Dienstag, 26. Juli 2022
Aufbruch ins All -19
--Ishtar City - Die Wolkenstadt--

"Elon Musk hat mit seiner SpaceX Corporation entscheidend dazu beigetragen, die internationale Mondbasis aufzubauen, meine Herren. Nachdem die Mondbasis arbeitet, haben einige hundert Firmen dort ihre Vertretungen gegründet und sogar einige Dutzend Firmen sind mit hochmodernen Produktionsstätten dorthin gezogen. Nun strebt der CEO der SpaceX Corporation eine Station oder gar eine Stadt auf dem Mars an. Ich habe mir sagen lassen, dass er an den Bodenschätzen des Mars interessiert ist. Das kann ich voll und ganz verstehen. Er ist schließlich ein Kaufmann. Jeder Einsatz sollte einen Gewinn generieren!" referiere ich vor einer Gruppe Raumfahrtingenieure der National Aeronautics and Space Association.

"Das ist uns bekannt, Mister Miller," wirft einer der Zuhörer dazwischen.

"Ich frage mich, wie lange wir ihn noch mit Steuergeldern aus dem Topf der NASA bezuschussen sollen," argumentiere ich weiter. "Überlassen wir ihm doch den Mars und stecken die staatlichen Gelder in ein anderes Ziel!"

"An was denken Sie da, Mister Miller?"

"Bisher kümmert sich niemand um die Venus!" antworte ich lächelnd. "Auf den ersten Blick ist sie lebensfeindlich. Ihre Atmosphäre hat einen hohen CO2-Anteil und eine hohe Dichte. Auf der Oberfläche herrschen über 400 Grad Celsius. Sie ist zum großen Teil glutflüssig... Aber wie sieht es in größeren Höhen über der Planetenoberfläche aus? In 55 Kilometern Höhe herrschen normale Druckverhältnisse, wie auf der Erde, und wir haben dort etwa 20 Grad Celsius Außentemperatur. Bringen wir also dort eine schwebende Stadt hin, meine Herren! Zur Erprobung reicht erst einmal ein Zeppelin."

Ich habe den Ingenieuren eine weitere lohnende Möglichkeit der Weltraumforschung aufgezeigt. Sie müssen nicht alle Elon Musk hinterherlaufen wie dem Rattenfänger!

Inzwischen haben wir einen Raumhafen und die dazugehörige Industrie auf dem Mond. Gemeinsam mit der SpaceX Corporation ist eine Orbitalstation in der Erdumlaufbahn eingerichtet worden, so dass die Flüge zwischen Erde und Mond nur noch wenig kosten. Die Starts und Landungen auf der Erde sind immer noch kostenintensiv, auch wenn wir zahlende Touristen hochschießen, damit sie den blauen Planeten einmal aus einer anderen Perspektive kennenlernen können. Das bringt auch willkommene Nebeneinnahmen.

*

Zehn Jahre nach der Neuausrichtung der NASA und einigen unbemannten Flügen mit Raketen aus der Mondbasis, die einige Luftschiffe in die Atmosphäre der Venus eingebracht haben, bestückt mit Messinstrumenten zur Erhebung aller verfügbaren Daten, fliegt zum ersten Mal ein bemanntes Raumschiff zur Venus.

Es wird in der Mondbasis zusammengebaut und betankt. Die Astronauten betreten die geräumige Kapsel an der Spitze und der Countdown beginnt. Nach geglücktem Start richtet der Computer die Rakete auf die Venus aus, die in vier Monaten den erdnächsten Punkt auf ihrer Umlaufbahn erreicht. Die Flugbahn gleicht einer Parabel.

Nach 121 Tagen meldet Kommandant Burger das Einschwenken in die Umlaufbahn um die Venus. Einer der vier Astronauten wird im Raumschiff bleiben. Er dient als Relaisstation und überwacht das Ab- und spätere Andockmanöver, um im Ernstfall eingreifen zu können. Alle Eventualfälle kann niemand vorhersehen und daher keiner den Computer entsprechend programmieren.

