Sonntag, 7. August 2022
Aufbruch ins All -23
Nun ist mein Vater Verwaltungsmitarbeiter in der Bäckerinnung von Ishtar City. Er hat mir vor Jahren die Grundausstattung finanziert. Da ich noch im Wachstum gewesen bin, habe ich gebrauchte Fechtkleidung bekommen, die ich von Zeit zu Zeit - wenn es irgendwo gezwickt hat - gegen andere gebrauchte Fechtkleidung tauschen durfte.

Bei den Schülerturnieren habe ich mich hervorgetan, aber bisher hat sich noch keine Firma bei meinen Eltern gemeldet, um mich unter ihre finanziellen Fittiche zu nehmen, damit ich ihre Werbeauftritte bereichern kann. Die Marketing-Chefs der Firmen in Ishtar City produzieren Werbefilme mit Sportlern. Dabei sind Sportstars natürlich besonders gefragt. Ganz klar, von einem Star bin ich noch weit entfernt!

Solange das nicht der Fall ist, muss ich wohl meinen Lebensunterhalt selbst verdienen. Mein Vater ist in seiner Jugend in die Burschenschaft der Innung eingetreten, als er seine Ausbildung in einem Bäckereibetrieb begonnen hat. Unsere Backwaren bestehen aus getrockneten und gemahlenen Mehlwürmern, die auf unserem Bio-Abfall gezüchtet werden.

Ich überlege noch, ob ich in seine Fußstapfen treten und das Fechten in meiner Freizeit ausüben soll, oder ob ich in meinem Sportverein einen Verwaltungsjob bekommen kann. Beide Wege würden mir neben dem Sport Geld bringen. Darum habe ich mich sowohl bei der Innung, als auch bei meinem Verein beworben. Aber auch andere Vereine habe ich angeschrieben. Inzwischen warte ich sehnsüchtig auf irgendeine Reaktion.

Jetzt nach sechs Wochen, kurz vor meinem Abschlusszeugnis, komme ich nachhause, gehe duschen und betrete dann die Küche. Meine Mutter sitzt schon wartend am gedeckten Esstisch, während mein Vater sich an einem kleinen seitlichen Tisch niedergelassen hat und gerade noch eine Datei über sein Tablet bearbeitet.

Ich wende mich zum Kühlschrank und nehme eine Flasche Tee heraus. Die Flasche bringe ich an den Tisch, setze mich und gieße Mama und mir das Glas voll. Dann frage ich Papa:

"Möchtest du auch Tee, Papa?"

"Ja, gerne," antwortet er. "Ich komme sofort."

Er schließt seine Arbeit schnell ab und schaltet sein Tablet aus. Anschließend wechselt er zum Esstisch und bedankt sich für das Eingießen seines Glases. Nun bedient er sich aus den Schüsseln. Danach füllt Mama ihren Teller und dann bin ich an der Reihe.

Nach dem Essen schiebt er mir einen Stapel Papiere über den Tisch.

"Das ist heute aus dem Drucker gekommen," sagt er.

Es handelt sich um die Antworten auf meine Bewerbungen, wie ich an den Briefköpfen und meinem Namen sehe. Darunter befindet sich ein QR-Code, den ich in mein Lesegerät schieben kann, das auf meinem Zimmer steht. Ich bin gespannt, was man mir antwortet. Daher nehme ich den Stapel, bedanke mich und gehe in mein Zimmer an den Schreibtisch.

Ich finde zumeist Ablehnungen. Die Bäckerinnung möchte mich kennenlernen und gibt mir einen Gesprächstermin. Eine Fechtschule reagiert genauso. Deren Termin liegt aber näher, also werde ich mich zuerst dort vorstellen.

*

Zum angegebenen Termin stehe ich vor dem Portal der Fenshingu no gakkoh -Schule der Fechtkunst-. Es ist breiter als die üblichen Türen. Die obere Hälfte ist verglast. Darin erkenne ich die Grafik von zwei Fechtern. In der Mitte über ihnen schwebt das Zeichen von Yin und Yang. Darüber schwebt im Halbrund der Name der Schule.

