Dienstag, 13. Dezember 2022
Aufbruch ins All -65
Master Ntuli nickt mir mit ernstem Gesicht zu und erklärt:

"Du weißt ja inzwischen, dass unsere Organisation, die O-Chisei, eine buddhistische Lebensphilosophie verfolgt. Wir wollen den Menschen Gutes tun, mit denen wir in Kontakt kommen. Buddha hat diese Philosophie vor etwa 3000 Erdjahren, beziehungsweise 1600 Marsjahren begründet. Schon vor über 1330 Marsjahren hat sich eine Anzahl spiritueller Lehrer des Buddhismus von Buddhas Pfad abgewandt und Habgier und Egoismus gepredigt. Sie haben zwei benachbarte Königreiche auf dem indischen Subkontinent gegeneinandergehetzt, um davon zu profitieren. Sie wurden von anderen spirituellen Lehrern besiegt, die dem rechten Pfad Buddhas gefolgt sind.
Dann hat sich vor über 500 Marsjahren auf der westlichen Hemisphäre der Erde der Kapitalismus entwickelt. Bis heute hat sich daran kaum etwas geändert. Vor etwa 110 Marsjahren entwickelte ein buddhistischer Mönch wieder die Lehre vom Egoismus, Hass und Habgier. Er gewann Schüler. Sein Kreis erweiterte sich in die westliche Hemisphäre hinein, wo er auf fruchtbaren Boden fiel. Die Führungsebene der heutigen Space Ressource Corporation ist dieser Irrlehre komplett verfallen. Sie versuchte zuletzt, ihren Einfluss auf der Venus zu verstärken. Es scheint, dass sie sich nun auch auf dem Mars festsetzen will."

"Aber..." stammele ich. "Aber da müssen wir etwas tun! Der Mars hat sich erfolgreich aus dem Griff der Space Ressource Corporation befreit. Das darf nicht wieder rückgängig gemacht werden!"

"Beruhige dich, junger Seito -Schüler-! Unser Auftrag ist, die Leute hier auszukundschaften. Der Rest ist Sache des Staates. Wir werden in Erfahrung bringen, was wir erkennen können und nach Olympia zurückkehren. Dort wird Chisei Myers das Amt informieren."

"Wie wollen Sie vorgehen, Okuden Ntuli?"

"Wir lassen uns morgen zu der Sportschule bringen. Dort trete ich als dein Sponsor auf. Wir erzählen deine Geschichte... Also, dass du ein vielversprechendes Lauftalent gewesen bist, während eines Rennens gefoult wurdest und jetzt nach langer Genesung wieder mit deinem Sport beginnen möchtest.
Du schaust dich in der Sportschule um und ich wache von hier aus über dich. Wenn ich das Bild eines verletzten Sportlers in deinem Geist entstehen lasse, tust du so, als würde dir deine alte Verletzung zu schaffen machen und verlässt die Schule oder das Krankenhaus, in das man dich bringt. Wir fahren dann mit der ersten Rohrbahn, die wir kriegen, nach Olympia zurück. Schalte deinen Kommunikator ruhig auf Aufnahme, um dem Amt spezielle Aussagen vorlegen zu können."

Ich bestätige ihm das und danach gehen wir für heute schlafen. Ich liege noch lange wach, bis ich die kreisenden Gedanken in meinem Kopf beruhigt habe. Mit Glück fahren wir morgen Abend schon wieder nach Olympia zurück.

Am Vormittag des nächsten Tages fahren wir zu der Sportschule eines gewissen Siyabonga Nxumalo. Laut Internet-Auftritt der Schule ist es eine rein marsianische Sportschule. Ein White taucht dort nicht auf. An der Rezeption erklärt Master Ntuli der Empfangsdame:

"Sol. Ich habe erfahren, dass Sie hier eine sehr erfolgreiche Sportschule haben."

Er weist auf mich und ergänzt: "Dies ist Ramaphosa, mein Schützling. Er hat eine lange medizinische Odyssee hinter sich, nachdem er vor einiger Zeit bei einem Laufwettbewerb gefoult worden ist. Jetzt hat er sich soweit erholt, dass es wieder mit dem Training beginnen könnte. Dazu ist uns ihre Schule empfohlen worden."

"Sol, Mister..."

"Oh, Entschuldigen Sie. Mein Name ist Armstrong."

"Okay, Mister Armstrong. Bitte, setzen Sie sich dort..." - Sie weist auf die Sitzgruppe hinter uns - "... ich werde jemanden informieren, der sich um Sie kümmern wird. Ich bin leider nicht befugt."

Master Ntuli nickt ihr freundlich zu, bestätigt mit "Okay!" und wir warten in den Sesseln.

