... newer stories
Dienstag, 17. September 2024
Neue Philosophie -33
mariant, 10:26h
Er macht eine Gedankenpause. Dann redet er weiter:
"Im Lager haben sie Maschinenpistolen griffbereit aufgestellt, so dass vor den Mannschaftsquartieren mehrere Kegel von Waffen ohne Munition unter den Vordächern stehen. Zwei Harpyien sind dort gelandet und haben zwei Kegel unter Getöse zum Einsturz gebracht. Sie haben je eine Maschinenpistole mitgenommen, als sie weggeflogen sind. Die Männer sind aus ihren Quartieren gestürzt, konnten aber nichts gegen die Flucht der 'Geister der Lüfte' tun. Außerdem waren sie darin sehr zurückhaltend. Sie haben großen Respekt vor diesen Vögeln."
Ich nicke. Das kann ich mir lebhaft vorstellen. Für die Yanomami sind diese Vögel 'Geister der Lüfte'. Wieder holt Denchuu-San tief Luft, bevor er weiterredet.
"Ein Militärhubschrauber steht im Camp, um die Lage aus der Luft zu unterstützen, wie sie dazu sagen. Der Hubschrauber steigt gerade auf."
Dann schließt er wieder die Augen und meditiert. Ich zittere. Was bedeuten die Informationen für uns, was bedeuten sie für Waitheri?
Eine weitere halbe Stunde später öffnet der Ältere seine Augen wieder. Er lächelt in die Runde und erklärt:
"Der Hubschrauber hatte Insektenvernichtungsmittel an Bord und begann den Wald zu besprühen. Er flog dafür eine Spirale rund um die Mine mit immer größerem Radius. In der Zwischenzeit haben sich dem Zaun Schlangen genähert und sind unter ihm hindurchgekrochen. In der Nähe des Tores haben sich Jaguare auf die Lauer gelegt.
Der Hubschrauber ist soeben abgestürzt, weil zwei Maschinenpistolen in den Rotor gefallen sind. Die Harpyien waren den Männern viel zu schnell. Nun haben die Schlangen sich um Männer gewickelt, die sich unvorsichtigerweise aus den Mannschaftsquartieren des Camps ins Freie gewagt haben. Die Türen sind offenstehen geblieben. Die Patrouille ist durch die Jaguare von hinten angegriffen worden. Sie waren so überrascht, dass sie ihre Maschinengewehre nicht zum Einsatz bringen konnten. Das Tor blieb offen.
Gerade stürmen die Jaguare das Camp. Fünf 'Geister der Lüfte' kreisen darüber, bereit sofort herunterzustoßen, wenn sich eine Gelegenheit für sie ergibt. Der Jaguar 'Kete' hat mehrere dünne Türfüllungen mit Sprüngen durchstoßen und befindet sich nun in einem Raum, in dem ein Käfig steht. Darin befindet sich Waitheri eingesperrt. Neben dem Käfig hat ein Yanomami der Wachmannschaft auf einem Stuhl gesessen. Jetzt drückt sich der Mann in eine Ecke des Raumes und sieht dem Raubtier wie Espenlaub zitternd entgegen. Ein zweiter Jaguar taucht gerade in der zerstörten Tür auf und versperrt dem Mann den Fluchtweg. 'Kete' hat den Mann inzwischen erreicht und stößt seine Nase gegen dessen Brust.
Der Mann hat Angstschweiß am ganzen Körper und rutscht über den Boden, um Abstand zwischen sich und den Jaguar zu bringen. Der Jaguar bringt ihn dazu, sich in Richtung des Käfigs zu bewegen. Immer wieder stößt er seine Nase vor die Brust des Mannes. Dort hängt ein Schlüsselchen an einer langen Schnur. Schließlich kann der Mann nicht weiter zurückweichen. Er sitzt mit dem Rücken zum Käfig. Der Jaguar stößt ihn trotzdem immer wieder vor seine Brust. Der Ohnmacht nahe nimmt er den Schlüssel und öffnet den Käfig. Während der Mann in Schach gehalten wird, kriecht Waitheri aus dem Käfig und läuft von Zimmer zu Zimmer durch das Gebäude.