Ich habe mich im Internet über die Schule informiert. Bisher sind sie noch nicht bei Wettkämpfen aufgetreten, also muss sie noch recht neu sein. Als Anteilseigner wurden einige kleinere Firmen genannt. Der Schulleiter entstammt der japanischen Ethnie in den USA auf der Erde. Er ist vor etwa zehn Erdjahren mit zehn weiteren Fechtern zur Venus gekommen und sie haben sich in Ishtar City niedergelassen.

Anscheinend haben sie Geldgeber unter den ansässigen Firmen gesucht und mit der Zeit Familienmitglieder der Firmeninhaber als Schüler aufgenommen. Wie dem auch sei, entschlossen drücke ich gegen den Knopf neben der Tür. Sie fährt zur Seite und gibt den Durchgang frei. Ich trete hindurch und stehe in einem kleinen Empfangsraum.

"Willkommen in der Fenshingu no gakkoh -Schule der Fechtkunst-," sagt der junge Mann hinter dem seitlichen Tresen.

Ich wende mich zu ihm um und er nickt mir lächelnd zu.

'Hm,' denke ich. 'Wie sieht der denn aus?'

Ich bin es gewohnt, dass wir in Zivil leichte Schuhe, Hosen, Hemden und Westen in Ishtar City tragen. Erst im Umkleideraum ziehen wir die übliche weiße Turnierkleidung an und an der Fechtbahn folgt noch der Kopfschutz.

Der junge Mann mir gegenüber, der nun hinter dem Tresen hervorkommt, trägt dagegen Stiefel, fast bis zum Knie, eine weite weiße Hose, die er in die Stiefel gestopft hat und eine Jacke, wie man sie von Karatekämpfern kennt. Zusammengehalten wird sie von einem breiten Gürtel in der Farbe der Stiefel. Darunter trägt er sicher ein kragenloses T-Shirt. Ob das die Kleidung der Mitglieder der Schule ist? Als der Mann vor mir steht, sehe ich, dass er einen Turnierdegen in einer Schlaufe am Gürtel hängen hat.

Ich schaue erstaunt, denn ein Turnierdegen kann doch Schaden nehmen, wenn man ihn im Alltag am Gürtel baumeln lässt, wie man mir in der Fechtschule beigebracht hat, in der ich bisher neben der Schule gefochten habe. Leider hat mir auch meine langjährige Fechtschule eine Absage geschickt. Gern hätte ich weiter Mitglied sein dürfen, aber ein Platz in der Verwaltung hätten sie nicht frei. Mit anderen Worten: Ich hätte weiterhin meine Lehrgangsgebühren zahlen dürfen, aber mir einen Job anbieten, wollten sie nicht.

"Darf ich fragen, was Sie zu uns führt?" fragt der junge Mann nun und reißt mich damit aus meinen Betrachtungen.

"Ich habe einen Termin bei Mister Yamamoto," erkläre ich, zuversichtlich lächelnd. "Mein Name ist Florian Myers."

Mein Gegenüber verbeugt sich leicht. Genauso, wie ich es von japanischen Filmen her kenne. Er selbst sieht allerdings nicht wie ein Asiate aus.

"Dann folgen Sie mir bitte!" fordert er mich auf.

Er führt mich zu einem Aufzug, mit dem wir drei Ebenen höher fahren. Auch das wundert mich. Denn wir kennen in Ishtar City große Aufzüge für Jedermann in größeren Abständen, mit denen wir die Ebenen wechseln können. Innerhalb der Ebenen können wir mit Treppen eine Etage höher gehen, wenn es nötig werden sollte. Wir sind somit in einem vereinseigenen Aufzug fünf Etagen höher gefahren, als befänden wir uns in einer großen Firma.

