Donnerstag, 27. April 2023
Neue Heimat L98 59b (27)
Nachdem die Embryos geboren wurden, die sich im Mutterleib normal entwickelt haben, entwickelt sich zusätzlich auch ein System aus Erziehern und Lehrern, während die Mütter ihren 'Ziehkindern' eine Stütze abgeben, an denen sie sich aufrichten können, wenn es einmal nötig sein sollte.

In einer der regelmäßigen Zusammenkünfte macht der Kommandant einen besonderen Vorschlag:

"Das Sonnensystem ist vor langer Zeit von einem Astronomen, namens Olivier Demangeon aus der portugiesischen Region der iberischen Halbinsel auf der Erde entdeckt worden. Ich denke, wir ehren den Mann, ohne den wir jetzt nicht hier wären, indem wir unseren neuen Planeten 'Angeon' nennen. Der Stern trägt auch nur die profane Katalognummer L98-59. Ich schlage vor ihn 'Ilios' zu nennen, was aus der griechischen Sprache entlehnt ist und 'Sonne' bedeutet."

Der Vorschlag bekommt die überwiegende Zustimmung der Besatzung, die sich in den letzten zwanzig Jahren der Bremsphase durch das Einpflanzen von je zwei Embryonen pro weiblichem Besatzungsmitglied alle vier Jahre vervielfacht hat. Alle per Gentechnik auf die Umwelt von Angeon angepassten Embryonen haben die lange Reise nicht überstanden, aber das Raumschiff kommt mit ungefähr 3600 lebensfähigen Embryonen in der neuen Heimat an.

Etwa 200 junge erwachsene Liebes- und Ehepaare haben die Reise im Orbit der Erde angetreten, die alle einen systemrelevanten Beruf erlernt haben. Dreißig der fünfzig Jahre Flugdauer haben auch sie im Kälteschlaf verbracht. Die Frauen haben unterschreiben müssen, in den 20 Jahren ihrer 'fruchtbaren Phase' alle vier Jahre je zwei Embryonen auszutragen. Nun ist die Besatzung am Ziel der Reise auf 1000 Mitglieder angewachsen.

Die Kinder werden in den ersten vier Jahren ihres Lebens von ihren Zieheltern betreut. Danach kommen sie für vier Jahre in eine Spielgruppe und lernen dort das Zusammenleben mit anderen Kindern kennen. Vom achten bis zwölften Lebensjahr werden sie in einer 'Primary School' betreut. Bis zum 16. Lebensjahr lernen sie in der 'Middle School' und bis zum 20. Lebensjahr gehen sie an Bord in die Highschool. In der Middle- und der Highschool müssen sie je nach persönlichen Interessen verschiedene 'Clubs' besuchen, die vertiefendes Wissen auf dem gewählten Gebiet bieten.

Auf diese Weise sind die Mütter in der Lage, sich alle vier Jahre um weitere zwei Geburten zu kümmern. Die fünfte und letzte 'Runde' der Schwangerschaften setzt der Kommandant aus, da sie sich nun im Orbit um Angeon befinden und den Abstieg auf den Planeten vorbereiten. Sie haben sich für eine weite grasbewachsene Hochebene auf dem größten Kontinent entschieden, die auf einer Seite von einem Gebirge und auf der anderen Seite einem Felssturz von etwa 200 Metern Höhe begrenzt ist. Der Boden unter der Grasnarbe besteht zum größten Teil aus Sandstein, ein Material, das beim Aufbau gebraucht wird.

Die Hochebene hat eine Ausdehnung von 3000 Kilometern in einer Richtung und etwas über 2200 Kilometern in der anderen. Die Tiefebenen rundum bedecken ein riesiger Urwald. Im Gebirge entspringen drei Flüsse. Einer davon nimmt seinen Weg auf der der Hochebene abgewandten Seite. Die beiden anderen Flüsse durchqueren die Hochebene und stürzen dann in mehreren Wasserfällen in den Urwald hinab.

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Montag, 24. April 2023
Neue Heimat L98 59b (26)
Dann beginnt die KI sich mehr um den erdähnlichen Planeten zu kümmern. Sie kartografiert den Planeten dreidimensional. Unsere Wissenschaftler erkennen, dass der Planet Ozeane und Kontinente besitzt. Auf den Kontinenten wechseln Savannen, Dschungel und Gebirge einander ab. Anhand der Gebirge machen sie eine Plattentektonik fest, also ganz so wie auf der Erde.

Danach schickt die Künstliche Intelligenz einen Lander auf die Oberfläche, um in den verschiedenen Bodenformationen und Klimazonen Bodenproben zu nehmen. Auch Proben der Umgebungsluft werden gezogen. Hier und da nimmt man auch pflanzliches Material auf. Dies alles wird analysiert, die DNA ermittelt und die Daten zur Erde gefunkt.

Nach eingehender wissenschaftlicher Auswertung der Ergebnisse, werden in hochreinen Labors in der Moonbase Bakterien und Viren per Gentechnik gezüchtet, wie sie auf dem Planeten L98-59 b vorkommen. Man entwickelt einerseits Impfstoffe und andererseits menschliche Embryonen, die immun gegen die Mikroorganismen des fremden Planeten sind. Dies ist eine Aufgabe, die etwa 10 Jahre in Anspruch nimmt.

Etwa 12 Jahre nach den ersten Daten aus dem 35 Lichtjahre entfernten System ist der Impfstoff für die Raumfahrer im großen Stil verfügbar. Nun wirbt die staatliche Raumfahrtgesellschaft um Männer und Frauen, die die Reise zu dem Planeten antreten möchten. Ihr Raumschiff soll mit allen Annehmlichkeiten ausgestattet sein.

