Samstag, 23. Juli 2022
Aufbruch ins All -17
In den Wochen bis zur Hochzeit schaue ich mich nach einer größeren Wohnung um. Sie sollte etwa die Größe von Madikwes elterlicher Wohnung haben, statt meines bisherigen Appartements. Auf Zukunft angelegt, sollte sie drei Schlafzimmer haben, einen Living-Room, in dem sich das tägliche Leben abspielt, sowie Küche und Bad.

Ich schaue mir verschiedene Angebote an und entscheide mich schließlich für ein Angebot mit einem 'Badetempel'. Das wird Madikwe bestimmt gefallen. Das Wasser in der ganzen Wohnung wird gesammelt, aufbereitet und dem Kreislauf wieder zugeführt, denn auf dem Mars ist Wasser naturgemäß knapp und dementsprechend teuer. Kurz vor dem Hochzeitstermin ziehe ich um.

Davor noch habe ich ein Gespräch mit Mister und Mistress Berlin, meinen Mentoren was das Leben auf dem Mars betrifft. Sie sind hoch erfreut, als sie hören, dass ich mich im Status des 'Brautgemachs' befinde und erklären mir alles Weitere: Auf dem Mars gibt es die verschiedensten Ethnien. Die christliche Ethnie ist die Größte. Daher hat man bei der Kalenderreform damals Christi Geburt als zentrales Element beibehalten. Im Gegensatz zur Erde, wo man mittels Mission die anderen Ethnien in der Vergangenheit bekämpft hat, sind sie auf dem Mars gleichberechtigt.

So gibt es keine standesamtliche Hochzeit. Das Registrierungsbüro im Innenministerium muss von einem Notar über eine Hochzeit informiert werden. Dieser muss der Hochzeit beiwohnen und erkennen, dass hier zwei Menschen willentlich eine dauerhafte Verbindung eingehen.

Die Familie Inkosi gehört nun der Ethnie der Khoikhoi -wahre Menschen- an. Die Khoikhoi haben mehrere Götter und 'Heiler', die durch Trance mit der Götterwelt in Verbindung treten können. Ein solcher 'Heiler', auf Khoi ein 'Igquirla', wird die Hochzeitszeremonie leiten.

Auf ihren Rat hin, fahre ich an einem der nächsten Tage wieder zum Berufsverband der Kunstglaser und schaue mir die Ausstellung noch einmal an. Ich erstehe eine gläserne Skulptur, die mit verschiedenen Mineralien Farbverläufe erhalten hat. Die Skulptur erhalte ich in einer kunstvollen Kiste verpackt, die später in der Wohnung zu ihrem Sockel wird. Sie soll eine Art Brautgeschenk an die Adresse der Brauteltern werden.

Eigentlich hätte ich ihnen das Geschenk bei meinem Antrittsbesuch machen sollen. Nun soll ich die Brauteltern am Vortag der Hochzeit in meine Wohnung einladen. Mistress Berlin möchte mir ein dem Anlass entsprechendes Menü zusammenstellen. Ich bedanke mich herzlich dafür und verfasse eine schriftliche Einladung.

Anschließend fahre ich zum Wohnblock, in dem die Familie Inkosi wohnt und gebe die Einladung bei der Dame hinter dem Tresen im Foyer ab. Am Vormittag des Vortages meiner Hochzeit hole ich das Menü bei den Berlins ab. Gegen Mittag treffen die Inkosis bei mir ein. Ich heiße Madikwes Elternpaar willkommen und bitte sie an den Tisch.

Mistress Inkosi verschwindet mit einer Entschuldigung kurz im Bad. Als sie an den Tisch kommt, zeigt sie einen überraschten Gesichtsausdruck. Ich verschwinde schnell in der Küche, um die Vorspeise aufzutragen. In dieser Zeit hat Mistress Inkosi ihren Mann wohl informiert, was sie im Bad gesehen hat.