Die anderen drei Astronauten kriechen hintereinander durch das enge Rohr in das Abstiegsmodul hinein. Nachdem sie ihre Plätze eingenommen haben, wird die Verbindung zum Mutterschiff gelöst und der Kommandant zündet die Abstiegstriebwerke. Nun geht es in einer flachen Spirale tiefer. Es geht darum, von 28.000 Stundenkilometern Orbitalgeschwindigkeit in 400 km Höhe auf unter 100 Stundenkilometer in 55 Kilometer Höhe abzubremsen. Starke Hitzeschilde schützen das Abstiegsmodul.

Auf der Zielhöhe über der Venusoberfläche angekommen, entriegelt der Kommandant eine lange und schmale Frachtklappe. Sie teilt sich und beide Hälften klappen nach oben. Außenstehende Beobachter würden jetzt auf ein Textil blicken können, dass von mehreren Gasflaschen mit einem Sauerstoff-Helium-Gemisch aufgeblasen wird und sich über dem Abstiegsmodul entfaltet. Das Gasgemisch ist das Gleiche, das auch Extremtaucher in den Ozeanen und Unterwasserhöhlen auf der Erde verwenden. Auf der Venus reicht es aus, um genügend Auftrieb zu erzeugen und das metallene Abstiegsmodul in der Schwebe zu halten.

Nachdem der atmosphärische Druck im Auftriebskörper dem auf der Erdoberfläche entspricht, öffnet der Kommandant als Erster die Druckschleuse und klettert in die Bucht, wo der Auftriebskörper bisher zusammengefaltet gelegen hat. Die anderen beiden Astronauten folgen ihm. Die Funkgeräte der Anzüge reichen bis zum Orbiter hinauf, wenn der sie überfliegt.

Der Kommandant meldet sich beim Orbiter mit einem Grinsen:

"Mickey Mouse meldet sich bei Kater Silvester! Wir sind angekommen und stehen im Auftriebskörper. Hier ist alles in Ordnung."

Wegen des Heliums in der Atemluft klingt seine Stimme so piepsend, wie in den alten Zeichentrickfilmen. Aber das kennen sie schon von den Tauchgängen zum Training auf der Erde.

Kommandant Burger geht weiter nach vorne. Er schraubt eine Abdeckplatte ab und klappt ein Pult heraus. Seine beiden Begleiter holen hinter einer weiteren Abdeckplatte drei Klappstühle hervor, die man am Boden festschrauben kann.

Nun nimmt der Kommandant einige Einstellungen am Pult vor. Minikameras im Heck zeigen auf den Bildschirmen im Pult, wie sich zwei Mantelschrauben ausklappen. Auf Anzeigen ist zu erkennen, dass die Mantelschrauben an Wellen andocken, die von zwei Elektromotoren bewegt werden können, wenn die Batterien genug Energie haben. Die Außenhaut des textilen Auftriebskörpers ist mit einer Beschichtung versehen, die das ewige Sonnenlicht in Energie umwandelt. Ein mechanisches Steuer wird ausgeklappt, wie das Schwert eines Segelbootes.

Nun 'fahren' die Astronauten mit dem Abstiegsmodul durch die Venusatmosphäre wie die Zeppelinfahrer in nostalgischen Zeiten. Sie führen verschiedene Manöver durch und melden dem Orbiter, dass alles wunderbar funktioniert, genauso wie bei einigen unbemannten Flügen im Vorfeld. Nach einiger Zeit klettern die beiden anderen Astronauten in das Abstiegsmodul zurück und beginnen mit ihrer Arbeit.

Sie haben Geräte an Bord, die Zusammensetzung der Atmosphäre draußen zu bestimmen und aus CO2 Atem-Sauerstoff herzustellen. Mit Röntgen-Geräten schauen sie durch die Schwefelsäure-Wolken auf die Oberfläche der Venus und bestimmen so ihren Standort. Auch versuchen sie, aus den atmosphärischen Gasen kleine Mengen Raketentreibstoff experimentell herzustellen.

Bei der Spaltung von CO2 in Sauerstoff und Kohlenstoff entdecken sie Karbonfasern als Abfallprodukt und sammeln es, um es nach der Rückkehr auf dem Mond analysieren zu lassen.

