dem Pickel vorsichtig aus der Wand und nehme es mit nachhause.
Als nächstes kümmere ich mich um die Möblierung und Dekoration meiner Wohnung. Mistress Berlin deckt mich mit einer Erstausstattung an Heimtextilien ein. Die Eheleute lassen es sich auch nicht nehmen und schenken mir Gläser, Geschirr und Besteck, sowie Küchenutensilien.
Geradeaus sehe ich verschiedene Möglichkeiten, sich im Freien unter den Tageslichtlampen an der Decke des Lavatunnels sportlich zu betätigen. Alle diese Möglichkeiten sind mit Netzen eingefasst. Das kann ich gut verstehen, denn nehmen wir nur einmal Tischtennis: Die Bälle fliegen in der geringeren Schwerkraft auf dem Mars weiter. Sollte einer der Spieler den Ball verpassen, kann dieser nicht weiter als nur bis ins Netz fliegen.
Mister Berlin wendet sich nach rechts, nachdem wir die Tür passiert haben. Ich erkenne, dass wir hier unter einer Balustrade an den Schaufenstern verschiedener Geschäfte des täglichen Bedarfs vorbeigehen. Hier gibt es fast alles, was ein Marsianer an Nahrungsmitteln, Kleidung, Sportbedarf und Wohnungsausstattung gebrauchen kann.
"Wie werden die Geschäfte beliefert?" frage ich meinen Mentor.
Mein Nebenmann lächelt und erklärt:
"Die Straßen haben Park- und Ladespuren nahe der Fassade der Wohnblocks. Hat ein Geschäftsmann neue Ware bestellt, wird sie an eine Rampe geliefert, wo er sie in Empfang nehmen kann. Der Verkehr fließt daneben weiter."
"Ah," mache ich.
Mister Berlin ist bei einem Herrenausstatter stehengeblieben und betritt mit mir den Laden. Mit seiner Hilfe habe ich bald je vier Garnituren der verschiedensten Kleidungsstücke erstanden. Meine Grundausstattung, wie er sich dazu äußert. Ohne seine Hilfe wäre ich hier sicher hilflos gewesen. Die Marsianer verwenden völlig andere Größenangaben, als diejenigen die ich kenne.
Danach führt er mich in einen Laden für Drogerie-Artikel. Hier habe ich es leichter. Schnell habe ich meine Zahnhygiene-Artikel, Kamm, Bürste und Rasierer beisammen. Anschließend gehen wir weiter unter der Balustrade entlang. Ich schaue mir an, was ich sonst noch hier kaufen kann, wenn ich irgendwann eine eigene Wohnung beziehe. Mister Berlin macht mich auf Geschäfte für Heimtextilien, Möbel und Elektrogeräte der Unterhaltungselektronik aufmerksam. Daneben sehe ich auch ein Restaurant und zwei Garküchen. Bei Letzteren kann ich weniger aufwendige Gerichte kochen lassen und mitnehmen, um sie in meiner Wohnung zu essen.
"Bad- und Küchenausstattung stellt ein Installateur mit Ihnen zusammen, Mister Armstrong. An Handwerker, die mit solchen Ausstattern zusammenarbeiten, oder direkt mit den Ausstattern kommen sie per Internet in Kontakt. Schauen Sie sich deren Seiten an und wählen Sie aus."
Ich nicke und meine: "Okay."
Wir haben den Innenhof unter der Balustrade inzwischen umrundet, treten wieder durch die Tür und fahren mit dem Aufzug auf das Dach des Wohnblocks, wo wir alsbald das Haus der Berlins betreten. Mister Berlin zeigt mir nun mein Gästezimmer und das Bad im Obergeschoss.
Ich lege mein gerade erstandenes Eigentum in einen Schrank und gehe nun auf Anraten meines Gastgebers ins Bett. Seine Schicht beginnt am nächsten Tag in aller Frühe und dauert wieder bis Mittag. Auch ich werde mitkommen und mit den Ingenieuren seiner Abteilung zusammenarbeiten.
*
In den letzten Tagen haben die Ingenieure eine Routine entwickelt, mit deren Hilfe die Rettungskapsel auf dem Mars gelandet und unter die Oberfläche gebracht werden kann. Danach will man sie auseinandernehmen und erforschen.
Hier bei den Ingenieuren habe ich noch weitere Besonderheiten in Bezug auf den Mars erfahren: Dass das Marsjahr mit 687 Sol um einiges länger ist als ein Erdjahr, weiß ich aus der Raumfahrt. So ist ein Mensch, der auf der Erde 50 Jahre alt ist, hier ungefähr 25 Marsjahre alt.
Aber auch die Maßeinheiten sind andere: Auf der Erde hat man bestimmt, dass ein Viertel-Erdumfang 10 Millionen Meter lang ist. Hier auf dem Mars ist Wasser das wichtigste Gut. Ein Liter, und damit 1 Kilogramm auf der Erde, passt wegen der geringeren Schwerkraft in einen Behälter von ungefähr 2.600 irdischen Kubikzentimeter Inhalt. Um hier wieder auf einen Wert von 1.000 zu kommen, hat man die Länge eines marsianischen Zentimeters auf 1,38 irdische Zentimeter festgesetzt. Ein marsianischer Liter (Hohlmaß) liegt nun bei 2,6 irdischen Litern, aber bei 1.000 marsianischen Kubikzentimetern.
Entsprechend ist der Marsumfang nun keine 21.344 irdische Kilometer lang, sondern 15.467 marsianische Kilometer. Aber zurück zu alltäglichen Zahlen: Ich bin nach irdischen Maßeinheiten 1,83 Meter groß und 80 kg schwer. Umgerechnet auf marsianische Maßeinheiten heißt das, ich bin 1,33 Meter groß und 30 kg schwer. Es wird einige Zeit dauern, bis ich mich hieran gewöhnt habe!
