Freitag, 29. Juli 2022
Aufbruch ins All -20
Anfangs wird die ganze Carbon-Produktion von Raumschiffen zum Mond gebracht, um der Raumfahrtindustrie zugeführt zu werden. Irgendwann stellt ein Ingenieur ein Verfahren vor, um das Carbon als Grundstoff neben anderen zur Herstellung einer 'Wolkenstadt' zu verwenden. Es soll eine große scheibenförmige Station werden, in der bis zu 10.000 Menschen leben und arbeiten können. Dazu sollen die Arbeitnehmer mit ihren Familien zur Venus umziehen, ist sein Plan.

Jahre später schwebt eine riesige flache Linse in der Venusatmosphäre. Durch das Carbon ist sie einerseits leicht, aber auch stabil. Die Atmosphäre im Inneren ist der Erdatmosphäre nachgebildet und erzeugt trotzdem Auftrieb genug, so dass sich die 'Wolkenstadt' in der Höhe hält. Bald ziehen die Bewohner der Venusstation in die Wolkenstadt um. Die nicht mehr benötigte Station lässt man absinken. Sie wird in der dichten tieferen Atmosphäre bald zerquetscht und verbrennt auf der Venusoberfläche.

Nun forciert man den Familien-Nachzug und schreibt weitere Berufe aus. Neben Ärzten und Lehrern wirbt man um Personen, die gewillt sind, in der Wolkenstadt kleinere Firmen für jeden Lebensbedarf zu gründen. Die nötige Energieversorgung geschieht über Photovoltaik, da durch die besondere Physik der Venus ständig die Sonne scheint. Eine Teflon-Außenhülle schützt die Stadt vor der Schwefelsäure in der Atmosphäre. Den Auftrieb, der die Stadt auf etwa 55 Kilometern Höhe hält, erreichen wir durch die niedrigere Molekülmasse der irdischen Atemluft in der Stadt, gegenüber dem umgebenden Kohlendioxid als Hauptbestandteil der Venusatmosphäre.

Je mehr die Wolkenstadt einem Gemeinwesen aus den USA ähnelt, desto öfter kommen in der Bevölkerung Stimmen auf, 'Ishtar City' auch politisch wie ein echtes Gemeinwesen zu behandeln. Wir haben die Wolkenstadt 'Ishtar City' genannt, weil sie geostationär über einer Kontinentalplatte schwebt, die von den Wissenschaftlern 'Ishtarland' genannt wird. Sie hat etwa die Größe von Australien und liegt auf dem 60. Breitengrad der Venus.

In den USA dient eine Stadt den Bedürfnissen der Menschen, die in ihr wohnen. Sie stellt alles bereit, von Polizei und Brandschutz, Sicherung der Wasserversorgung und Energieerzeugung bis zu Hygienevorschriften, Gesundheitsvorschriften, Abfallentsorgung, Bildung, öffentliche Verkehrsmittel und Wohnungen. In der Gründungsurkunde werden die Ziele und Befugnisse der Verwaltung beschrieben. Die Organisation unterscheidet sich mit der Größe der Stadt.

Eine 'Kleinstadt', wie unsere, besitzt einen gewählten City Council -Stadtrat- und einen Mayor -Bürgermeister-. Daneben hat sie einen City Manager -Exekutivbeamten mit Managing-Erfahrung- und verschiedene Abteilungsleiter. Bürgermeister und Exekutivbeamter können in Kleinstädten auch eine Personalunion bilden. Bürgermeister und Stadtrat haben gegenseitig ein Vetorecht bei den Verordnungen -den Gesetzen der Stadt- und bei der Ernennung der Abteilungsleiter. Der Stadtrat erlässt die Verordnungen, legt den Steuersatz auf Eigentum fest und erstellt das Budget, mit dessen Hilfe die Abteilungen arbeiten.

