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Sonntag, 11. Februar 2024
Keltische Druiden -30
mariant, 11:08h
"Wenn wir unsere Kinder liebevoll und ohne Druck unterrichten, indem wir ihnen alles zeigen was die Natur bietet und dies spielerisch so oft wiederholen, bis sie ein Grundwissen haben, werden sie bestimmt neugierig auf weitere Informationen. Wichtig ist Gelassenheit und Geduld, Eigenschaften, mit denen du mich auch stets einbremst."
"Gut, dann werden wir in den nächsten Tagen zu deinen Eltern gehen. Vorher werde ich versuchen, Verbindung zu Meister Fion aufzunehmen."
"Lebt Meister Fion denn noch?" frage ich erstaunt.
"Er dürfte jetzt in seinen Siebzigern sein..." resümiert Meister Erin. "Ich denke schon. Druidi leben im Allgemeinen sehr gesund."
Oh ja, seine letzte Anmerkung kann ich vollauf bestätigen! Auch ich habe inzwischen viel von seinen Essensgewohnheiten angenommen. Meine Brüder und Neffen haben in den letzten Jahren einen befestigten Weg zwischen den beiden Höfen angelegt und weitere Bauernhöfe für sich aufgebaut. Sie haben bei den jahreszeitlichen Festen junge Frauen aus der Umgebung kennengelernt und nach einiger Zeit haben die Frauen ihr Freien erhört.
So ist der Ort am Waldrand in Richtung des Einödhofes meines Onkels gewachsen. Da hier genug Land zum Bebauen ist, haben diese Frauen um weitere Verwandte geworben, die sich ebenfalls angesiedelt haben. Ein weiterer Grund außer dem Ackerland ist es auch, dass ein Druid hier wohnt und die Feste mit uns feierlich begeht.
Ich erhebe mich und gehe zur Feuerstelle, um das Essen vorzubereiten. Meister Erin versinkt an seinem Sitzplatz in tiefe Konzentration. Als ich das Essen herbeibringe, regt er sich wieder und schaut mich lächelnd an. Er spricht:
"Danke dir für deine Fürsorge, Venia. Ich habe Kontakt zu Meister Fion bekommen. Er wird in einem Monat etwa hier sein können, wenn alles gut geht."
"Dann können wir ja zum Abendessen meine Eltern besuchen und ihnen die frohe Botschaft überbringen!" freue ich mich.
Er nickt mir lächelnd zu, meint aber:
"Bleibe auch jetzt gelassen und bezähme deine Ungeduld, liebe Venia. Die Natur draußen hält viele Überraschungen bereit, die den gedachten Termin verzögern können."
Ich nicke mit gekräuselter Stirn. Er erkennt meine Verfassung und legt seine Hände auf meine. Dann schaut er mir mit einem Blick in die Augen, der mich dahinschmelzen lässt.
"An unserer Vermählung ändert es nichts, wenn wir vielleicht zwei oder drei Wochen länger warten müssen!"
Ich nicke ihm zu und lehne mich an ihn, meinen Kopf an seine Schultern gelegt. Nachdem wir gegessen und ich abgeräumt habe, spüle ich und lösche die Feuerstelle mit dem Spülwasser. Während der Meister nun seinerseits in den Wald geht, um Heilpflanzen zu sammeln, kehre ich den Boden des Hauses durch und ordne die Gegenstände.
Zum Tee ist Meister Erin wieder zurück und sortiert die gesammelten Pflanzen, um Sträußchen zu binden, die er danach in der Grube zum Trocknen an eine Leine hängt. Ich mache noch ein paar Übungen unter seiner Anleitung. Danach gehen wir zu meinen Eltern hinüber.
"Gut, dann werden wir in den nächsten Tagen zu deinen Eltern gehen. Vorher werde ich versuchen, Verbindung zu Meister Fion aufzunehmen."
"Lebt Meister Fion denn noch?" frage ich erstaunt.
"Er dürfte jetzt in seinen Siebzigern sein..." resümiert Meister Erin. "Ich denke schon. Druidi leben im Allgemeinen sehr gesund."
Oh ja, seine letzte Anmerkung kann ich vollauf bestätigen! Auch ich habe inzwischen viel von seinen Essensgewohnheiten angenommen. Meine Brüder und Neffen haben in den letzten Jahren einen befestigten Weg zwischen den beiden Höfen angelegt und weitere Bauernhöfe für sich aufgebaut. Sie haben bei den jahreszeitlichen Festen junge Frauen aus der Umgebung kennengelernt und nach einiger Zeit haben die Frauen ihr Freien erhört.