Während wir nun die Vorspeise von Mistress Berlin genießen, fragt Mister Inkosi lächelnd:

"Darf ich den Grund unseres heutigen Zusammenseins erfahren? Sie wollen sich doch nicht von Madikwe lossagen? Haben Sie ihre Gefühle zu ihr gründlich geprüft?"

Ich schüttele lächelnd den Kopf und antworte:
"In den vergangenen Wochen habe ich eine unstillbare Sehnsucht nach Madikwe gefühlt, solange ich mich nicht durch meine Arbeit und die Vorbereitungen hier ablenken konnte. Also will ich mich ganz sicher nicht von meiner Liebe lossagen! Ich habe mich auch bei den Eheleuten Berlin über den Ablauf einer marsianischen Hochzeit informiert.
Mister Berlin ist einer meiner Chefs im Amt und mein Mentor. Er hat mich auf einen Faux pas aufmerksam gemacht: Eigentlich hätte ich Ihnen bei meinem Antrittsbesuch vor Wochen ein Brautgeschenk machen müssen. Das will ich heute nachholen. Mistress Berlin war nun so lieb und hat sich angeboten, dieses Menü zu bereiten, damit ich nichts bestellen muss. Ich denke, dafür dürfen die Eheleute Berlin als meine 'Eltern' an der Zeremonie morgen teilnehmen."

Meine beiden Schwiegereltern in spe haben der langen Ansprache aufmerksam zugehört. Mister Inkosi meint:

"Aber natürlich! Dann lernen wir die Herrschaften ebenfalls kennen... Diese Wohnung gehört dir, Tim?"

Ich nicke lächelnd, sammele das leere Geschirr ein und trage es in die Küche, um danach mit dem Hauptgang zum Tisch zurück zu kommen. Als ich mich wieder gesetzt habe, erkläre ich:

"Ich hatte Madikwe ja gesagt, dass ich bisher ein kleines Appartement bewohnte. In den vergangenen Wochen habe ich nach etwas Größerem für uns gesucht und diese Wohnung hier gefunden. Ich habe mir gedacht, dass ich in Zukunft Gäste- oder Kinderzimmer gebrauchen würde. Die anderen Räume ergaben sich dann so. Im Bad habe ich ein paar Einbauten machen lassen, die ich mit dem Installateur vorher abgesprochen habe.
Das Wasser wird, wie in Raumschiffen üblich, in einen Kreislauf geführt. Es wird gereinigt und wieder neu in den Verbrauch gegeben. Der 'Restmüll' wird gesammelt und abgeholt. Er eignet sich wunderbar als Dünger auf den Feldern außerhalb der städtischen Bebauung. Auch braucht so nur wenig Wasser dem System zugeführt werden."

Ich lächele und ergänze: "Der Mann wird seine Erfahrung in meiner Wohnung sicher bald weiteren Kunden anbieten. Einen kleinen Betrag seines Umsatzes habe ich mir vertraglich gesichert!"

"Du warst also auf Zukunft bedacht, bei deiner Suche..." meint er.

Ich bestätige es ihm nickend.

"Das Bad wird Madikwe gefallen!" fährt Mister Inkosi lächelnd fort. "Schon allein die Größe von etwa 2 mal 3 Metern..."

Ich habe früh von Mister Berlin auf der Arbeit im Amt das marsianische Maßsystem erklärt bekommen. Da Wasser das Kostbarste auf dem Mars ist, leitet sich das Maßsystem von seinen Eigenschaften ab: Ein Liter hat auf dem Mars die Kantenlänge von 13,855 irdischen Zentimetern. Also hat man den marsianischen Zentimeter auf ein Zehntel dieser Länge festgelegt. Daraus folgt, dass ein marsianischer Meter etwa 1,39 irdischen Metern entspricht. Also redet Mister Inkosi von einem Raum, der etwa drei mal vier Meter nach irdischen Maßstäben groß ist.