Nachdem wir ausgestiegen sind, führt mich der Mann einen Gang entlang und drückt neben einer Tür auf den Knopf. Hinter einem Schreibtisch erhebt sich nun ein Mann mit asiatischem Aussehen. Der Mann ist genauso gekleidet, wie mein Führer. Dieser sagt nun:

"Mister Myers ist eingetroffen, Mister Yamamoto."

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Donnerstag, 4. August 2022
Aufbruch ins All -22
Ich bin anfangs skeptisch in dieses Unterrichtsfach gegangen. Aber die Lehrer sprechen nur über die Geschichte des Buddhismus und seine ethischen und philosophischen Grundlagen. Keiner der Lehrer will missionieren!

Im Laufe der Jahre in der Schule erlebe ich zwei unterschiedliche Werdegänge bei den Schülern. Wir werden alle gemeinsam in drei Gruppen eingeteilt, in denen wir unterschiedlich lange verweilen. Die erste Gruppe ist die der 'Shoden' -Anfänger-. Hat man einen gewissen Reifegrad erreicht, wird man in die Gruppe der 'Chuhden' -Fortgeschrittenen- erhoben und schließlich kann man die Stufe der 'Okuden' -Meister- erreichen.

Die Höherstufung wird jeweils in einer kleinen Feierstunde vorgenommen und dafür ist ein Punktesystem vorhanden, dass alle erlernten Fertigkeiten berücksichtigt.

Ich habe gerade von zwei Werdegängen gesprochen. Welchen Werdegang wir einschlagen, entscheidet unsere erlangte Fertigkeit in der Meditation. Einige wenige Mitglieder unserer Schule erhalten dabei Kontakt zu Reiki -Lebenskraft, die alles durchdringt-. Diese Leute können später sogar noch eine weitere Stufe erklimmen und Chisei -Person mit 'Geisteskraft'- werden. Sie werden Lehrer der Schule und bestimmen im Rat über alles mit, was innerhalb der Schule gemacht wird. Sie können aber auch Weltraumexpeditionen leiten oder im Jinja auf der Erde eine Funktion ausfüllen.

Den anderen Werdegang durchlaufen die Mitglieder der Schule, die es nicht schaffen mit Reiki in Kontakt zu kommen. Diese Schüler können sich ein Arbeitsgebiet aussuchen, dass ihrer Neigung entspricht. Sie erhalten eine Arbeitsplatzgarantie in einem Sponsoring-Betrieb und von der Schule, sowie von diesem Betrieb ein Stipendium für ein Studium, das sie befähigt, später in diesem Betrieb ihr Geld zu verdienen.

Interessiert bin ich der Darlegung unseres Lehrers gefolgt, der von der Konkurrenzsituation unserer Organisation, der O-Chisei, mit der Space Ressource Corporation gesprochen hat. Er charakterisiert diesen Konzern als durch und durch eigennützig und unter Gewinnmaximierung 'über Leichen gehend'.

Ich denke zuerst, er hat 'überzeichnet', um uns den Gegensatz zu unserer sozialen Philosophie aufzuzeigen. Danach ist er präziser geworden und hat deren Philosophie vor seinen Schülern ausgebreitet:

"Sie haben eine Handvoll Grundsätze, wie auch wir. Sie sagen jedoch: 'Kümmere dich um Deine Stärke, denn Stärke ist Macht. Die Schwachen verdienen ihr Schicksal. Sie brauchen Dich nicht!' Und: 'Lebe mit Leidenschaft, denn so erringst du Siege. Lass' dich dabei vom Zorn leiten, denn Zorn erzeugt Aggressivität.' Sowie: 'Stelle deinen Gegnern Fragen nach ihrer Stärke, ihrer größten Angst und was sie sehr schätzen. Damit erhältst du die Informationen, wie du sie schlagen kannst.' Zum Schluss: 'Frage sie, worum sie dich am Meisten bitten, so wirst du wissen, wie du sie auf ewig unterdrücken kannst.'"

