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Dienstag, 7. Juni 2022
Eine neue Hoffnung -04
mariant, 10:32h
Nun betritt er lächelnd unsere Hütte. Emma macht ein empörtes Gesicht. Sie zieht sich unter das Moskitonetz zurück. Der Mann lässt sich im Schneidersitz auf dem Boden nieder und beginnt:
"Once upon a time there live a boy named Siddharta Gautama..."
Ich bin von der Geschichte gefesselt, ziehe mich während der Erzählung aber doch auf mein Bett unter das Moskitonetz zurück, als mich Mücken zu belästigen beginnen. Nachdem der Mann geendet hat, frage ich ihn:
"Are you a buddhistic priest?"
Er lächelt und erklärt:
"I'm a wandering monk."
"This morning I spoke with a little boy. He said, a holy man tells him much. He is marked with a big red sign at his forehead. Is he a Kamaiya?"
"Yes," antwortet der Mönch. "His family is very poor."
"Hm," mache ich. "This boy called me an Apsara. Does it mean 'angel' or 'fairy'?"
"Yes," bestätigt mir mein Gesprächspartner. "Apsara are attendants of the Bodhisattvas. These are enlightened beings who use their work for the good of people."
"Oh," mache ich nun. "Doesn't a monk also have a disciple?"
"What?" fragt er nach.
"A student," präzisiere ich.
"Yes, sometimes," antwortet der Mann lächelnd.
"What has to happen so that this boy can become your student?" frage ich ihn jetzt.
"Oh, that's different. His owner could demand 50.000 nepal rupees."
Ich mache große Augen und rechne den Betrag mit meinem Handy in Euro um. 365 Euro erscheinen auf dem Display.
'Das dürfte Papa erübrigen können,' denke ich und sage zu dem Mann:
"Please, lay down here and sleep on the floor!"
Ich schiebe meine Decke unter dem Moskitonetz hervor. Der Mann lächelt dankbar und rollt meine Decke zusammen. Darauf bettet er seinen Kopf. Dann schlafe auch ich bald ein.
*
Am nächsten Morgen bitte ich den Mönch, mit uns zu frühstücken. Unsere Gastfamilie begegnet dem Mann mit Ehrerbietung und macht ihm wie selbstverständlich Platz. Auch er erhält eine Schale Reis. Meine Mitschüler und Frau Müller reagieren mit Befremden.
"Wen schleppst du denn da an?" fragt Frau Müller.
"Das ist ein buddhistischer Wandermönch," erkläre ich. "Er hat mir gestern Abend das System der Schuldknechtschaft hier in Nepal erklärt."
"Aber die gibt es doch schon lange nicht mehr!" meint sie.
"Offiziell!" halte ich dagegen. "Ich habe gestern einen Jungen mit einem Sklavenzeichen auf dem Feld entdeckt und mich mit ihm unterhalten. Gestern Abend hat mir der Mönch dann einiges erklärt. Um dem Jungen die Freiheit wiederzugeben, braucht es 50.000 Nepalesische Rupien. Das sind bloß 365 Euro, habe ich umgerechnet! Wenn wir zusammenlegen, könnten wir das Geld aufbringen."
"Woher willst du wissen, dass der Mönch nicht mit dem Geld verschwindet?"
"Dann kommen Sie doch mit zu dem Besitzer," antworte ich ihr. "Bitte!"
Wir haben im Flughafen Katmandu Geld getauscht, um Taschengeld dabei zu haben. Nun bitte ich meine Mitschüler zur Kasse und habe schnell 52.000 Nepalesische Rupien zusammen. Nach dem Frühstück gehen wir hinaus auf die Felder. Bald habe ich den Jungen entdeckt. Ich gehe auf ihn zu und frage ihn:
"Good Morning, what's your name, please?"
"Ashok Gurun, Lady," antwortet er schüchtern.
"Hi Ashok, please, show me your master! I want to speak with him."
