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Sonntag, 9. April 2023
Neue Heimat L98 59b (21)
mariant, 10:11h
Am frühen Abend besuchen wir den Gottesdienst in unserer Gemeinde und treffen dort auch auf Raimonds Eltern. Wieder fremdelt Anne. Ihr ist es unangenehm, dass sich so viele fremde Personen für sie interessieren. Am zweiten Weihnachtstag besuchen wir Raimonds Eltern. Anne verliert dort allmählich ihre Scheu. Nach den Abendessen bei meinen und bei Raimonds Eltern bekommt sie ihre Mahlzeit und ist bald in der Känguru-Tragetasche an meinem Körper eingeschlafen.
Im Frühjahr haben wir von der Kindertagesstätte Bescheid bekommen und zwei Wochen darauf habe ich sie dorthin gebracht. Die Termine tagsüber nehme ich alleine wahr, denn Raimond arbeitet zu der Tageszeit. Anne wird gesundheitlich untersucht und ich bekomme eine Liste der Dinge mit nachhause, die sie im Kindergarten brauchen wird. Ein Monat später folgt noch eine letzte Informationsveranstaltung und im Sommer geht es los. Es beginnt mit einer einwöchigen Eingewöhnungszeit.
Am ersten Tag bin ich zu Beginn um 9 Uhr dort. Anne sitzt in der Tragetasche und zwei Taschen voller Babysachen habe ich in den Händen. Annes Sachen habe ich vorher alle gekennzeichnet. Wir Mütter hören uns an, was morgens im Kindergarten alles erledigt werden muss und leeren die Taschen in gekennzeichnete Fächer. Danach folgt die Vorstellungsrunde, ein Must-have! Um 11 Uhr ist 'Mittag'. Wir rühren den Kindern ihre Babynahrung an und nach dem gemeinsamen Essen können wir mit den Kleinen schon wieder nachhause gehen.
Der zweite Tag verläuft ähnlich, nur dass wir die Vorstellungsrunde weglassen und stattdessen mit den Kleinen nach draußen gehen. Auf dem Dach der darunterliegenden Ebene hat man einen Spielplatz gebaut. Er ist rundum absturzgesichert. Auf zwei Seiten befindet sich der Kindergarten. Die beiden anderen Seiten begrenzen drei Meter hohe Wände aus Sicherheitsglas. Vor der mittäglichen Mahlzeit dürfen wir schon nachhause gehen.
Am dritten und am vierten Tag darf Anne das erste Mal für nicht ganz zwei Stunden ohne mich in der Kita spielen. Am fünften Tag bleibt Anne das erste Mal über Mittag im Kindergarten, von 9 bis 13 Uhr. Das nutze ich für Angelegenheiten, die man schlecht mit Kind in der Trage-Tasche erledigen kann. An den Wochenenden ist die Kita geschlossen.
Ab der zweiten Woche darf sie die volle Zeit von 8 bis 18 Uhr im Kindergarten bleiben. Wenn ich ehrlich bin, ist mir bei dem Gedanken, dass sie solange 'alleine' ist, ein bisschen mulmig zumute. Anne mag es, anderen Kindern zuzuschauen. Das Spielzeug in der Kita ist anscheinend viel interessanter als ihr eigenes Zuhause und das Essen dort findet sie toll. Die Erzieherinnen spielen tolle Spiele.
Aber das Schlafen in der Kita fällt Anne schwer und abends, wenn wir wieder zuhause sind, darf ich es nicht wagen, sie kurz hinzulegen, um eben zu Toilette zu gehen. Dann geht das Gebrüll los! Gelacht wird erst wieder, wenn der Papa nachhause kommt.
Ich kann ihr ihre Anhänglichkeit nicht wirklich krummnehmen. Vorher ist sie nie solange von mir getrennt gewesen. Sie muss sich erst einmal daran gewöhnen. Das hört mit der Zeit sicher von selbst auf, wenn sie merkt, dass ich jeden Abend zum Abholen wiederkomme und dass der Kindergarten mit den vielen Kindern viel spannender ist.
