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Samstag, 19. Februar 2022
Doch die Liebe währet ewiglich -26
mariant, 10:55h
Ich erhebe mich und erwidere ihm: "Ich werde mich nicht darauf einlassen!", obwohl mir mein Herz längst etwas anderes zuflüstert.
Noah ist ebenfalls aufgestanden. Er entfernt sich zwei Schritte und dreht sich dann zu mir um. Er sagt:
"Aber was wäre, wenn... Stelle dir einmal vor, es könnte unser Geheimnis sein."
Meine Gefühle klammern sich inzwischen ebenfalls an diese Möglichkeit. Dennoch sage ich, ihn entgeistert anschauend:
"Wir können nicht mit einer Lüge leben! Das halten wir nicht durch. Könntest du so leben? Könntest du es, Noah?"
Nach kurzer Überlegung antwortet er:
"Nein! Du hast Recht. Es würde uns zerstören."
Wir gehen uns ein paar Tage aus dem Weg. Ich weiß nicht, ob Noah überhaupt etwas isst. Schließlich kann ich es nicht mehr mit ansehen und gehe des Morgens früh in die Küche. Unsere Köchin ist schon damit beschäftigt, den heutigen Tag kulinarisch vorzubereiten.
"Guten Morgen, Madam," begrüßt sie mich.
"Guten Morgen, Luana," antworte ich ihr.
"Es ist noch sehr früh!" wundert sie sich. "Sie können nicht gut schlafen?"
"Nein, leider," erwidere ich ihr. "Ich denke, ich habe momentan zu viele Dinge im Kopf."
Ich bin froh, jetzt gerade jemanden zu haben, dem ich mein Herz ausschütten kann.
"Machen Sie sich Sorgen um Ihre Arbeit?" fragt sie mitfühlend.
"Ich mache mir Sorgen um Noah," erkläre ich ihr. "Ich fürchte, ich habe ihn verletzt. So richtig weiß ich es nicht. Vielleicht habe ich mich durch meine Worte aber auch selbst verletzt. Zum ersten Mal in meinem Leben bin ich verwirrt."
"Ich bin mir nicht sicher, ob Sie sich dadurch besser fühlen werden, Madam, aber ich bin auch oft verwirrt, wenn es um Menschen geht."
"Ich möchte, dass er weiß, dass er mir wichtig ist. Ich sorge mich um ihn," sage ich leise, wie im Selbstgespräch.
"Machen Sie sich keine Sorgen um Master Noah, Madam. Er macht den Eindruck, dass er gut auf sich selbst aufpassen kann. Sogar an diesem einsamen Ort!"
Ich bedanke mich für die Aufmunterung und lasse mir ein Tablett mit hawaiianischer Kost fertig machen, das ich danach zu ihm trage. Ich finde ihn meditierend. Unterwegs kommt mir immer mehr die Erkenntnis, dass ich in Bezug auf Noah mit dem Feuer spiele, wenn ich weiterhin mehr auf mein Herz höre. Wie ich spüre, ist das trotz allem ein erregender Gedanke! Soll ich alle Konventionen über Bord werfen und mich meinen Gefühlen hingeben?
*
Ich, Noah, habe die meiste Zeit der folgenden Tage meditierend verbracht, nur unterbrochen von Spaziergängen durch die überwältigende Natur Hawaiis. In meinen Meditationen versuche ich, mich immer weiter zu entwickeln. Ich trete quasi neben mich und beobachte meine Gedanken und Gefühle, mein inneres Wesen also. Mein ICH kann mein inneres Wesen nicht fühlen, das kann es nur selbst tun.
Der innere Beobachter, das 'Zeugenbewusstsein', ist nun das Bewusstsein des inneren Wesens, das geweckt werden muss. Denn solange das innere Wesen sich selbst nicht bewusst erkennt, bleibt es inaktiv - es schläft. In diesem Stadium befinde ich mich noch.
Wenn Erkennen möglich werden soll, muss es zwei geben: einen Erkennenden und ein Erkanntes, also eine Dualität.
*
Bei meinem Näherkommen öffnet Noah die Augen und schaut mich prüfend an.
"Ich habe hier etwas für dich," sage ich mit sanfter Stimme und frage ihn: "Hast du Hunger?"
"Gern, danke dir," antwortet Noah und lächelt mich an.
Ich setze mich ihm gegenüber auf den Boden, zwischen uns das Tablett, und bleibe bei ihm bis er seinen Hunger gestillt hat.