So ist der Ort am Waldrand in Richtung des Einödhofes meines Onkels gewachsen. Da hier genug Land zum Bebauen ist, haben diese Frauen um weitere Verwandte geworben, die sich ebenfalls angesiedelt haben. Ein weiterer Grund außer dem Ackerland ist es auch, dass ein Druid hier wohnt und die Feste mit uns feierlich begeht.
Ich erhebe mich und gehe zur Feuerstelle, um das Essen vorzubereiten. Meister Erin versinkt an seinem Sitzplatz in tiefe Konzentration. Als ich das Essen herbeibringe, regt er sich wieder und schaut mich lächelnd an. Er spricht:
"Danke dir für deine Fürsorge, Venia. Ich habe Kontakt zu Meister Fion bekommen. Er wird in einem Monat etwa hier sein können, wenn alles gut geht."
"Dann können wir ja zum Abendessen meine Eltern besuchen und ihnen die frohe Botschaft überbringen!" freue ich mich.
Er nickt mir lächelnd zu, meint aber:
"Bleibe auch jetzt gelassen und bezähme deine Ungeduld, liebe Venia. Die Natur draußen hält viele Überraschungen bereit, die den gedachten Termin verzögern können."
Ich nicke mit gekräuselter Stirn. Er erkennt meine Verfassung und legt seine Hände auf meine. Dann schaut er mir mit einem Blick in die Augen, der mich dahinschmelzen lässt.
"An unserer Vermählung ändert es nichts, wenn wir vielleicht zwei oder drei Wochen länger warten müssen!"
Ich nicke ihm zu und lehne mich an ihn, meinen Kopf an seine Schultern gelegt. Nachdem wir gegessen und ich abgeräumt habe, spüle ich und lösche die Feuerstelle mit dem Spülwasser. Während der Meister nun seinerseits in den Wald geht, um Heilpflanzen zu sammeln, kehre ich den Boden des Hauses durch und ordne die Gegenstände.
Zum Tee ist Meister Erin wieder zurück und sortiert die gesammelten Pflanzen, um Sträußchen zu binden, die er danach in der Grube zum Trocknen an eine Leine hängt. Ich mache noch ein paar Übungen unter seiner Anleitung. Danach gehen wir zu meinen Eltern hinüber.
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Freitag, 9. Februar 2024
Keltische Druiden -29
mariant, 11:08h
Ich schaue den Meister erstaunt an und frage:
"Der Eichelhäher ist mein Krafttier?"
"Ja," bestätigt der Meister. "Jeder Druid hat sein persönliches Krafttier. Meines ist der Hirsch. Meister Fions Krafttier ist der Wolf. Und dein Krafttier, das du in scheinbar ausweglosen Situationen zu Hilfe rufen kannst, ist der Eichelhäher!"
"Ich freue mich über seine Hilfe, aber irgendwie kommt es mir immer noch unwirklich vor! Ein Eichelhäher attackiert erfolgreich einen gefährlichen Bären!"
"Der Eichelhäher war ja nicht allein, Venia! Das Bindeglied zwischen dir und dem Vogel ist Kernunnis -Gott der allumfassenden Natur- gewesen."
Ich schaue den Meister mit großen Augen an.
"Wie kann ich es schaffen, nicht mehr solche Angst zu spüren, wenn ich in Gefahr bin?"
"Du sprichst von dem Bären? Du fühlst dich wie gelähmt und hast in dem Moment alles vergessen, was ich dich lehre, Venia?"
Ich nicke verschämt.
"Du spürst selbst, Venia, Angst ist dein Feind! Vertrauen ist dagegen dein Schutzschild!"
Ich frage ihn nun:
"Ist es aber nicht klug sich zu fürchten, wenn man nicht weiß, was werden wird?"
"Wer sich selbst bezwingt ist der größte Krieger! Was du tun musst, das tue mit der Weisheit des Herzens."
"Meister Erin! Ich weiß nicht, ob ich das je können werde."
"Lausche dem Leuchten des Himmelsblaus. Schau das Summen des Flügelschlages der Hummel. Höre an einem heißen Tag den Hauch des Eises in der Luft. Wenn du all das vermagst, dann wirst du es wissen!"
Ich senke den Blick und denke mir:
'Meister Erin verlangt Unmögliches von mir!'
Er legt mir seine Hand auf die Schulter. Ich schaue auf und blicke in seine Augen, die mich voller Zuneigung ansehen.