Im Frühjahr haben wir von der Kindertagesstätte Bescheid bekommen und zwei Wochen darauf habe ich sie dorthin gebracht. Die Termine tagsüber nehme ich alleine wahr, denn Raimond arbeitet zu der Tageszeit. Anne wird gesundheitlich untersucht und ich bekomme eine Liste der Dinge mit nachhause, die sie im Kindergarten brauchen wird. Ein Monat später folgt noch eine letzte Informationsveranstaltung und im Sommer geht es los. Es beginnt mit einer einwöchigen Eingewöhnungszeit.
Am ersten Tag bin ich zu Beginn um 9 Uhr dort. Anne sitzt in der Tragetasche und zwei Taschen voller Babysachen habe ich in den Händen. Annes Sachen habe ich vorher alle gekennzeichnet. Wir Mütter hören uns an, was morgens im Kindergarten alles erledigt werden muss und leeren die Taschen in gekennzeichnete Fächer. Danach folgt die Vorstellungsrunde, ein Must-have! Um 11 Uhr ist 'Mittag'. Wir rühren den Kindern ihre Babynahrung an und nach dem gemeinsamen Essen können wir mit den Kleinen schon wieder nachhause gehen.
Der zweite Tag verläuft ähnlich, nur dass wir die Vorstellungsrunde weglassen und stattdessen mit den Kleinen nach draußen gehen. Auf dem Dach der darunterliegenden Ebene hat man einen Spielplatz gebaut. Er ist rundum absturzgesichert. Auf zwei Seiten befindet sich der Kindergarten. Die beiden anderen Seiten begrenzen drei Meter hohe Wände aus Sicherheitsglas. Vor der mittäglichen Mahlzeit dürfen wir schon nachhause gehen.
Am dritten und am vierten Tag darf Anne das erste Mal für nicht ganz zwei Stunden ohne mich in der Kita spielen. Am fünften Tag bleibt Anne das erste Mal über Mittag im Kindergarten, von 9 bis 13 Uhr. Das nutze ich für Angelegenheiten, die man schlecht mit Kind in der Trage-Tasche erledigen kann. An den Wochenenden ist die Kita geschlossen.
Ab der zweiten Woche darf sie die volle Zeit von 8 bis 18 Uhr im Kindergarten bleiben. Wenn ich ehrlich bin, ist mir bei dem Gedanken, dass sie solange 'alleine' ist, ein bisschen mulmig zumute. Anne mag es, anderen Kindern zuzuschauen. Das Spielzeug in der Kita ist anscheinend viel interessanter als ihr eigenes Zuhause und das Essen dort findet sie toll. Die Erzieherinnen spielen tolle Spiele.
Aber das Schlafen in der Kita fällt Anne schwer und abends, wenn wir wieder zuhause sind, darf ich es nicht wagen, sie kurz hinzulegen, um eben zu Toilette zu gehen. Dann geht das Gebrüll los! Gelacht wird erst wieder, wenn der Papa nachhause kommt.
Ich kann ihr ihre Anhänglichkeit nicht wirklich krummnehmen. Vorher ist sie nie solange von mir getrennt gewesen. Sie muss sich erst einmal daran gewöhnen. Das hört mit der Zeit sicher von selbst auf, wenn sie merkt, dass ich jeden Abend zum Abholen wiederkomme und dass der Kindergarten mit den vielen Kindern viel spannender ist.
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Donnerstag, 6. April 2023
Neue Heimat L98 59b (20)
mariant, 10:19h
Wenn sich Raimond am Morgen aus dem Bett 'stiehlt' und das Frühstück in der Küche in Auftrag gibt, gibt es kurz Unruhe. Er bringt anschließend das Tablett ans Bett und räumt danach auch wieder ab. Nachdem der Papa sich zu seiner Firma aufgemacht hat und wieder Ruhe eingekehrt ist, krabbelt Klein-Anne auf mich und schläft mit dem Ohr an meinem Herzen weiter. Leider kann ich so nicht wirklich schlafen, aber Raimond hat mir dafür ein Buch aus dem Regal angereicht.
