Montag, 19. Februar 2024
Keltische Druiden -33
Zwischendurch tritt auch ein Chor auf und lässt ein paar Lieder hören. Eines davon ist mir besonders im Gedächtnis geblieben. Venia schaut mich dabei mit einem besonderen Ausdruck in den Augen an und fasst meine Hand. Als Antwort lege ich ihr meinen Arm auf ihre Schultern. Nun sinkt sie an meine Brust. Das Lied geht so:

"Küsse unter Mistelzweigen, die bringen Glück
Dann bist du nie mehr allein
Küsse unter Mistelzweigen, sind dein Geschick
Und das wird immer so sein
Und für uns beide Lugh -Sonnengott- scheint
Und wenn dazu der Himmel weint
Wird Tailtiu -Fruchtbarkeitsgöttin- stehn
Ihr Land halten, fruchtbar und schön
Küsse unter Mistelzweigen, die bringen Glück
Dann bist du nie mehr allein
Küsse unter Mistelzweigen, sind dein Geschick
Und das wird immer so sein
So wie in den Mythen kommt es mir vor
Dass ich an Dich mein Herz verlor
Ich hab so oft geträumt, daran gedacht
Lugh und Tailtiu haben's wahr gemacht
Küsse unter Mistelzweigen, die bringen Glück
Dann bist du nie mehr allein
Küsse unter Mistelzweigen, sind dein Geschick.
Und das wird immer so sein,
Und das wird immer so sein."

An diesem Tag kommen wir erst spät ins Bett. Einige Gäste feiern noch weiter bis in den frühen Morgen. Da schlafen wir schon längst, uns gegenseitig in den Armen haltend. Zuerst haben wir vor Aufregung noch lange nicht einschlafen können. Wir haben uns bis dahin noch nicht untenherum nackt gesehen. Nun erkunden wir den unbekannten Körper des Partners durch Tasten in der Dunkelheit und entdecken, wo er oder sie ein Kitzeln spürt oder anderes.

*

Ein paar Tage nach meiner Hochzeit mit Erin ist Meister Fion wieder aufgebrochen. Weitere Menschen brauchen seinen Beistand in den unterschiedlichsten Lebenslagen, hat er es begründet. Wir haben ihn wehmütig verabschiedet, aber seine Entscheidung respektiert.

Zwei Jahre später haben meine monatlichen Blutungen ausgesetzt. Ein paar Tage darauf, nachdem ich mir sicher bin, bin ich hinüber zu Großmutter gegangen. Sie hat mich befühlt und mir dann auf den Kopf zugesagt, dass ich schwanger bin. Ich trage Erins Kind unter meinem Herzen!

In der Folgezeit bin ich oft bei Großmutter, höre mir ihre Ratschläge an und übe zusammen mit ihr Verhaltensweisen, die die Geburt erleichtern sollen. So fühle ich mich bald als erfahrene werdende Mathir -Mutter-. Nur der Geburtsvorgang selbst fehlt noch. Danach werde ich, in meiner Funktion als Druid, Großmutters Ratschläge weitergeben und werdenden Müttern im Dorf bei ihrer Geburt zur Seite stehen können.

Ein dreiviertel Jahr ist ungefähr ins Land gegangen, als ich zum ersten Mal den beschriebenen Schmerz verspüre. Ich spreche Erin darauf an. Er konzentriert sich und fährt sanft mit seiner Hand über den großen Bauch. Danach meint er, es würde nicht mehr lange dauern, aber wir haben noch etwas Zeit.

Nach dem Frühstück gehen wir hinüber in Athirs -Vaters- Haus. Mamaí begrüßt uns, denn Atta -Papa- und meine Brüder sind auf ihren Feldern. Nur noch Großmutter ist anwesend. Sie bauen mir aus Heu und Leder ein bequemes Lager, auf das ich mich niederlassen soll.

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Freitag, 16. Februar 2024
Keltische Druiden -32
Venia trägt ein langes weißes Kleid, einen Blütenkranz auf dem Kopf und ein glückliches Lächeln im Gesicht. Ich nähere mich ihr und strecke ihr beide Hände entgegen. Venia nimmt sie und lässt sich von mir aus der Reihe der Menschen hervorziehen. Dann machen wir die wenigen Schritte auf Meister Fion zu. Dort wenden wir uns um und bestätigen mit lauter Stimme, damit uns jeder hört, dass wir einander würdig sind und so dem Vollzug des Hochzeitsrituals nichts im Wege steht.

Meister Fion dreht uns lächelnd zueinander, schlingt ein breites besticktes Band um unsere Handgelenke und befestigt es mit einem symbolischen Knoten. Dabei spricht er:

"Ich binde sie, eure Kraft.
Ich binde sie, eure Wärme.
Ich binde sie, eure Stärke.
Ich binde sie, eure Energie.
Ich binde euch, Erin und Venia,
da ihr euch füreinander entschieden habt."

In diesem Augenblick erklingen die weichen Töne einer Leier im Hintergrund. Sie fangen die Zartheit und Romantik des Moments wunderbar ein. Den Spruch des Niallan -Meisters- kenne ich. Es ist der Liebeszauber der Brigid, ein wenig abgewandelt und angepasst. Der ehrwürdige Meister legt uns ans Herz, das Band, das unsere Hände aneinanderbindet, nach der Zeremonie zuhause an gut sichtbarer Stelle aufzuhängen, damit wir immer an unsere gegenseitigen Hochzeitsschwüre erinnert werden.