Nach zwanzig Tagen ist ihr Auftrag beendet und sie beginnen den Aufstieg zum Orbiter vorzubereiten. Dazu werden die Mantelschrauben und das mechanische Steuer eingefahren, das Steuerpult im Auftriebskörper wieder eingeklappt und die Klappstühle verstaut. Anschließend werden die Abdeckplatten wieder angebracht, damit die Außenhaut des Auftriebskörpers keinen Schaden nimmt.

Nun klettern die Astronauten in ihr Abstiegsmodul zurück, verschließen die Druckschleuse und saugen die Atemluft aus dem Auftriebskörper, der sich im Frachtraum zusammenfaltet. Anschließend werden die beiden Hälften der Frachtklappe darüber geschlossen und verriegelt. Während dieser Vorbereitungen ist das Abstiegsmodul ein Stück tiefer in die Atmosphäre der Venus gesunken.

Danach zündet der Kommandant die Raketenmotoren und ein tagelanger spiralförmiger Aufstieg aus der Atmosphäre beginnt. Dabei wird das Abstiegsmodul immer schneller, bis es die Orbitalgeschwindigkeit von 28.000 Stundenkilometern erreicht hat. Über die Steuerdüsen bringen der Kommandant und der im Orbiter zurückgebliebene Astronaut beide Raumfahrzeuge wieder zusammen.

Nach dem Andockmanöver betreten die Venusfahrer die Kommandokapsel und der Kommandant lässt das Raumschiff auf Fluchtgeschwindigkeit gehen. Der Computer berechnet den Rückkehrkurs und feuert entsprechend mit den Steuerdüsen.

*

In der Folgezeit wertet die NASA die Ergebnisse der Expedition aus. Wo neue Fragen aufgeworfen werden, formuliert man daraus Ziele für Nachfolge-Expeditionen. Etwa zehn Jahre später entscheidet sich der Vorstand der NASA, über der Venus eine ähnliche Orbitalstation zu installieren, wie sie auch die Erde in großer Höhe umrundet.

Von Ihr als Basisstation beginnt man in den folgenden Jahren kleine Produktions-Inseln in der Venus-Atmosphäre zu installieren, die aus den Gasen Raketentreibstoff herstellen. Dieser wird in Tanks abgefüllt, die man automatisch aus der Atmosphäre aufsteigen lässt, um sie mit einem Frachter einzusammeln, der dafür mit einem Roboterarm ausgerüstet ist. So braucht dieses Raumschiff nicht tiefer in die dichte Venus-Atmosphäre eintauchen.

Bald taucht allerdings die Notwendigkeit auf, diese Produktionsinseln zu warten. Nun entscheiden sich die NASA-Leute doch für eine ständig bemannte Station in 55 Kilometern Höhe über der Venusoberfläche schwebend. Dort werden Luftschiffe verankert, die von Zeit zu Zeit zu Wartungsflügen aufbrechen. In der Station wird Carbon hergestellt. Es wird zu Platten und Folien verarbeitet. Der dabei anfallende Sauerstoff wird der Atemluft beigemischt und der Rest in die Atmosphäre abgegeben.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Montag, 25. Juli 2022
Aufbruch ins All -18
Danach kommen Garderobenmöbel und als sie die Tür daneben öffnet, ist ihr Gesicht eine einzige Überraschung. Wie ein Kind läuft sie in den Raum und dreht jeden Wasserhahn auf. Sie hält ihre Hand in den Strahl und schließt den Hahn wieder, bevor sie zum nächsten läuft.

Ich bin ihr gefolgt und erkläre ihr:
"Du hast eine Wanne zum Relaxen, eine Dusche für die schnelle Reinigung und einen Whirlpool für den gemeinsamen Spaß. Daneben natürlich auch Toilette und Waschbecken und eine weitere Gästetoilette hinter der Tür, die du noch nicht geöffnet hast. Das Wasser wird gereinigt und dem Kreislauf im Bad wieder zugeführt, wie in Raumfahrzeugen üblich. So haben wir nur einen sehr geringen Verbrauch."

Madikwe hört mir aufmerksam zu, und antwortet:
"...und diese Wohnung gehört wirklich uns? Du hast sie gekauft??"

Ich nicke und bestätige ihr:
"Diese Wohnung ist ab sofort unser gemeinsames Heim! Ich habe einen Mietkaufvertrag abgeschlossen. Mein Arbeitgeber hat für mich gebürgt."