Anschließend fragt er noch, wie ich die vergangenen Wochen erlebt habe und es entwickelt sich ein Smalltalk, der bis in den frühen Abend dauert. Dann meint Mister Inkosi, dass sie 'langsam' aufbrechen müssten, da noch etwas vorzubereiten wäre für morgen. Ich begleite sie bis zur Haltebucht der Cabs und trage ihnen die gläserne Skulptur. Sie hat ja doch ein gewisses Gewicht. Dort unten verabschieden wir uns herzlich bis auf den nächsten Tag.

*

Dann ist der Tag der Hochzeit gekommen. Ich gehe mit den Berlins auf die Dachterrasse des Wohnblocks, in dem die Inkosis wohnen. Oben treffen wir auf einen offiziell aussehenden Mann und einen Mann in einem künstlichen Leopardenfell.

'Dies müssen die Männer sein, die wichtig für unsere Hochzeit sind,' denke ich mir, und trete an die Männer heran. Ich begrüße sie freundlich, worauf der Igquirla -Heiler- eine Rassel am Ende seines Stocks schüttelt und mich Xu anvertraut. Xu ist die höchste Gottheit der Khoikhoi. Der Mann neben ihm, ein Beamter, fragt mich sogleich nach meinem Namen und ob ich die Hochzeit aus freiem Willen eingehen will, was ich ihm mit fester Stimme bestätige.

Nun nähern sich Madikwe, ihre Eltern und ihre Freundin Krotoa. Meiner zukünftigen Frau wird die gleiche Frage gestellt, dann tritt er zurück und übernimmt die Position des Beobachters.

Die Eheleute Berlin übernehmen die Funktion meiner Eltern. Ich muss mich vor den Igquirla knien und sie legen ihre rechte Hand auf je eine meiner Schultern. Madikwe kniet neben mir nieder und deren Eltern tun Gleiches bei ihr. Der Igqirla sagt ein paar Sätze, in denen verschiedene Gottheiten der Khoikhoi angerufen werden. Anschließend stellt er jedem von uns die Frage, die wohl überall im Universum gleichbedeutend ist. Wir beantworten sie mit einem klaren "Ja!"

Krotoa tritt nun vor und reicht Madikwe ein Kästchen. Sie entnimmt ihm einen Ring, den sie mir an den Finger steckt. Genauso verfahre ich danach mit Madikwe. Wir erheben uns und nun begibt sich der Igquirla durch einen rhythmischen Tanz in Trance, wobei er sich dreht. Die anwesenden Frauen klatschen und stimmen ein unbekanntes Lied an. Mister Inkosi lässt eine afrikanische Musik aus einem tragbaren Gerät ertönen.

Später gehen wir gemeinsam zu den Eheleuten Inkosi und lassen den Tag mit einem Festessen ausklingen. Am Abend fahre ich mit Madikwe und ihrer Freundin Krotoa zu unserer Wohnung. Beide Frauen sind dort noch nie gewesen.

Wie es der Etikette entspricht, verabschieden wir uns am Ziel von Krotoa, die mit dem Cab nun zu sich nachhause fährt. Im Treppenhaus verabschieden wir uns dann vom Ehepaar Berlin und ich führe Madikwe zu der Wohnung, die ab jetzt auch ihr Zuhause sein wird.

Ich entriegele das Schloss mit meiner Identcard und nehme Madikwe auf meine Arme. Mit dem Fuß stoße ich die Tür zu unserer Wohnung auf und trage sie hinein. Mit einem Kick meiner Ferse schließe ich die Tür hinter mir und lasse Madikwe wieder herunter.

Madikwe schaut sich um. Sie öffnet eine Tür, die vom Flur abgeht, nach der Anderen. Auf der einen Gangseite findet sie drei kleinere Zimmer nebeneinander. Kurz schaut sie in den Livingroom am Ende des Flurs, dann kümmert sie sich um die gegenüberliegende Seite. Direkt neben dem größten Raum der Wohnung entdeckt sie die Küche. Sie macht "Wow!"