Das Schlafen mit Anne an meiner Seite im selben Bett hat einige Vorteile. Zum einen ist das Stillen im Liegen sehr entspannend. Anne wacht meist gar nicht richtig auf. Sie saugt im Halbschlaf und schläft anschließend innerhalb von zehn Minuten wieder ein. Selbst ich schlafe schon einmal während des Stillens ein.
Hat unsere Kleine Bauchschmerzen, liegt sie gerne auf der Seite. Allerdings fällt sie dabei meist um. Ich stütze sie also einfach im Rücken, bis sie fest genug schläft. Auch kann ich ihr in dieser Position ganz einfach den Bauch massieren. Schläft sie einmal schlecht, halte ich meist ihr Händchen. Danach schläft sie besser.
Zum anderen bringt mir das gemeinsame Schlafen in unserer Situation unglaublich viel. In jedem Fall gilt: keine Kissen, Kuscheltiere und ähnliches für das Baby. Kein Alkohol und Zigaretten für die Erwachsenen! Auch keine anderen Kinder neben dem Baby! Das bedeutet also, dass Anne in Zukunft bei ihrem Papa im Gästezimmer schlafen muss, solange ein Geschwisterchen zu klein ist.
Auf das Kissen, das ich benutze und unter meinem Kopf liegt, reicht Anne nicht heran, da sie mit dem Kopf auf der Höhe meiner Brust liegt. Die Decke wird ihr höchstens über die Beine gelegt oder auf die ihr abgewandte Seite in ihren Rücken.
Je älter Anne wird, desto öfter kann ich mich wegschleichen, wenn sie eingeschlafen ist. Anfangs ist das noch unmöglich gewesen. Anne ist ein unglaublich nähebedürftiges Baby. Sie kennt es ja nicht anders, als dass Mama sofort greifbar ist. Nachdem Anne sitzen kann, kaufe ich mir eine Känguruh-Tragetasche. Nun trage ich unsere Kleine tagsüber auch außerhalb unserer Wohnung mit mir herum.
Seit Anne laufen kann, ist sie nicht mehr zu bändigen und läuft munter hin und her. Ich muss sie immer im Blick haben und schauen, dass sie sich nichts antut. Trotzdem ist schon einmal ein Stuhl umgestürzt, an dem sie sich festgehalten hat. Meine Kleine hat geweint, nicht weil sie sich weh getan hätte, sondern weil sie sich erschrocken hat. Sofort bin ich hinzugeeilt und habe sie getröstet. Natürlich habe ich ihr gesagt, dass sie etwas falsch gemacht hat. Niemals aber, dass sie deshalb 'ein böses Mädchen' wäre!
Nun suchen wir eine Kindertagesstätte in der Nähe unserer Wohnung. Wir schauen uns ein gutes Dutzend staatlich kontrollierter Einrichtungen an. Zum einen, sind sie billiger als private Einrichtungen und die Betreuung ist dort besser. Nachdem wir uns für eine Kita entschieden haben, tragen wir uns dort in eine Warteliste ein.
Zu Weihnachten besuchen wir unsere Eltern. Als wir am späten Nachmittag des ersten Weihnachtstages bei meinen Eltern eintreffen, freuen sie sich sehr auf unsere Kleine. Anfangs hat Anne sehr gefremdelt. Das hat sich aber im Laufe des Nachmittages gelegt. Meine Eltern sind ganz vernarrt in ihre Enkelin und tragen sie oft auf ihren Schultern herum.