Sie nimmt eine Hängematte auf und legt sie draußen vor dem Haus auf den Boden. Überall werden Männer von Schlangen und Jaguaren bedrängt. Waitheri kauert sich in der Mitte auf die Hängematte, den Kopf zwischen den Knien und die Arme um ihre Knie geschlungen. Zwei 'Geister der Lüfte' -Harpyien- landen und hüpfen zu den Knoten der Hängematte. Dann breiten sie die Flügel aus und heben ihre Last an."
"Im Lager haben sie Maschinenpistolen griffbereit aufgestellt, so dass vor den Mannschaftsquartieren mehrere Kegel von Waffen ohne Munition unter den Vordächern stehen. Zwei Harpyien sind dort gelandet und haben zwei Kegel unter Getöse zum Einsturz gebracht. Sie haben je eine Maschinenpistole mitgenommen, als sie weggeflogen sind. Die Männer sind aus ihren Quartieren gestürzt, konnten aber nichts gegen die Flucht der 'Geister der Lüfte' tun. Außerdem waren sie darin sehr zurückhaltend. Sie haben großen Respekt vor diesen Vögeln."
Ich nicke. Das kann ich mir lebhaft vorstellen. Für die Yanomami sind diese Vögel 'Geister der Lüfte'. Wieder holt Denchuu-San tief Luft, bevor er weiterredet.
"Ein Militärhubschrauber steht im Camp, um die Lage aus der Luft zu unterstützen, wie sie dazu sagen. Der Hubschrauber steigt gerade auf."
Dann schließt er wieder die Augen und meditiert. Ich zittere. Was bedeuten die Informationen für uns, was bedeuten sie für Waitheri?
Eine weitere halbe Stunde später öffnet der Ältere seine Augen wieder. Er lächelt in die Runde und erklärt:
"Der Hubschrauber hatte Insektenvernichtungsmittel an Bord und begann den Wald zu besprühen. Er flog dafür eine Spirale rund um die Mine mit immer größerem Radius. In der Zwischenzeit haben sich dem Zaun Schlangen genähert und sind unter ihm hindurchgekrochen. In der Nähe des Tores haben sich Jaguare auf die Lauer gelegt.
Der Hubschrauber ist soeben abgestürzt, weil zwei Maschinenpistolen in den Rotor gefallen sind. Die Harpyien waren den Männern viel zu schnell. Nun haben die Schlangen sich um Männer gewickelt, die sich unvorsichtigerweise aus den Mannschaftsquartieren des Camps ins Freie gewagt haben. Die Türen sind offenstehen geblieben. Die Patrouille ist durch die Jaguare von hinten angegriffen worden. Sie waren so überrascht, dass sie ihre Maschinengewehre nicht zum Einsatz bringen konnten. Das Tor blieb offen.
Gerade stürmen die Jaguare das Camp. Fünf 'Geister der Lüfte' kreisen darüber, bereit sofort herunterzustoßen, wenn sich eine Gelegenheit für sie ergibt. Der Jaguar 'Kete' hat mehrere dünne Türfüllungen mit Sprüngen durchstoßen und befindet sich nun in einem Raum, in dem ein Käfig steht. Darin befindet sich Waitheri eingesperrt. Neben dem Käfig hat ein Yanomami der Wachmannschaft auf einem Stuhl gesessen. Jetzt drückt sich der Mann in eine Ecke des Raumes und sieht dem Raubtier wie Espenlaub zitternd entgegen. Ein zweiter Jaguar taucht gerade in der zerstörten Tür auf und versperrt dem Mann den Fluchtweg. 'Kete' hat den Mann inzwischen erreicht und stößt seine Nase gegen dessen Brust.
Der Mann hat Angstschweiß am ganzen Körper und rutscht über den Boden, um Abstand zwischen sich und den Jaguar zu bringen. Der Jaguar bringt ihn dazu, sich in Richtung des Käfigs zu bewegen. Immer wieder stößt er seine Nase vor die Brust des Mannes. Dort hängt ein Schlüsselchen an einer langen Schnur. Schließlich kann der Mann nicht weiter zurückweichen. Er sitzt mit dem Rücken zum Käfig. Der Jaguar stößt ihn trotzdem immer wieder vor seine Brust. Der Ohnmacht nahe nimmt er den Schlüssel und öffnet den Käfig. Während der Mann in Schach gehalten wird, kriecht Waitheri aus dem Käfig und läuft von Zimmer zu Zimmer durch das Gebäude.