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Donnerstag, 21. Juli 2022
Aufbruch ins All -16
"Gerne," antwortet Tim. "Ich freue mich, die Bekanntschaft mit einer Beamtin des wichtigsten Ministeriums zu machen. Ich komme von der Erde und bin hier gestrandet. Mein Raumschiff wurde zerstört."

"Oh, okay. Das ist sicher schlecht. Du willst doch bestimmt in deine Heimat zurück?"

Der Mann macht ein ernstes Gesicht und schüttelt den Kopf.

"Ich habe mich dazu entschlossen, Marsianer zu werden."

Krotoa nickt. Sie wendet sich an Madikwe und sagt:
"Hi, Mädel! Die Überraschung ist dir wirklich gelungen. Wie hast du Tim eigentlich kennengelernt?"

Madikwe lächelt geheimnisvoll und erwidert:
"Halt wie viele andere auch. Bei der Arbeit natürlich."

Krotoa kräuselt die Stirn:
"Seit wann arbeitest du im Amt?"

"Entfernt... Du weißt, ich habe die Stelle im neuen Gründungsmuseum bekommen. Tim hat es besucht und sich hinterher im Restaurant ausgeruht."

Krotoa öffnet den Mund, während Madikwe spricht und bekommt ihn dann nicht wieder zu. Ihr Blick hängt an dem exotischen Mann. Dieser hat jedoch nur Augen für Madikwe, obwohl ihrer Meinung nach Madikwe sicherlich nicht ihre Figur und Ausstrahlung hat.

"Was meinst du, Krotoa," sagt Madikwe nach einer Gedankenpause. "Wollen wir die Tanzfläche unsicher machen?"

"Ich habe leider keinen Tanzpartner," mault diese.

"Ach komm, Tim sind die aktuellen Tänze nicht geheuer. Außerdem ist er andere Schwereverhältnisse gewohnt. Also habe ich auch keinen Tanzpartner. Es sei denn, wir beide..."

Krotoa schaut Tim an und dieser nickt.

"Geht ruhig tanzen," meint er. "Ich schaue gerne zu."

Also erhebt sie sich und geht mit Madikwe auf die Tanzfläche. Immer wieder schweift ihr Blick zum Cocktailtisch ab, an dem Tim sitzt und ihnen zuschaut. Er bleibt nicht lange allein. Immer wieder nähert sich eine junge Frau und spricht ihn an. Tim lächelt immer höflich, während er ihr antwortet. Danach zieht sie mit enttäuschter Miene von dannen.

Krotoa kommentiert ihre Beobachtungen gegenüber Madikwe, während sie sich auf der Tanzfläche vergnügen:

"Da hast du aber einen besonderen Fang gemacht. Seine Umgangsformen und sein Charakter sind vorzüglich. Ich wünschte, ich könnte ihn dir abjagen!"

Madikwe lacht.

"Das wird dir nicht gelingen! Flirte ihn ruhig noch einmal an, wie zur Begrüßung..."

"Das hast du bemerkt!?"

"Aber natürlich, meine Liebste!"

"Dann wünsche ich dir eine wunderschöne Zukunft! Lass' dich von ihm auf seinen starken Armen tragen."

Madikwe lächelt wissend.

"Er ist auch ein starker Beschützer!" stellt sie fest.

"Na denn!" versetzt Krotoa. "Bin ich denn zu deiner Hochzeit eingeladen?"

"Na, hör' mal!" Madikwe spielt empört. "Meine beste Freundin ist natürlich meine Brautjungfer! Ich hoffe doch, umgekehrt auch..."

"Wenn sich wieder einmal ein Erdling auf den Mars verirrt, ganz sicher! Aber was sich hier sonst so anbietet..."

"Du solltest vielleicht deine Ansprüche etwas anpassen, Liebes!" meint Madikwe.