Das Schlafen mit Anne an meiner Seite im selben Bett hat einige Vorteile. Zum einen ist das Stillen im Liegen sehr entspannend. Anne wacht meist gar nicht richtig auf. Sie saugt im Halbschlaf und schläft anschließend innerhalb von zehn Minuten wieder ein. Selbst ich schlafe schon einmal während des Stillens ein.
Hat unsere Kleine Bauchschmerzen, liegt sie gerne auf der Seite. Allerdings fällt sie dabei meist um. Ich stütze sie also einfach im Rücken, bis sie fest genug schläft. Auch kann ich ihr in dieser Position ganz einfach den Bauch massieren. Schläft sie einmal schlecht, halte ich meist ihr Händchen. Danach schläft sie besser.
Zum anderen bringt mir das gemeinsame Schlafen in unserer Situation unglaublich viel. In jedem Fall gilt: keine Kissen, Kuscheltiere und ähnliches für das Baby. Kein Alkohol und Zigaretten für die Erwachsenen! Auch keine anderen Kinder neben dem Baby! Das bedeutet also, dass Anne in Zukunft bei ihrem Papa im Gästezimmer schlafen muss, solange ein Geschwisterchen zu klein ist.
Auf das Kissen, das ich benutze und unter meinem Kopf liegt, reicht Anne nicht heran, da sie mit dem Kopf auf der Höhe meiner Brust liegt. Die Decke wird ihr höchstens über die Beine gelegt oder auf die ihr abgewandte Seite in ihren Rücken.
Je älter Anne wird, desto öfter kann ich mich wegschleichen, wenn sie eingeschlafen ist. Anfangs ist das noch unmöglich gewesen. Anne ist ein unglaublich nähebedürftiges Baby. Sie kennt es ja nicht anders, als dass Mama sofort greifbar ist. Nachdem Anne sitzen kann, kaufe ich mir eine Känguruh-Tragetasche. Nun trage ich unsere Kleine tagsüber auch außerhalb unserer Wohnung mit mir herum.
Seit Anne laufen kann, ist sie nicht mehr zu bändigen und läuft munter hin und her. Ich muss sie immer im Blick haben und schauen, dass sie sich nichts antut. Trotzdem ist schon einmal ein Stuhl umgestürzt, an dem sie sich festgehalten hat. Meine Kleine hat geweint, nicht weil sie sich weh getan hätte, sondern weil sie sich erschrocken hat. Sofort bin ich hinzugeeilt und habe sie getröstet. Natürlich habe ich ihr gesagt, dass sie etwas falsch gemacht hat. Niemals aber, dass sie deshalb 'ein böses Mädchen' wäre!
Nun suchen wir eine Kindertagesstätte in der Nähe unserer Wohnung. Wir schauen uns ein gutes Dutzend staatlich kontrollierter Einrichtungen an. Zum einen, sind sie billiger als private Einrichtungen und die Betreuung ist dort besser. Nachdem wir uns für eine Kita entschieden haben, tragen wir uns dort in eine Warteliste ein.
Zu Weihnachten besuchen wir unsere Eltern. Als wir am späten Nachmittag des ersten Weihnachtstages bei meinen Eltern eintreffen, freuen sie sich sehr auf unsere Kleine. Anfangs hat Anne sehr gefremdelt. Das hat sich aber im Laufe des Nachmittages gelegt. Meine Eltern sind ganz vernarrt in ihre Enkelin und tragen sie oft auf ihren Schultern herum.
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Montag, 3. April 2023
Neue Heimat L98 59b (19)
mariant, 10:14h
Die Geburt empfinde ich als Erstgebärende als schwierig, aber das Personal strahlt eine solche Ruhe und Zuversicht aus, dass mich das Gefühl ebenfalls trägt. Anschließend bleibe ich noch vier Tage in der Klinik, während mir eine hinzugekommene menschliche Hebamme zeigt, wie ich unser Mädchen am besten stille, wie ich es bade und wickele. Der Pflege-Roboter überprüft täglich meine und Annes Vitalwerte.