Zusätzlich erhält es ein Gentechnik-Labor und ein medizinisches Labor. Auch Baumaschinen und Einzelteile für Fabriken für Karbon und Glas werden eingeladen. Gleichzeitig wird über die gesamte Flugdauer Humanalbumin, ein Bestandteil des menschlichen Blutes, aus Blutspenden extrahiert. Genauso gewinnt man Harnstoff aus menschlichem Urin bei der Wasserrückgewinnung. Aus diesen beiden Bestandteilen, verbunden mit vor Ort befindlichem Sand, will man am Ziel einen Mörtel, oder auch Wandputz mit der Festigkeit von Beton herstellen.

Die Besatzung soll aus Medizinern, Gentechnikern und Ingenieuren für die unterschiedlichsten Sachgebiete bestehen. Gleichzeitig braucht es Erzieher und Lehrer für die Embryonen in den künstlichen Gebärmüttern. Die Embryonen, die die lange Reise in einer Art Kälteschlaf überstanden haben, werden kurz vor Erreichen des Systems in die Gebärmütter der Frauen eingepflanzt. Auch dann ist noch nicht klar, wieviel der Embryonen überleben und sich entwickeln. Sie sollen dann die erste Generation von Menschen bilden, die an den fremden Planeten angepasst sind.

Da es sich um eine One-way-Tour handelt, zahlt man den Teilnehmern keine Gehälter. Geld, dass sie nur auf der Erde ausgeben können, nutzt ihnen auf dem neuen Planeten wenig. Trotzdem erhält das Archiv des Raumschiffes auch viele Dateien zum Thema Geld. Man regt schon für die Dauer der Reise die Abgabe und Annahme von ‚Obligationen‘ -Verpflichtungen, persönliche Verbindlichkeiten- an, da ja jeder von der Tätigkeit des anderen Besatzungsmitglieds profitiert.

Auch die erwachsenen und gut ausgebildeten Männer und Frauen werden den größten Teil der Reise im Tiefschlaf verbringen. Sie sollen etwa 20 Jahre vor Erreichen des Ziels aus dem Schlaf geweckt werden. Dann werden den Frauen die bis dahin überlebenden Embryos eingesetzt und es wird ein bäuerliches Gemeinwesen an Bord aufgebaut. Es gibt an Bord ein Vertical Farming, mit dem die Nahrungsmittel erzeugt werden.

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Freitag, 21. April 2023
Neue Heimat L98 59b (25)
Der Lander unseres Raumschiffes hat Luft- und Bodenproben gesammelt. Nun gilt es, sie von der künstlichen Intelligenz auswerten zu lassen. Sie wird uns dann die genetischen Codes gefundener Bakterien und Viren übermitteln, womit dann unsere Genetiker arbeiten können.



--Auf Angeon--

Astronomen haben schon vor 1000 Jahren 34,6 Lichtjahre von der Erde entfernt einen erdähnlichen Planeten entdeckt. Bei Transits vor seinem Stern L98-59, ein roter Zwerg im Sternbild 'Fliegender Fisch' auf der südlichen Hemisphäre des Himmels hat man damals schon herausgefunden, dass der Planet in der habitablen Zone kreist und flüssiges Wasser auf seiner Oberfläche sein muss.

Genaueres kann nur ein irdisches Raumschiff herausfinden. Damals ist noch kein effektives Triebwerk auf dem Markt gewesen, um ein automatisches Raumschiff, ähnlich der Voyager-Sonden, dorthin zu schicken. Da solch ein Raumschiff auch autonom arbeiten muss, braucht es auch eine leistungsfähige Künstliche Intelligenz an Bord.

Im Jahr 2937, also 85 Jahre vor heute, ist es dann soweit gewesen. Das Raumschiff hat mit einem Ionen-Antrieb bis auf 70 Prozent der Lichtgeschwindigkeit beschleunigt und ist dann in den Ruhemodus geschaltet worden. Konventionelle chemische Triebwerke hat die KI zwischenzeitlich eingeschaltet, um dunkle planetare Wanderer zu umfliegen, die im Radar sichtbar wurden.

Dann hat die KI das Raumschiff gedreht, das Ionentriebwerk auf das Ziel ausgerichtet und über Jahre das Raumschiff heruntergebremst. Insgesamt hat der Flug also 49 Jahre und fünf Monate gedauert. Die Künstliche Intelligenz hat danach das dortige Sonnensystem erkundet und anschließend eine Umlaufbahn um den zweiten Planeten eingeschlagen, denn dieser ist tatsächlich mit der Erde vergleichbar.

Sobald die KI einen vollen Datenspeicher hat, beginnt sie die Daten zur Erde zu senden. Diese Funksprüche erreichen die Erde aufgrund der Lichtgeschwindigkeit erst 34 Jahre und sieben Monate nachdem sie die Künstliche Intelligenz auf unserem automatischen Raumschiff abgesandt hat. Man könnte jetzt einwenden, was sind diese Daten dann noch wert. Aber die Wissenschaftler wissen, dass die Natur weitaus langlebiger ist als der Mensch. Von daher sind 35 Jahre alte Daten immer noch von hohem wissenschaftlichem Wert.

Man erkennt auf diese Weise, dass neben den fünf bekannten Planeten noch zwei Riesenplaneten von Neptungröße den roten Zwerg umkreisen, wenn auch auf einer geneigten Bahn, die sie von der Erde aus nicht sichtbar sein lässt. Die Wissenschaftler nehmen an, dass es sich bei ihnen um einsame Wanderer handelt, die der Stern eingefangen hat. Die anderen fünf Planeten liegen auf einer Bahnebene, so dass es sich um Planeten handeln muss, die aus der ursprünglichen Staubscheibe um den Stern entstanden sind.

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