Sie schüttelt den Kopf und kann es nicht wirklich fassen.

"Die Einrichtung ist einfach gehalten," ergänze ich. "Du kannst sie von Zeit zu Zeit gegen schönere, bessere, funktionellere Möbel austauschen, denn du sollst dich hier wohlfühlen. Deine Ideen sollen sich auch hier verwirklichen können!"

Madikwe dreht sich zu mir um und 'fliegt' mir fast in die Arme. Wir küssen uns leidenschaftlich.

*

Wir haben uns in der neuen großen Wohnung gut eingelebt. Madikwes Lieblings-Freizeitbeschäftigung scheint zu sein, den Whirlpool zu benutzen. Als wir einmal gegenläufige Schichten haben, aber ihre Freundin Krotoa Zeit hat, hat sie mit ihr eine 'Poolparty' gefeiert. Nachdem sie mir lächelnd davon berichtet, gebe ich ihr kopfschüttelnd zur Antwort:

"Ich wünsche nicht, dass die Wohnung eine Partylocation mit mehr als zwei Teilnehmern wird!"

Madikwe versucht nun, mir mit zärtlicher Nähe den ernsten Ausdruck aus dem Gesicht zu zaubern. Ich zwinkere ihr zu und ergänze:

"Das meine ich ernst! Wenn jemand aus deinem erweiterten Freundes- und Bekanntenkreis jemals auf eine solche Idee kommt, soll er oder sie sich mit unserem Installateur in Verbindung setzen und sich so etwas ähnliches bei sich zuhause einbauen lassen!"

In der Zwischenzeit hat sie mich entkleidet und mit vielen Küssen dazu bewegt, es geschehen zu lassen. Wir haben einen wunderbaren Nachmittag im Schlafzimmer verbracht.

Am frühen Abend schalte ich den Fernseher ein und scrolle in den Nachrichten. Beim Sport lese ich, dass heute ein Lauf der Männer im Stadion stattgefunden hat. Von 24 Läufern am Start sind nur 19 im Ziel angekommen. Fünf sind unterwegs auf der Strecke geblieben, wegen mehr oder weniger gefährlicher Stürze. Einer der verunfallten Läufer wird wohl nie wieder ein Rennen bestreiten können nach dem gefährlichen Foul eines Konkurrenten.

'Oh,' denke ich und mache Madikwe darauf aufmerksam.

Sie nickt und antwortet:
"Ja, es gibt auch härtere Läufe, als das Letzte im Stadtstadion von Olympia. Wenn es dich interessiert, schau doch mal in die Mediathek. Da kann man sich das Event noch einmal anschauen."

Wir setzen uns in die Couchlandschaft vor dem Riesen-Bildschirm an der Wand und ich rufe die Namen der beim heutigen Lauf verunfallten Sportler auf. Madikwe lehnt sich entspannt an mich. Der Jüngste unter ihnen ist erst 11 Marsjahre und 14 Monate alt. Das wären 22 Erdjahre, rechne ich um.

'So jung und schon das Karriere-Ende vor sich!' denke ich betroffen.

Weiter lese ich, dass der Sportler Ramaphosa heißt. Auch sein Sponsor wird aufgeführt, ganz im Gegensatz zu den Gepflogenheiten auf der Erde, wo man Geldströme möglichst anonym hält. Es ist ein Mister Willows aus Arsia. Ich wende mich an Madikwe:

"Möchtest du, dass wir uns um einen Sportler kümmern."

"Ja, aber von wem redest du?" fragt Madikwe unsicher, weil auf dem Bildschirm immer noch die Liste der Verlierer zu lesen ist. "Etwa von Ramaphosa?"

Sie sieht natürlich das PopUp-Fenster zu Ramaphosa auf dem Bildschirm und kann dessen Inhalt lesen.

"Was versprichst du dir davon? Ramaphosa wird kaum mehr zur Spitze aufschließen können, auch wenn er seine Verletzung auskuriert hat."

"Der Junge ist erst 22 Erdjahre alt! Dann sollte man ihm eine andere Chance geben," stelle ich fest. "Am besten, ich fahre sofort ins Stadtstadion. Kommst du mit?"

"Na klar!" antwortet sie mir.