"Ich habe mir überlegt," beginne ich dann. "Wir sind erwachsen und können über unseren Lebensweg selbst entscheiden. Wenn ich in mich hineinhorche, fühle ich tiefe Zuneigung für dich. Ja, auch ich sehne mich nach deiner Nähe."
Er schaut mich von der anderen Seite des Tabletts an, als wäre ich ein Geist. Seine Augen beginnen zu strahlen, heller als die Sonne. Unvermittelt schnellt er mit dem Oberkörper über das Tablett auf mich zu und wirft mich dabei um. Wir rollen ein wenig über den Teppich. Wieder bin ich obenauf - sicher, weil er es zulässt -, stemme mich hoch und fordere:
"Versprich mir, dass du die Ideale des Mönchtums hochhältst! Keine Abhängigkeiten, kein eigener Besitz, Selbstlosigkeit, Mitgefühl, Liebe. Auch wenn dein Lebensweg dich an meiner Seite in die freie Wirtschaft führen sollte!"
Noah ist ebenfalls aufgestanden. Er entfernt sich zwei Schritte und dreht sich dann zu mir um. Er sagt:
"Aber was wäre, wenn... Stelle dir einmal vor, es könnte unser Geheimnis sein."
Meine Gefühle klammern sich inzwischen ebenfalls an diese Möglichkeit. Dennoch sage ich, ihn entgeistert anschauend:
"Wir können nicht mit einer Lüge leben! Das halten wir nicht durch. Könntest du so leben? Könntest du es, Noah?"
Nach kurzer Überlegung antwortet er:
"Nein! Du hast Recht. Es würde uns zerstören."
Wir gehen uns ein paar Tage aus dem Weg. Ich weiß nicht, ob Noah überhaupt etwas isst. Schließlich kann ich es nicht mehr mit ansehen und gehe des Morgens früh in die Küche. Unsere Köchin ist schon damit beschäftigt, den heutigen Tag kulinarisch vorzubereiten.
"Guten Morgen, Madam," begrüßt sie mich.
"Guten Morgen, Luana," antworte ich ihr.
"Es ist noch sehr früh!" wundert sie sich. "Sie können nicht gut schlafen?"
"Nein, leider," erwidere ich ihr. "Ich denke, ich habe momentan zu viele Dinge im Kopf."
Ich bin froh, jetzt gerade jemanden zu haben, dem ich mein Herz ausschütten kann.
"Machen Sie sich Sorgen um Ihre Arbeit?" fragt sie mitfühlend.
"Ich mache mir Sorgen um Noah," erkläre ich ihr. "Ich fürchte, ich habe ihn verletzt. So richtig weiß ich es nicht. Vielleicht habe ich mich durch meine Worte aber auch selbst verletzt. Zum ersten Mal in meinem Leben bin ich verwirrt."
"Ich bin mir nicht sicher, ob Sie sich dadurch besser fühlen werden, Madam, aber ich bin auch oft verwirrt, wenn es um Menschen geht."
"Ich möchte, dass er weiß, dass er mir wichtig ist. Ich sorge mich um ihn," sage ich leise, wie im Selbstgespräch.
"Machen Sie sich keine Sorgen um Master Noah, Madam. Er macht den Eindruck, dass er gut auf sich selbst aufpassen kann. Sogar an diesem einsamen Ort!"
Ich bedanke mich für die Aufmunterung und lasse mir ein Tablett mit hawaiianischer Kost fertig machen, das ich danach zu ihm trage. Ich finde ihn meditierend. Unterwegs kommt mir immer mehr die Erkenntnis, dass ich in Bezug auf Noah mit dem Feuer spiele, wenn ich weiterhin mehr auf mein Herz höre. Wie ich spüre, ist das trotz allem ein erregender Gedanke! Soll ich alle Konventionen über Bord werfen und mich meinen Gefühlen hingeben?
*
Ich, Noah, habe die meiste Zeit der folgenden Tage meditierend verbracht, nur unterbrochen von Spaziergängen durch die überwältigende Natur Hawaiis. In meinen Meditationen versuche ich, mich immer weiter zu entwickeln. Ich trete quasi neben mich und beobachte meine Gedanken und Gefühle, mein inneres Wesen also. Mein ICH kann mein inneres Wesen nicht fühlen, das kann es nur selbst tun.
Der innere Beobachter, das 'Zeugenbewusstsein', ist nun das Bewusstsein des inneren Wesens, das geweckt werden muss. Denn solange das innere Wesen sich selbst nicht bewusst erkennt, bleibt es inaktiv - es schläft. In diesem Stadium befinde ich mich noch.