"Führe deine Übungen weiter durch, Venia. Wenn du die Schwingungen der Natur und ihrer Geschöpfe zu erspüren vermagst, brauchst du keine Angst mehr haben. Du bist stets vorgewarnt! Also kannst du deine Handlungen danach ausrichten. Bis es soweit ist - und ich spüre, es dauert nicht mehr lange - begleite ich dich auf allen deinen Wegen. Auch wenn du meinst, allein zu sein."
"Du bist allezeit bei mir, liebster Niallan -Meister-?"
"Bin ich, meine liebste Chihn -Schülerin-!"
"Weißt du, was ich mir sehnlichst wünsche, Meister Erin?" spreche ich meine Gedanken vorsichtig an.
"Ich glaube...," meint der Meister lächelnd. "Aber sprich du es aus!"
"Ich bin die gehorsame Magd des Meisters und nebenbei seine gelehrige Schülerin..."
"Das kann ich bestätigen!" postuliert der Meister mit gespanntem Gesichtsausdruck.
Er schaut mich offen an.
"Uns verbindet inzwischen ein Band von Zuneigung und Freundschaft. Wir haben großes Vertrauen zueinander..."
"Auch das kann ich vollauf bestätigen, Venia!" antwortet er lächelnd.
"Wäre es dann nicht recht, wenn wir die Ehe miteinander eingehen würden, Meister Erin? Oder bleiben die Druidi zeitlebens ehelos?"
Sein Lächeln wird breiter, er rutscht näher an mich heran und legt mir einen Arm über meine Schultern.
"Nein, Venia, deine Befürchtung ist haltlos! Druidi dürfen natürlich heiraten. Etwaige Kinder haben es dagegen schwer: Auf ihnen lastet eine Erwartungshaltung, der sie manchmal nicht gewachsen sind. Man erwartet von ihnen, dass sie ebenfalls Druid werden. Andererseits wünschen sich die Eltern und Großeltern sehnlichst Nachkommen."
"Der Eichelhäher ist mein Krafttier?"
"Ja," bestätigt der Meister. "Jeder Druid hat sein persönliches Krafttier. Meines ist der Hirsch. Meister Fions Krafttier ist der Wolf. Und dein Krafttier, das du in scheinbar ausweglosen Situationen zu Hilfe rufen kannst, ist der Eichelhäher!"
"Ich freue mich über seine Hilfe, aber irgendwie kommt es mir immer noch unwirklich vor! Ein Eichelhäher attackiert erfolgreich einen gefährlichen Bären!"
"Der Eichelhäher war ja nicht allein, Venia! Das Bindeglied zwischen dir und dem Vogel ist Kernunnis -Gott der allumfassenden Natur- gewesen."
Ich schaue den Meister mit großen Augen an.
"Wie kann ich es schaffen, nicht mehr solche Angst zu spüren, wenn ich in Gefahr bin?"
"Du sprichst von dem Bären? Du fühlst dich wie gelähmt und hast in dem Moment alles vergessen, was ich dich lehre, Venia?"
Ich nicke verschämt.
"Du spürst selbst, Venia, Angst ist dein Feind! Vertrauen ist dagegen dein Schutzschild!"
Ich frage ihn nun:
"Ist es aber nicht klug sich zu fürchten, wenn man nicht weiß, was werden wird?"
"Wer sich selbst bezwingt ist der größte Krieger! Was du tun musst, das tue mit der Weisheit des Herzens."
"Meister Erin! Ich weiß nicht, ob ich das je können werde."
"Lausche dem Leuchten des Himmelsblaus. Schau das Summen des Flügelschlages der Hummel. Höre an einem heißen Tag den Hauch des Eises in der Luft. Wenn du all das vermagst, dann wirst du es wissen!"
Ich senke den Blick und denke mir:
'Meister Erin verlangt Unmögliches von mir!'
Er legt mir seine Hand auf die Schulter. Ich schaue auf und blicke in seine Augen, die mich voller Zuneigung ansehen.
"Führe deine Übungen weiter durch, Venia. Wenn du die Schwingungen der Natur und ihrer Geschöpfe zu erspüren vermagst, brauchst du keine Angst mehr haben. Du bist stets vorgewarnt! Also kannst du deine Handlungen danach ausrichten. Bis es soweit ist - und ich spüre, es dauert nicht mehr lange - begleite ich dich auf allen deinen Wegen. Auch wenn du meinst, allein zu sein."
"Du bist allezeit bei mir, liebster Niallan -Meister-?"
"Bin ich, meine liebste Chihn -Schülerin-!"