Natürlich ist Madikwe neugierig auf meinen Gedankengang und wie das Gespräch mit Mister Willows ausgeht.

Wir verlassen unseren Wohnblock Hand in Hand und fahren mit einem Cab zum Stadion. Dort frage ich mich zur Krankenstation durch und informiere mich, auf welchem Zimmer Ramaphosa liegt. In seinem Krankenzimmer treffe ich auch einen Mann in Zivil.

"Mister Willows?" frage ich. Er nickt.

"Würden Sie mich bitte nach draußen begleiten?" frage ich nun.

Ich will den Verletzten nicht irritieren. Draußen auf dem Gang setzen wir uns auf Stühle, dann stelle ich uns dem Mann vor:

"Guten Abend, Mister Willows. Mein Name ist Armstrong und das ist meine Frau. Ich habe eben in den Nachrichten vom Missgeschick ihres Schützlings erfahren. Er hätte ja noch eine lange Karriere vor sich. Eine kurze Frage: Sie sind Ramaphosas Sponsor. Niemand gibt Geld, um nicht irgendetwas dafür zurückzuerhalten. Wenn Ramaphosa irgendwann an die sportliche Spitze aufgestiegen wäre, hätten Sie sich in seinem Ruhm sonnen können. Sie hätten ihn zur Werbefigur ihres Unternehmens machen können. Nun wird er erst einmal ärztlich versorgt. Der Nachrichtensprecher sprach reißerisch von Knochenbrüchen. Ist das richtig?"

Mister Willows lächelt gequält und nickt.

"Ja, das stimmt schon so."

"Das dauert Monate, bis er wieder auf den Beinen steht - und bis er zu seiner Konkurrenz durch hartes Training aufgeschlossen hat. Mit Glück kann er irgendwann in der Gruppe der Besten wieder mitmischen, aber ein Treppchenplatz wird ihm sicher verwehrt bleiben."

"Wie kommen Sie darauf?" fragt Mister Willows provokativ zurück.

"Ich bin extra mit ihnen vor die Tür gegangen, um den Sportler nicht zu verunsichern, aber trotzdem ein ehrliches Gespräch über Chancen und Risiken mit ihnen führen zu können. Sie kennen Ramaphosas Chancen und Risiken sicher selbst und wägen innerlich ab."

"Ich denke, wir warten erst einmal die Behandlung ab. Unsere Sportärzte können Wunder vollbringen!"

"Diese Antwort habe ich erwartet," antworte ich lächelnd. "Immer positiv denken! Was machen Sie aber, wenn sich in einem Jahr herausstellt, dass der Junge keine Chance mehr hat und immer hinterherlaufen muss, sein ganzes Sportlerleben lang?"

"Für diesen Fall hätten Sie eine Alternative, Mister Armstrong?" fragt er lauernd zurück.

"Ich bin mir im Klaren, dass Sie in diesem Fall eine Transferprämie festsetzen würden. Wer sie zu zahlen bereit ist, kann sich dann Sponsor nennen und ist verpflichtet den Sportler finanziell zu unterstützen."

"Das sehen Sie richtig, Mister Armstrong. Wieviel wären Sie denn bereit als Prämie auszugeben?"

"Wieviel ist er ihnen wert?" frage ich lächelnd zurück.

"75.000 Stein!" kommt es, wie aus der Pistole geschossen.

Ich lache kurz auf.

"Müssten Sie das Sponsoring beenden, weil es ihrer Firma schlecht geht, und Sie suchten einen anderen Sponsor, der dann von Ramaphosas sportlichen Erfolgen profitiert, wäre dieser Betrag durchaus angemessen. Nun ist ihr Sportler ein Fall für die Medizin und medizintechnische Produkte. Deren Rechnungen belasten arg seine Bilanz. Ich biete ihnen zwei Wege an:
Wählen Sie, ob Sie ihn weiterhin unterstützen und seine medizinischen Rechnungen bezahlen. Ich zahle Ihnen dann den Restbetrag. Dann erhalten Sie wenig bis gar nichts als Wechselprämie. Im schlimmsten Fall zahlen Sie drauf."

"Und der andere Weg?" fragt Mister Willows lauernd.