Daran haben wir uns orientiert und die entsprechenden Stellen geschaffen. Da die NASA in Florida sitzt, ist unsere übergeordnete Behörde dieser Bundesstaat. Für die Sitze im Stadtrat und den Platz des Bürgermeisters bewerben sich bald Bürger, die sich in der Conservative Party, Liberal Party und der Green Party organisiert haben. Wie in den USA üblich, wird bei der Belegung der Sitze die Mehrheitswahl angewandt.

Wir haben gesehen, wie der Mars sich unabhängig von der Erde erklärt und sich gegen äußere Einflussnahme abgeschottet hat. Nun leben auf dem Mars viele Millionen Menschen. Das Gleiche können wir uns auf der Venus nicht zumuten. Zwar wird es wohl keine äußere Bedrohung geben, gegen die uns die USA oder Jahrhunderte später nun die UNO beschützen muss. Aber einen gewissen Status an Eigenständigkeit als Bewohner der Venus möchten wir doch erlangen. So haben wir in den letzten hundert Jahren begonnen, entsprechende Verträge zu verhandeln.

*

Auf der Erde hat man den Sahara-Anrainer-Staaten Jahrzehnte später ein großes Areal abgekauft und dort einen Raumhafen errichtet. Dort starten und landen von nun an die Shuttles zur Orbitalstation. Gleichzeitig fliegen von dort Flugzeuge zu allen Millionenstädten rund um den Erdball. Hotels aller großen Hotellerie-Konzerne bewerben sich um die Durchreisenden. Weitere Firmen siedeln sich an, Wohngebiete und Freizeitmöglichkeiten für die Angestellten werden erbaut.

Noch einmal etwa hundert Jahre später siedeln sich die großen UNO-Organisationen in der Nähe des Raumhafens an. Repräsentative Gebäude für die Institutionen der UNO kommen hinzu. Bald darauf verzichtet man in den Gremien auf die Einstimmigkeit und setzt auf demokratische Mehrheitsbeschlüsse. Der Samen einer Weltregierung wird gelegt.

In der buddhistischen Welt haben sich ebenfalls Dinge ereignet. Zur Verdeutlichung reiße ich einmal kurz die Geschichte dieser Philosophie an: Um etwa 500 vor Christus hat der Sohn eines reichen Brahmanen in Nordindien, Siddharta Gautama, den Buddhismus begründet. Diese Philosophie ist auf den Ausgleich zwischen Arm und Reich ausgerichtet, um das irdische Leid einzudämmen.

Ungefähr 700 Jahre später hat sich eine Anzahl spiritueller Lehrer des Buddhismus von Buddhas Pfad abgewandt und Habgier und Egoismus gepredigt. Sie haben zwei benachbarte Königreiche auf dem indischen Subkontinent gegeneinandergehetzt, um davon zu profitieren. Allerdings wurden sie von rechtgläubigen spirituellen Lehrern besiegt. Niemand weiß aber, wohin sich die flüchtigen spirituellen Lehrer gewandt haben.

Schon früh ist diese Irrlehre allerdings im christlichen Kulturraum unter dem christlichen Mantel wiederaufgetaucht. Lange ist sie latent vorhanden gewesen, bis im frühen 16. Jahrhundert der Dreieckshandel über den Atlantik begann: Zuckerrohr wird von den amerikanischen Plantagen nach Europa verschifft, veredelte Wirtschaftsgüter und Nahrungsmittel werden nach Afrika gebracht und von dort schließlich Sklaven nach Amerika. Das ist gleichzeitig der Beginn des Kapitalismus gewesen. Reichtum, Habgier und Egoismus zeichnet ihn aus.

500 Jahre nach der Besiedelung der inneren Gesteinsplaneten durch den Menschen entwickelt wieder ein buddhistischer Mönch die Lehre vom Egoismus und Habgier. Er gewinnt Schüler. Sein Kreis erweitert sich in die westliche Hemisphäre hinein, wo er natürlich auf fruchtbaren Boden fällt.