Kurz darauf verlassen sie die Tanzfläche und nähern sich wieder dem Cocktailtisch. Schnell verschwindet eine gerade höflich abgewiesene junge Dame. Tim erhebt sich und schiebt die beiden Clubsessel etwas vom Tisch ab. Er hebt erst den Einen für Krotoa in die richtige Position, damit sie sich darauf niederlassen kann. Dann lässt er gentlemanlike auch Madikwe sich setzen, bevor er selbst wieder Platz nimmt.

Als sich Tim, Madikwe und Krotoa wieder gegenübersitzen, hebt Tim ein Faltblatt an. Es ist die Getränkekarte mit der Angabe einiger leichter Speisen und dem Angebot dieses Clubs.

"Dieser Club hat im Keller auch eine Bogenschützenanlage. Beim letzten Mal sind wir ja dabei gestört worden. Habt ihr Interesse?" fragt er.

Madikwe mag nicht so recht. Ihr steckt bestimmt das Erlebnis in dem anderen Club noch in den Knochen. Das sieht man ihr an. Aber Krotoa ist sofort Feuer und Flamme. Also stehen sie wieder vom Tisch auf und gehen die Treppe hinab ins Untergeschoß. Madikwe würde Krotoa niemals das Feld überlassen. Tim folgt ihnen.

*

Madikwe hat Tim vorgeschlagen, das Bogenschießen in einem Sportverein auszuüben. Tim ist gerne darauf eingegangen. Auch hat sie ihm noch weitere Ausstellungen in Olympia gezeigt.

Jetzt, ein Viertel Marsjahr später, ist sie sich sicher, dass Tim der richtige Mann an ihrer Seite ist. Sie hat ihn als einen Mann kennengelernt, der sie verehrt und mit ihr respektvoll umgeht, der aber auch hin und wieder das Heft in die Hand nimmt und die Führung übernimmt. Man kann ihm wirklich vertrauensvoll folgen.

Nun, denkt sie, ist es an der Zeit, Tim ihren Eltern vorzustellen. Sie arrangiert einen Termin, an dem alle Beteiligten Zeit haben. Dann nehmen sie ein Cab zu dem Wohnblock, in dem ihre Eltern wohnen. Dort führt sie Tim zu der Wohnungstür, hinter der sie ihre Kindheit verbringen durfte und schlägt die Klangstäbe neben der Tür an.

Hinter der Tür hört man schnelle Schritte näherkommen und ihr Vater öffnet ihnen die Tür.
Beim Eintreten umarmt er Madikwe herzlich und begrüßt Tim höflich. Er bittet beide an den Essplatz im Living-Room, der schon eingedeckt ist. Madikwes Mutter, Mistress Inkosi, bringt eine dampfende Schüssel aus der Küche, als sie gerade sitzen.

Tim steht bei ihrem Hinzutreten noch einmal auf, lässt Mistress Inkosi sich von ihrer Last befreien und begrüßt sie mit einer leichten Verbeugung, die Madikwes Mutter lächeln lässt. Auch sie begrüßt ihn und bittet ihn, sich doch wieder zu setzen, das Essen sei gleich soweit.

Wenig später hebt Mister Inkosi beim Essen zum Sprechen an:

"Ich hörte, dass Sie meine Tochter gerne heiraten möchten, Mister Armstrong..."

Dieser merkt auf und lächelt Mister Inkosi an.

"Ja, ich werde Madikwe heiraten, wenn Sie nichts dagegen haben," erklärt Tim. "Wir haben uns kennengelernt und ineinander verliebt. Ich hoffe nicht, dass meine Herkunft ein Hinderungsgrund darstellt."

"Nein, nein, Mister Armstrong! So dürfen Sie das nicht sehen! Die Herkunft ist mir egal. Wichtig ist, dass Madikwe mit Ihnen glücklich wird."