Sie nimmt eine Hängematte auf und legt sie draußen vor dem Haus auf den Boden. Überall werden Männer von Schlangen und Jaguaren bedrängt. Waitheri kauert sich in der Mitte auf die Hängematte, den Kopf zwischen den Knien und die Arme um ihre Knie geschlungen. Zwei 'Geister der Lüfte' -Harpyien- landen und hüpfen zu den Knoten der Hängematte. Dann breiten sie die Flügel aus und heben ihre Last an."
... link (0 Kommentare) ... comment
Samstag, 14. September 2024
Neue Philosophie -32
mariant, 09:46h
Ich hole tief Luft und will nach Waitheri rufen, denn Panik erfasst mich, doch Bushika legt ihre Hand auf meine Lippen.
"Ma! Yimikata taiku! -Nein! Vorsicht-!" raunt sie mir zu.
Wir beginnen nun nach Spuren zu suchen. Bald finden wir welche und folgen ihnen, bis wir sicher sind, dass deren Ziel die Mine ist. Bushika schaut mich ängstlich an. In mir liegen Gefühle und Verstand im Widerstreit. Schließlich kehren wir zum Fundort von Waitheris Waffen zurück und wenden uns in Richtung Dorf. Bushika hängt sich die Tasche mit den Kräutern und Pilzen über ihre Schulter. Im Weggehen fällt mir noch etwas ein.
"Waitheri!“ sage ich laut, zu 'Kete' gewendet, und weise mit dem ausgestreckten Arm in Richtung der Mine. Die Großkatze erhebt sich auf ihre Pfoten, trabt weg und verschwindet im Unterholz.
Wir laufen zum Shabono -Dorf- zurück. Kaum, dass wir die Palisade erblicken, stimmt Bushika ein lautes Klagegeschrei an. Nachdem wir die Aussparung in der Palisade passiert haben, läuft sie in Richtung ihrer Eltern. Der Häuptling und die Schamanin kommen uns entgegen. Bushika fällt ihrer Mutter in die Arme. Die Kinder, die sonst jeden Eintreffenden begrüßen, halten zwei Schritte Abstand und sind still.
Ich laufe zu den Totihiwe -Freunden/Gästen- und berichte dem Älteren der Beiden von unserem Fund. Der Jüngere verbleibt währenddessen in Meditation. Mister Denchuu legt seine Hand auf meine Schulter, schaut mir eindringlich in die Augen und rät:
"Shori -Schwager- Sean, du musst jetzt stark sein und nicht vorschnell handeln. Wir haben wieder Verbindung zu deiner lieben Tochter. Sie ist bewusstlos gewesen und wurde in dieser Zeit auf das Gelände der Mine verschleppt. Sie ist gewissermaßen eine Geisel."
Meine Schultern fallen herunter und ich frage den Mann:
"Was sollen wir jetzt machen?"
"Zuerst einmal ruhig bleiben! Die Tiere des Regenwaldes kämpfen für euch," antwortet er eindringlich und schließt die Augen.
Eine halbe Stunde später öffnet sein Begleiter die Augen. In der Zwischenzeit sind Bushika und ihre Eltern zu uns gekommen. Sie haben sich hinzugesetzt. Der Chef der Jäger und einige der Männer stehen hinter ihnen.
Der Mönch berichtet von den aktuellen Geschehnissen bei der Mine:
"Die Patrouille, die außen am Zaun entlangfährt und ihre auf den Wagen montierten Maschinengewehre in den Wald richtet, hat fluchtartig den Rückzug angetreten und sich mit hunderten von Insektenstichen pro Mann in der Sanitätsstation gemeldet."
"Ma! Yimikata taiku! -Nein! Vorsicht-!" raunt sie mir zu.
Wir beginnen nun nach Spuren zu suchen. Bald finden wir welche und folgen ihnen, bis wir sicher sind, dass deren Ziel die Mine ist. Bushika schaut mich ängstlich an. In mir liegen Gefühle und Verstand im Widerstreit. Schließlich kehren wir zum Fundort von Waitheris Waffen zurück und wenden uns in Richtung Dorf. Bushika hängt sich die Tasche mit den Kräutern und Pilzen über ihre Schulter. Im Weggehen fällt mir noch etwas ein.