Wenn Erkennen möglich werden soll, muss es zwei geben: einen Erkennenden und ein Erkanntes, also eine Dualität.
*
Bei meinem Näherkommen öffnet Noah die Augen und schaut mich prüfend an.
"Ich habe hier etwas für dich," sage ich mit sanfter Stimme und frage ihn: "Hast du Hunger?"
"Gern, danke dir," antwortet Noah und lächelt mich an.
Ich setze mich ihm gegenüber auf den Boden, zwischen uns das Tablett, und bleibe bei ihm bis er seinen Hunger gestillt hat.
"Ich habe mir überlegt," beginne ich dann. "Wir sind erwachsen und können über unseren Lebensweg selbst entscheiden. Wenn ich in mich hineinhorche, fühle ich tiefe Zuneigung für dich. Ja, auch ich sehne mich nach deiner Nähe."
Er schaut mich von der anderen Seite des Tabletts an, als wäre ich ein Geist. Seine Augen beginnen zu strahlen, heller als die Sonne. Unvermittelt schnellt er mit dem Oberkörper über das Tablett auf mich zu und wirft mich dabei um. Wir rollen ein wenig über den Teppich. Wieder bin ich obenauf - sicher, weil er es zulässt -, stemme mich hoch und fordere:
"Versprich mir, dass du die Ideale des Mönchtums hochhältst! Keine Abhängigkeiten, kein eigener Besitz, Selbstlosigkeit, Mitgefühl, Liebe. Auch wenn dein Lebensweg dich an meiner Seite in die freie Wirtschaft führen sollte!"
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Freitag, 18. Februar 2022
Doch die Liebe währet ewiglich -25
mariant, 11:02h
In den Tälern des Landesinneren beobachten wir einige endemische Vogelarten, so die Hawaiikrähe, die Hawaiiente, der Hawaiibussard und die Laysanente. Außerdem besiedeln viele Spinnen- und Insektenarten die Insel, erklärt der Gärtner.
Er sagt, die Staatsblume von Hawaii sei der Hibiskus, von dem es hier sieben verschiedene Arten gibt. Ausschließlich auf Hawaii kommt die Vulkanpalme vor. Sie kann bis zu fünf Meter hoch wachsen und klammert sich mit ihren Wurzeln an Basaltklippen in Meeresnähe.
Zurück bei Honolulu führt der Highway durch einen üppigen Regenwald. Ein Weg führt durch den Wald zu einem Wasserfall. Dort lässt Yong Tai halten. Der Fahrer holt eine Decke und einen großen Korb aus dem Kofferraum. Yong Tai dirigiert ihn damit auf eine Wiese neben der Straße. Ich helfe dem Mann, das Picknick vorzubereiten. Anschließend verzieht er sich mit einem Lunchpaket hinter das Steuer des Wagens.
Wir sitzen alleine auf der Decke, zwischen uns der Korb. Ich bin erstaunt, dass Yong Tai mich bedient. Sie fragt nach meinen Wünschen und lädt danach meinen Teller voll. Höflich warte ich, bis auch sie sich bedient hat.
Im folgenden Smalltalk fragt sie mich, wie es mir in den vergangenen Jahren ergangen ist. Ich erzähle ihr, dass mein Vater mir nach dem Hongkong-Abenteuer verboten hat, das Kloster noch einmal zu betreten.
"Das kann ich gut nachvollziehen!" meint sie. "Zum einen warst du in einem Alter, indem die Schule das Wichtigste für dich sein sollte. Zum anderen wird er befürchtet haben, dass es vielleicht zu weiteren Abenteuern dieser Art hätte kommen können."
Auch ich bin neugierig auf Yong Tais bisheriges Leben. Irgendwann im Gespräch erzählt sie mir von einer Schwärmerei im Alter von 12 Jahren. Davon ermutigt, spreche ich an, dass auch ich im Alter von 13Jahren einmal in ein Mädchen verliebt gewesen bin, die allerdings keine Notiz von mir genommen hat.
Innerlich warte ich auf eine Gelegenheit, den kleinen Jungen in mir heraus zu lassen.
*
Heute haben wir eine Erkundung der Insel geplant. Unser Gärtner, ein native Hawaiian, wird den Wagen fahren und uns die Gegend und deren Tiere und Pflanzen erklären. Von unserer Köchin habe ich einen Picknick-Korb füllen lassen für eine Pause unterwegs. Ich habe da eine Wiese an einem Wasserfall im Blick. Den Platz habe ich in der Ausbildung oft mit anderen Mädels aufgesucht. Es ist ein romantischer Ort.