Raimond hat mir am Tag der Geburt beigestanden. Jetzt besucht er mich täglich nach Feierabend und sitzt dann eine Stunde an meinem Bett. Er hat Angst, seiner Tochter weh zu tun, deshalb berührt er sie nur mit den Fingerspitzen und streicht ihr zärtlich über Wange, Schulter und Ärmchen. Die Kleine ergreift forsch mit ihren Fingerchen seinen Finger, umschließt ihn und führt ihn vor ihre Lippen. Flugs steckt sein Finger in ihrem Mund und sie beginnt zu saugen. Er lacht verlegen und zieht den Finger wieder zurück. Ich lächele Annes Vater glücklich an.
Beim Verlassen der Klinik bin ich auf mich gestellt, weil Raimond in seiner Firma ist. Ich trage unser Mädchen in einem Tuch liegend unter meiner Jacke zum Foyer und warte, dass das Flugtaxi draußen auf der Landeplattform eintrifft.
In unserer Glaubensgemeinschaft ist es üblich, dass die Mutter zu ihrem Kind eine besondere Bindung eingeht. Das erreicht sie durch Nähe rund um die Uhr. Ich trage also mein Mädchen tagsüber in liegender Position vor der Brust hängend, in einem im Nacken geknoteten Tuch wie in einer Hängematte. Dadurch kann Anne sofort trinken, wenn sie aufwacht. Es gibt kein großes Geschrei, um mich aufmerksam zu machen.
Innerhalb der ersten zwei Wochen nach der Geburt muss ich mein Mädchen in der Verwaltung anmelden. Ich lade das Formular herunter, fülle es aus und schicke es als E-Mail-Anhang ab.
Einen Monat nach der Geburt haben wir den nächsten Termin in der Geburtsklinik. Der Frauenarzt kontrolliert noch einmal meine und Annes Werte. In dieser Zeit bekomme ich ebenfalls Besuch von Mitarbeitern der Verwaltung, die sehen wollen, ob es uns gut geht. Ab dem zweiten Monat stehen die ersten Impfungen an. Dafür suche ich mir einen Kinderarzt in der Nähe und frage dafür meine beste Freundin nach ihren Erfahrungen.
*
Am Abend des Tages als Sophie mit unserem Mädchen aus der Geburtsklinik nach Hause gekommen ist, komme ich aus der Firma nachhause und sehe sie in der Küche werkeln. Selig schlafend liegt Anne in einem Tuch, wie in einer Hängematte, vor Sophies Brust. Ich umfasse Sophie vorsichtig von hinten und drücke meine Wange an ihre.
"Liebevolle Mutter," begrüße ich sie in sanftem Ton.
Sie lächelt, während sie unser Essen aus dem Ausgabefach nimmt. Ich nehme ihr das Tablett ab und trage die Teller, Schälchen und Gläser an den Esstisch. Dort arrangiere ich das Essen, so dass wir uns nur setzen brauchen.
"Bester Vater!" antwortet sie mir lächelnd und gibt mir im Vorbeigehen einen Kuss.
Als ich mich setze, frage ich Sophie:
"Hast du bei deinem Arbeitgeber schon den Mutterschaftsurlaub beantragt?"
Sie schüttelt den Kopf und entgegnet:
"Das mache ich morgen aber sofort!"
Nach dem Abendessen räume ich den Tisch ab und stelle die Reste auf das Laufband in der Küche. Ich markiere sie als 'Schon zubereitet', so dass die Automatik sie im Kühlschrank deponiert, damit sie innerhalb der nächsten Tage gegessen werden. Anschließend biete ich Sophie an, dass wir im Schlafzimmer noch jeder ein E-book lesen, bis wir müde werden und einschlafen. Unser kleines Mädchen weckt Sophie anfangs alle paar Stunden, ist aber sofort ruhig, wenn sie die Brust bekommt. Später können wir alle drei auf dem breiten Bett durchschlafen.