Nicht lange, nachdem die Rezeptionistin telefoniert hat, kommt ein Mann die Treppe herunter und stellt sich uns lächelnd vor:

"Sol! Ich bin Mister Nxumalo. Sie möchten also ihren Schützling bei uns anmelden?"

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Samstag, 10. Dezember 2022
Aufbruch ins All -64
"Okuden Dayak al Tajir, der meinen Platz im Fernaufklärer eingenommen hat, hat während einer Meditation Kontakt mit mir aufgenommen. Wahrscheinlich befand sich der Fernaufklärer im weiten Orbit um den Mars. Er hat mir zwei Bilder voller Emotion übermittelt. Das Eine war ein ruhig Teetrinkender Wüstenkrieger. Das andere Bild war das aggressiv kämpfende Pendant. Ich habe seine Übermittlung aufgezeichnet und das dann meinem Erkennungsprogramm zum Analysieren gegeben. Es hat mir folgende Kurznachricht ausgegeben: 'Ihr Gegner auf der Venus agiert in Arsia'. Wir müssen das unbedingt überprüfen!"

"Wenn das stimmt, wirft das eine Menge Fragen auf!" stellt Okuden Mnisi fest.

Ich nicke.

"Das ist richtig. Aber das ist Sache der Regierung. Wir müssen nur Beweise sammeln," meine ich.

"Wie sollen wir vorgehen?" fragt Okuden Mnisi und schaut mich aufmerksam an.

"Okuden Ntuli geht mit seinem Seito -Schüler- Ramaphosa nach Arsia und schaut sich um. Ramaphosa hat das Glück, dass er beide Sportarten beherrscht. Aber lasst euch auf kein Kräftemessen ein. Ihr müsst nur in die Sportvereine gehen und unverfängliche Gespräche führen, Fachgespräche eben. - Und dabei auf Reiki achten! Was erzählt euch Reiki über die Emotionen eurer Gesprächspartner? Und gibt es dort ein Individuum mit aggressivem Charakter? - Habt ihr solch eine Wesenheit erspürt, gebt mir sofort Bescheid und führt eure Gespräche in anderen Vereinen weiter."

"Okay, wir rufen Sie hier an, Chisei Myers," bestätigt Okuden Ntuli.

Ich nicke und meine:
"Ich bin gespannt, was Ihre Recherche ergibt."

*

Mein Meister Ntuli und ich, Ramaphosa, verlassen den Rohrbahnhof in Arsia und lassen uns zum Sporthotel bringen. Arsia hat sich in der letzten Zeit zu einem, wenn nicht gar zu DEM Sportzentrum des Mars entwickelt. Neben der Übernachtung mit Frühstück ist auch die Nutzung der Trainingsgeräte im Preis inbegriffen, sagt man uns beim Einchecken.

Erst einmal beziehen wir unsere Zimmer. Dort schlägt Master Ntuli vor, dass wir uns zuerst in Meditation versenken und schauen, was Reiki hier in Arsia macht. Ich kann Reiki - die Lebenskraft, die alles durchdringt - inzwischen sehr gut spüren. Sie ist neutral und kann daher dazu genutzt werden Gutes zu tun, genauso jedoch auch aggressiv gegen Gegner eingesetzt werden, wer es versteht, sie dafür zu missbrauchen.

Ich habe mich auf mein Bett gesetzt und die Augen geschlossen. Damit habe ich mögliche visuelle Störungen abgeschaltet. Ich horche nach innen und gehe Schritt für Schritt tiefer in die Meditation. Bald sehe ich Reiki wie Wellen um mich herum wabern. Sie haben eine zartrosa Farbe und zeigen mir die lebensbejahenden, positiven Gefühle der Menschen um mich herum. Ich wandere im Geiste von Wohnblock zu Wohnblock und halte plötzlich schockiert inne. Eine negative Strömung in feuerroter Farbe habe ich erspürt.

Ich versuche das Wesen zu erkennen, das die stärkste Intensität ausstrahlt. Es ist ein White. Der Mann kann aber weder Mister Armstrong noch Chisei Myers sein. Dieser Mann ist mir fremd. Ich meine in einem Raum zu sein, in dem sich gerade viele Sportler versammelt haben. Auch die Coloured haben diese negativen Gefühle.

Ich ziehe mich zurück und schwebe über dem Wohnblock. Dann wünsche ich mich in meinen Körper zurück. Ich zähle dabei die Häuserblocks, bis ich wieder im Sporthotel und schließlich in meinem Körper angekommen bin. Ich schlage die Augen auf und sehe Okuden Ntuli mit ernstem Gesicht vor mir im Sessel sitzen. Stimmt, ich habe mein Hotelzimmer nicht abgeschlossen gehabt.