Das hat eine kleine Gruppe buddhistischer Mönche aus der Industrienation Japan zum Anlass genommen, Spenden bei verschiedenen Firmen zu sammeln. Sie haben damit ein buddhistisches Kloster gegründet mit Klosterschule und großer digitaler Bibliothek. Diese Schule erlangt bald große Popularität, fast so wie zweitausend Jahre zuvor die Bibliothek von Alexandria. Weitere Spenden kommen herein. Die Absolventen der Schule sind in den Spenderfirmen als Führungskräfte gern gesehen.

Als dann der Raumhafen auf dem Gebiet der Sahara auch durch die UNO an Bedeutung gewinnt, entscheiden die Mönche, dort ebenfalls einen Jinja -Schrein- aufzubauen, wie sie ihren Kristallisationspunkt japanisch nennen. Die Gegenseite infiltriert langsam die aus der Mars Ressource Corporation nach dessen Abschottung hervorgegangene Space Ressource Corporation, die im Laufe der Zeit dieser Irrlehre vollkommen verfällt.

Äußerlich sieht der Jinja aus, wie die Wissenschaft sich die 'hängenden Gärten der Semiramis' vorstellt, einem vergangenen Weltwunder aus dem antiken Irak. Genau wie in den zeitgenössischen Beschreibungen der 'hängenden Gärten' handelt es sich beim Jinja um eine weitläufige Stufenpyramide mit Bepflanzung und Wasserspielen. Damit wollen die Mönche zeigen, dass man die Natur bewahrt und auch in der Lage ist, Wüsten zu begrünen.

Im Inneren des 'Schreins' befindet sich das digitale Archiv wie im japanischen Vorbild. Außerdem gibt es dort auch eine Schule mit allem was dazu gehört, wie Schulungsräume, Mensas, Wohnräume für Schüler und Lehrer, und Besprechungsräume sowie Säle für verschiedene Zeremonien. Ebenerdig liegen Säle, in denen Gläubige zu Buddha beten können. In den obersten Etagen liegen Hangars für kleine Luftfahrtgeräte, die sich mit Mantelschrauben in die Luft erheben können. Diese Lufttaxis können dort auch gereinigt und gewartet werden.

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Dienstag, 26. Juli 2022
Aufbruch ins All -19
--Ishtar City - Die Wolkenstadt--

"Elon Musk hat mit seiner SpaceX Corporation entscheidend dazu beigetragen, die internationale Mondbasis aufzubauen, meine Herren. Nachdem die Mondbasis arbeitet, haben einige hundert Firmen dort ihre Vertretungen gegründet und sogar einige Dutzend Firmen sind mit hochmodernen Produktionsstätten dorthin gezogen. Nun strebt der CEO der SpaceX Corporation eine Station oder gar eine Stadt auf dem Mars an. Ich habe mir sagen lassen, dass er an den Bodenschätzen des Mars interessiert ist. Das kann ich voll und ganz verstehen. Er ist schließlich ein Kaufmann. Jeder Einsatz sollte einen Gewinn generieren!" referiere ich vor einer Gruppe Raumfahrtingenieure der National Aeronautics and Space Association.

"Das ist uns bekannt, Mister Miller," wirft einer der Zuhörer dazwischen.

"Ich frage mich, wie lange wir ihn noch mit Steuergeldern aus dem Topf der NASA bezuschussen sollen," argumentiere ich weiter. "Überlassen wir ihm doch den Mars und stecken die staatlichen Gelder in ein anderes Ziel!"

"An was denken Sie da, Mister Miller?"

"Bisher kümmert sich niemand um die Venus!" antworte ich lächelnd. "Auf den ersten Blick ist sie lebensfeindlich. Ihre Atmosphäre hat einen hohen CO2-Anteil und eine hohe Dichte. Auf der Oberfläche herrschen über 400 Grad Celsius. Sie ist zum großen Teil glutflüssig... Aber wie sieht es in größeren Höhen über der Planetenoberfläche aus? In 55 Kilometern Höhe herrschen normale Druckverhältnisse, wie auf der Erde, und wir haben dort etwa 20 Grad Celsius Außentemperatur. Bringen wir also dort eine schwebende Stadt hin, meine Herren! Zur Erprobung reicht erst einmal ein Zeppelin."