"Ich zahle Ihnen 10.000 Stein als Ablöse und übernehme alle medizinischen und medizintechnischen Rechnungen, die in der Zukunft kommen werden!"

"Okay," meint Mister Willows nun. Seine Stirn liegt in Falten. "Sind Sie mit einer Bedenkzeit einverstanden? Ich rufe Sie in den nächsten Tagen an."

Damit erkläre ich mich einverstanden. In den nächsten Tagen erreicht mich telefonisch seine Einverständniserklärung. Anschließend setze ich einen Vertrag auf, den ich ihm zufaxe. Kurz darauf kommt der Vertrag unterschrieben zurück. Von nun an bin ich nebenbei auch noch Sponsor eines jungen Sportlers, der nun erst einmal eine lange Karriere in der medizinischen und physiologischen Therapie vor sich hat.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Samstag, 23. Juli 2022
Aufbruch ins All -17
In den Wochen bis zur Hochzeit schaue ich mich nach einer größeren Wohnung um. Sie sollte etwa die Größe von Madikwes elterlicher Wohnung haben, statt meines bisherigen Appartements. Auf Zukunft angelegt, sollte sie drei Schlafzimmer haben, einen Living-Room, in dem sich das tägliche Leben abspielt, sowie Küche und Bad.

Ich schaue mir verschiedene Angebote an und entscheide mich schließlich für ein Angebot mit einem 'Badetempel'. Das wird Madikwe bestimmt gefallen. Das Wasser in der ganzen Wohnung wird gesammelt, aufbereitet und dem Kreislauf wieder zugeführt, denn auf dem Mars ist Wasser naturgemäß knapp und dementsprechend teuer. Kurz vor dem Hochzeitstermin ziehe ich um.

Davor noch habe ich ein Gespräch mit Mister und Mistress Berlin, meinen Mentoren was das Leben auf dem Mars betrifft. Sie sind hoch erfreut, als sie hören, dass ich mich im Status des 'Brautgemachs' befinde und erklären mir alles Weitere: Auf dem Mars gibt es die verschiedensten Ethnien. Die christliche Ethnie ist die Größte. Daher hat man bei der Kalenderreform damals Christi Geburt als zentrales Element beibehalten. Im Gegensatz zur Erde, wo man mittels Mission die anderen Ethnien in der Vergangenheit bekämpft hat, sind sie auf dem Mars gleichberechtigt.

So gibt es keine standesamtliche Hochzeit. Das Registrierungsbüro im Innenministerium muss von einem Notar über eine Hochzeit informiert werden. Dieser muss der Hochzeit beiwohnen und erkennen, dass hier zwei Menschen willentlich eine dauerhafte Verbindung eingehen.

Die Familie Inkosi gehört nun der Ethnie der Khoikhoi -wahre Menschen- an. Die Khoikhoi haben mehrere Götter und 'Heiler', die durch Trance mit der Götterwelt in Verbindung treten können. Ein solcher 'Heiler', auf Khoi ein 'Igquirla', wird die Hochzeitszeremonie leiten.

Auf ihren Rat hin, fahre ich an einem der nächsten Tage wieder zum Berufsverband der Kunstglaser und schaue mir die Ausstellung noch einmal an. Ich erstehe eine gläserne Skulptur, die mit verschiedenen Mineralien Farbverläufe erhalten hat. Die Skulptur erhalte ich in einer kunstvollen Kiste verpackt, die später in der Wohnung zu ihrem Sockel wird. Sie soll eine Art Brautgeschenk an die Adresse der Brauteltern werden.

Eigentlich hätte ich ihnen das Geschenk bei meinem Antrittsbesuch machen sollen. Nun soll ich die Brauteltern am Vortag der Hochzeit in meine Wohnung einladen. Mistress Berlin möchte mir ein dem Anlass entsprechendes Menü zusammenstellen. Ich bedanke mich herzlich dafür und verfasse eine schriftliche Einladung.

Anschließend fahre ich zum Wohnblock, in dem die Familie Inkosi wohnt und gebe die Einladung bei der Dame hinter dem Tresen im Foyer ab. Am Vormittag des Vortages meiner Hochzeit hole ich das Menü bei den Berlins ab. Gegen Mittag treffen die Inkosis bei mir ein. Ich heiße Madikwes Elternpaar willkommen und bitte sie an den Tisch.