"Lasst Liebe und Freundschaft regieren!" erklärt der Niallan Fion und händigt jedem von uns ein Körbchen mit Kräutern aus.

Wir werfen beide mehrmals nacheinander je eine Handvoll Kräuter in das Feuer, während Meister Fion uns siebenmal um das heilige Feuer herumführt. Anschließend öffnet sich der Ring von Menschen um uns und wir setzen uns zum Festmahl. Zwischen den Schalen mit den Speisen stehen Bienenwachskerzen. Zu der Leierspielerin haben sich noch zwei Flötisten gesellt.

Nach dem Essen erhebt sich Meister Fion und wünscht uns laut, so dass jeder es versteht:

"Möget ihr den Wind immer im Rücken, die Sonne immer warm im Gesicht, den Regen immer sanft auf euren Feldern und eure Hände volle Ernten einbringen."

Jetzt erheben sich auch die Gäste und prosten uns zu:
"Möget ihr lange leben!"

Wir betreten wieder die Grasfläche und beginnen einen Tanz. Wieder lasse ich mich von Venia führen, wie schon auf den Hochzeiten der anderen Dorfbewohner in der Vergangenheit. Ich selbst fühle mich dabei etwas unsicher. Andere Dorfbewohner folgen uns. Zu vorgerückter Stunde gehen wir zu jedem Gast und bedanken uns mit einem kleinen Geschenk und ein paar herzlichen Worten.

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Dienstag, 13. Februar 2024
Keltische Druiden -31
Wie selbstverständlich sind wir sogleich zum Essen eingeladen. Beim Essen, dass heute sehr einsilbig verläuft - ich denke, alle Anwesenden erwarten von einem von uns den Grund unseres Besuches zu erfahren -, erhebt Meister Erin das Wort:

"Ich erbitte mir von dem ehrenwerten Myrddin die Hand seiner lieben Tochter Venia."

Athir -Vater- schaut von seiner Schale auf. Sein Blick wechselt zwischen Meister Erin und mir hin und her. Er beginnt zu lächeln, während ich vor Anspannung innerlich zu zerplatzen drohe. Dann neigt er den Kopf in einer schrägen Bewegung und antwortet Meister Erin:

"Ich würde mich sehr freuen, wenn der ehrenwerte Meister meine unwürdige Tochter zur Frau nehmen würde!"

Mamaí und die verehrte Großmutter haben Tränen in den Augen. Mamaí, die neben mir sitzt, legt mir kurz ihren Arm auf die Schultern, nimmt ihn dann aber wieder weg um ihre Nase zu schnäuzen. Die verehrte Großmutter legt, nachdem sie sich ebenfalls geschnäuzt hat, ihren Arm auf Meister Erins Schultern. Dazu sagt sie:

"Ich freue mich für euch, Erin!"

Meister Erin schaut sie lächelnd an und antwortet:
"Mamaí!"

Nun will Vater wissen, wie wir uns das Procedere vorgestellt haben. Meister Erin antwortet ihm:

"Ich habe Meister Fion eine Nachricht gesandt. Ich denke, dass er in vier bis sechs Wochen hier sein kann, so die Götter wollen. Er hat mich in die Praktiken der Druidi eingeführt. Deshalb denke ich, ihm gebührt die Ehre, die Feier zu leiten."

Athir -Vater- nickt. Das lässt ihm auch genügend Zeit für die Vorbereitungen.

*

Fion, der verehrte Niallan -Meister-, ist inzwischen uralt. Trotzdem ist er geistig und körperlich vergleichbar mit vielen unserer jungen Männer. Er hat uns erreicht und ich fühle mich geehrt, ihn als Gast in mein Haus aufzunehmen. Wir haben viel zu erzählen, doch wollen wir darüber nicht vergessen, weswegen der Druid bei uns weilt. Ich, Erin, und meine Magd und Schülerin Venia möchten heiraten.

In ein paar Tagen beginnt die Sommersonnenwende Alban Hevin. Am Abend des ersten Tages werden wir uns im Beisein von Niallan -Meister- Fion die Hand zum Lebensbund reichen. Venia hat in den Wochen vor dem Termin viel Zeit bei ihrer Mutter verbracht um das Kleid für die Hochzeit zu nähen.

Am Abend des längsten Tages im Jahr gehen wir beide, Fion und Erin, zum Festplatz. Als wir dort ankommen ist schon viel Volk anwesend. Man macht uns bereitwillig Platz und öffnet uns eine Gasse, durch die wir zu dem Feuer in der Mitte des Platzes kommen. Daneben hat man mit Steinen einen Ritualtisch aufgebaut und ein Brett daraufgelegt.

Die Menschen nehmen sich nun an den Händen, als äußeres Zeichen der Verbundenheit. Meister Fion reinigt den Ort rituell und weiht ihn für die Feier, indem er die Naturelemente Feuer, Wasser, Luft und Erde beschwört. Moja, meine Beinahe-Adoptivmutter steht in der ersten Reihe. Neben ihr steht Venia, meine Braut und Enkelin von Moja. Beide werden eingerahmt von Venias Eltern.

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