"Weißt du, was ich mir sehnlichst wünsche, Meister Erin?" spreche ich meine Gedanken vorsichtig an.
"Ich glaube...," meint der Meister lächelnd. "Aber sprich du es aus!"
"Ich bin die gehorsame Magd des Meisters und nebenbei seine gelehrige Schülerin..."
"Das kann ich bestätigen!" postuliert der Meister mit gespanntem Gesichtsausdruck.
Er schaut mich offen an.
"Uns verbindet inzwischen ein Band von Zuneigung und Freundschaft. Wir haben großes Vertrauen zueinander..."
"Auch das kann ich vollauf bestätigen, Venia!" antwortet er lächelnd.
"Wäre es dann nicht recht, wenn wir die Ehe miteinander eingehen würden, Meister Erin? Oder bleiben die Druidi zeitlebens ehelos?"
Sein Lächeln wird breiter, er rutscht näher an mich heran und legt mir einen Arm über meine Schultern.
"Nein, Venia, deine Befürchtung ist haltlos! Druidi dürfen natürlich heiraten. Etwaige Kinder haben es dagegen schwer: Auf ihnen lastet eine Erwartungshaltung, der sie manchmal nicht gewachsen sind. Man erwartet von ihnen, dass sie ebenfalls Druid werden. Andererseits wünschen sich die Eltern und Großeltern sehnlichst Nachkommen."
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Mittwoch, 7. Februar 2024
Keltische Druiden -28
mariant, 11:35h
Wieder einmal verlasse ich das Haus des Meisters, um im Wald Kräuter und Pilze zu sammeln, die ich in der Grube trocknen will. Ich betrete den Wald und tauche ein in das ewige Dämmerlicht. Als ich mich nach Speisepilzen bücke, höre ich das gefährliche Brummen eines Bären in meinem Rücken. Schlagartig komme ich hoch und spüre den drängenden Impuls in mir davon zu laufen. Ich kämpfe meine Panik nieder, denn Meister Erin hat mir eingeschärft stehen zu bleiben. Ein flüchtendes Lebewesen würde der Math -Bär- als Beute ansehen.
Also bleibe ich wie angewurzelt stehen. Ich habe eine Vision, oder wie soll ich es nennen? Meister Erin, der doch zuhause geblieben ist, steht plötzlich in meiner Nähe. Deutlich kann ich ihn zwar nicht erkennen. Es ist eher so, als befände er sich hinter einem Schleier. Er beginnt zu sprechen:
"Gut hast du das gemacht, Venia! Panik ist in dieser Situation fehl am Platz. Beruhige dich erst einmal: Atme ein paar Mal tief ein und aus! - Gut. Und jetzt sprich mir nach:
Dair, Dair, Dair -Eiche-
rege deine Wurzeln
Dair, Dair, Dair -Eiche-
strecke deine Äste
Dair, Dair, Dair -Eiche-
wache auf aus deinem Schlaf
Dair, Coll, Saille -Eiche, Haselstrauch, Weide-
Brüder dieses Waldes gebt mir euern Schutz
Dair, Coll, Saille -Eiche, Haselstrauch, Weide-
Brüder dieses Waldes zeigt mir euren Fluss!"
Ich spreche den Spruch des Meisters nach. Sein Bild verblasst allmählich und kurz darauf bin ich wieder allein. Allein? Natürlich nicht! Ein Math trachtet mir nach dem Leben!
Verstohlen schaue ich in die Richtung, wo sich der Math -Bär- eben drohend auf den Hinterbeinen aufgerichtet hat. Er hat sich wieder auf alle Viere sinken lassen und schlägt mal mit der rechten, mal mit der linken Tatze nach einem Vogel. Dieser kommt erst von einer, dann von der anderen Seite im Sturzflug auf die Nase des Bären zu, gewinnt flatternd an Höhe und wiederholt die Attacke. Dem Bären scheint es bald unangenehm zu werden, denn er dreht ab und verschwindet im Unterholz.
Nun kommt der Vogel im Sturzflug auf mich zu, streckt die Füße vor und bremst seinen Flug kurz vor mir. Danach sitzt er auf meiner Schulter und drückt seinen kleinen Kopf an meine Wange. Ich lache vor Erleichterung und weil ich den Luftakrobaten erkannt habe. Es ist der Sgrechlah -Eichelhäher-, den ich vor einiger Zeit mit Meisters Hilfe gesundgepflegt habe.
Nun mache ich mich auf den Heimweg. Der Eichelhäher bleibt auf meiner Schulter sitzen, bis ich den Waldrand erreiche. Ich habe schon befürchtet, dass er mir wieder nachhause folgt, aber er gehört in den Wald - und das scheint er auch zu wissen.