"Wir haben uns lange geprüft!" wirft Madikwe ein. "In unserer Freizeit haben wir viel gemeinsam unternommen und ich konnte erleben, wie respektvoll Tim ist, dass er mich liebevoll behandelt und andere Interessentinnen höflich abblitzen lässt. Er hat einen guten Charakter, und kann auch die Richtung vorgeben."

"So..." sagt Mister Inkosi und fügt nach einigen Bissen hinzu: "Dann will ich dem jungen Paar nicht im Wege stehen. Eins noch, Mister Armstrong: Sie werden sich bis zur Hochzeit - sagen wir, in einem Monat, Madikwe nicht mehr nähern! Gehen Sie in dieser Zeit in sich! Prüfen Sie ihre Gefühle und wenn diese dann noch genauso sind wie jetzt, kommen Sie hierher zurück. Auf dem Dach des Wohnblocks wollen wir dann Hochzeit feiern!"

Tim kaut und schluckt den Bissen hinunter. Dann nickt er und sagt:

"Mit dem Procedere bin ich einverstanden. Ich bin in einem Monat wieder hier, um Madikwe heimzuführen!"

In den nächsten Stunden gibt es viel zu erzählen. Mister Inkosi nennt Tim beim Abschied schließlich beim Vornamen.

*

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Dienstag, 19. Juli 2022
Aufbruch ins All -15
Unterwegs haben wir über Stadionsport gesprochen und vereinbart, dass ich mich für unseren nächsten gemeinsamen Tag in drei Wochen um zwei Plätze bei einem Turnier kümmern soll. Leider liegen ihre Schichten zwischen ihren Freiwochen so, dass wir uns sonst nicht sehen können. Zuhause schaue ich schon einmal oberflächlich, was sich da so anbieten würde.

*

Vor dem Clubbesuch habe ich mir überlegt, was ich dafür anziehen könnte. Meine Dienstkleidung vom 'Amt' muss es nicht sein. Es soll aber etwas anderes als meine Alltagskleidung sein. Da fällt mir meine Astronautenkleidung ein. Auch wenn ich dann vielleicht aussehe, als würde ich zum Fasching gehen. Also wähle ich die Dienstkleidung der Space Ressource Corporation, dem Nachfolger der Mars Ressource Corporation.

Draußen vor dem Eingang meines Wohnblocks steige ich in ein wartendes Cab und gebe als Ziel Madikwe?s Wohnblock an. Dort betrete ich das Foyer. Sie sitzt schon wartend in der Sitzgruppe. Auf sie zugehend, sage ich lächelnd:

"Sol, Madikwe, bist du bereit?"

Sie hat einen bunten Traum angezogen und schaut mir lächelnd entgegen. Etwa eine Stunde später betreten wir den Club Olympia und werden erst einmal von den Anwesenden neugierig beäugt. Dann drehen sie sich wieder um und nehmen ihre unterbrochene Unterhaltung wieder auf.

Wir werden an einen freien Tisch geleitet, was ich schon kenne, und nach unseren Wünschen gefragt. Kurz darauf stehen die bestellten alkoholfreien Drinks vor uns. Die Musik in dem Etablissement ist für meine Ohren fremdartig und auch die Bewegungen der Tänzer sind gewöhnungsbedürftig. Das traue ich mir nicht zu.

Als wir unsere Gläser geleert haben, hier muss man beim Service sofort bezahlen, erheben wir uns und schauen uns etwas um. Wir finden Leute, die im Online-Spiel versunken sind. Eine Etage tiefer kann man sich jedoch auch selbst sportlich betätigen. Die Bogenschützen interessieren mich.

Nachdem wir eine Weile zugesehen haben, wähle ich einen Bogen und erhalte drei Pfeile. Ich prüfe die Sehne und visiere die Zielscheibe an. Plötzlich ruft Madikwe um Hilfe. Einer der Gäste des Clubs hat sie im Griff und bewegt sich langsam rückwärts auf die Wand des Raumes zu. Ob sein Ziel eigentlich die Tür gleich daneben ist? Ich drehe mich mit gespannter Sehne um.