Heute habe ich ein offizielles Schreiben aus dem Büro des Präsidenten bekommen. Mit leicht zittrigen Fingern öffne ich es und entdecke darin die Erlaubnis, mich auf dem Mars niederzulassen. Erfreut zeige ich den Brief meinem Mentor Mister Berlin, der mich ermuntert, mir nun eine eigene Wohnung zu suchen. Es darf ja ruhig eine kleine Zwei-Zimmer-Wohnung sein. Über die Finanzierung sollte ich nebenbei mit meiner Bank sprechen.
Also erkundige ich mich zuerst bei der Bank, die mir Mister Berlin empfohlen hat und wo ich in seinem Beisein mein Gehaltskonto eingerichtet habe. Ich darf mir eine Wohnung suchen im Wert von 12000 Stein im Mietkauf, sagt man mir dort. Also müsste ich fünf Jahre, oder einhundert Marsmonate lang 140 Stein an die Bank zahlen, die dafür der Wohnungsbau-Gesellschaft die 12000 Stein auszahlt. Hinzu kommen noch die Gebühren und Nebenkosten, von denen die Wasserkosten die höchsten sind. Das ist verständlich, weil auf dem Mars Wasser ein rares Gut ist.
Nun schaue ich in den Angeboten der Wohnungsbau-Gesellschaften, die jeweils einen Wohnblock bewirtschaften. Ich finde in dem Wohnblock, auf dem das Haus der Berlins steht, tatsächlich eine ansprechende Wohnung. So unterschreibe ich nach der Besichtigung schon den Mietkauf-Vertrag.
Eigentlich ist es eine 'Drei-Zimmer-Wohnung'. Ein Zimmer ist jedoch als großer Balkon ausgebildet, zur Hälfte in den Außenmauern, zur anderen Hälfte auf einer Bodenplatte aus der Fassade herausschauend. Jede zweite Wohnung in dieser Etage und zum Innenhof des Wohnblocks gelegen, hat diesen Zu-schnitt, wie ich sehen kann. Wenn nötig, kann ich diesen 'Balkon' auch in einen 'Wintergarten' verwandeln, indem ich die Balkonbrüstung mit Glasbausteinen schließen lasse. Ich denke aber, dass das noch Zeit hat.
Die Küche sieht nicht viel anders aus, als ich es kenne. Sie enthält Schränke und Schubladen für die Küchenutensilien und Kühlschränke für die Lebensmittel, um sie länger haltbar zu machen. Eine Mikrowelle, einen Geschirrspüler und verschiedene Kleingeräte findet man auch in der Küche.
Das zentrale Gerät ist nicht der Herd, wie in früheren Jahrhunderten üblich, sondern eine Universal-Küchenmaschine, die wiegen, zerkleinern, rühren, kneten und erhitzen kann. Die Küchenmaschine ist zudem an das Internet angeschlossen und besitzt so einen riesigen Fundus an Rezepten für Gerichte, die man mit den Lebensmitteln auf dem Mars herstellen kann. Hat man sich ein Gericht ausgesucht und laut Zutatenliste alles bereit, gibt das Gerät eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Herstellung des Menüs.
Um mich nach den Gepflogenheiten auf dem Mars zu richten, muss ich mir als nächstes einen 'Heimstein' suchen, wie Mister Berlin es mir angeraten hat. Dafür nähere ich mich der Wand des Lavatunnels und schlendere ziellos an ihr entlang, in der Hand einen metallenen Pickel. Ein schwarzer Stein fällt mir nach einer ganzen Weile ins Auge, der irgendwie glasartig aussieht und in der Wand steckt. Ich schlage das Mineral mit dem Pickel vorsichtig aus der Wand und nehme es mit nachhause.
Als nächstes kümmere ich mich um die Möblierung und Dekoration meiner Wohnung. Mistress Berlin deckt mich mit einer Erstausstattung an Heimtextilien ein. Die Eheleute lassen es sich auch nicht nehmen und schenken mir Gläser, Geschirr und Besteck, sowie Küchenutensilien.
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Donnerstag, 30. Juni 2022
Aufbruch ins All -03
mariant, 12:49h
Vor mir sitzen etwa ein Dutzend Männer rund um im Karree aufgestellte Tische. Mister Berlin führt mich zu zwei leeren Stühlen und setzt sich neben mich. Danach stellt er mir die anwesenden Männer vor. Es sind ausnahmslos Leiter verschiedener Fachrichtungen der wissenschaftlichen Abteilung im Präsidialamt.
Nun ist es an mir, mich der Runde vorzustellen und meine Geschichte zu erzählen, warum ich nun vor ihnen sitze. Dann werde ich gefragt:
"Wie stellen Sie sich nun ihre weitere Zukunft vor?"
"Ich habe es mir in den vergangenen Wochen überlegt. Da ich persönlich ungebunden bin, will ich mich hier auf dem Mars niederlassen. Mein Willkommensgeschenk kann die Rettungskapsel sein, wenn man es schafft, sie unbeschadet zur Marsoberfläche zu bringen. Die darin enthaltene Technik kann ihnen einen Schwung hin zu modernerer Technik geben," biete ich der Runde an.
"Das ist ein interessantes Angebot. Aber der Präsident hat hier das letzte Wort, da es auch ein wenig die Politik tangiert!" antwortet einer der Herren.
Die anderen Männer murmeln zustimmend. Ein weiterer Herr aus der Runde benennt nun ein ganz profanes Problem:
"Wo soll Mister Armstrong aber in der Zeit wohnen, während über ihn im Außenamt entschieden wird?"
Nach kurzer Diskussion erklärt sich Mister Berlin dazu bereit, mich in der Zeit bei sich aufzunehmen. Dann ist die Sitzung beendet. Die Herren erheben sich und streben auf den Ausgang zu. Da auch Mister Berlin aufsteht, erhebe ich mich ebenfalls und schaue ihn erwartungsvoll an.