Das ist nun völlig konträr zu unseren Lebensregeln. Sie lauten doch:

"'Strebe nach dem Frieden, ohne auf deine Gefühle zu achten.' Und: 'Strebe nach Wissen. Überwinde die Unwissenheit.' Sowie: 'Strebe nach Gelassenheit. Überwinde die Leidenschaft.' Auch: 'Strebe nach Harmonie. Überwinde das Chaos.' Zum Schluss: 'Strebe nach der Lebenskraft, so überwindest du den Tod.'"

Wir wissen, dass wir als Menschen niemals perfekt sein können, aber wir sollten Perfektion anstreben wollen. Dennoch ist klar ersichtlich, dass es sich hier um zwei verschiedene Lebensphilosophien handelt, die sich unterscheiden wie der Tag von der Nacht. Unsere Lebensphilosophie hat das Wohl der Mitmenschen im Blick, wie sie Siddharta Gautama, der Gründer des Buddhismus, begründet hat. Die Philosophie der Anderen ist dagegen auf das eigene Wohl ausgerichtet, durch die Unterdrückung der Mitmenschen.

Die Chisei haben die Fechtschule im Verband der Sportclubs von Ishtar City angemeldet und sich verpflichtet Beiträge abzuführen. Dafür darf unsere Fechtschule an den jährlichen Turnieren teilnehmen und erhält vom Verband Preisgelder bei Turniergewinnen. Während nun die anderen Gewinner Sponsorenverträge annehmen und mit Produktwerbung zusätzliche Einnahmen erzielen, ist das in unserer Schule verpönt.

Die anderen Sportschulen erhalten einen gewissen Prozentsatz der Einnahmen aus der Produktwerbung ihrer Mitglieder. Unsere Sponsorenfirmen unterstützen die Schule hingegen direkt. Dafür übernehmen sie später die Mitglieder unserer Schule als Arbeitnehmer. Auch unterstützen sie ihre zukünftigen Arbeitnehmer mit Ausbildungsstipendien.

Um wieder auf den Fechtsport zurückzukommen, muss ich sagen, dass ich es schaffe mit meiner Meditation besser auf den Fechtgegner eingehen zu können. Es scheint, dass ich vorausahnen kann, worin seine nächste Aktion besteht und entsprechend schnell reagiere. Das gibt mir ein Hochgefühl.

*

Mein Name ist Florian. Ich bin in der Abschlussklasse der Highschool von Ishtar City und soll ein Referat mit dem Titel 'Die Venus - unsere Welt' schreiben. Dafür habe ich über mein Tablet die Bibliothek unserer Stadt durchsucht.