Ich habe den Ingenieuren eine weitere lohnende Möglichkeit der Weltraumforschung aufgezeigt. Sie müssen nicht alle Elon Musk hinterherlaufen wie dem Rattenfänger!

Inzwischen haben wir einen Raumhafen und die dazugehörige Industrie auf dem Mond. Gemeinsam mit der SpaceX Corporation ist eine Orbitalstation in der Erdumlaufbahn eingerichtet worden, so dass die Flüge zwischen Erde und Mond nur noch wenig kosten. Die Starts und Landungen auf der Erde sind immer noch kostenintensiv, auch wenn wir zahlende Touristen hochschießen, damit sie den blauen Planeten einmal aus einer anderen Perspektive kennenlernen können. Das bringt auch willkommene Nebeneinnahmen.

*

Zehn Jahre nach der Neuausrichtung der NASA und einigen unbemannten Flügen mit Raketen aus der Mondbasis, die einige Luftschiffe in die Atmosphäre der Venus eingebracht haben, bestückt mit Messinstrumenten zur Erhebung aller verfügbaren Daten, fliegt zum ersten Mal ein bemanntes Raumschiff zur Venus.

Es wird in der Mondbasis zusammengebaut und betankt. Die Astronauten betreten die geräumige Kapsel an der Spitze und der Countdown beginnt. Nach geglücktem Start richtet der Computer die Rakete auf die Venus aus, die in vier Monaten den erdnächsten Punkt auf ihrer Umlaufbahn erreicht. Die Flugbahn gleicht einer Parabel.

Nach 121 Tagen meldet Kommandant Burger das Einschwenken in die Umlaufbahn um die Venus. Einer der vier Astronauten wird im Raumschiff bleiben. Er dient als Relaisstation und überwacht das Ab- und spätere Andockmanöver, um im Ernstfall eingreifen zu können. Alle Eventualfälle kann niemand vorhersehen und daher keiner den Computer entsprechend programmieren.

Die anderen drei Astronauten kriechen hintereinander durch das enge Rohr in das Abstiegsmodul hinein. Nachdem sie ihre Plätze eingenommen haben, wird die Verbindung zum Mutterschiff gelöst und der Kommandant zündet die Abstiegstriebwerke. Nun geht es in einer flachen Spirale tiefer. Es geht darum, von 28.000 Stundenkilometern Orbitalgeschwindigkeit in 400 km Höhe auf unter 100 Stundenkilometer in 55 Kilometer Höhe abzubremsen. Starke Hitzeschilde schützen das Abstiegsmodul.

Auf der Zielhöhe über der Venusoberfläche angekommen, entriegelt der Kommandant eine lange und schmale Frachtklappe. Sie teilt sich und beide Hälften klappen nach oben. Außenstehende Beobachter würden jetzt auf ein Textil blicken können, dass von mehreren Gasflaschen mit einem Sauerstoff-Helium-Gemisch aufgeblasen wird und sich über dem Abstiegsmodul entfaltet. Das Gasgemisch ist das Gleiche, das auch Extremtaucher in den Ozeanen und Unterwasserhöhlen auf der Erde verwenden. Auf der Venus reicht es aus, um genügend Auftrieb zu erzeugen und das metallene Abstiegsmodul in der Schwebe zu halten.

Nachdem der atmosphärische Druck im Auftriebskörper dem auf der Erdoberfläche entspricht, öffnet der Kommandant als Erster die Druckschleuse und klettert in die Bucht, wo der Auftriebskörper bisher zusammengefaltet gelegen hat. Die anderen beiden Astronauten folgen ihm. Die Funkgeräte der Anzüge reichen bis zum Orbiter hinauf, wenn der sie überfliegt.

Der Kommandant meldet sich beim Orbiter mit einem Grinsen:

"Mickey Mouse meldet sich bei Kater Silvester! Wir sind angekommen und stehen im Auftriebskörper. Hier ist alles in Ordnung."