Nun erklärt mir Mister Berlin, dass ich in der nächsten Zeit in der ingenieurtechnischen Abteilung arbeiten werde. Dort soll ich die Leute dabei beraten, eine Routine zu erarbeiten, um die Rettungskapsel unbeschadet zur Marsoberfläche herunter zu bringen und auseinanderzunehmen, ohne dass dabei etwas zerstört wird.
Er klärt mich über die Arbeitszeiten auf dem Mars auf. Im Gegensatz zur Erde, wo noch immer der Dreischichtbetrieb gilt mit dreimal acht Stunden rund um die Uhr, hat man schon früh auf dem Mars den Vierschichtbetrieb mit viermal sechs Stunden eingeführt.
"Dafür erhalten sie 2000 Stein monatlich, was nach marsianischer Zeitrechnung etwa fünf Wochen ausmacht."
Mein etwas dümmlicher Gesichtsausdruck lässt Mister Berlin kurz auflachen. Er erklärt mir:
"Da wir hier, wohin wir auch sehen, von Steinen umgeben sind - wenn man von der ursprünglichen marsianischen Natur ausgeht -, haben unsere Vorfahren sinnigerweise die allgemeingültige Währung STEIN genannt. Sie werden sich schnell daran gewöhnen!"
Anschließend führt Mister Berlin, der Leiter der ingenieurtechnischen Abteilung, mich in seinen Bereich. Er ruft einige Raumfahrt-Ingenieure herbei und nun überlegen wir zu sechst wie wir an die Rettungskapsel herankommen. Wieder begrüßt er die Leute mit dem Wort "Sol!"
Nach Schichtwechsel begleite ich Mister Berlin nachhause. Unterwegs frage ich ihn, was es nun mit dem Wort 'Sol!' auf sich hat. Mister Berlin nickt lächelnd und erklärt:
"Ein Marstag ist etwa eine halbe irdische Stunde länger als der Tag auf der Erde. Der Mars dreht sich ein wenig langsamer um seine Achse als die Erde. Darum haben die ersten Raumfahrer, die auf dem Mars landeten, den Marstag zur Unterscheidung 'Sol' genannt. Wir haben das übernommen, und so ist aus einem 'Guten Tag' oder 'Hallo' im Laufe der Zeit einfach 'Sol' geworden."
Er führt mich den Weg zurück durch die Gänge und an Mistress Albright vorbei durch eine zweiflügelige Tür aus buntem Glas vor das Haus. Hier stehen wir nun vor einer hellerleuchteten Straßenkreuzung unter der überhängenden Häuserecke, die von Säulen gestützt wird. Eine Fahrspur führt von der Straße am Eingang vorbei und mündet in die Querstraße.
Mister Berlin führt mich zum vordersten, der wartenden Wagen. Wir steigen ein und er tippt ein Fahrziel in das Navi. Dann hält er eine Plastikkarte an das Gerät. Sofort setzt sich der führerlose Wagen in Bewegung, fädelt sich in den Verkehrsfluss ein und strebt dem angegebenen Ziel zu. Dabei kann ich sehen, dass unter der Decke der Lavaröhre, in der Olympia liegt, Tageslichtlampen angebracht sind. Es ist zurzeit taghell.
Bald darauf haben wir einen anderen der von außen immer gleich aussehenden Wohnblocks erreicht. Der Wagen hält als letztes Fahrzeug in einer langen Reihe vor dem Eingang dieses Blocks. Mister Berlin hält seine Karte noch einmal an das Gerät und die Tür fährt auf. Wir steigen aus und gehen auf den Eingang zu. Auch hier betreten wir als erstes ein Foyer. Die Concierge hinter ihrem Schalter schaut kurz auf und Mister Berlin grüßt sie im Vorbeigehen.
Er führt mich zum Treppenhaus und hält mir die Tür eines Aufzuges auf, um den sich die Treppe windet. Dann fahren wir bis zur obersten Etage. Als ich aus dem Aufzug trete, stehe ich in einer Parklandschaft, die man auf dem Dach des Wohnblocks angepflanzt hat. In regelmäßigen Abständen stehen eiförmige Häuser zwischen den Pflanzen. Wir gehen auf das uns Nächststehende zu und Mister Berlin öffnet die Tür mit einer anderen Plastikkarte.
Nun kommen wir als Erstes in eine Garderobe, von der mehrere Türen abgehen und eine Treppe nach oben führt. Nachdem er seine Jacke aufgehangen hat, führt er mich über die Treppe nach oben.
Eine Etage höher liegt ein größerer Wohnraum, Küche und Essplatz. Aus der Küche hört man Arbeitsgeräusche. Er sagt laut:
"Hi, Liebes! Ich bin zuhause!"
Eine Frau in seinem Alter kommt aus der Küche. Sie lächelt, als sie uns sieht und begrüßt Mister Berlin mit einer Umarmung. Mister Berlin stellt uns nun gegenseitig vor:
"Meggi, das ist Mister Armstrong. Er wohnt ab heute in einem der Gästezimmer. Wenn das Amt über seine Zukunft entschieden hat, wird er sich eine eigene Wohnung suchen. Mister Armstrong, das ist meine Frau Meggi."
Ich begrüße meine Wirtin höflich. Sie schickt ihren Mann und mich schon einmal zum Essplatz. Wir lassen uns am Tisch nieder. Während Mistress Berlin die Speisen aufträgt, sagt Mister Berlin zu mir:
"Mister Armstrong, der Tag ist noch jung. Ich denke, wir gehen nach dem Essen hinunter und machen einen Bummel durch die Geschäfte. Sie brauchen so etwas wie eine Grundausstattung."
Ich nicke dazu. Er hat nicht unrecht. Ich habe in der Quarantäne bisher eine Einweg-Zahnbürste benutzt. Das sollte sich ändern. Auch einen eigenen Kamm und einen Rasierer werde ich brauchen.