"Die Venus - unsere Welt.
Die Atmosphäre stellt eine der Geosphären des Planeten dar und ihr Gasgemisch ist hier auf meinem Heimatplaneten, der Venus, durch einen hohen Anteil an Kohlendioxyd und Stickstoff geprägt. Daneben gibt es noch Schwefeldioxyd und Argon in kleineren Bestandteilen. Da die Atmosphäre der Venus ungefähr die 90fache Masse hat, wie die Lufthülle der Erde, unseres Ursprungsplaneten, hat sie an der Oberfläche einen Druck von 92 bar. Das entspricht einem Druck in gut 910 Metern Meerestiefe auf der Erde. Auch wurden an der Oberfläche 467 Grad Celsius gemessen, eine Temperatur, bei der leichte Metalle schmelzen.
Zudem bestehen die Wolken, die uns den Blick auf die Oberfläche verwehren, quasi vollständig aus Schwefelsäure.
In etwa 55 Kilometer Höhe über der Venus-Oberfläche hat der atmosphärische Druck und die Temperatur dagegen irdische Verhältnisse, so dass hier Menschen 'in den Wolken' leben können. In Ishtar-City haben wir zum Beispiel einen atmosphärischen Druck von 1 bar und Temperaturen von 25 bis 40 Grad Celsius im Jahreslauf.
Beachten muss man dabei, dass ein Venusjahr 225 Erdtage dauert, während die Länge eines Venustages 243 Erdtage sind. Dadurch ergeben sich weitere Extreme. Unsere Wolkenstädte sind jedoch fensterlos, so dass uns das nicht weiter berührt.
Die NASA und andere irdische Raumfahrtorganisationen haben sich zuerst dem Mars zugewandt. Als es dort zu einer schlimmen Pandemie gekommen ist - der Mars hat sich gegen die Neubürger gewehrt -, hat man sich vermehrt für die Venus interessiert. Sie hat eine ähnliche Gravitation wie die Erde und ein in der Ionosphäre induziertes Magnetfeld schirmt vor kosmischer Strahlung ab.
Die Venus bietet eine Fülle an Rohstoffen, allen voran schier unerschöpfliche Vorräte an Stickstoff sowie an Kohlenstoff und Sauerstoff in Form des atmosphärischen Kohlendioxids. Alle diese Elemente sind wichtige Exportartikel im interplanetaren Handel.
Tanks voller Raketentreibstoff bezieht zum Beispiel die Space Ressource Corporation von uns. Aus dem überreichlich vorhandenen Kohlendioxyd gewinnen wir durch Polymerisation Kunststoffe und Kunstfasern. Daraus stellen wir unsere Kleidung, Möbel und viele Gerätschaften her. An einigem davon hat die Space Ressource Corporation ebenfalls Interesse und wir passen diese Produkte ihren Wünschen an.
Wie hat der Mensch es geschafft Wolkenstädte in die Atmosphäre der Venus zu platzieren? Hier haben wir uns den Auftrieb zunutze gemacht. Kohlendioxyd als Hauptbestandteil der Atmosphäre hat eine Molekülmasse von 44. Die irdische Atemluft aus 20 Prozent Sauerstoff und 80 Prozent Stickstoff dagegen nur eine Molekülmasse von 29. Eine Teflonhülle schützt die Stadt vor der Schwefelsäure. Die nötige Energieversorgung geschieht über Photovoltaik."

Leider hat meinem Lehrer die Aufzählung nicht besonders gefallen. Seiner Meinung nach hätte ich den Stoff irgendwie lebendiger bringen sollen. Ich hätte auch lieber das Fechten als Thema gehabt. Den Fechtsport übe ich schon aus, seit ich die Primary School verlassen habe. Ich möchte ihn irgendwann einmal professionell ausüben können.

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Montag, 1. August 2022
Aufbruch ins All -21
Die Basis auf dem Mond ist im Laufe der Jahrhunderte zu einer Industrieansiedlung und wissenschaftlichen Forschungsstätte ausgebaut worden. Start-up-Unternehmen sind angelockt worden. Also haben die buddhistischen Mönche die günstigen Bedingungen genutzt, um ihren Sponsorfirmen zu raten, sich dort anzusiedeln, oder spezielle Firmen zu gründen.

Das ist der Beginn des Lunar Reparaturdocks in der Mondbasis. Aber ebenso der Tanaka Accutronics, die Lunar Ship Systems, die Warp Forschung Laboratories stammen aus diesen Überlegungen, genauso wie Biotech Industries Ltd., die Earth Pharmaceutical Company, die Genetech Corporation und das Yamamoto Design Collective.

Die Mitarbeiter dieser Firmen rekrutieren sich aus den Absolventen der Klosterschulen in den Jinjas. Das garantiert, dass sie der richtigen Philosophie anhängen, also zum Wohle der Mitmenschen und der Menschheit forschen und arbeiten.

Stattdessen rekrutiert die Space Ressource Corporation ihre Mitarbeiter von überall auf der Erde. Es sind Menschen, die einfach nur ihren Beruf mögen und regelmäßig ihren Lohn auf ihrem Konto sehen möchten. Aber es sind auch Leute darunter, die ihre Karriere im Blick haben und dafür rücksichtslos 'über Leichen' gehen.