Wegen des Heliums in der Atemluft klingt seine Stimme so piepsend, wie in den alten Zeichentrickfilmen. Aber das kennen sie schon von den Tauchgängen zum Training auf der Erde.

Kommandant Burger geht weiter nach vorne. Er schraubt eine Abdeckplatte ab und klappt ein Pult heraus. Seine beiden Begleiter holen hinter einer weiteren Abdeckplatte drei Klappstühle hervor, die man am Boden festschrauben kann.

Nun nimmt der Kommandant einige Einstellungen am Pult vor. Minikameras im Heck zeigen auf den Bildschirmen im Pult, wie sich zwei Mantelschrauben ausklappen. Auf Anzeigen ist zu erkennen, dass die Mantelschrauben an Wellen andocken, die von zwei Elektromotoren bewegt werden können, wenn die Batterien genug Energie haben. Die Außenhaut des textilen Auftriebskörpers ist mit einer Beschichtung versehen, die das ewige Sonnenlicht in Energie umwandelt. Ein mechanisches Steuer wird ausgeklappt, wie das Schwert eines Segelbootes.

Nun 'fahren' die Astronauten mit dem Abstiegsmodul durch die Venusatmosphäre wie die Zeppelinfahrer in nostalgischen Zeiten. Sie führen verschiedene Manöver durch und melden dem Orbiter, dass alles wunderbar funktioniert, genauso wie bei einigen unbemannten Flügen im Vorfeld. Nach einiger Zeit klettern die beiden anderen Astronauten in das Abstiegsmodul zurück und beginnen mit ihrer Arbeit.

Sie haben Geräte an Bord, die Zusammensetzung der Atmosphäre draußen zu bestimmen und aus CO2 Atem-Sauerstoff herzustellen. Mit Röntgen-Geräten schauen sie durch die Schwefelsäure-Wolken auf die Oberfläche der Venus und bestimmen so ihren Standort. Auch versuchen sie, aus den atmosphärischen Gasen kleine Mengen Raketentreibstoff experimentell herzustellen.

Bei der Spaltung von CO2 in Sauerstoff und Kohlenstoff entdecken sie Karbonfasern als Abfallprodukt und sammeln es, um es nach der Rückkehr auf dem Mond analysieren zu lassen.

Nach zwanzig Tagen ist ihr Auftrag beendet und sie beginnen den Aufstieg zum Orbiter vorzubereiten. Dazu werden die Mantelschrauben und das mechanische Steuer eingefahren, das Steuerpult im Auftriebskörper wieder eingeklappt und die Klappstühle verstaut. Anschließend werden die Abdeckplatten wieder angebracht, damit die Außenhaut des Auftriebskörpers keinen Schaden nimmt.

Nun klettern die Astronauten in ihr Abstiegsmodul zurück, verschließen die Druckschleuse und saugen die Atemluft aus dem Auftriebskörper, der sich im Frachtraum zusammenfaltet. Anschließend werden die beiden Hälften der Frachtklappe darüber geschlossen und verriegelt. Während dieser Vorbereitungen ist das Abstiegsmodul ein Stück tiefer in die Atmosphäre der Venus gesunken.

Danach zündet der Kommandant die Raketenmotoren und ein tagelanger spiralförmiger Aufstieg aus der Atmosphäre beginnt. Dabei wird das Abstiegsmodul immer schneller, bis es die Orbitalgeschwindigkeit von 28.000 Stundenkilometern erreicht hat. Über die Steuerdüsen bringen der Kommandant und der im Orbiter zurückgebliebene Astronaut beide Raumfahrzeuge wieder zusammen.

Nach dem Andockmanöver betreten die Venusfahrer die Kommandokapsel und der Kommandant lässt das Raumschiff auf Fluchtgeschwindigkeit gehen. Der Computer berechnet den Rückkehrkurs und feuert entsprechend mit den Steuerdüsen.