Nach der ausgiebigen und lehrreichen Tour fährt der Mann in an den von mir bezeichneten Platz im Regenwald. Bald hält er an der Wiese mit dem wildromantischen Wasserfall im Hintergrund. Während sich der Gärtner diskret ins Fahrzeug zurückzieht, beginne ich mit Noah unbeschwerten Smalltalk.
Als wir den Picknick-Korb weitgehend geleert haben, steht Noah plötzlich auf und läuft in Richtung des Wasserfalles davon. Ich schüttele den Kopf. Mal wieder einer dieser spontanen Einfälle, die ich trotz allem an ihm so sehr liebe!
Ihm hinterher schauend sammele ich schon einmal das Geschirr und Besteck ein. Plötzlich breitet er die Arme aus und fällt vornüber ins hohe Gras. Er bewegt sich kurz und bleibt dann auf dem Bauch liegen.
Besorgt springe ich auf und laufe zu ihm. Schon von unterwegs rufe ich ihm zu:
"Noah! Noah, ist alles in Ordnung?"
Bei ihm angekommen, knie ich mich neben ihn und drehe ihn auf den Rücken. Lachend greift er nach mir und zieht mich zu sich herunter. Leicht verärgert rolle ich mich weg. Er macht die Rolle mit und so wälzen wir uns wie zwei Kinder lachend im Gras. Schließlich kommen wir atemlos zur Ruhe.
Nun liege ich auf ihm. Ich stemme mich hoch und schaue in sein glückliches Gesicht. Irgendwie fühle ich mich wie damals, als ich im Alter von zwölf Jahren für einen Jungen geschwärmt habe. Noah hat es geschafft, mein rationales Gedankenkonstrukt zu durchbrechen, das meine Gefühle eingesperrt gehalten hat. Ich beuge mich zu ihm hinunter und küsse ihn auf die Stirn. Dann springe ich auf und laufe mit wehenden Haaren lachend zum Wagen zurück.
Er rappelt sich auf und folgt mir. Beim Picknick-Korb erreicht er mich. Nun umfasst er meine Schultern von hinten und legt seine Wange an meine. Dabei flüstert er:
"Wie gut du riechst!"
Gemeinsam packen wir die Sachen zusammen und tragen sie zum Wagen zurück. Die Rückfahrt zur Villa verbringen wir nebeneinandersitzend auf der Rückbank. Als wir am Abend beim Kaminfeuer sitzen, beichtet mir Noah, meine Hand haltend:
"Seit den Tagen damals auf der Yacht gab es nicht einen einzigen Tag, an dem ich nicht an dich gedacht habe. Nun, da ich dir wieder nahe bin, schmerzt es sehr. Je näher ich dir bin, desto schlimmer wird es. Bei dem Gedanken, nicht bei dir sein zu können, kann ich nicht atmen. Ich werde verfolgt von dem Kuss, den du mir nie hättest geben sollen, wie du sagst. Mein Herz schlägt schneller, in der Hoffnung, dass dieser Kuss keine Narbe hinterlassen wird."
Während er spricht, rückt er näher an mich heran. Ich winde mich innerlich wie äußerlich. Er sieht es und fragt:
"Was kann ich tun? Ich werde alles tun, worum du mich bittest!"
Ihn offen anschauend, sage ich:
"Du darfst nichts erzwingen wollen, Lieber! Gib der Liebe Zeit zu wachsen. Es ist nicht einfach! Wir leben in einer harten Welt. Du bist auf dem Weg ein Lama zu werden, ein Erleuchteter, ein spiritueller Lehrer. Ich bin im gehobenen Management eines weltweit agierenden Unternehmens. Wenn du deine Gedanken ganz zu Ende denkst, dann führen sie uns zu einem Ort, an den wir nicht gehen dürfen... Unabhängig davon, was wir füreinander empfinden."
"Dann empfindest du genauso?" fragt er.
"Ich lasse nicht zu, dass du deine Zukunft für mich aufgibst!" sage ich mit fester Stimme und rücke ein paar Zentimeter ab.
"Du verlangst von mir, vernünftig zu sein. Das kann ich in deiner Nähe nicht!" antwortet er und schaut mich flehend an.