Ein Pfeil verlässt meinen Bogen und nagelt den Mann mit seiner Kleidung an die Wand. Madikwe kommt auf mich zu gelaufen und versteckt sich hinter meinem breiten irdischen Rücken. Sie ist als Marsianerin etwa einem Kopf größer als ich und sehr schmal. Ich habe sogleich einen zweiten Pfeil auf der Sehne und drehe mich etwas.

"Hat noch jemand Interesse?" frage ich, ernte aber nur Kopfschütteln.

Der Pfeil verlässt meinen Bogen und nagelt den Mann mit einem anderen Zipfel seiner Kleidung an die Wand. Dann stelle ich den Bogen zurück und gebe den übriggebliebenen Pfeil dem Mann zurück, der hier die Pfeile ausgibt. Madikwe in den Arm nehmend, sage ich:

"Wir sollten hier verschwinden!"

Sie nickt mit schockgeweiteten Augen und lässt sich von mir die Treppe hinauf und zum Ausgang schieben. Draußen bringe ich sie zu den Cabs. Sie drückt sich hilfesuchend an mich. Plötzlich springen drei Gestalten hinter den Säulen der Eck-Balustrade hervor und verwickeln mich in ein Handgemenge.

Die Schwerkraft des Mars ist nur ein Drittel derer der Erde. Um meine Muskulatur zu trainieren, gehe ich regelmäßig in ein Sportstudio. So baut sich zumindest nicht meine Muskulatur ab. Gegenüber irdischen Sportstudio-Besuchern hätte ich wohl keine Chance. Hier aber liegen die Dinge anders. Es nutzt ihnen auch nichts, dass sie versuchen Madikwe als Schild zwischen sich und mich zu bekommen.

Bald liegen sie am Boden und Madikwe lehnt sich schwer atmend gegen mich. Ich überlege gerade, ob wir uns mit dem Cab aus dem Staub machen sollen, als drei Männer in schwarzen Uniformen mit Teasern im Anschlag auftauchen und wissen wollen, was hier geschehen ist. Die Sicherheitskräfte dieses Gebäudeblocks sind wohl alarmiert worden und die Drei wollen nach dem Rechten sehen.

Ich erzähle ihnen die Geschichte und Madikwe bestätigt sie. Danach müssen wir unsere Personalien offenlegen und können gehen. Während wir das Cab besteigen, sehe ich, dass die Drei unsanft vom Boden hochgenommen und abgeführt werden.

Auf der Fahrt zu Madikwes Wohnblock frage ich sie:
"Kannst du mir sagen, was da eben los war? Was waren das für Leute, die uns an den Kragen wollten?"

Sie zuckt die Schultern.
"Das waren Wegelagerer, die Geld wollten..."

"Ja, aber das fing ja schon im Club an! Verkehrt dort auch solches Gesindel?"

"Leider wohl ja. Um ihrer Online-Spielsucht zu frönen, braucht es Geld. Und wir waren noch nie dort gewesen, also potentielle Opfer."

"Hm, warum hast du mich nicht vorgewarnt und mir lieber ein anderes Etablissement vorgeschlagen?"

Ich schaue sie fragend an. Sie lächelt geheimnisvoll und meint:

"Wenn du magst, hole mich morgen eine Stunde später ab. Dann fahren wir zu dem Club, wo ich mich immer gerne mit meinen Freunden zum Klönen treffe, mein starker Beschützer."

*

Krotoa ist genervt. Schon zwei Stunden sitzt sie inzwischen hier im Club.

'Warum habe ich mich nur von Madikwe so kurzfristig überreden lassen, einmal wieder hierher zu gehen?' geht ihr durch die Gedanken. 'Gut, sie ist meine beste Freundin und hat mich gestern Abend eindringlich gebeten hierher zu kommen. Trotzdem hätte ich es besser wissen sollen. Hier finde ich es, schlicht gesagt, öde.'