Mistress Inkosi verschwindet mit einer Entschuldigung kurz im Bad. Als sie an den Tisch kommt, zeigt sie einen überraschten Gesichtsausdruck. Ich verschwinde schnell in der Küche, um die Vorspeise aufzutragen. In dieser Zeit hat Mistress Inkosi ihren Mann wohl informiert, was sie im Bad gesehen hat.

Während wir nun die Vorspeise von Mistress Berlin genießen, fragt Mister Inkosi lächelnd:

"Darf ich den Grund unseres heutigen Zusammenseins erfahren? Sie wollen sich doch nicht von Madikwe lossagen? Haben Sie ihre Gefühle zu ihr gründlich geprüft?"

Ich schüttele lächelnd den Kopf und antworte:
"In den vergangenen Wochen habe ich eine unstillbare Sehnsucht nach Madikwe gefühlt, solange ich mich nicht durch meine Arbeit und die Vorbereitungen hier ablenken konnte. Also will ich mich ganz sicher nicht von meiner Liebe lossagen! Ich habe mich auch bei den Eheleuten Berlin über den Ablauf einer marsianischen Hochzeit informiert.
Mister Berlin ist einer meiner Chefs im Amt und mein Mentor. Er hat mich auf einen Faux pas aufmerksam gemacht: Eigentlich hätte ich Ihnen bei meinem Antrittsbesuch vor Wochen ein Brautgeschenk machen müssen. Das will ich heute nachholen. Mistress Berlin war nun so lieb und hat sich angeboten, dieses Menü zu bereiten, damit ich nichts bestellen muss. Ich denke, dafür dürfen die Eheleute Berlin als meine 'Eltern' an der Zeremonie morgen teilnehmen."

Meine beiden Schwiegereltern in spe haben der langen Ansprache aufmerksam zugehört. Mister Inkosi meint:

"Aber natürlich! Dann lernen wir die Herrschaften ebenfalls kennen... Diese Wohnung gehört dir, Tim?"

Ich nicke lächelnd, sammele das leere Geschirr ein und trage es in die Küche, um danach mit dem Hauptgang zum Tisch zurück zu kommen. Als ich mich wieder gesetzt habe, erkläre ich:

"Ich hatte Madikwe ja gesagt, dass ich bisher ein kleines Appartement bewohnte. In den vergangenen Wochen habe ich nach etwas Größerem für uns gesucht und diese Wohnung hier gefunden. Ich habe mir gedacht, dass ich in Zukunft Gäste- oder Kinderzimmer gebrauchen würde. Die anderen Räume ergaben sich dann so. Im Bad habe ich ein paar Einbauten machen lassen, die ich mit dem Installateur vorher abgesprochen habe.
Das Wasser wird, wie in Raumschiffen üblich, in einen Kreislauf geführt. Es wird gereinigt und wieder neu in den Verbrauch gegeben. Der 'Restmüll' wird gesammelt und abgeholt. Er eignet sich wunderbar als Dünger auf den Feldern außerhalb der städtischen Bebauung. Auch braucht so nur wenig Wasser dem System zugeführt werden."

Ich lächele und ergänze: "Der Mann wird seine Erfahrung in meiner Wohnung sicher bald weiteren Kunden anbieten. Einen kleinen Betrag seines Umsatzes habe ich mir vertraglich gesichert!"

"Du warst also auf Zukunft bedacht, bei deiner Suche..." meint er.

Ich bestätige es ihm nickend.

"Das Bad wird Madikwe gefallen!" fährt Mister Inkosi lächelnd fort. "Schon allein die Größe von etwa 2 mal 3 Metern..."

Ich habe früh von Mister Berlin auf der Arbeit im Amt das marsianische Maßsystem erklärt bekommen. Da Wasser das Kostbarste auf dem Mars ist, leitet sich das Maßsystem von seinen Eigenschaften ab: Ein Liter hat auf dem Mars die Kantenlänge von 13,855 irdischen Zentimetern. Also hat man den marsianischen Zentimeter auf ein Zehntel dieser Länge festgelegt. Daraus folgt, dass ein marsianischer Meter etwa 1,39 irdischen Metern entspricht. Also redet Mister Inkosi von einem Raum, der etwa drei mal vier Meter nach irdischen Maßstäben groß ist.

