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Mittwoch, 27. März 2024
Keltische Druiden -45
mariant, 09:26h
Anschließend gebe ich ihr trockene Kleider und beginne, vorsichtig das Flechtwerk ihrer Zöpfe zu öffnen. Sie verzieht dabei mehrfach ihr Gesicht. Ich kann mir vorstellen, dass das Ziepen bestimmt schmerzt. Danach rubbele ich ihr die Haare trocken und gebe ihr einen Kamm, damit sie sich ihr Haar selber durchkämmt. Sie spürt selbst, wenn der Kamm irgendwo hängenbleibt. Nun frage ich sie nach ihrem Abenteuer im Wald.
Sie schaut auf, als der Eichelhäher auffliegt und sich wieder auf meiner Schulter niederlässt und beginnt zu berichten, dass in einiger Entfernung von ihr eine Bärenmutter mit zwei sicher erst wenige Wochen alten Jungtieren den Fluss überquert hat.
Ich denke mir, dass das wohl die erste Geburt der Bärin gewesen sein muss, denn wenn sie erfahrener gewesen wäre, hätte sie bestimmt nicht versucht, mit so kleinen Kindern den reißenden Fluss zu überqueren. Die Kleinen haben ihre Kräfte verlassen und sie sind abgetrieben worden.
Nun hat sich Aileens soziales Gewissen geregt. Sie musste die Kleinen unbedingt retten! An sich selbst hat sie in diesem Moment nicht mehr gedacht. Aileen bekommt die Bärenkinder zu fassen, wird aber nun ebenfalls von der Strömung mitgerissen.
Ein Baum, dessen Wurzeln unterspült worden sind und der quer über den Fluss gestürzt ist, wird ihre Rettung. Aileen hievt erst die Bärenkinder auf den Baumstamm und zieht sich danach selbst hinauf. Die kleinen Math -Bären- laufen über den Stamm zu ihrer Mutter und kuscheln kurz mit ihr. Dann beugt sich deren Mutter zu Aileen hinüber, erwischt sie am Wollmantel und hilft ihr durch Ziehen an einem Zipfel an das Ufer.
Danach bedankt sie sich auf ihre Art bei Aileen für die Rettung ihres Nachwuchses: Sie brummt in einem sanften und zärtlichen Ton, dreht um und verschwindet mit ihren Kindern im Unterholz. Eine Weile hört man noch Äste knacken. Dann ist es ruhig.
Aileen wechselt wieder die Flussseite, indem sie über den Baumstamm krabbelt, läuft zum Schulterjoch und trägt das geschöpfte Wasser nachhause. Inzwischen muss ihr sicher lausig kalt sein, in den nassen Kleidern.
Als sie ihren Bericht beendet hat lege ich meine Hand auf ihre Schulter, schaue ihr in die Augen, lobe sie und erkläre ihr, was sich in der Zeit hier zugetragen hat:
"Ich bin stolz auf dich, mein Mädchen! Aber es hätte auch gründlich schief gehen können. Ich war in Sorge um dich und habe den Wald um Hilfe gebeten. Mein Krafttier hier, der Sgrechlah -Eichelhäher- hat alles gesehen und mich benachrichtigt. Ich habe dann ‚durch den Schleier‘ vieles miterlebt und konnte dich ein wenig unterstützen. Ich denke, dass auch du jetzt ein Krafttier hast. Ein Tier, dass du rufen kannst, wenn du in Bedrängnis kommst. Die Bärin und ihre Jungen werden sich immer an dich erinnern und deinem Hilferuf folgen, solange sie leben. Ihre Seelen werden auch nach ihrem Tod an deiner Seite sein, sobald das erforderlich werden sollte."
Sie schaut auf, als der Eichelhäher auffliegt und sich wieder auf meiner Schulter niederlässt und beginnt zu berichten, dass in einiger Entfernung von ihr eine Bärenmutter mit zwei sicher erst wenige Wochen alten Jungtieren den Fluss überquert hat.
Ich denke mir, dass das wohl die erste Geburt der Bärin gewesen sein muss, denn wenn sie erfahrener gewesen wäre, hätte sie bestimmt nicht versucht, mit so kleinen Kindern den reißenden Fluss zu überqueren. Die Kleinen haben ihre Kräfte verlassen und sie sind abgetrieben worden.
Nun hat sich Aileens soziales Gewissen geregt. Sie musste die Kleinen unbedingt retten! An sich selbst hat sie in diesem Moment nicht mehr gedacht. Aileen bekommt die Bärenkinder zu fassen, wird aber nun ebenfalls von der Strömung mitgerissen.