Er sagt, die Staatsblume von Hawaii sei der Hibiskus, von dem es hier sieben verschiedene Arten gibt. Ausschließlich auf Hawaii kommt die Vulkanpalme vor. Sie kann bis zu fünf Meter hoch wachsen und klammert sich mit ihren Wurzeln an Basaltklippen in Meeresnähe.
Zurück bei Honolulu führt der Highway durch einen üppigen Regenwald. Ein Weg führt durch den Wald zu einem Wasserfall. Dort lässt Yong Tai halten. Der Fahrer holt eine Decke und einen großen Korb aus dem Kofferraum. Yong Tai dirigiert ihn damit auf eine Wiese neben der Straße. Ich helfe dem Mann, das Picknick vorzubereiten. Anschließend verzieht er sich mit einem Lunchpaket hinter das Steuer des Wagens.
Wir sitzen alleine auf der Decke, zwischen uns der Korb. Ich bin erstaunt, dass Yong Tai mich bedient. Sie fragt nach meinen Wünschen und lädt danach meinen Teller voll. Höflich warte ich, bis auch sie sich bedient hat.
Im folgenden Smalltalk fragt sie mich, wie es mir in den vergangenen Jahren ergangen ist. Ich erzähle ihr, dass mein Vater mir nach dem Hongkong-Abenteuer verboten hat, das Kloster noch einmal zu betreten.
"Das kann ich gut nachvollziehen!" meint sie. "Zum einen warst du in einem Alter, indem die Schule das Wichtigste für dich sein sollte. Zum anderen wird er befürchtet haben, dass es vielleicht zu weiteren Abenteuern dieser Art hätte kommen können."
Auch ich bin neugierig auf Yong Tais bisheriges Leben. Irgendwann im Gespräch erzählt sie mir von einer Schwärmerei im Alter von 12 Jahren. Davon ermutigt, spreche ich an, dass auch ich im Alter von 13Jahren einmal in ein Mädchen verliebt gewesen bin, die allerdings keine Notiz von mir genommen hat.
Innerlich warte ich auf eine Gelegenheit, den kleinen Jungen in mir heraus zu lassen.
*
Heute haben wir eine Erkundung der Insel geplant. Unser Gärtner, ein native Hawaiian, wird den Wagen fahren und uns die Gegend und deren Tiere und Pflanzen erklären. Von unserer Köchin habe ich einen Picknick-Korb füllen lassen für eine Pause unterwegs. Ich habe da eine Wiese an einem Wasserfall im Blick. Den Platz habe ich in der Ausbildung oft mit anderen Mädels aufgesucht. Es ist ein romantischer Ort.
Nach der ausgiebigen und lehrreichen Tour fährt der Mann in an den von mir bezeichneten Platz im Regenwald. Bald hält er an der Wiese mit dem wildromantischen Wasserfall im Hintergrund. Während sich der Gärtner diskret ins Fahrzeug zurückzieht, beginne ich mit Noah unbeschwerten Smalltalk.
Als wir den Picknick-Korb weitgehend geleert haben, steht Noah plötzlich auf und läuft in Richtung des Wasserfalles davon. Ich schüttele den Kopf. Mal wieder einer dieser spontanen Einfälle, die ich trotz allem an ihm so sehr liebe!
Ihm hinterher schauend sammele ich schon einmal das Geschirr und Besteck ein. Plötzlich breitet er die Arme aus und fällt vornüber ins hohe Gras. Er bewegt sich kurz und bleibt dann auf dem Bauch liegen.
Besorgt springe ich auf und laufe zu ihm. Schon von unterwegs rufe ich ihm zu:
"Noah! Noah, ist alles in Ordnung?"
Bei ihm angekommen, knie ich mich neben ihn und drehe ihn auf den Rücken. Lachend greift er nach mir und zieht mich zu sich herunter. Leicht verärgert rolle ich mich weg. Er macht die Rolle mit und so wälzen wir uns wie zwei Kinder lachend im Gras. Schließlich kommen wir atemlos zur Ruhe.
Nun liege ich auf ihm. Ich stemme mich hoch und schaue in sein glückliches Gesicht. Irgendwie fühle ich mich wie damals, als ich im Alter von zwölf Jahren für einen Jungen geschwärmt habe. Noah hat es geschafft, mein rationales Gedankenkonstrukt zu durchbrechen, das meine Gefühle eingesperrt gehalten hat. Ich beuge mich zu ihm hinunter und küsse ihn auf die Stirn. Dann springe ich auf und laufe mit wehenden Haaren lachend zum Wagen zurück.