*

In der Folgezeit wertet die NASA die Ergebnisse der Expedition aus. Wo neue Fragen aufgeworfen werden, formuliert man daraus Ziele für Nachfolge-Expeditionen. Etwa zehn Jahre später entscheidet sich der Vorstand der NASA, über der Venus eine ähnliche Orbitalstation zu installieren, wie sie auch die Erde in großer Höhe umrundet.

Von Ihr als Basisstation beginnt man in den folgenden Jahren kleine Produktions-Inseln in der Venus-Atmosphäre zu installieren, die aus den Gasen Raketentreibstoff herstellen. Dieser wird in Tanks abgefüllt, die man automatisch aus der Atmosphäre aufsteigen lässt, um sie mit einem Frachter einzusammeln, der dafür mit einem Roboterarm ausgerüstet ist. So braucht dieses Raumschiff nicht tiefer in die dichte Venus-Atmosphäre eintauchen.

Bald taucht allerdings die Notwendigkeit auf, diese Produktionsinseln zu warten. Nun entscheiden sich die NASA-Leute doch für eine ständig bemannte Station in 55 Kilometern Höhe über der Venusoberfläche schwebend. Dort werden Luftschiffe verankert, die von Zeit zu Zeit zu Wartungsflügen aufbrechen. In der Station wird Carbon hergestellt. Es wird zu Platten und Folien verarbeitet. Der dabei anfallende Sauerstoff wird der Atemluft beigemischt und der Rest in die Atmosphäre abgegeben.

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Montag, 25. Juli 2022
Aufbruch ins All -18
Danach kommen Garderobenmöbel und als sie die Tür daneben öffnet, ist ihr Gesicht eine einzige Überraschung. Wie ein Kind läuft sie in den Raum und dreht jeden Wasserhahn auf. Sie hält ihre Hand in den Strahl und schließt den Hahn wieder, bevor sie zum nächsten läuft.

Ich bin ihr gefolgt und erkläre ihr:
"Du hast eine Wanne zum Relaxen, eine Dusche für die schnelle Reinigung und einen Whirlpool für den gemeinsamen Spaß. Daneben natürlich auch Toilette und Waschbecken und eine weitere Gästetoilette hinter der Tür, die du noch nicht geöffnet hast. Das Wasser wird gereinigt und dem Kreislauf im Bad wieder zugeführt, wie in Raumfahrzeugen üblich. So haben wir nur einen sehr geringen Verbrauch."

Madikwe hört mir aufmerksam zu, und antwortet:
"...und diese Wohnung gehört wirklich uns? Du hast sie gekauft??"

Ich nicke und bestätige ihr:
"Diese Wohnung ist ab sofort unser gemeinsames Heim! Ich habe einen Mietkaufvertrag abgeschlossen. Mein Arbeitgeber hat für mich gebürgt."

Sie schüttelt den Kopf und kann es nicht wirklich fassen.

"Die Einrichtung ist einfach gehalten," ergänze ich. "Du kannst sie von Zeit zu Zeit gegen schönere, bessere, funktionellere Möbel austauschen, denn du sollst dich hier wohlfühlen. Deine Ideen sollen sich auch hier verwirklichen können!"

Madikwe dreht sich zu mir um und 'fliegt' mir fast in die Arme. Wir küssen uns leidenschaftlich.

*

Wir haben uns in der neuen großen Wohnung gut eingelebt. Madikwes Lieblings-Freizeitbeschäftigung scheint zu sein, den Whirlpool zu benutzen. Als wir einmal gegenläufige Schichten haben, aber ihre Freundin Krotoa Zeit hat, hat sie mit ihr eine 'Poolparty' gefeiert. Nachdem sie mir lächelnd davon berichtet, gebe ich ihr kopfschüttelnd zur Antwort:

"Ich wünsche nicht, dass die Wohnung eine Partylocation mit mehr als zwei Teilnehmern wird!"