Er tritt nun auch auf den Wall, der die Reisfelder voneinander abgrenzt. Sofort kommt ein Mann herbei. Es entspannt sich ein Wortgefecht zwischen den Beiden, von dem ich kein Wort verstehe. Nur einmal scheine ich den Begriff 'Apsara' heraushören zu können. Schließlich lässt er den Jungen mit uns gehen. Ashok führt uns zu einer Hütte aus Backsteinwänden und Wellblechdach. Der Junge geht hinein und kommt kurz darauf mit einem Mann heraus, der eine traditionelle weite weiße Männerhose trägt und darüber ein besticktes buntes Longshirt. Er setzt sich auf einen Hocker neben dem Eingang und bietet uns an, uns zu setzen.
Der Mönch lässt sich vor ihm im Schneidersitz nieder und wir tun Gleiches. Dann bitte ich den Mönch, dass er übersetzt. Anschließend frage ich den Gläubiger der Familie des Jungen, wieviel Rupien er braucht, um dem Jungen die Freiheit zu geben. Der Mann entblößt seine Zähne zu einem breiten Lächeln und erklärt, dass er dafür 70.000 Nepalesische Rupien haben will. Ich lächele und erkläre, dass sei zu viel. Ich würde ihm 35.000 Rupien bieten. Nun meint er, dass das zu wenig sei. Er lacht dabei über das ganze Gesicht. Ich meine:
"Kommen Sie, machen Sie mir ein besseres Angebot. Bedenken Sie, was es bedeutet, das ganze Geld auf einen Schlag in der Hand zu haben, statt in kleinen monatlichen Raten. Auch brauchen Sie dann nicht mehr für Ashoks Ernährung und Kleidung aufkommen. Rechnen Sie sich aus, was Sie dadurch sparen, statt Ashok bis zu seinem Lebensende zu versorgen."
Nun sagt er: "Okay, 55.000 Rupien."
Ich schüttele den Kopf und entgegne ihm:
"Sie sind ein harter Verhandler! Rechnen Sie sich doch wirklich einmal die Ersparnis aus, wenn sie Ashok heute in die Freiheit entlassen. Ich gebe Ihnen 42.000 Rupien. Damit können Sie zufrieden sein."
Der Herr überlegt, dann reduziert er auf 50.000. Ich schüttele lächelnd den Kopf und meine:
"Mein letztes Angebot sind 45.000 Rupien! Kommen Sie, schlagen Sie ein."
"Once upon a time there live a boy named Siddharta Gautama..."
Ich bin von der Geschichte gefesselt, ziehe mich während der Erzählung aber doch auf mein Bett unter das Moskitonetz zurück, als mich Mücken zu belästigen beginnen. Nachdem der Mann geendet hat, frage ich ihn:
"Are you a buddhistic priest?"
Er lächelt und erklärt:
"I'm a wandering monk."
"This morning I spoke with a little boy. He said, a holy man tells him much. He is marked with a big red sign at his forehead. Is he a Kamaiya?"
"Yes," antwortet der Mönch. "His family is very poor."
"Hm," mache ich. "This boy called me an Apsara. Does it mean 'angel' or 'fairy'?"
"Yes," bestätigt mir mein Gesprächspartner. "Apsara are attendants of the Bodhisattvas. These are enlightened beings who use their work for the good of people."
"Oh," mache ich nun. "Doesn't a monk also have a disciple?"
"What?" fragt er nach.
"A student," präzisiere ich.
"Yes, sometimes," antwortet der Mann lächelnd.
"What has to happen so that this boy can become your student?" frage ich ihn jetzt.
"Oh, that's different. His owner could demand 50.000 nepal rupees."
Ich mache große Augen und rechne den Betrag mit meinem Handy in Euro um. 365 Euro erscheinen auf dem Display.
'Das dürfte Papa erübrigen können,' denke ich und sage zu dem Mann:
"Please, lay down here and sleep on the floor!"
Ich schiebe meine Decke unter dem Moskitonetz hervor. Der Mann lächelt dankbar und rollt meine Decke zusammen. Darauf bettet er seinen Kopf. Dann schlafe auch ich bald ein.
*
Am nächsten Morgen bitte ich den Mönch, mit uns zu frühstücken. Unsere Gastfamilie begegnet dem Mann mit Ehrerbietung und macht ihm wie selbstverständlich Platz. Auch er erhält eine Schale Reis. Meine Mitschüler und Frau Müller reagieren mit Befremden.