Bevor wir mit dem Mittagessen beginnen, schenkt Mistress Berlin drei Tassen Tee aus. Mister Berlin stellt die Tassen vor uns, tunkt dann zwei Finger seiner Hand in seine Tasse und lässt die Tropfen auf einen Stein vor sich in der Tischplatte fallen. Dabei spricht er:
"Allumfassende Natur, segne unseren Gast und den heutigen 'Sol'!"
Danach wendet er sich mir zu und erklärt:
"Für uns bedeutet der 'Heimstein', wie wir ihn nennen, unsere Verbindung zur Natur. Vor der Haus- oder Heimgründung macht jeder Marsianer eine meditative Wanderung in unberührte Gegenden innerhalb der Lavaröhre. Fällt ihm ein besonderer Stein auf, nimmt er ihn mit als seinen 'Heimstein', der ihn sein ganzes Leben begleitet. Man sagt, dass der Stein seinen Menschen findet, nicht umgekehrt."
"Ah, okay," meine ich unsicher.
Ich sehe, dass ich noch einiges lernen muss, wenn ich Marsianer werden will. Mister Berlin fordert mich nun auf, es ihm gleich zu tun. Also tauche ich ebenfalls meine Finger in meinen Tee, spritze den Stein nass und wiederhole den Segensspruch.
Auch nach dem Essen sitze ich noch eine Weile mit Mister Berlin beim Tee. In dieser Zeit bereitet Mistress Berlin eine Etage höher ein Gästezimmer für mich vor. Die Kinder der Eheleute haben schon eigene Familien gegründet. So werden deren Kinderzimmer aktuell nur noch für Besuche oder Gäste verwendet.
*
Nun ist es an mir, mich der Runde vorzustellen und meine Geschichte zu erzählen, warum ich nun vor ihnen sitze. Dann werde ich gefragt:
"Wie stellen Sie sich nun ihre weitere Zukunft vor?"
"Ich habe es mir in den vergangenen Wochen überlegt. Da ich persönlich ungebunden bin, will ich mich hier auf dem Mars niederlassen. Mein Willkommensgeschenk kann die Rettungskapsel sein, wenn man es schafft, sie unbeschadet zur Marsoberfläche zu bringen. Die darin enthaltene Technik kann ihnen einen Schwung hin zu modernerer Technik geben," biete ich der Runde an.
"Das ist ein interessantes Angebot. Aber der Präsident hat hier das letzte Wort, da es auch ein wenig die Politik tangiert!" antwortet einer der Herren.
Die anderen Männer murmeln zustimmend. Ein weiterer Herr aus der Runde benennt nun ein ganz profanes Problem:
"Wo soll Mister Armstrong aber in der Zeit wohnen, während über ihn im Außenamt entschieden wird?"
Nach kurzer Diskussion erklärt sich Mister Berlin dazu bereit, mich in der Zeit bei sich aufzunehmen. Dann ist die Sitzung beendet. Die Herren erheben sich und streben auf den Ausgang zu. Da auch Mister Berlin aufsteht, erhebe ich mich ebenfalls und schaue ihn erwartungsvoll an.
Nun erklärt mir Mister Berlin, dass ich in der nächsten Zeit in der ingenieurtechnischen Abteilung arbeiten werde. Dort soll ich die Leute dabei beraten, eine Routine zu erarbeiten, um die Rettungskapsel unbeschadet zur Marsoberfläche herunter zu bringen und auseinanderzunehmen, ohne dass dabei etwas zerstört wird.
Er klärt mich über die Arbeitszeiten auf dem Mars auf. Im Gegensatz zur Erde, wo noch immer der Dreischichtbetrieb gilt mit dreimal acht Stunden rund um die Uhr, hat man schon früh auf dem Mars den Vierschichtbetrieb mit viermal sechs Stunden eingeführt.
"Dafür erhalten sie 2000 Stein monatlich, was nach marsianischer Zeitrechnung etwa fünf Wochen ausmacht."
Mein etwas dümmlicher Gesichtsausdruck lässt Mister Berlin kurz auflachen. Er erklärt mir:
"Da wir hier, wohin wir auch sehen, von Steinen umgeben sind - wenn man von der ursprünglichen marsianischen Natur ausgeht -, haben unsere Vorfahren sinnigerweise die allgemeingültige Währung STEIN genannt. Sie werden sich schnell daran gewöhnen!"
Anschließend führt Mister Berlin, der Leiter der ingenieurtechnischen Abteilung, mich in seinen Bereich. Er ruft einige Raumfahrt-Ingenieure herbei und nun überlegen wir zu sechst wie wir an die Rettungskapsel herankommen. Wieder begrüßt er die Leute mit dem Wort "Sol!"
Nach Schichtwechsel begleite ich Mister Berlin nachhause. Unterwegs frage ich ihn, was es nun mit dem Wort 'Sol!' auf sich hat. Mister Berlin nickt lächelnd und erklärt:
"Ein Marstag ist etwa eine halbe irdische Stunde länger als der Tag auf der Erde. Der Mars dreht sich ein wenig langsamer um seine Achse als die Erde. Darum haben die ersten Raumfahrer, die auf dem Mars landeten, den Marstag zur Unterscheidung 'Sol' genannt. Wir haben das übernommen, und so ist aus einem 'Guten Tag' oder 'Hallo' im Laufe der Zeit einfach 'Sol' geworden."
Er führt mich den Weg zurück durch die Gänge und an Mistress Albright vorbei durch eine zweiflügelige Tür aus buntem Glas vor das Haus. Hier stehen wir nun vor einer hellerleuchteten Straßenkreuzung unter der überhängenden Häuserecke, die von Säulen gestützt wird. Eine Fahrspur führt von der Straße am Eingang vorbei und mündet in die Querstraße.