Er rappelt sich auf und folgt mir. Beim Picknick-Korb erreicht er mich. Nun umfasst er meine Schultern von hinten und legt seine Wange an meine. Dabei flüstert er:
"Wie gut du riechst!"
Gemeinsam packen wir die Sachen zusammen und tragen sie zum Wagen zurück. Die Rückfahrt zur Villa verbringen wir nebeneinandersitzend auf der Rückbank. Als wir am Abend beim Kaminfeuer sitzen, beichtet mir Noah, meine Hand haltend:
"Seit den Tagen damals auf der Yacht gab es nicht einen einzigen Tag, an dem ich nicht an dich gedacht habe. Nun, da ich dir wieder nahe bin, schmerzt es sehr. Je näher ich dir bin, desto schlimmer wird es. Bei dem Gedanken, nicht bei dir sein zu können, kann ich nicht atmen. Ich werde verfolgt von dem Kuss, den du mir nie hättest geben sollen, wie du sagst. Mein Herz schlägt schneller, in der Hoffnung, dass dieser Kuss keine Narbe hinterlassen wird."
Während er spricht, rückt er näher an mich heran. Ich winde mich innerlich wie äußerlich. Er sieht es und fragt:
"Was kann ich tun? Ich werde alles tun, worum du mich bittest!"
Ihn offen anschauend, sage ich:
"Du darfst nichts erzwingen wollen, Lieber! Gib der Liebe Zeit zu wachsen. Es ist nicht einfach! Wir leben in einer harten Welt. Du bist auf dem Weg ein Lama zu werden, ein Erleuchteter, ein spiritueller Lehrer. Ich bin im gehobenen Management eines weltweit agierenden Unternehmens. Wenn du deine Gedanken ganz zu Ende denkst, dann führen sie uns zu einem Ort, an den wir nicht gehen dürfen... Unabhängig davon, was wir füreinander empfinden."
"Dann empfindest du genauso?" fragt er.
"Ich lasse nicht zu, dass du deine Zukunft für mich aufgibst!" sage ich mit fester Stimme und rücke ein paar Zentimeter ab.
"Du verlangst von mir, vernünftig zu sein. Das kann ich in deiner Nähe nicht!" antwortet er und schaut mich flehend an.
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Donnerstag, 17. Februar 2022
Doch die Liebe währet ewiglich -24
mariant, 11:30h
Nach einer schlaflosen Nacht trete ich, Noah, beim ersten Morgenrot hinaus auf die Terrasse. Dort lasse ich mich zum Meditieren auf den Terracotta-Fliesen nieder. Den traumhaften Sonnenaufgang bekomme dadurch nicht mit.
Alles beginnt mit der Selbstbeobachtung während des Sitzens in meditativer Stille. Die Aufmerksamkeit nimmt wahr, dass sich der Geist bestimmte Gedankenbilder spinnt, doch sie identifiziert sich nicht mit der Geschichte, lässt sich nicht von ihr ködern. Der 'Beobachter' hält keinen Gedankensplitter an.
Das unkontrollierte, alltägliche Bewusstsein lässt sich einfangen, lächelt der sehr attraktiven Chinesin in meiner Nähe zu und stellt sich vor, was wohl geschähe, wenn man den Mut hätte, sie darauf anzusprechen und und und...
Die Gedanken, die in meinem Kopf kreisen, beeinflussen auch meine Physis. Daher sollte ich mich nicht wundern, warum ich die letzte Nacht schlaflos verbracht habe. Ich werde mich jetzt und hier einer Selbsterforschung widmen. Auf diese Weise eröffnet sich mir die Möglichkeit, eine gewisse Beeinflussung meines Denkens vorzunehmen. So erschaffe ich mir hilfreiche Vorstellungen im Geist. Yong Tai fühlt etwas in meiner Nähe, will es sich nur nicht eingestehen. Ich darf sie nicht mit meinen Gefühlen überrumpeln. Das lässt sie zurückweichen. Sie mag das Kind in mir, die witzigen Einfälle des kleinen Jungen von damals.
Sobald ich mir bewusst darüber werde, dass vorgestellte Bilder eine Wirkung haben, kann ich das Prinzip für die Beruhigung des Geistes, für die tiefere Meditation und die Entwicklung des 'Zeugenbewusstseins' anwenden.
Hat man mit einiger Übung diesen Zustand erreicht, beginnen der Ausbau und die Pflege dieses vom zwiegespaltenen Denken befreiten, des 'störungsfreien' Bewusstseins. Mein Ich-Bewusstsein beginnt nach diesem Zustand zu streben, von dem Lama Rinpoche immer gesprochen hat.