"Waitheri!“ sage ich laut, zu 'Kete' gewendet, und weise mit dem ausgestreckten Arm in Richtung der Mine. Die Großkatze erhebt sich auf ihre Pfoten, trabt weg und verschwindet im Unterholz.
Wir laufen zum Shabono -Dorf- zurück. Kaum, dass wir die Palisade erblicken, stimmt Bushika ein lautes Klagegeschrei an. Nachdem wir die Aussparung in der Palisade passiert haben, läuft sie in Richtung ihrer Eltern. Der Häuptling und die Schamanin kommen uns entgegen. Bushika fällt ihrer Mutter in die Arme. Die Kinder, die sonst jeden Eintreffenden begrüßen, halten zwei Schritte Abstand und sind still.
Ich laufe zu den Totihiwe -Freunden/Gästen- und berichte dem Älteren der Beiden von unserem Fund. Der Jüngere verbleibt währenddessen in Meditation. Mister Denchuu legt seine Hand auf meine Schulter, schaut mir eindringlich in die Augen und rät:
"Shori -Schwager- Sean, du musst jetzt stark sein und nicht vorschnell handeln. Wir haben wieder Verbindung zu deiner lieben Tochter. Sie ist bewusstlos gewesen und wurde in dieser Zeit auf das Gelände der Mine verschleppt. Sie ist gewissermaßen eine Geisel."
Meine Schultern fallen herunter und ich frage den Mann:
"Was sollen wir jetzt machen?"
"Zuerst einmal ruhig bleiben! Die Tiere des Regenwaldes kämpfen für euch," antwortet er eindringlich und schließt die Augen.
Eine halbe Stunde später öffnet sein Begleiter die Augen. In der Zwischenzeit sind Bushika und ihre Eltern zu uns gekommen. Sie haben sich hinzugesetzt. Der Chef der Jäger und einige der Männer stehen hinter ihnen.
Der Mönch berichtet von den aktuellen Geschehnissen bei der Mine:
"Die Patrouille, die außen am Zaun entlangfährt und ihre auf den Wagen montierten Maschinengewehre in den Wald richtet, hat fluchtartig den Rückzug angetreten und sich mit hunderten von Insektenstichen pro Mann in der Sanitätsstation gemeldet."
... link (0 Kommentare) ... comment
Mittwoch, 11. September 2024
Neue Philosophie -31
mariant, 09:37h
Die Drohne fängt bald Bilder von Indigenen in Shorts und T-Shirt ein, die die Umgebung der Mine mit Maschinenpistolen durchstreifen. Das ist neu. Die buddhistischen Mönche versuchen in ihren Meditationen mehr herauszufinden.
Bald steht fest, dass sie zu einem der vier Yanomami-Völker gehören, die südlicher siedeln und über Missionsschulen schon lange Kontakt zu den Nabuh -Weißen- haben. Man hat ihnen viel Geld versprochen, wenn sie die Umgebung der Mine frei von ‚Wilden‘ halten. Dafür hat das brasilianische Militär sie an modernen Waffen ausgebildet.
Unser Häuptling und der Chef der Jäger vereinbaren, dass wir unsere 'Henimou' -Jagdexpeditionen- deshalb in der der Mine abgewandten Richtung durchführen wollen, um ihnen keinen Grund zur Aggression zu liefern. Eine ganze Weile geht das gut.
Immer wenn Waitheri in den Wald geht, um Heilpflanzen und Pilze mit hallizunogenen Wirkstoffen zu sammeln, um sie ihrer Oma, der Okape -Schamanin- zu bringen, oder ein Wild zu schießen, folgt einer der Mönche ihr in einer Meditation. Natürlich machen sie das nicht nur bei ihr, sondern sie wechseln die Überwachung minütlich von einem Yanomami unseres Dorfes zum Nächsten.
Am späten Morgen eines Tages wacht der jüngere der Beiden aus seiner Meditation auf und erklärt uns:
"Wir haben Waitheri verloren. Sie muss durch irgendetwas bewusstlos geworden sein. 'Kete', der Jaguar, den sie großgezogen hat, hat fremde Waipe -Krieger- in der Nähe erschnüffelt. Ich habe gerade noch verhindern können, dass er sich auf die Fremden stürzt. Er kommt stattdessen her, um uns zu der Unfallstelle zu führen."