Mister Berlin führt mich zum vordersten, der wartenden Wagen. Wir steigen ein und er tippt ein Fahrziel in das Navi. Dann hält er eine Plastikkarte an das Gerät. Sofort setzt sich der führerlose Wagen in Bewegung, fädelt sich in den Verkehrsfluss ein und strebt dem angegebenen Ziel zu. Dabei kann ich sehen, dass unter der Decke der Lavaröhre, in der Olympia liegt, Tageslichtlampen angebracht sind. Es ist zurzeit taghell.
Bald darauf haben wir einen anderen der von außen immer gleich aussehenden Wohnblocks erreicht. Der Wagen hält als letztes Fahrzeug in einer langen Reihe vor dem Eingang dieses Blocks. Mister Berlin hält seine Karte noch einmal an das Gerät und die Tür fährt auf. Wir steigen aus und gehen auf den Eingang zu. Auch hier betreten wir als erstes ein Foyer. Die Concierge hinter ihrem Schalter schaut kurz auf und Mister Berlin grüßt sie im Vorbeigehen.
Er führt mich zum Treppenhaus und hält mir die Tür eines Aufzuges auf, um den sich die Treppe windet. Dann fahren wir bis zur obersten Etage. Als ich aus dem Aufzug trete, stehe ich in einer Parklandschaft, die man auf dem Dach des Wohnblocks angepflanzt hat. In regelmäßigen Abständen stehen eiförmige Häuser zwischen den Pflanzen. Wir gehen auf das uns Nächststehende zu und Mister Berlin öffnet die Tür mit einer anderen Plastikkarte.
Nun kommen wir als Erstes in eine Garderobe, von der mehrere Türen abgehen und eine Treppe nach oben führt. Nachdem er seine Jacke aufgehangen hat, führt er mich über die Treppe nach oben.
Eine Etage höher liegt ein größerer Wohnraum, Küche und Essplatz. Aus der Küche hört man Arbeitsgeräusche. Er sagt laut:
"Hi, Liebes! Ich bin zuhause!"
Eine Frau in seinem Alter kommt aus der Küche. Sie lächelt, als sie uns sieht und begrüßt Mister Berlin mit einer Umarmung. Mister Berlin stellt uns nun gegenseitig vor:
"Meggi, das ist Mister Armstrong. Er wohnt ab heute in einem der Gästezimmer. Wenn das Amt über seine Zukunft entschieden hat, wird er sich eine eigene Wohnung suchen. Mister Armstrong, das ist meine Frau Meggi."
Ich begrüße meine Wirtin höflich. Sie schickt ihren Mann und mich schon einmal zum Essplatz. Wir lassen uns am Tisch nieder. Während Mistress Berlin die Speisen aufträgt, sagt Mister Berlin zu mir:
"Mister Armstrong, der Tag ist noch jung. Ich denke, wir gehen nach dem Essen hinunter und machen einen Bummel durch die Geschäfte. Sie brauchen so etwas wie eine Grundausstattung."
Ich nicke dazu. Er hat nicht unrecht. Ich habe in der Quarantäne bisher eine Einweg-Zahnbürste benutzt. Das sollte sich ändern. Auch einen eigenen Kamm und einen Rasierer werde ich brauchen.
Bevor wir mit dem Mittagessen beginnen, schenkt Mistress Berlin drei Tassen Tee aus. Mister Berlin stellt die Tassen vor uns, tunkt dann zwei Finger seiner Hand in seine Tasse und lässt die Tropfen auf einen Stein vor sich in der Tischplatte fallen. Dabei spricht er:
"Allumfassende Natur, segne unseren Gast und den heutigen 'Sol'!"
Danach wendet er sich mir zu und erklärt:
"Für uns bedeutet der 'Heimstein', wie wir ihn nennen, unsere Verbindung zur Natur. Vor der Haus- oder Heimgründung macht jeder Marsianer eine meditative Wanderung in unberührte Gegenden innerhalb der Lavaröhre. Fällt ihm ein besonderer Stein auf, nimmt er ihn mit als seinen 'Heimstein', der ihn sein ganzes Leben begleitet. Man sagt, dass der Stein seinen Menschen findet, nicht umgekehrt."
"Ah, okay," meine ich unsicher.
Ich sehe, dass ich noch einiges lernen muss, wenn ich Marsianer werden will. Mister Berlin fordert mich nun auf, es ihm gleich zu tun. Also tauche ich ebenfalls meine Finger in meinen Tee, spritze den Stein nass und wiederhole den Segensspruch.
Auch nach dem Essen sitze ich noch eine Weile mit Mister Berlin beim Tee. In dieser Zeit bereitet Mistress Berlin eine Etage höher ein Gästezimmer für mich vor. Die Kinder der Eheleute haben schon eigene Familien gegründet. So werden deren Kinderzimmer aktuell nur noch für Besuche oder Gäste verwendet.
*
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Mittwoch, 29. Juni 2022
Aufbruch ins All -02
mariant, 11:43h
In einen Raumanzug, der außen an der Karosserie hängt, kommt Leben. Schließlich trennt sich der Anzug vom Fahrzeug und kommt auf mich zu. Einige Minuten darauf umrundet ein weiterer Mann im Raumanzug den Rover und bleibt in der Nähe des Fahrzeuges stehen. Er hat irgendetwas in der Hand, das er auf mich richtet.
Ich nähere mich den Beiden, zeige meine leeren Hände und lege meine rechte Hand auf die linke Brustseite. Der Mann lässt das Teil sinken, das er auf mich gerichtet hat und öffnet eine Fahrzeugtür, nachdem er mehrere Knöpfe daneben gedrückt hat. Er macht die Willkommensgeste und ich klettere in den Rover. Hinter mir wird die Tür wieder verschlossen und kurz darauf höre ich einströmendes Gas.
Beidseitig an der Rückwand des Fahrzeuges öffnen sich Klappen. Zwei großgewachsene dunkelhäutige Männer kriechen in das Innere des Rovers. Ich erinnere mich. Das ist die Technik, mit der man die Mars-Rover seitens der Mars Resource Corporation vor 300 Jahren ausgestattet hat. Durch die Selbstisolation der Menschen hier hat man also auch den technischen Fortschritt vernachlässigt. Die Raumanzüge der Beiden sind nun luftdicht mit der Karosserie verbunden.