Zuhause angekommen berichte ich Meister Erin von meinem Erlebnis. Er lächelt wissend und antwortet mir:
"Bald wird es dir auch möglich sein, die Schwingungen der Natur und der Lebewesen in ihr zu erspüren. Dann wirst du so schnell nicht wieder in eine überraschende Situation kommen. Du wirst den Bären frühzeitig spüren und ihm aus dem Weg gehen können. Daneben wird dir mit einer gewissen Konzentration gelingen, andere Lebewesen wie durch einen Schleier zu sehen und ihnen eine Nachricht zukommen lassen.
Außerdem hast du ein Krafttier erlangt, dass dir hilft, in gefährlichen Situationen zu bestehen oder dich zu führen, solltest du einmal in unbekannte Gegenden gelangen. Der Eichelhäher sieht die Bitu -Welt- von oben, hat dadurch den besseren Überblick und kennt den Weg zurück!"
Also bleibe ich wie angewurzelt stehen. Ich habe eine Vision, oder wie soll ich es nennen? Meister Erin, der doch zuhause geblieben ist, steht plötzlich in meiner Nähe. Deutlich kann ich ihn zwar nicht erkennen. Es ist eher so, als befände er sich hinter einem Schleier. Er beginnt zu sprechen:
"Gut hast du das gemacht, Venia! Panik ist in dieser Situation fehl am Platz. Beruhige dich erst einmal: Atme ein paar Mal tief ein und aus! - Gut. Und jetzt sprich mir nach:
Dair, Dair, Dair -Eiche-
rege deine Wurzeln
Dair, Dair, Dair -Eiche-
strecke deine Äste
Dair, Dair, Dair -Eiche-
wache auf aus deinem Schlaf
Dair, Coll, Saille -Eiche, Haselstrauch, Weide-
Brüder dieses Waldes gebt mir euern Schutz
Dair, Coll, Saille -Eiche, Haselstrauch, Weide-
Brüder dieses Waldes zeigt mir euren Fluss!"
Ich spreche den Spruch des Meisters nach. Sein Bild verblasst allmählich und kurz darauf bin ich wieder allein. Allein? Natürlich nicht! Ein Math trachtet mir nach dem Leben!
Verstohlen schaue ich in die Richtung, wo sich der Math -Bär- eben drohend auf den Hinterbeinen aufgerichtet hat. Er hat sich wieder auf alle Viere sinken lassen und schlägt mal mit der rechten, mal mit der linken Tatze nach einem Vogel. Dieser kommt erst von einer, dann von der anderen Seite im Sturzflug auf die Nase des Bären zu, gewinnt flatternd an Höhe und wiederholt die Attacke. Dem Bären scheint es bald unangenehm zu werden, denn er dreht ab und verschwindet im Unterholz.
Nun kommt der Vogel im Sturzflug auf mich zu, streckt die Füße vor und bremst seinen Flug kurz vor mir. Danach sitzt er auf meiner Schulter und drückt seinen kleinen Kopf an meine Wange. Ich lache vor Erleichterung und weil ich den Luftakrobaten erkannt habe. Es ist der Sgrechlah -Eichelhäher-, den ich vor einiger Zeit mit Meisters Hilfe gesundgepflegt habe.
Nun mache ich mich auf den Heimweg. Der Eichelhäher bleibt auf meiner Schulter sitzen, bis ich den Waldrand erreiche. Ich habe schon befürchtet, dass er mir wieder nachhause folgt, aber er gehört in den Wald - und das scheint er auch zu wissen.
Zuhause angekommen berichte ich Meister Erin von meinem Erlebnis. Er lächelt wissend und antwortet mir:
"Bald wird es dir auch möglich sein, die Schwingungen der Natur und der Lebewesen in ihr zu erspüren. Dann wirst du so schnell nicht wieder in eine überraschende Situation kommen. Du wirst den Bären frühzeitig spüren und ihm aus dem Weg gehen können. Daneben wird dir mit einer gewissen Konzentration gelingen, andere Lebewesen wie durch einen Schleier zu sehen und ihnen eine Nachricht zukommen lassen.
Außerdem hast du ein Krafttier erlangt, dass dir hilft, in gefährlichen Situationen zu bestehen oder dich zu führen, solltest du einmal in unbekannte Gegenden gelangen. Der Eichelhäher sieht die Bitu -Welt- von oben, hat dadurch den besseren Überblick und kennt den Weg zurück!"
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