Ein Baum, dessen Wurzeln unterspült worden sind und der quer über den Fluss gestürzt ist, wird ihre Rettung. Aileen hievt erst die Bärenkinder auf den Baumstamm und zieht sich danach selbst hinauf. Die kleinen Math -Bären- laufen über den Stamm zu ihrer Mutter und kuscheln kurz mit ihr. Dann beugt sich deren Mutter zu Aileen hinüber, erwischt sie am Wollmantel und hilft ihr durch Ziehen an einem Zipfel an das Ufer.
Danach bedankt sie sich auf ihre Art bei Aileen für die Rettung ihres Nachwuchses: Sie brummt in einem sanften und zärtlichen Ton, dreht um und verschwindet mit ihren Kindern im Unterholz. Eine Weile hört man noch Äste knacken. Dann ist es ruhig.
Aileen wechselt wieder die Flussseite, indem sie über den Baumstamm krabbelt, läuft zum Schulterjoch und trägt das geschöpfte Wasser nachhause. Inzwischen muss ihr sicher lausig kalt sein, in den nassen Kleidern.
Als sie ihren Bericht beendet hat lege ich meine Hand auf ihre Schulter, schaue ihr in die Augen, lobe sie und erkläre ihr, was sich in der Zeit hier zugetragen hat:
"Ich bin stolz auf dich, mein Mädchen! Aber es hätte auch gründlich schief gehen können. Ich war in Sorge um dich und habe den Wald um Hilfe gebeten. Mein Krafttier hier, der Sgrechlah -Eichelhäher- hat alles gesehen und mich benachrichtigt. Ich habe dann ‚durch den Schleier‘ vieles miterlebt und konnte dich ein wenig unterstützen. Ich denke, dass auch du jetzt ein Krafttier hast. Ein Tier, dass du rufen kannst, wenn du in Bedrängnis kommst. Die Bärin und ihre Jungen werden sich immer an dich erinnern und deinem Hilferuf folgen, solange sie leben. Ihre Seelen werden auch nach ihrem Tod an deiner Seite sein, sobald das erforderlich werden sollte."
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Sonntag, 24. März 2024
Keltische Druiden -44
mariant, 10:12h
Aileen hilft mir schon viel im Haushalt. Bei Tante Briana hat sie das Melken gelernt und ist inzwischen stark genug ein Schulterjoch mit vollen hölzernen Eimern zu tragen. So habe ich sie beauftragt, damit zum Fluss zu gehen und Wasser zu schöpfen.
Leider verlässt sie dadurch den Bereich, in dem ich die Schwingungen ihrer Lebensenergie verfolgen kann. Aber sie kommt stets mit vollen Eimern zurück. Der hohe Wasserstand des Flusses und seine mitreißende Kraft in diesem Frühling lässt sie vorsichtig handeln.
Heute warte ich jedoch länger als gewohnt auf Aileens Rückkehr. Unruhe steigt in mir auf, obwohl Erin immer sagt 'In der Ruhe liegt die Kraft'! Ich gehe zwischen die Bäume am Waldrand und spreche den Spruch an die Bäume, den Erin mir beigebracht hat. Mein Mann geht wieder seiner Tätigkeit im Dorf nach und kümmert sich um die Menschen. Ihn kann ich jetzt nicht behelligen und ich will es auch einmal selbst schaffen! Ich spreche laut und deutlich:
"Dair, Dair, Dair -Eiche-
rege deine Wurzeln
Dair, Dair, Dair -Eiche-
strecke deine Äste
Dair, Dair, Dair -Eiche-
wache auf aus deinem Schlaf
Dair, Coll, Saille -Eiche, Haselstrauch, Weide-
Brüder dieses Waldes gebt mir euern Schutz
Dair, Coll, Saille -Eiche, Haselstrauch, Weide-
Brüder dieses Waldes zeigt mir euren Fluss!"
Als ich den Spruch beendet habe, höre ich ein Krächzen. Ich drehe mich leicht. Da flattert ein brauner Vogel mit vorgestreckten Krallen auf mich zu und verliert dabei schnell an Höhe. Schließlich landet er auf meiner Schulter. Ich spüre seine Schwingungen und probiere, ihm zu sagen, was mich bangen lässt.
Intensiv an Aileen denkend, stelle ich mir ihr Bild in Gedanken vor und konzentriere mich auf Aileen, wie sie mit dem Schulterjoch zum Fluss geht. Ob Sgrechlah -Eichelhäher- mich verstanden hat? Er breitet die Flügel aus, lässt sich nach vorn fallen und gewinnt flatternd an Höhe. Bald kann ich ihn nicht mehr sehen.