Da die beiden Männer hier im Fahrzeug keine Atemmasken tragen, will ich nun auch wenigstens den Helm meines Raumanzuges öffnen. Die Männer reagieren panisch und bedeuten mir, den Helm aufzulassen. Stattdessen soll ich mich in einen freien Sitz setzen und abwarten.
Die Männer wenden den Rover und fahren auf ihrer Spur zurück. Nach etwa drei Stunden Fahrt erreichen wir eine Öffnung in einer steil aufragenden Felswand. Der Rover fährt in die Höhle und bald in eine seitliche Öffnung hinein. Dort stoppen die Männer das Fahrzeug und öffnen die Seitentür, durch die ich den Rover betreten habe. Anscheinend herrschen draußen jetzt der gleiche Atmosphärendruck und das Gasgemisch wie im Fahrzeug.
Meine Begleiter steigen aus und bedeuten mir, ihnen im geschlossenen Raumanzug zu folgen. Einer der Männer legt seine Hand an die Wand vor sich. Kurz darauf öffnet sie sich und wir gehen hindurch. Ich fühle mich hier irgendwie, wie in eine irdische U-Bahn versetzt - jedenfalls kommt es mir so vor.
Ein kleiner fensterloser Triebwagen steht am Rand eines Bahnsteiges. Wir besteigen das Fahrzeug und die Männer drücken verschiedene Knöpfe. Der Triebwagen beschleunigt sanft, um nach weiteren zwei Stunden allmählich abzubremsen. Nachdem das Fahrzeug steht, öffnet sich die Seitentür und wir befinden uns auf einem ebensolchen Bahnsteig.
Meine Begleiter scheinen es eilig zu haben. Wir betreten gemeinsam einen Aufzug. Nach wenigen Minuten verlassen wir den Aufzug und die Männer in meiner Begleitung übergeben mich an Männer in lindgrüner Kleidung, die Atemmasken und jeder eine Gasflasche auf dem Rücken tragen. Man führt mich durch eine Luftschleuse in einen spärlich eingerichteten Raum. Hier darf ich endlich meinen Raumanzug ausziehen und erhalte sterile Kleidung. Dann lässt man mich erst einmal in Ruhe.
In der nächsten Zeit, ich habe aufgehört die Tage zu zählen, erhalte ich Speisen und Getränke durch eine kleine Schleuse gereicht. Auch meine Schmutzwäsche nimmt diesen Weg. Sie kommt durch die Schleuse schrankfertig zu mir zurück. Wenn ich Besuch bekomme, ist der Mann ebenfalls lindgrün gekleidet und trägt eine Atemmaske.
Ich werde in dem Zimmer intervallartig gründlich untersucht und man verabreicht mir Impfungen gegen mögliche Marsmikroben, die mir gefährlich werden könnten. Daneben will man meine Geschichte genauestens erfahren.
Irgendwann, bestimmt nach mehreren Wochen, erhalte ich Besuch von einem älteren weißhaarigen Mann ohne die übliche Atemmaske. Erstaunt blicke ich auf. Der Mann stellt sich höflich vor und erklärt mir, dass meine Quarantäne vorbei sei und ich zu einem Treffen mit Wissenschaftlern im 'Amt' eingeladen bin.
Der Mann begleitet mich zu der U-Bahn-Station, über die ich in ihr Institut gekommen bin und übergibt mich an einen jüngeren Mann, der mich weiterhin führen soll. Vor mir am Bahnsteig steht wieder ein Triebwagen, wie ich ihn schon kenne.
Unterwegs frage ich den jungen Mann:
"Mister Carlson, was ist das eigentlich für ein Treffen, zu dem Sie mich hinführen sollen?"
Der Mann schaut mich lächelnd an und erklärt:
"Zum einen wollen die Wissenschaftler ihre Geschichte noch einmal aus ihrem eigenen Mund hören. Vielleicht ist davon etwas interessant für sie. Zum anderen werden sie bestimmt gefragt, wie Sie sich ihre Zukunft vorstellen. Wollen Sie von einem irdischen Raumschiff abgeholt werden? Oder wollen Sie Bürger des Mars werden? Für alle diese Fragen sind Sie im Amt in Olympia an der richtigen Adresse!"
"Ah, okay. Unser Ziel ist also die Hauptstadt des Mars."
"Ja, und dort das Präsidialamt..."
Ich mache große Augen. Ob ich etwa das Staatsoberhaupt zu Gesicht bekomme? Eigentlich ist mein Fall doch gar nicht so wichtig. Andererseits, wann passiert so etwas schon, dass man einen Menschen aus Raumnot retten muss? Ob es durch meine Aktion zu diplomatischen Verwicklungen zwischen den Planeten kommt?
Nach etwa drei Stunden Fahrt, in denen ich mir unter anderem die Technik der Rohrbahn erklären lasse, erreichen wir eine ebenso kleine Station in Olympia, wie unsere Startstation. Mein Begleiter erklärt mir zur Rohrbahn, dass sie selbständig eine Haltestelle anfährt und auch abfährt. Nach dem Eintritt schließt sich die Kabine und das Rohr hermetisch ab und ein Überdruck schiebt das Fahrzeug mit bis zu 500 Stundenkilometer vorwärts.
"Unser Rohrnetz," erklärt er, "ist vom öffentlichen Netz getrennt. Dafür sind unsere Fahrzeuge auch deutlich kleiner."