Während Krotoa einen Schluck aus ihrem Glas trinkt, lässt sie den Blick durch den Raum schweifen. Drei Paare bewegen sich auf der Tanzfläche. Einige weitere Gäste halten sich an der Bar auf. Aus den Boxen dröhnt Musik. Krotoa hat es sich an einem Cocktailtisch auf einem Sessel bequem gemacht.

'Dieser Club entspricht einfach nicht meinem Niveau. Die Musik ist nicht nach meinem Geschmack, die Ausstattung ist irgendwie ... billig. Die Leute hier sind mir zu einfältig und nicht annähernd hübsch genug. Sie entsprechen höchstens dem Durchschnitt,' urteilt sie in Gedanken.

Leise seufzend stellt sie fest, dass sich einer der jungen Männer zu ihr setzt. Er ist kaum größer als Krotoa selbst und hat eine nicht besonders umwerfende Figur.

"Hey Krotoa," grüßt er sie und lächelt sie an.

"Hi Humato," erwidert sie mit kühler Stimme und richtet ihren Blick gezielt auf etwas anderes als den jungen Mann.

Es dauert ein paar Sekunden, bis der junge Mann, ein ehemaliger Mitschüler, erneut etwas sagt: "Coole Stimmung, findest du nicht?"

Krotoa verdreht die Augen. Für diese Bauern ist jeder Club cool, solange sie nur genug zu saufen haben. Gibt es sogar Online-Spiele, ist jede Frau abgemeldet.

"Nja, ist nicht so mein Ding," antwortet sie vorsichtig und hofft, dass Humato sie in Ruhe lässt. Doch sie hat seine Hartnäckigkeit unterschätzt.

"Och, warum denn nicht?" hakt dieser nach und mustert sie mit einem Stirnrunzeln.

Krotoa seufzt noch einmal und ergänzt: "Ist einfach nicht mein Stil, okay?"

Humato hebt eine Augenbraue und erhebt sich schließlich aus dem Clubsessel.

"Kein Grund, gleich schnippisch zu werden," meint er enttäuscht und schlendert langsam davon.

Sie wirft kurz einen Blick auf ihre Armbanduhr. Der Abend ist noch nicht besonders weit fortgeschritten. Sie hofft, dass es nicht mehr so lange dauert, bis sich eine Gelegenheit ergibt, um hier zu verschwinden.

'Wo bleibt Madikwe nur?' fragt sie sich in Gedanken.

"Hey, alles klar bei dir?" fragt Madikwe in diesem Moment.

Krotoa schaut auf. Ein unbekannter hellhäutiger Mann, noch dazu in weißer Hose und halboffenem weißen Hemd schiebt gerade den leeren Clubsessel in Position, damit sich Madikwe bequem hineinsetzen kann. Krotoa schaut den muskulösen breitschultrigen Mann fasziniert an.

Nachdem Madikwe sitzt, geht er zur Bar und bringt zwei Gläser eines grünen Tees mit Früchten in einem bauchigen Glas an den Tisch. Danach bedient er sich an einem Tisch in der Nähe und bringt einen weiteren Sessel heran, auf dem er vorsichtig Platz nimmt.

"Hallo Krotoa..." wiederholt Madikwe und wedelt mit einer Hand vor Krotoas Gesicht.

Sie zuckt leicht zusammen und schaut ihre beste Freundin an.

"Na, habe ich dir zuviel versprochen?" fragt Madikwe lächelnd. Dann stellt sie die Beiden einander vor.

"Tim, das ist meine beste Freundin Krotoa. Wir kennen uns schon seit der Schulzeit. Sie arbeitet im Ministerium für Finanzen. Krotoa, das ist mein Freund Tim. Er arbeitet im Amt."

"Hallo, Tim," lächelt Krotoa mit verführerischem Augenaufschlag Tim an. "Dein Name und dein Aussehen sind ungewöhnlich hier im Club. Darf ich fragen, woher du kommst?"

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