Er bleibt geraume Zeit weg. Ich bin in der Zwischenzeit zu Hafren und Ulik ins Haus zurückgekehrt, als ich es krächzen höre und ein Vogel durch das Windauge in die Halle fliegt. Meine beiden Kleinen machen große Augen und haben offenstehende Münder, als sie sehen, was jetzt passiert:
Der Vogel bremst flatternd seinen Flug, streckt seine krallenbewehrten Beine vor und landet auf meiner Schulter. Trippelnd dreht er sich und nähert sich meinem Ohr. Er legt seinen Kopf an meine Wange. Neugierig nehme ich die Schwingungen seines Odam -Lebensenergie- wahr und konzentriere mich auf ihn.
Plötzlich kann ich, wie durch einen Schleier oder wie im Nebel, Aileen sehen. Sie kriecht über einen Baumstamm, der über Wildwasser führt. Dann geht sie am Ufer entlang, füllt vorsichtig einen Eimer und legt sich das Schulterjoch auf ihre Schultern. Beide Eimer sind voll mit Wasser - und sie sieht erbarmungswürdig pudelnass aus.
In diesem Moment bewegt sich das Bärenfell. Hafren läuft hin und öffnet ihrer Schwester den Eingang. Aileen tritt herein und setzt die Eimer ab, damit sie sich vom Joch befreien kann. Der Eichelhäher fliegt von meiner Schulter auf, um sich in der Nähe niederzulassen. Ich nehme ein wollenes Tuch und nähere mich Aileen damit.
"Zieh dich ganz aus, Liebes!" sage ich zu ihr.
Hafren und Ulik stehen in der Nähe herum. Ihnen gebe ich den Auftrag, die nassen Kleider zum Trocknen aufzuhängen. Dann rubbele ich Aileen trocken.
Leider verlässt sie dadurch den Bereich, in dem ich die Schwingungen ihrer Lebensenergie verfolgen kann. Aber sie kommt stets mit vollen Eimern zurück. Der hohe Wasserstand des Flusses und seine mitreißende Kraft in diesem Frühling lässt sie vorsichtig handeln.
Heute warte ich jedoch länger als gewohnt auf Aileens Rückkehr. Unruhe steigt in mir auf, obwohl Erin immer sagt 'In der Ruhe liegt die Kraft'! Ich gehe zwischen die Bäume am Waldrand und spreche den Spruch an die Bäume, den Erin mir beigebracht hat. Mein Mann geht wieder seiner Tätigkeit im Dorf nach und kümmert sich um die Menschen. Ihn kann ich jetzt nicht behelligen und ich will es auch einmal selbst schaffen! Ich spreche laut und deutlich:
"Dair, Dair, Dair -Eiche-
rege deine Wurzeln
Dair, Dair, Dair -Eiche-
strecke deine Äste
Dair, Dair, Dair -Eiche-
wache auf aus deinem Schlaf
Dair, Coll, Saille -Eiche, Haselstrauch, Weide-
Brüder dieses Waldes gebt mir euern Schutz
Dair, Coll, Saille -Eiche, Haselstrauch, Weide-
Brüder dieses Waldes zeigt mir euren Fluss!"
Als ich den Spruch beendet habe, höre ich ein Krächzen. Ich drehe mich leicht. Da flattert ein brauner Vogel mit vorgestreckten Krallen auf mich zu und verliert dabei schnell an Höhe. Schließlich landet er auf meiner Schulter. Ich spüre seine Schwingungen und probiere, ihm zu sagen, was mich bangen lässt.
Intensiv an Aileen denkend, stelle ich mir ihr Bild in Gedanken vor und konzentriere mich auf Aileen, wie sie mit dem Schulterjoch zum Fluss geht. Ob Sgrechlah -Eichelhäher- mich verstanden hat? Er breitet die Flügel aus, lässt sich nach vorn fallen und gewinnt flatternd an Höhe. Bald kann ich ihn nicht mehr sehen.
Er bleibt geraume Zeit weg. Ich bin in der Zwischenzeit zu Hafren und Ulik ins Haus zurückgekehrt, als ich es krächzen höre und ein Vogel durch das Windauge in die Halle fliegt. Meine beiden Kleinen machen große Augen und haben offenstehende Münder, als sie sehen, was jetzt passiert:
Der Vogel bremst flatternd seinen Flug, streckt seine krallenbewehrten Beine vor und landet auf meiner Schulter. Trippelnd dreht er sich und nähert sich meinem Ohr. Er legt seinen Kopf an meine Wange. Neugierig nehme ich die Schwingungen seines Odam -Lebensenergie- wahr und konzentriere mich auf ihn.