An der Haltestelle in Olympia steigen wir aus und fahren von der Station mit einem Aufzug zu einem größeren Raum auf einer höheren Ebene. Neugierig schaue ich mich um und erkenne links in einer Raumecke ein Treppenhaus. Ihm gegenüber liegt rechts ein großzügiger Eingangsbereich mit vier Glastüren. Vor mir sitzt eine Dame hinter einem Schalter und schaut bei unserem Näherkommen auf. Mein Begleiter ergreift das Wort:
"Sol, Mistress Albright. Ich bringe Ihnen den Raumfahrer, den wir in den letzten Wochen unter Quarantäne hatten."
Mistress Albright nickt und lächelt mich an:
"Ah, Sie sind Mister Armstrong. Warten Sie einen Moment. Ich rufe jemand, der sich um Sie kümmert."
"Ich verabschiede mich dann," meint mein Begleiter zwinkernd. "Ich muss zur Quarantäne-Station zurück."
Ich nicke ihm freundlich zu. Während er zum Aufzug zurückgeht, sagt Mistress Albright zu mir:
"Setzen Sie sich ruhig einen Moment."
Also gehe ich nun zu einer Sitzgruppe neben dem Treppen-haus. Mistress Albright nimmt einen Handapparat auf und spricht hinein.
Vielleicht fünf Minuten darauf kommt ein älterer Mann die Treppe herunter. Er schaut sich kurz um, grüßt die Concierge freundlich und wendet sich danach zu mir um:
"Guten Tag, Mister Armstrong, oder 'Sol', wie man hier sagt," begrüßt er mich. "Ich bin John Berlin. Würden Sie mich bitte begleiten?"
Ich stehe auf und strecke ihm meine Hand entgegen. Mister Berlin lächelt entschuldigend, zeigt seine offene Hand und legt sie sich auf die Herzgegend. Dann macht er eine einladende Handbewegung Richtung Treppe und sagt, immer noch lächelnd:
"Kommen Sie bitte mit."
Wir steigen zwei Etagen höher und gehen einen Gang entlang, bis wir vor einer Tür halten. Unterwegs erklärt Mister Berlin mir, dass das Händeschütteln seit einer Pandemie kurz nach der Kolonisation des Planeten nicht mehr praktiziert wird. Damals mussten sich die Menschen gegen marsianische Viren und Bakterien wehren. Gut die Hälfte der Bevölkerung ist damals gestorben bis Impfstoffe entwickelt worden sind. Mir fällt ein, davon im Geschichtsunterricht in meiner Schulzeit einmal gehört zu haben.
Mein Begleiter klopft schließlich an eine Tür und öffnet sie einen Moment später. Mit einer Handbewegung gibt er mir den Vortritt und schließt die Tür hinter mir wieder, nachdem auch er den Raum betreten hat.
Er begrüßt die Runde in dem Raum mit "Sol!", während wir Platz nehmen.
Ich nähere mich den Beiden, zeige meine leeren Hände und lege meine rechte Hand auf die linke Brustseite. Der Mann lässt das Teil sinken, das er auf mich gerichtet hat und öffnet eine Fahrzeugtür, nachdem er mehrere Knöpfe daneben gedrückt hat. Er macht die Willkommensgeste und ich klettere in den Rover. Hinter mir wird die Tür wieder verschlossen und kurz darauf höre ich einströmendes Gas.
Beidseitig an der Rückwand des Fahrzeuges öffnen sich Klappen. Zwei großgewachsene dunkelhäutige Männer kriechen in das Innere des Rovers. Ich erinnere mich. Das ist die Technik, mit der man die Mars-Rover seitens der Mars Resource Corporation vor 300 Jahren ausgestattet hat. Durch die Selbstisolation der Menschen hier hat man also auch den technischen Fortschritt vernachlässigt. Die Raumanzüge der Beiden sind nun luftdicht mit der Karosserie verbunden.
Da die beiden Männer hier im Fahrzeug keine Atemmasken tragen, will ich nun auch wenigstens den Helm meines Raumanzuges öffnen. Die Männer reagieren panisch und bedeuten mir, den Helm aufzulassen. Stattdessen soll ich mich in einen freien Sitz setzen und abwarten.
Die Männer wenden den Rover und fahren auf ihrer Spur zurück. Nach etwa drei Stunden Fahrt erreichen wir eine Öffnung in einer steil aufragenden Felswand. Der Rover fährt in die Höhle und bald in eine seitliche Öffnung hinein. Dort stoppen die Männer das Fahrzeug und öffnen die Seitentür, durch die ich den Rover betreten habe. Anscheinend herrschen draußen jetzt der gleiche Atmosphärendruck und das Gasgemisch wie im Fahrzeug.
Meine Begleiter steigen aus und bedeuten mir, ihnen im geschlossenen Raumanzug zu folgen. Einer der Männer legt seine Hand an die Wand vor sich. Kurz darauf öffnet sie sich und wir gehen hindurch. Ich fühle mich hier irgendwie, wie in eine irdische U-Bahn versetzt - jedenfalls kommt es mir so vor.
Ein kleiner fensterloser Triebwagen steht am Rand eines Bahnsteiges. Wir besteigen das Fahrzeug und die Männer drücken verschiedene Knöpfe. Der Triebwagen beschleunigt sanft, um nach weiteren zwei Stunden allmählich abzubremsen. Nachdem das Fahrzeug steht, öffnet sich die Seitentür und wir befinden uns auf einem ebensolchen Bahnsteig.
Meine Begleiter scheinen es eilig zu haben. Wir betreten gemeinsam einen Aufzug. Nach wenigen Minuten verlassen wir den Aufzug und die Männer in meiner Begleitung übergeben mich an Männer in lindgrüner Kleidung, die Atemmasken und jeder eine Gasflasche auf dem Rücken tragen. Man führt mich durch eine Luftschleuse in einen spärlich eingerichteten Raum. Hier darf ich endlich meinen Raumanzug ausziehen und erhalte sterile Kleidung. Dann lässt man mich erst einmal in Ruhe.