Madikwe versucht nun, mir mit zärtlicher Nähe den ernsten Ausdruck aus dem Gesicht zu zaubern. Ich zwinkere ihr zu und ergänze:

"Das meine ich ernst! Wenn jemand aus deinem erweiterten Freundes- und Bekanntenkreis jemals auf eine solche Idee kommt, soll er oder sie sich mit unserem Installateur in Verbindung setzen und sich so etwas ähnliches bei sich zuhause einbauen lassen!"

In der Zwischenzeit hat sie mich entkleidet und mit vielen Küssen dazu bewegt, es geschehen zu lassen. Wir haben einen wunderbaren Nachmittag im Schlafzimmer verbracht.

Am frühen Abend schalte ich den Fernseher ein und scrolle in den Nachrichten. Beim Sport lese ich, dass heute ein Lauf der Männer im Stadion stattgefunden hat. Von 24 Läufern am Start sind nur 19 im Ziel angekommen. Fünf sind unterwegs auf der Strecke geblieben, wegen mehr oder weniger gefährlicher Stürze. Einer der verunfallten Läufer wird wohl nie wieder ein Rennen bestreiten können nach dem gefährlichen Foul eines Konkurrenten.

'Oh,' denke ich und mache Madikwe darauf aufmerksam.

Sie nickt und antwortet:
"Ja, es gibt auch härtere Läufe, als das Letzte im Stadtstadion von Olympia. Wenn es dich interessiert, schau doch mal in die Mediathek. Da kann man sich das Event noch einmal anschauen."

Wir setzen uns in die Couchlandschaft vor dem Riesen-Bildschirm an der Wand und ich rufe die Namen der beim heutigen Lauf verunfallten Sportler auf. Madikwe lehnt sich entspannt an mich. Der Jüngste unter ihnen ist erst 11 Marsjahre und 14 Monate alt. Das wären 22 Erdjahre, rechne ich um.

'So jung und schon das Karriere-Ende vor sich!' denke ich betroffen.

Weiter lese ich, dass der Sportler Ramaphosa heißt. Auch sein Sponsor wird aufgeführt, ganz im Gegensatz zu den Gepflogenheiten auf der Erde, wo man Geldströme möglichst anonym hält. Es ist ein Mister Willows aus Arsia. Ich wende mich an Madikwe:

"Möchtest du, dass wir uns um einen Sportler kümmern."

"Ja, aber von wem redest du?" fragt Madikwe unsicher, weil auf dem Bildschirm immer noch die Liste der Verlierer zu lesen ist. "Etwa von Ramaphosa?"

Sie sieht natürlich das PopUp-Fenster zu Ramaphosa auf dem Bildschirm und kann dessen Inhalt lesen.

"Was versprichst du dir davon? Ramaphosa wird kaum mehr zur Spitze aufschließen können, auch wenn er seine Verletzung auskuriert hat."

"Der Junge ist erst 22 Erdjahre alt! Dann sollte man ihm eine andere Chance geben," stelle ich fest. "Am besten, ich fahre sofort ins Stadtstadion. Kommst du mit?"

"Na klar!" antwortet sie mir.

Natürlich ist Madikwe neugierig auf meinen Gedankengang und wie das Gespräch mit Mister Willows ausgeht.

Wir verlassen unseren Wohnblock Hand in Hand und fahren mit einem Cab zum Stadion. Dort frage ich mich zur Krankenstation durch und informiere mich, auf welchem Zimmer Ramaphosa liegt. In seinem Krankenzimmer treffe ich auch einen Mann in Zivil.

"Mister Willows?" frage ich. Er nickt.

"Würden Sie mich bitte nach draußen begleiten?" frage ich nun.