Plötzlich kann ich, wie durch einen Schleier oder wie im Nebel, Aileen sehen. Sie kriecht über einen Baumstamm, der über Wildwasser führt. Dann geht sie am Ufer entlang, füllt vorsichtig einen Eimer und legt sich das Schulterjoch auf ihre Schultern. Beide Eimer sind voll mit Wasser - und sie sieht erbarmungswürdig pudelnass aus.
In diesem Moment bewegt sich das Bärenfell. Hafren läuft hin und öffnet ihrer Schwester den Eingang. Aileen tritt herein und setzt die Eimer ab, damit sie sich vom Joch befreien kann. Der Eichelhäher fliegt von meiner Schulter auf, um sich in der Nähe niederzulassen. Ich nehme ein wollenes Tuch und nähere mich Aileen damit.
"Zieh dich ganz aus, Liebes!" sage ich zu ihr.
Hafren und Ulik stehen in der Nähe herum. Ihnen gebe ich den Auftrag, die nassen Kleider zum Trocknen aufzuhängen. Dann rubbele ich Aileen trocken.
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Donnerstag, 21. März 2024
Keltische Druiden -43
mariant, 10:19h
Er entgegnet ihr, dass Angst menschlich ist, aber sie hemmt. Man muss sie bezwingen, wenn man etwas erreichen will. Erin erklärt ihr, dass er und ich in unseren jungen Jahren ebenfalls Angst gefühlt haben. Diese Angst ist heute einem gewissen Respekt gegenüber der Natur gewichen.
Nun geht sie zum Ufer und macht einen Schritt ins Wasser hinein. Bestimmt, um sich nicht vor uns schämen zu müssen, weil wir ihr zuschauen, macht sie den nächsten Schritt und beginnt bald, durch das Wasser zu waten bis es ihre Taille erreicht. Dann legt sie sich mit Schwung auf das Wasser und beginnt ihre Beine wie ein Frosch zu bewegen. Genauso wie sie es vorhin von ihrem Papa gesehen hat. Es sieht noch nicht sehr elegant aus, aber das wird schon noch, wenn wir öfter hierher schwimmen gehen. Hier gibt es wenigstens keine Strömung, wie im Fluss. Auch ist der Fluss stellenweise nur knietief.
Nach einer Weile rufe ich lachend:
"Hallo, mein verzauberter Frosch! Es wird Zeit, dass du aus dem Wasser kommst. Wir kommen bestimmt noch öfter hierher."
Nun hört sie auf zu schwimmen und geht unter. Einen Zeitbruchteil darauf kommt sie brustend mit dem Kopf an die Oberfläche und ruft in Panik nach ihrem Papa. Erin ist gerade dabei, sein Untergewand auszuwringen. Er lässt es auf den Sand fallen und läuft zu Aileen. Sie hat anscheinend inzwischen Boden unter den Füßen und watet ihm entgegen.
Erin zieht Aileen an sich, als er sie erreicht hat, hebt sie auf seine Arme und trägt sie an Land, wo er sie wieder auf ihre Füße stellt. Ich habe die Beiden erreicht und helfe Aileen aus dem nassen Untergewand. Dann trockne ich sie mit einem wollenen Tuch ab und helfe ihr in ihr Obergewand.
Dabei entschuldigt sie sich bei ihrem Papa, da dieser nun nichts trockenes mehr zum Anziehen hat. Erin lächelt sie an und gibt ihr noch ein paar Ratschläge zum Schwimmen, sowie zum unfreiwilligen Untertauchen. Als wir am Abend zuhause ankommen, wechselt Erin sogleich in trockene Kleidung und erhält von mir einen heißen Kräutertee, gegen eine mögliche Erkältung.
In den folgenden Wochen kommt ihr Papa auf Odam zu sprechen, die Lebenskraft. Er erklärt Aileen wie die Bäume Odam beeinflussen und was ein Druid, der damit vertraut ist, nach jahrelanger Übung durch die Lebenskraft vermag. Er zeigt ihr die gleichen Übungen mit denen ich damals begonnen habe. Hafren und Ulik, ihre jüngeren Geschwister, ahmen Aileen dabei nach, ohne die tiefere Bedeutung zu erahnen. Das kommt später.
*
Ein paar Lenze später haben wir einen harten Winter überstanden. Um unsere Vorräte zu schonen haben wir die Schwingungen der Wildtiere erspürt, die keinen Winterschlaf halten. Wo sie den Schnee weggeräumt haben, holen wir, nachdem sie weitergezogen sind, restliche Wurzelknollen aus der Erde. Sie ergänzen unseren Speiseplan.