In der nächsten Zeit, ich habe aufgehört die Tage zu zählen, erhalte ich Speisen und Getränke durch eine kleine Schleuse gereicht. Auch meine Schmutzwäsche nimmt diesen Weg. Sie kommt durch die Schleuse schrankfertig zu mir zurück. Wenn ich Besuch bekomme, ist der Mann ebenfalls lindgrün gekleidet und trägt eine Atemmaske.
Ich werde in dem Zimmer intervallartig gründlich untersucht und man verabreicht mir Impfungen gegen mögliche Marsmikroben, die mir gefährlich werden könnten. Daneben will man meine Geschichte genauestens erfahren.
Irgendwann, bestimmt nach mehreren Wochen, erhalte ich Besuch von einem älteren weißhaarigen Mann ohne die übliche Atemmaske. Erstaunt blicke ich auf. Der Mann stellt sich höflich vor und erklärt mir, dass meine Quarantäne vorbei sei und ich zu einem Treffen mit Wissenschaftlern im 'Amt' eingeladen bin.
Der Mann begleitet mich zu der U-Bahn-Station, über die ich in ihr Institut gekommen bin und übergibt mich an einen jüngeren Mann, der mich weiterhin führen soll. Vor mir am Bahnsteig steht wieder ein Triebwagen, wie ich ihn schon kenne.
Unterwegs frage ich den jungen Mann:
"Mister Carlson, was ist das eigentlich für ein Treffen, zu dem Sie mich hinführen sollen?"
Der Mann schaut mich lächelnd an und erklärt:
"Zum einen wollen die Wissenschaftler ihre Geschichte noch einmal aus ihrem eigenen Mund hören. Vielleicht ist davon etwas interessant für sie. Zum anderen werden sie bestimmt gefragt, wie Sie sich ihre Zukunft vorstellen. Wollen Sie von einem irdischen Raumschiff abgeholt werden? Oder wollen Sie Bürger des Mars werden? Für alle diese Fragen sind Sie im Amt in Olympia an der richtigen Adresse!"
"Ah, okay. Unser Ziel ist also die Hauptstadt des Mars."
"Ja, und dort das Präsidialamt..."
Ich mache große Augen. Ob ich etwa das Staatsoberhaupt zu Gesicht bekomme? Eigentlich ist mein Fall doch gar nicht so wichtig. Andererseits, wann passiert so etwas schon, dass man einen Menschen aus Raumnot retten muss? Ob es durch meine Aktion zu diplomatischen Verwicklungen zwischen den Planeten kommt?
Nach etwa drei Stunden Fahrt, in denen ich mir unter anderem die Technik der Rohrbahn erklären lasse, erreichen wir eine ebenso kleine Station in Olympia, wie unsere Startstation. Mein Begleiter erklärt mir zur Rohrbahn, dass sie selbständig eine Haltestelle anfährt und auch abfährt. Nach dem Eintritt schließt sich die Kabine und das Rohr hermetisch ab und ein Überdruck schiebt das Fahrzeug mit bis zu 500 Stundenkilometer vorwärts.
"Unser Rohrnetz," erklärt er, "ist vom öffentlichen Netz getrennt. Dafür sind unsere Fahrzeuge auch deutlich kleiner."
An der Haltestelle in Olympia steigen wir aus und fahren von der Station mit einem Aufzug zu einem größeren Raum auf einer höheren Ebene. Neugierig schaue ich mich um und erkenne links in einer Raumecke ein Treppenhaus. Ihm gegenüber liegt rechts ein großzügiger Eingangsbereich mit vier Glastüren. Vor mir sitzt eine Dame hinter einem Schalter und schaut bei unserem Näherkommen auf. Mein Begleiter ergreift das Wort:
"Sol, Mistress Albright. Ich bringe Ihnen den Raumfahrer, den wir in den letzten Wochen unter Quarantäne hatten."
Mistress Albright nickt und lächelt mich an:
"Ah, Sie sind Mister Armstrong. Warten Sie einen Moment. Ich rufe jemand, der sich um Sie kümmert."
"Ich verabschiede mich dann," meint mein Begleiter zwinkernd. "Ich muss zur Quarantäne-Station zurück."
Ich nicke ihm freundlich zu. Während er zum Aufzug zurückgeht, sagt Mistress Albright zu mir:
"Setzen Sie sich ruhig einen Moment."
Also gehe ich nun zu einer Sitzgruppe neben dem Treppen-haus. Mistress Albright nimmt einen Handapparat auf und spricht hinein.
Vielleicht fünf Minuten darauf kommt ein älterer Mann die Treppe herunter. Er schaut sich kurz um, grüßt die Concierge freundlich und wendet sich danach zu mir um:
"Guten Tag, Mister Armstrong, oder 'Sol', wie man hier sagt," begrüßt er mich. "Ich bin John Berlin. Würden Sie mich bitte begleiten?"
Ich stehe auf und strecke ihm meine Hand entgegen. Mister Berlin lächelt entschuldigend, zeigt seine offene Hand und legt sie sich auf die Herzgegend. Dann macht er eine einladende Handbewegung Richtung Treppe und sagt, immer noch lächelnd:
"Kommen Sie bitte mit."
Wir steigen zwei Etagen höher und gehen einen Gang entlang, bis wir vor einer Tür halten. Unterwegs erklärt Mister Berlin mir, dass das Händeschütteln seit einer Pandemie kurz nach der Kolonisation des Planeten nicht mehr praktiziert wird. Damals mussten sich die Menschen gegen marsianische Viren und Bakterien wehren. Gut die Hälfte der Bevölkerung ist damals gestorben bis Impfstoffe entwickelt worden sind. Mir fällt ein, davon im Geschichtsunterricht in meiner Schulzeit einmal gehört zu haben.
Mein Begleiter klopft schließlich an eine Tür und öffnet sie einen Moment später. Mit einer Handbewegung gibt er mir den Vortritt und schließt die Tür hinter mir wieder, nachdem auch er den Raum betreten hat.
Er begrüßt die Runde in dem Raum mit "Sol!", während wir Platz nehmen.
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