In beiden Organisationen gibt es Menschen, die mittels Meditation in der Lage sind, die 'Lebenskraft, die alles durchdringt' zu nutzen. Als nun dem Leiter des Jinja in der Sahara, dem Saikou Chisei -oberster 'Mann mit Geisteskraft'- zu Ohren kommt, dass die SRC -Space Ressource Corporation- in Ishtar City auf der Venus eine Fechtschule gründet, um dort verdeckt nach Menschen zu suchen, die die 'Lebenskraft, die alles durchdringt' nutzen können, schickt er zehn seiner Chisei zur Venus. Sie haben den Auftrag, ebenfalls nach solch begabten Menschen zu suchen.

Vordergründig dienen die Fechtschulen, wie alle Sportvereine, dem körperlichen und geistigen Ausgleich zur Arbeitswelt. Daneben bieten die Firmen besonders begabten Sportclubs Sponsoring-Verträge an. Sie haben erkannt, dass die Sportstars gute Werbeträger sind. Während die SRC der alleinige Sponsor seiner Fechtschule ist, hat die Fenshingu no gakkoh -Schule der Fechtkunst- alle Firmen der Organisation 'O-Chisei' als Sponsoren.

Unsere Organisation gesteht allen Menschen geistige Freiheit zu. So verstehen wir uns nicht als Gegner der 'Anderen', sondern als Konkurrenten. Wir konkurrieren gemeinsam um die Menschen, damit sie die Freiheit der Wahl haben. Erst wenn wir entdecken sollten, dass die 'Anderen' Menschen durch falsche Versprechungen auf ihre Seite ziehen, werden wir aktiv. Sollten die 'Anderen' das als Bedrohung auffassen und gegen uns vorgehen, müssen wir uns natürlich verteidigen.

Zuerst einmal sendet der Saikou Chisei drei Chisei nach Ishtar City, damit sie dort die Lage sondieren. Sie belegen eine Zimmerflucht im Hotel Ishtar und schauen sich die Stadt an. Ihr Sprecher ist Yamamoto-San. Nach einiger Zeit haben sie herausgefunden, dass eine Firma ihre Geschäftstätigkeit einstellt und ihr Gelände zum Verkauf anbietet. Yamamoto-San hat sich mit zwei Begleitern dort umgesehen.

Sie entdecken, dass sich das Produktionsgelände der Firma über fünf Etagen erstreckt. Nach ihrer Besichtigung machen sie mit dem Vorbesitzer einen Vorvertrag. Einer der Chisei fliegt nun zur Erde zurück, um dem Saikou Chisei Bilder von dem Areal vorzulegen. Er trifft auf offene Ohren und fliegt wieder zur Venus zurück. Die Bank of Ishtar City erhält nun eine Überweisung auf das Konto der Fenshingu no gakkoh -Schule der Fechtkunst- in der doppelten Höhe der Kaufsumme und überweist das Geld auf das von Yamamoto-San neu eingerichtete Geschäftskonto.

Anschließend wird der Verkauf perfekt gemacht. Der Vorbesitzer will mit seiner Firma auf die Mondbasis umziehen. Davon verspricht er sich mehr. Danach werden die leeren Räumlichkeiten neu ausgestattet. Yamamoto-San schwebt eine Art Mini-Jinja vor. In den fünf Etagen sollen Schulungs- und Trainingsräume entstehen, sowie eine Mensa und Wohnungen. Auch Büros und ein Festsaal soll nicht fehlen. Auf eigene Lufttaxis und Räume zur Anbetung Buddhas verzichten sie hier.

Nachdem die Schule ausgestattet ist, werden sieben weitere Chisei als Lehrer von der Erde angeworben und im Internet um Verwaltungsmitarbeiter geworben. Bald ziehen die ersten Schüler in die Fechtschule ein. Je nach späterem Ausbildungsstand werden sie sich Shoden -Anfänger-, Chuhden -Fortgeschrittene- und Okuden -Meister- nennen dürfen.