Anschließend fragt er noch, wie ich die vergangenen Wochen erlebt habe und es entwickelt sich ein Smalltalk, der bis in den frühen Abend dauert. Dann meint Mister Inkosi, dass sie 'langsam' aufbrechen müssten, da noch etwas vorzubereiten wäre für morgen. Ich begleite sie bis zur Haltebucht der Cabs und trage ihnen die gläserne Skulptur. Sie hat ja doch ein gewisses Gewicht. Dort unten verabschieden wir uns herzlich bis auf den nächsten Tag.

*

Dann ist der Tag der Hochzeit gekommen. Ich gehe mit den Berlins auf die Dachterrasse des Wohnblocks, in dem die Inkosis wohnen. Oben treffen wir auf einen offiziell aussehenden Mann und einen Mann in einem künstlichen Leopardenfell.

'Dies müssen die Männer sein, die wichtig für unsere Hochzeit sind,' denke ich mir, und trete an die Männer heran. Ich begrüße sie freundlich, worauf der Igquirla -Heiler- eine Rassel am Ende seines Stocks schüttelt und mich Xu anvertraut. Xu ist die höchste Gottheit der Khoikhoi. Der Mann neben ihm, ein Beamter, fragt mich sogleich nach meinem Namen und ob ich die Hochzeit aus freiem Willen eingehen will, was ich ihm mit fester Stimme bestätige.

Nun nähern sich Madikwe, ihre Eltern und ihre Freundin Krotoa. Meiner zukünftigen Frau wird die gleiche Frage gestellt, dann tritt er zurück und übernimmt die Position des Beobachters.

Die Eheleute Berlin übernehmen die Funktion meiner Eltern. Ich muss mich vor den Igquirla knien und sie legen ihre rechte Hand auf je eine meiner Schultern. Madikwe kniet neben mir nieder und deren Eltern tun Gleiches bei ihr. Der Igqirla sagt ein paar Sätze, in denen verschiedene Gottheiten der Khoikhoi angerufen werden. Anschließend stellt er jedem von uns die Frage, die wohl überall im Universum gleichbedeutend ist. Wir beantworten sie mit einem klaren "Ja!"

Krotoa tritt nun vor und reicht Madikwe ein Kästchen. Sie entnimmt ihm einen Ring, den sie mir an den Finger steckt. Genauso verfahre ich danach mit Madikwe. Wir erheben uns und nun begibt sich der Igquirla durch einen rhythmischen Tanz in Trance, wobei er sich dreht. Die anwesenden Frauen klatschen und stimmen ein unbekanntes Lied an. Mister Inkosi lässt eine afrikanische Musik aus einem tragbaren Gerät ertönen.

Später gehen wir gemeinsam zu den Eheleuten Inkosi und lassen den Tag mit einem Festessen ausklingen. Am Abend fahre ich mit Madikwe und ihrer Freundin Krotoa zu unserer Wohnung. Beide Frauen sind dort noch nie gewesen.

Wie es der Etikette entspricht, verabschieden wir uns am Ziel von Krotoa, die mit dem Cab nun zu sich nachhause fährt. Im Treppenhaus verabschieden wir uns dann vom Ehepaar Berlin und ich führe Madikwe zu der Wohnung, die ab jetzt auch ihr Zuhause sein wird.

Ich entriegele das Schloss mit meiner Identcard und nehme Madikwe auf meine Arme. Mit dem Fuß stoße ich die Tür zu unserer Wohnung auf und trage sie hinein. Mit einem Kick meiner Ferse schließe ich die Tür hinter mir und lasse Madikwe wieder herunter.

Madikwe schaut sich um. Sie öffnet eine Tür, die vom Flur abgeht, nach der Anderen. Auf der einen Gangseite findet sie drei kleinere Zimmer nebeneinander. Kurz schaut sie in den Livingroom am Ende des Flurs, dann kümmert sie sich um die gegenüberliegende Seite. Direkt neben dem größten Raum der Wohnung entdeckt sie die Küche. Sie macht "Wow!"

... link (0 Kommentare)   ... comment