So geschieht es dann auch. Etwa eine Stunde später erscheint ein großer Jaguar auf dem Dorfplatz. Von der Nase bis zum Schwanzansatz mag er 1,80 Meter messen. Großes Geschrei hebt an und die Kinder verstecken sich. Da die Jagdgesellschaft noch nicht zurück ist, erhebe ich mich. Auch Bushika, meine Yanomami-Frau steht auf. Wir nähern uns vorsichtig dem großen Tier, dessen Ausmaße mich leicht erschrecken lassen. Als Baby ist er vor Jahren nur eine Handvoll gewesen. Bushika hat ihn anfangs gesäugt.
Als wir uns ihm bis auf eine gewisse Distanz genähert haben, dreht er um und trabt leichtfüßig aus dem Dorf hinaus. Dabei schaut er sich immer wieder um, sich vergewissernd, dass wir ihm folgen. Es geht auf gerader Linie durch das Unterholz in den Regenwald. Wir entfernen uns immer weiter vom Dorf, bis er sich an einer Stelle ablegt.
Dort angekommen schauen wir uns um. Schnell finden wir Waitheris Tasche mit den gesammelten Pflanzen und ihre Waffen. Der Köcher mit den Pfeilen, ihr Bogen und ihre Machete liegen vor uns im Unterholz.
Bald steht fest, dass sie zu einem der vier Yanomami-Völker gehören, die südlicher siedeln und über Missionsschulen schon lange Kontakt zu den Nabuh -Weißen- haben. Man hat ihnen viel Geld versprochen, wenn sie die Umgebung der Mine frei von ‚Wilden‘ halten. Dafür hat das brasilianische Militär sie an modernen Waffen ausgebildet.
Unser Häuptling und der Chef der Jäger vereinbaren, dass wir unsere 'Henimou' -Jagdexpeditionen- deshalb in der der Mine abgewandten Richtung durchführen wollen, um ihnen keinen Grund zur Aggression zu liefern. Eine ganze Weile geht das gut.
Immer wenn Waitheri in den Wald geht, um Heilpflanzen und Pilze mit hallizunogenen Wirkstoffen zu sammeln, um sie ihrer Oma, der Okape -Schamanin- zu bringen, oder ein Wild zu schießen, folgt einer der Mönche ihr in einer Meditation. Natürlich machen sie das nicht nur bei ihr, sondern sie wechseln die Überwachung minütlich von einem Yanomami unseres Dorfes zum Nächsten.
Am späten Morgen eines Tages wacht der jüngere der Beiden aus seiner Meditation auf und erklärt uns:
"Wir haben Waitheri verloren. Sie muss durch irgendetwas bewusstlos geworden sein. 'Kete', der Jaguar, den sie großgezogen hat, hat fremde Waipe -Krieger- in der Nähe erschnüffelt. Ich habe gerade noch verhindern können, dass er sich auf die Fremden stürzt. Er kommt stattdessen her, um uns zu der Unfallstelle zu führen."
So geschieht es dann auch. Etwa eine Stunde später erscheint ein großer Jaguar auf dem Dorfplatz. Von der Nase bis zum Schwanzansatz mag er 1,80 Meter messen. Großes Geschrei hebt an und die Kinder verstecken sich. Da die Jagdgesellschaft noch nicht zurück ist, erhebe ich mich. Auch Bushika, meine Yanomami-Frau steht auf. Wir nähern uns vorsichtig dem großen Tier, dessen Ausmaße mich leicht erschrecken lassen. Als Baby ist er vor Jahren nur eine Handvoll gewesen. Bushika hat ihn anfangs gesäugt.
Als wir uns ihm bis auf eine gewisse Distanz genähert haben, dreht er um und trabt leichtfüßig aus dem Dorf hinaus. Dabei schaut er sich immer wieder um, sich vergewissernd, dass wir ihm folgen. Es geht auf gerader Linie durch das Unterholz in den Regenwald. Wir entfernen uns immer weiter vom Dorf, bis er sich an einer Stelle ablegt.
Dort angekommen schauen wir uns um. Schnell finden wir Waitheris Tasche mit den gesammelten Pflanzen und ihre Waffen. Der Köcher mit den Pfeilen, ihr Bogen und ihre Machete liegen vor uns im Unterholz.
... link (0 Kommentare) ... comment
... older stories