In den späten Morgenstunden betritt jemand die Terrasse. Die Augen öffnend erkenne ich Yong Tai. Sie trägt ein rückenfreies Kleid. Ich erhebe mich und zusammen treten wir an den Rand der Terrasse.
"Hier ist alles so leicht und unbeschwert," meine ich.
Während sie stumm in die Ferne schaut, berühre ich sie sanft an ihrem Schulterblatt und lasse den Finger ganz sanft über ihre Rippen abwärts wandern. Sie wendet sich mir zu und schaut mich mit sehnsuchtsvollen Augen und offenen Lippen an. Ich halte ihrem Blick lächelnd stand. Unsere Lippen nähern sich einander und vereinigen sich zu einem innigen Kuss. Für einen langen Moment genießt Yong Tai die intime Nähe.
Plötzlich wendet sie sich ab und sagt, als schelte sie sich selbst:
"Nein! Ich hätte das nicht tun dürfen!"
Entschuldigend antworte ich:
"Es tut mir leid!"
Wir schauen beide in eine andere Richtung in die Weite der Natur, bis die hawaiianische Köchin uns an den gedeckten Tisch ruft. Den Rest des Tages gehen wir uns weitgehend aus dem Weg. Bei zufälligen Begegnungen bleiben wir auf höflicher Distanz.
Ich bin traurig. So nah bei dem geliebten Menschen, und doch 'Lichtjahre' voneinander entfernt. Immer wieder spüre ich ihre Gefühle für mich. Dann aber zieht sie eine Mauer zwischen uns und alles ist wie zwischen zwei zufälligen Bekannten.
Ihr das zu verstehen gebend, hält sie mir die unterschiedlichen Lebensplanungen vor. Ein Mönch darf sein Mitgefühl, seine Liebe, nicht auf ein einziges Lebewesen fokussieren. Er soll keinen Besitz anhäufen, sondern seinen Mitgeschöpfen damit helfen. All das steht einer Beziehung im Weg. Aber wie lange kann ein Mensch gegen seine Gefühle handeln?
Am darauffolgenden Tag lassen wir uns vom Gärtner des Anwesens über die Insel fahren. Am Morgen habe ich noch gedacht, Yong Tai sagt die Fahrt ab, aber die Anwesenheit des Angestellten gibt ihr wohl die nötige Sicherheit. Höflich halte ich ihr die Fondtüre auf und setze mich vorne neben den Fahrer.
Wir fahren von dem Privatweg der Villa herunter. Unter uns sehen wir die Wolkenkratzer von Honolulu. Aber wir biegen in der anderen Richtung auf den Pali Highway ein und befinden uns bald in den üppigen Tälern der Naturlandschaft.
Mit dem türkisblauen Meer in der Ferne könnte man fast meinen, eine andere Welt erreicht zu haben. Der Gärtner erklärt uns unterwegs die Natur. Außerdem besuchen wir einige touristisch interessante Ziele und Aussichtspunkte.
Weiter im Norden erreichen wir die Windward Coast. Dort folgen wir dem Kamehameha Highway mit Blick auf das indigoblaue Meer. In der Ferne leuchtet das Grün der Insel Molokai. Zwei kleinere Inseln, Manana und Kaohikaipu kann man ebenfalls vor der Küste erkennen.
Immer wieder erkennt man die grauen Riesen knapp unter der Wasseroberfläche und kann ihre silbrige Fontäne, den 'Blas', beim Ausatmen sehen.
Alles beginnt mit der Selbstbeobachtung während des Sitzens in meditativer Stille. Die Aufmerksamkeit nimmt wahr, dass sich der Geist bestimmte Gedankenbilder spinnt, doch sie identifiziert sich nicht mit der Geschichte, lässt sich nicht von ihr ködern. Der 'Beobachter' hält keinen Gedankensplitter an.
Das unkontrollierte, alltägliche Bewusstsein lässt sich einfangen, lächelt der sehr attraktiven Chinesin in meiner Nähe zu und stellt sich vor, was wohl geschähe, wenn man den Mut hätte, sie darauf anzusprechen und und und...