Erin hat die Wege in der näheren Umgebung unseres Hauses bis Myrddins Haus vom Schnee freigehalten und dadurch kleine Schneehügel aufgetürmt. Das haben die Kinder zum Anlass genommen, ein Brett zu nehmen und damit im Wechsel die Schneehügel hinunter zu rutschen. Sie haben ihren Spaß dabei, und das ist wichtig für die kindliche Entwicklung.
Wie jede andere Jahreszeit geht auch der Winter irgendwann zu Ende. Der Schnee schmilzt, Tauwasser bildet Pfützen und Rinnsale, die sich ihren Weg bahnen. Dieses Frühjahr schärfe ich den Kindern ein, sich dem Fluss nicht zu sehr zu nähern.
Nun geht sie zum Ufer und macht einen Schritt ins Wasser hinein. Bestimmt, um sich nicht vor uns schämen zu müssen, weil wir ihr zuschauen, macht sie den nächsten Schritt und beginnt bald, durch das Wasser zu waten bis es ihre Taille erreicht. Dann legt sie sich mit Schwung auf das Wasser und beginnt ihre Beine wie ein Frosch zu bewegen. Genauso wie sie es vorhin von ihrem Papa gesehen hat. Es sieht noch nicht sehr elegant aus, aber das wird schon noch, wenn wir öfter hierher schwimmen gehen. Hier gibt es wenigstens keine Strömung, wie im Fluss. Auch ist der Fluss stellenweise nur knietief.
Nach einer Weile rufe ich lachend:
"Hallo, mein verzauberter Frosch! Es wird Zeit, dass du aus dem Wasser kommst. Wir kommen bestimmt noch öfter hierher."
Nun hört sie auf zu schwimmen und geht unter. Einen Zeitbruchteil darauf kommt sie brustend mit dem Kopf an die Oberfläche und ruft in Panik nach ihrem Papa. Erin ist gerade dabei, sein Untergewand auszuwringen. Er lässt es auf den Sand fallen und läuft zu Aileen. Sie hat anscheinend inzwischen Boden unter den Füßen und watet ihm entgegen.
Erin zieht Aileen an sich, als er sie erreicht hat, hebt sie auf seine Arme und trägt sie an Land, wo er sie wieder auf ihre Füße stellt. Ich habe die Beiden erreicht und helfe Aileen aus dem nassen Untergewand. Dann trockne ich sie mit einem wollenen Tuch ab und helfe ihr in ihr Obergewand.
Dabei entschuldigt sie sich bei ihrem Papa, da dieser nun nichts trockenes mehr zum Anziehen hat. Erin lächelt sie an und gibt ihr noch ein paar Ratschläge zum Schwimmen, sowie zum unfreiwilligen Untertauchen. Als wir am Abend zuhause ankommen, wechselt Erin sogleich in trockene Kleidung und erhält von mir einen heißen Kräutertee, gegen eine mögliche Erkältung.
In den folgenden Wochen kommt ihr Papa auf Odam zu sprechen, die Lebenskraft. Er erklärt Aileen wie die Bäume Odam beeinflussen und was ein Druid, der damit vertraut ist, nach jahrelanger Übung durch die Lebenskraft vermag. Er zeigt ihr die gleichen Übungen mit denen ich damals begonnen habe. Hafren und Ulik, ihre jüngeren Geschwister, ahmen Aileen dabei nach, ohne die tiefere Bedeutung zu erahnen. Das kommt später.
*
Ein paar Lenze später haben wir einen harten Winter überstanden. Um unsere Vorräte zu schonen haben wir die Schwingungen der Wildtiere erspürt, die keinen Winterschlaf halten. Wo sie den Schnee weggeräumt haben, holen wir, nachdem sie weitergezogen sind, restliche Wurzelknollen aus der Erde. Sie ergänzen unseren Speiseplan.
Erin hat die Wege in der näheren Umgebung unseres Hauses bis Myrddins Haus vom Schnee freigehalten und dadurch kleine Schneehügel aufgetürmt. Das haben die Kinder zum Anlass genommen, ein Brett zu nehmen und damit im Wechsel die Schneehügel hinunter zu rutschen. Sie haben ihren Spaß dabei, und das ist wichtig für die kindliche Entwicklung.
Wie jede andere Jahreszeit geht auch der Winter irgendwann zu Ende. Der Schnee schmilzt, Tauwasser bildet Pfützen und Rinnsale, die sich ihren Weg bahnen. Dieses Frühjahr schärfe ich den Kindern ein, sich dem Fluss nicht zu sehr zu nähern.
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