*
Raimond hat mir am Tag der Geburt beigestanden. Jetzt besucht er mich täglich nach Feierabend und sitzt dann eine Stunde an meinem Bett. Er hat Angst, seiner Tochter weh zu tun, deshalb berührt er sie nur mit den Fingerspitzen und streicht ihr zärtlich über Wange, Schulter und Ärmchen. Die Kleine ergreift forsch mit ihren Fingerchen seinen Finger, umschließt ihn und führt ihn vor ihre Lippen. Flugs steckt sein Finger in ihrem Mund und sie beginnt zu saugen. Er lacht verlegen und zieht den Finger wieder zurück. Ich lächele Annes Vater glücklich an.
Beim Verlassen der Klinik bin ich auf mich gestellt, weil Raimond in seiner Firma ist. Ich trage unser Mädchen in einem Tuch liegend unter meiner Jacke zum Foyer und warte, dass das Flugtaxi draußen auf der Landeplattform eintrifft.
In unserer Glaubensgemeinschaft ist es üblich, dass die Mutter zu ihrem Kind eine besondere Bindung eingeht. Das erreicht sie durch Nähe rund um die Uhr. Ich trage also mein Mädchen tagsüber in liegender Position vor der Brust hängend, in einem im Nacken geknoteten Tuch wie in einer Hängematte. Dadurch kann Anne sofort trinken, wenn sie aufwacht. Es gibt kein großes Geschrei, um mich aufmerksam zu machen.
Innerhalb der ersten zwei Wochen nach der Geburt muss ich mein Mädchen in der Verwaltung anmelden. Ich lade das Formular herunter, fülle es aus und schicke es als E-Mail-Anhang ab.
Einen Monat nach der Geburt haben wir den nächsten Termin in der Geburtsklinik. Der Frauenarzt kontrolliert noch einmal meine und Annes Werte. In dieser Zeit bekomme ich ebenfalls Besuch von Mitarbeitern der Verwaltung, die sehen wollen, ob es uns gut geht. Ab dem zweiten Monat stehen die ersten Impfungen an. Dafür suche ich mir einen Kinderarzt in der Nähe und frage dafür meine beste Freundin nach ihren Erfahrungen.
*
Am Abend des Tages als Sophie mit unserem Mädchen aus der Geburtsklinik nach Hause gekommen ist, komme ich aus der Firma nachhause und sehe sie in der Küche werkeln. Selig schlafend liegt Anne in einem Tuch, wie in einer Hängematte, vor Sophies Brust. Ich umfasse Sophie vorsichtig von hinten und drücke meine Wange an ihre.
"Liebevolle Mutter," begrüße ich sie in sanftem Ton.
Sie lächelt, während sie unser Essen aus dem Ausgabefach nimmt. Ich nehme ihr das Tablett ab und trage die Teller, Schälchen und Gläser an den Esstisch. Dort arrangiere ich das Essen, so dass wir uns nur setzen brauchen.
"Bester Vater!" antwortet sie mir lächelnd und gibt mir im Vorbeigehen einen Kuss.
Als ich mich setze, frage ich Sophie:
"Hast du bei deinem Arbeitgeber schon den Mutterschaftsurlaub beantragt?"
Sie schüttelt den Kopf und entgegnet:
"Das mache ich morgen aber sofort!"
Nach dem Abendessen räume ich den Tisch ab und stelle die Reste auf das Laufband in der Küche. Ich markiere sie als 'Schon zubereitet', so dass die Automatik sie im Kühlschrank deponiert, damit sie innerhalb der nächsten Tage gegessen werden. Anschließend biete ich Sophie an, dass wir im Schlafzimmer noch jeder ein E-book lesen, bis wir müde werden und einschlafen. Unser kleines Mädchen weckt Sophie anfangs alle paar Stunden, ist aber sofort ruhig, wenn sie die Brust bekommt. Später können wir alle drei auf dem breiten Bett durchschlafen.
*
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