"Wen schleppst du denn da an?" fragt Frau Müller.
"Das ist ein buddhistischer Wandermönch," erkläre ich. "Er hat mir gestern Abend das System der Schuldknechtschaft hier in Nepal erklärt."
"Aber die gibt es doch schon lange nicht mehr!" meint sie.
"Offiziell!" halte ich dagegen. "Ich habe gestern einen Jungen mit einem Sklavenzeichen auf dem Feld entdeckt und mich mit ihm unterhalten. Gestern Abend hat mir der Mönch dann einiges erklärt. Um dem Jungen die Freiheit wiederzugeben, braucht es 50.000 Nepalesische Rupien. Das sind bloß 365 Euro, habe ich umgerechnet! Wenn wir zusammenlegen, könnten wir das Geld aufbringen."
"Woher willst du wissen, dass der Mönch nicht mit dem Geld verschwindet?"
"Dann kommen Sie doch mit zu dem Besitzer," antworte ich ihr. "Bitte!"
Wir haben im Flughafen Katmandu Geld getauscht, um Taschengeld dabei zu haben. Nun bitte ich meine Mitschüler zur Kasse und habe schnell 52.000 Nepalesische Rupien zusammen. Nach dem Frühstück gehen wir hinaus auf die Felder. Bald habe ich den Jungen entdeckt. Ich gehe auf ihn zu und frage ihn:
"Good Morning, what's your name, please?"
"Ashok Gurun, Lady," antwortet er schüchtern.
"Hi Ashok, please, show me your master! I want to speak with him."
Er tritt nun auch auf den Wall, der die Reisfelder voneinander abgrenzt. Sofort kommt ein Mann herbei. Es entspannt sich ein Wortgefecht zwischen den Beiden, von dem ich kein Wort verstehe. Nur einmal scheine ich den Begriff 'Apsara' heraushören zu können. Schließlich lässt er den Jungen mit uns gehen. Ashok führt uns zu einer Hütte aus Backsteinwänden und Wellblechdach. Der Junge geht hinein und kommt kurz darauf mit einem Mann heraus, der eine traditionelle weite weiße Männerhose trägt und darüber ein besticktes buntes Longshirt. Er setzt sich auf einen Hocker neben dem Eingang und bietet uns an, uns zu setzen.
Der Mönch lässt sich vor ihm im Schneidersitz nieder und wir tun Gleiches. Dann bitte ich den Mönch, dass er übersetzt. Anschließend frage ich den Gläubiger der Familie des Jungen, wieviel Rupien er braucht, um dem Jungen die Freiheit zu geben. Der Mann entblößt seine Zähne zu einem breiten Lächeln und erklärt, dass er dafür 70.000 Nepalesische Rupien haben will. Ich lächele und erkläre, dass sei zu viel. Ich würde ihm 35.000 Rupien bieten. Nun meint er, dass das zu wenig sei. Er lacht dabei über das ganze Gesicht. Ich meine:
"Kommen Sie, machen Sie mir ein besseres Angebot. Bedenken Sie, was es bedeutet, das ganze Geld auf einen Schlag in der Hand zu haben, statt in kleinen monatlichen Raten. Auch brauchen Sie dann nicht mehr für Ashoks Ernährung und Kleidung aufkommen. Rechnen Sie sich aus, was Sie dadurch sparen, statt Ashok bis zu seinem Lebensende zu versorgen."
Nun sagt er: "Okay, 55.000 Rupien."
Ich schüttele den Kopf und entgegne ihm:
"Sie sind ein harter Verhandler! Rechnen Sie sich doch wirklich einmal die Ersparnis aus, wenn sie Ashok heute in die Freiheit entlassen. Ich gebe Ihnen 42.000 Rupien. Damit können Sie zufrieden sein."
Der Herr überlegt, dann reduziert er auf 50.000. Ich schüttele lächelnd den Kopf und meine:
"Mein letztes Angebot sind 45.000 Rupien! Kommen Sie, schlagen Sie ein."
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