"Okuden Ntuli," spreche ich ihn an und erzähle ihm von meinem Ausflug während der Meditation. "Eine solch starke Manifestation negativer Energie habe ich noch nicht erlebt. Natürlich bleiben die Menschen nicht in jeder Situation freundlich und gelassen. Es gibt auch Situationen, in denen sie ärgerlich oder sogar aggressiv werden. Aber was ich dort gesehen habe, hat mich schockiert."

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Mittwoch, 7. Dezember 2022
Aufbruch ins All -63
"Fahre jetzt den Fusionsreaktor hoch und starte den Warp-Antrieb, sobald die nötige Energie vorhanden ist! Ziel ist das Jupiter-System. Gehe dort in eine ungefährliche Umlaufbahn weit draußen!"

"Sofort, Kommandant!"

Nun gehe ich in Mircos Labor und fordere ihn auf, mir in die Pilotenkanzel zu folgen. Dann klettere ich die Leiter hoch und setze mich in meinen Kontursessel. Kurz darauf nähert sich Mirco und setzt sich neben mich. Er schaut mich erwartungsvoll an.

"Wohin fliegen wir jetzt?" fragt er.

"Kurs Jupiter liegt an," gebe ich ihm bekannt.
Mirco macht große Augen.

"Das ist ja eine ganze Ecke weg!" äußert er sich.

Ich grinse und erkläre ihm:
"Wir dürfte etwa 32 Wochen oder siebeneinhalb Monate dauern. Eine Strecke, wohlgemerkt. Wir schauen uns die Monde an und vergleichen unsere Erkenntnisse mit den schon bekannten. Anschließend geht es wieder zurück zur Erde. Das dürfte eine Reise von etwa zwei Jahren sein."

*

Ich, Florian Myers, befinde mich gerade in meinem Büro in der Ringer Schule Olympia und denke über die Herangehensweise an eine Situation nach, als mich das Gefühl beschleicht, beobachtet zu werden. In mich hineinhorchend, kommt mir das andere Bewusstsein bekannt vor. Das Bild eines Tuareg taucht vor meinem inneren Auge auf. Das Gesicht ist von der Alasho -Gesichtsschleier der Wüstenläufer- verdeckt. Nur die Augen sind frei und zeigen Lachfältchen. Ich formuliere 'Master Dayak al Tajir' und der fiktive Tuareg hebt die Hand.

Dann erlebe ich in schneller Folge einen Wechsel zwischen zwei Bildern. Einmal einen im Schneidersitz sitzenden Wüstenkrieger, der seinen dicken Pfefferminztee in kleinen Schlucken genießt. Ein Andermal einen wilden Säbelschwingenden Tuareg. Ich wähle unwillkürlich für den friedlichen Tuareg einen Strich und für den Kriegerischen einen Punkt auf dem Notizblock vor mir. Die Wahl fällt auch deshalb so aus, weil das Bild des friedlich sitzenden Tuareg anscheinend etwas länger in meinem Kopf weilt.

Dann sind beide Projektionen plötzlich weg und nach einer Pause beginnt es von vorn. Als die zweite Pause beginnt, nehme ich mein Tablet und fotografiere meine Striche. Dann aktiviere ich das Erkennungsprogramm. Tatsächlich findet das Programm eine Entsprechung. Ich habe eine Nachricht im Morse-Alphabet erhalten, das aus der Frühzeit des Funks stammt. Sie besagt, dass mein Gegner aus der anderen Fechtschule auf der Venus wahrscheinlich in Arsia agiert.

Es ist nur eine kurze Nachricht, die mich aber alarmiert. Ich muss dieser Information unbedingt nachgehen! Also verstärke ich mein Gefühl des Dankes und nutze dieselbe Bilderfolge, indem ich mir einen Tuareg im Ruhemodus und im Kampfmodus vorstelle, und morse auf diese Weise Okuden Dayak "Danke - Reiki mit dir!" zurück. Nun sehe ich das Bild eines Tuareg, der sein Kamel herumzieht und schnell weggaloppiert.

Ich erhebe mich und gehe an den Stundenplan, der mir zeigt, wo welche Lehrer jetzt gerade unterrichten. Danach fordere ich die Master Mnisi und Ntuli auf, in ihrer Pause zu mir zu kommen.

Eine halbe Stunde später sitzen beide Lehrer mir gegenüber. Ich eröffne ihnen:

"Unser Problem beginnt real zu werden. Der gegnerische Meister der Fechtkunst hat es irgendwie geschafft auf den Mars zu gelangen. Die Space Ressource Corporation versucht hier Fuß zu fassen."

Okuden Ntuli spricht die Frage aus, die nun bedeutungsschwer in der Luft meines Büros hängt:

"Woher wissen Sie, O-Chisei...?"

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