Ich will den Verletzten nicht irritieren. Draußen auf dem Gang setzen wir uns auf Stühle, dann stelle ich uns dem Mann vor:

"Guten Abend, Mister Willows. Mein Name ist Armstrong und das ist meine Frau. Ich habe eben in den Nachrichten vom Missgeschick ihres Schützlings erfahren. Er hätte ja noch eine lange Karriere vor sich. Eine kurze Frage: Sie sind Ramaphosas Sponsor. Niemand gibt Geld, um nicht irgendetwas dafür zurückzuerhalten. Wenn Ramaphosa irgendwann an die sportliche Spitze aufgestiegen wäre, hätten Sie sich in seinem Ruhm sonnen können. Sie hätten ihn zur Werbefigur ihres Unternehmens machen können. Nun wird er erst einmal ärztlich versorgt. Der Nachrichtensprecher sprach reißerisch von Knochenbrüchen. Ist das richtig?"

Mister Willows lächelt gequält und nickt.

"Ja, das stimmt schon so."

"Das dauert Monate, bis er wieder auf den Beinen steht - und bis er zu seiner Konkurrenz durch hartes Training aufgeschlossen hat. Mit Glück kann er irgendwann in der Gruppe der Besten wieder mitmischen, aber ein Treppchenplatz wird ihm sicher verwehrt bleiben."

"Wie kommen Sie darauf?" fragt Mister Willows provokativ zurück.

"Ich bin extra mit ihnen vor die Tür gegangen, um den Sportler nicht zu verunsichern, aber trotzdem ein ehrliches Gespräch über Chancen und Risiken mit ihnen führen zu können. Sie kennen Ramaphosas Chancen und Risiken sicher selbst und wägen innerlich ab."

"Ich denke, wir warten erst einmal die Behandlung ab. Unsere Sportärzte können Wunder vollbringen!"

"Diese Antwort habe ich erwartet," antworte ich lächelnd. "Immer positiv denken! Was machen Sie aber, wenn sich in einem Jahr herausstellt, dass der Junge keine Chance mehr hat und immer hinterherlaufen muss, sein ganzes Sportlerleben lang?"

"Für diesen Fall hätten Sie eine Alternative, Mister Armstrong?" fragt er lauernd zurück.

"Ich bin mir im Klaren, dass Sie in diesem Fall eine Transferprämie festsetzen würden. Wer sie zu zahlen bereit ist, kann sich dann Sponsor nennen und ist verpflichtet den Sportler finanziell zu unterstützen."

"Das sehen Sie richtig, Mister Armstrong. Wieviel wären Sie denn bereit als Prämie auszugeben?"

"Wieviel ist er ihnen wert?" frage ich lächelnd zurück.

"75.000 Stein!" kommt es, wie aus der Pistole geschossen.

Ich lache kurz auf.

"Müssten Sie das Sponsoring beenden, weil es ihrer Firma schlecht geht, und Sie suchten einen anderen Sponsor, der dann von Ramaphosas sportlichen Erfolgen profitiert, wäre dieser Betrag durchaus angemessen. Nun ist ihr Sportler ein Fall für die Medizin und medizintechnische Produkte. Deren Rechnungen belasten arg seine Bilanz. Ich biete ihnen zwei Wege an:
Wählen Sie, ob Sie ihn weiterhin unterstützen und seine medizinischen Rechnungen bezahlen. Ich zahle Ihnen dann den Restbetrag. Dann erhalten Sie wenig bis gar nichts als Wechselprämie. Im schlimmsten Fall zahlen Sie drauf."

"Und der andere Weg?" fragt Mister Willows lauernd.

"Ich zahle Ihnen 10.000 Stein als Ablöse und übernehme alle medizinischen und medizintechnischen Rechnungen, die in der Zukunft kommen werden!"

"Okay," meint Mister Willows nun. Seine Stirn liegt in Falten. "Sind Sie mit einer Bedenkzeit einverstanden? Ich rufe Sie in den nächsten Tagen an."

Damit erkläre ich mich einverstanden. In den nächsten Tagen erreicht mich telefonisch seine Einverständniserklärung. Anschließend setze ich einen Vertrag auf, den ich ihm zufaxe. Kurz darauf kommt der Vertrag unterschrieben zurück. Von nun an bin ich nebenbei auch noch Sponsor eines jungen Sportlers, der nun erst einmal eine lange Karriere in der medizinischen und physiologischen Therapie vor sich hat.

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