Da nicht jeder ein Champion im Fechten werden kann, wird man ihnen nach Ablauf einiger Jahre auf der Schule Arbeitsstellen in den Sponsor-Firmen anbieten, um so wieder Platz für neue Schüler zu bekommen. Die Champions erhalten einen Ausbilder-Vertrag, wenn sie möchten, und vertreten ihre Schule bei den Stadtmeisterschaften gegen andere Sportschulen mit Fechtabteilung.

Um die Schule bei den Stadtmeisterschaften zu vertreten, muss man nicht den Status eines Fechtmeisters erlangt haben. Auch die Schüler der Fechtschulen treten in verschiedenen Jahrgangsstufen gegeneinander an. So können sie den Wettkampfmodus üben und ihr schulisches Leben besteht nicht nur aus Theorie und Training.

Während der Theorie wird auch Meditation angeboten. Das dient dazu, zur Ruhe zu kommen und Gelassenheit zu trainieren. Erreicht dabei der eine oder andere Schüler in einer tiefen Meditation Reiki -alles durchdringende Lebenskraft-, wird er oder sie in deren Gebrauch besonders geschult. Diese Mitglieder der Schule können nach ihrem Status als Okuden -Meister- noch eine weitere Stufe erklimmen: Sie können den Status eines Chisei -Person mit Geisteskraft- erlangen.
Neben dem Fechten und der Meditation lernen die Schüler noch Ju-Jutsu, eine ostasiatische waffenlose Verteidigungstechnik und die Grundlage der buddhistischen Philosophie, damit sie wissen, wofür sie im Leben einstehen sollen.

*

Mein Name ist Clark McGiven. Ich bin einer der ersten Schüler in der neuen Fechtschule in Ishtar City. Anfangs habe ich mich gewundert, dass die Lehrer in allen Fächern Asiaten sind. Dann habe ich mich informiert und empfinde es seitdem als Bereicherung.
Zwar heißt der Sportclub 'Schule der Fechtkunst' und über dem Haupteingang, sowie in allen Publikationen in Ishtar City machen die Betreiber des Sportclubs keinen Hehl aus ihrer Herkunft -Fenshingu no gakku ist der offizielle Name, was eben 'Schule der Fechtkunst' bedeutet-, aber gerade weil die Betreiber aus der japanischen Ethnie auf der Erde stammen, kann man bei ihnen mehr lernen, als nur Fechten.

Der Tag in der Schule ist angefüllt von den unterschiedlichsten Fächern. Deshalb bieten sie den jungen Anfängern an, die meist gerade die Schule hinter sich haben, in der Schule zu wohnen. Dadurch, dass wir sofort greifbar sind, ist das Fechttraining intensiver, als wenn wir an einem oder zwei Abenden in der Woche nach der Ausbildung noch ein Sportstudio zum Ausgleich besuchen.

Natürlich geht das nur, weil die Schule sich um die Grundbedürfnisse ihrer Schüler kümmert. Wir wohnen, wie gesagt, in der Schule. Wir nehmen in der Schule unsere Mahlzeiten ein und erhalten von der Schule die Kleidung gestellt. Zusätzlich erhalten wir - theoretisch - eine kleine Vergütung, wie auch in Ausbildungsbetrieben. Praktisch sehen wir von der Vergütung recht wenig. Sie liegt auf einem Schulkonto und wächst dort mit der Zeit an. Sollten wir für private Zwecke - zum Beispiel eine Familienfeier - Geld benötigen, dürfen wir einen kleinen Betrag abheben. Am Ende der Schulzeit wird uns das Restgeld ausgezahlt. Es ermöglicht uns dann einen guten Start in ein selbstbestimmtes Leben.

Neben dem unvermeidlichen Fechttraining erhalten wir auch ein Training in einer waffenlosen ostasiatischen Verteidigungstechnik und ein Meditationstraining. Ersteres ist als Ausgleich gedacht. Durch das Meditationstraining sollen wir lernen gelassener und überlegter auf unseren Fechtgegner einzugehen. Außerdem erzählen uns die Lehrer in den theoretischen Unterweisungen etwas über den Buddhismus.

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