Die Gedanken, die in meinem Kopf kreisen, beeinflussen auch meine Physis. Daher sollte ich mich nicht wundern, warum ich die letzte Nacht schlaflos verbracht habe. Ich werde mich jetzt und hier einer Selbsterforschung widmen. Auf diese Weise eröffnet sich mir die Möglichkeit, eine gewisse Beeinflussung meines Denkens vorzunehmen. So erschaffe ich mir hilfreiche Vorstellungen im Geist. Yong Tai fühlt etwas in meiner Nähe, will es sich nur nicht eingestehen. Ich darf sie nicht mit meinen Gefühlen überrumpeln. Das lässt sie zurückweichen. Sie mag das Kind in mir, die witzigen Einfälle des kleinen Jungen von damals.
Sobald ich mir bewusst darüber werde, dass vorgestellte Bilder eine Wirkung haben, kann ich das Prinzip für die Beruhigung des Geistes, für die tiefere Meditation und die Entwicklung des 'Zeugenbewusstseins' anwenden.
Hat man mit einiger Übung diesen Zustand erreicht, beginnen der Ausbau und die Pflege dieses vom zwiegespaltenen Denken befreiten, des 'störungsfreien' Bewusstseins. Mein Ich-Bewusstsein beginnt nach diesem Zustand zu streben, von dem Lama Rinpoche immer gesprochen hat.
In den späten Morgenstunden betritt jemand die Terrasse. Die Augen öffnend erkenne ich Yong Tai. Sie trägt ein rückenfreies Kleid. Ich erhebe mich und zusammen treten wir an den Rand der Terrasse.
"Hier ist alles so leicht und unbeschwert," meine ich.
Während sie stumm in die Ferne schaut, berühre ich sie sanft an ihrem Schulterblatt und lasse den Finger ganz sanft über ihre Rippen abwärts wandern. Sie wendet sich mir zu und schaut mich mit sehnsuchtsvollen Augen und offenen Lippen an. Ich halte ihrem Blick lächelnd stand. Unsere Lippen nähern sich einander und vereinigen sich zu einem innigen Kuss. Für einen langen Moment genießt Yong Tai die intime Nähe.
Plötzlich wendet sie sich ab und sagt, als schelte sie sich selbst:
"Nein! Ich hätte das nicht tun dürfen!"
Entschuldigend antworte ich:
"Es tut mir leid!"
Wir schauen beide in eine andere Richtung in die Weite der Natur, bis die hawaiianische Köchin uns an den gedeckten Tisch ruft. Den Rest des Tages gehen wir uns weitgehend aus dem Weg. Bei zufälligen Begegnungen bleiben wir auf höflicher Distanz.
Ich bin traurig. So nah bei dem geliebten Menschen, und doch 'Lichtjahre' voneinander entfernt. Immer wieder spüre ich ihre Gefühle für mich. Dann aber zieht sie eine Mauer zwischen uns und alles ist wie zwischen zwei zufälligen Bekannten.
Ihr das zu verstehen gebend, hält sie mir die unterschiedlichen Lebensplanungen vor. Ein Mönch darf sein Mitgefühl, seine Liebe, nicht auf ein einziges Lebewesen fokussieren. Er soll keinen Besitz anhäufen, sondern seinen Mitgeschöpfen damit helfen. All das steht einer Beziehung im Weg. Aber wie lange kann ein Mensch gegen seine Gefühle handeln?
Am darauffolgenden Tag lassen wir uns vom Gärtner des Anwesens über die Insel fahren. Am Morgen habe ich noch gedacht, Yong Tai sagt die Fahrt ab, aber die Anwesenheit des Angestellten gibt ihr wohl die nötige Sicherheit. Höflich halte ich ihr die Fondtüre auf und setze mich vorne neben den Fahrer.
Wir fahren von dem Privatweg der Villa herunter. Unter uns sehen wir die Wolkenkratzer von Honolulu. Aber wir biegen in der anderen Richtung auf den Pali Highway ein und befinden uns bald in den üppigen Tälern der Naturlandschaft.
Mit dem türkisblauen Meer in der Ferne könnte man fast meinen, eine andere Welt erreicht zu haben. Der Gärtner erklärt uns unterwegs die Natur. Außerdem besuchen wir einige touristisch interessante Ziele und Aussichtspunkte.
Weiter im Norden erreichen wir die Windward Coast. Dort folgen wir dem Kamehameha Highway mit Blick auf das indigoblaue Meer. In der Ferne leuchtet das Grün der Insel Molokai. Zwei kleinere Inseln, Manana und Kaohikaipu kann man ebenfalls vor der Küste erkennen.
Immer wieder erkennt man die grauen Riesen knapp unter der Wasseroberfläche und kann ihre silbrige Fontäne, den 'Blas', beim Ausatmen sehen.
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