Donnerstag, 2. November 2023
Neue Heimat L98 59b (90)
'Scho' meint nun:
"Wir wischen uns die Finger nicht an unserer Kleidung ab, deshalb nutzen wir Messer und Gabel. Schau her, wie ich das mache, Liebes."

Er zeigt mir den Gebrauch der Werkzeuge neben der flachen Schale vor mir. Ich will es ihm nachmachen, aber steche mich in die Wange. Vor Schreck und Schmerz lasse ich das Werkzeug fallen. Danach esse ich mit den Fingern weiter. 'Scho's Nußa bringt mir Wasser und eine flauschige Haut, um meine Hände nach dem Essen zu säubern. Ich bedanke mich.

Danach bringt sie noch drei Schalen mit Fruchtspalten aus dem Nebenraum, die wir nun alle Drei mit den Fingern essen. Anschließend fordert mich 'Scho' auf, mich zu ihm auf die Couch zu setzen. Er fragt seine Mama, welche Lebensmittel ihr fehlen. Er will mit mir die Nahrungsmittel sammeln gehen.

Dazu verlassen wir kurz darauf die Wohnung und lassen uns von diesem Ding zum Hauseingang hinunterbringen. Wir treten durch das Loch vor das Haus und ich folge 'Scho' ein paar Minuten lang, bis wir wieder durch ein Loch in einen riesigen Raum treten.

Hier stehen viele Regale und Körbe, prall voll mit Lebensmitteln. Erstaunt stehe ich da und schaue. Dabei bekomme ich zuerst gar nicht mit, wie uns ein Mensch mit "Willkommen!" begrüßt.

'Scho' nimmt einen der roten Körbe in die Hand und führt mich zwischen den vollen Regalen und Körben hindurch, um hier und da etwas zu nehmen und in den Korb zu legen.

Staunend frage ich meinen Ssuckan -Mann-:
"Warum pflücken und zupfen die Menschen soviele Nahrungsmittel? Wird das alles heute verbraucht?"

'Scho' antwortet mir lächelnd:
"Nein, Liebes. Wir können die Nahrungsmittel nicht nur lagern, sondern auch kühlen und einfrieren. Dadurch hält es sich länger und wir brauchen nicht täglich in das Geschäft gehen, um uns zu versorgen."

Nach der Erklärung denke ich mir 'Aha', habe aber trotzdem kaum etwas verstanden, was er sagt. Nur soweit, dass Menschen nicht jeden Morgen auf Nahrungssuche gehen.

'Scho' sagt mir dann, was er braucht und ich nehme es, um es ihm in den Korb zu legen. Hier und da begegnen wir einem Menschen, der die Auslagen wieder auffüllt, die die anderen Menschen im Vorbeigehen leeren. Dieser Mensch bedankt sich bei uns dafür, dass wir ihm Arbeit machen, indem wir etwas an uns nehmen.

Nach einer Weile stellt sich 'Scho' geduldig zu anderen Menschen in eine 'Schlange'. Als wir an der Spitze angekommen sind, platziert 'Scho' den vollen Korb neben ein unbekanntes Ding. Dahinter steht ein Mensch, der nun jedes Teil einzeln aus unserem Korb nimmt und in einen grünen Korb auf der anderen Seite des Dings legt. Nachdem der rote Korb leer ist, erhält 'Scho' ein dünnes langes Blatt. Er nimmt den grünen Korb und geht damit auf die Seite. Hier packt er die Nahrungsmittel in mitgebrachte Beutel und gibt das Blatt einem anderen Mitarbeiter am Loch, durch das wir das Geschäft verlassen können. Zum Abschied ruft uns der Mitarbeiter nach.

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Montag, 30. Oktober 2023
Neue Heimat L98 59b (89)
Ehrlich antworte ich ihr:
"Danke sehr! Im Moment weiß ich noch nicht, wie es mir geht. Es ist alles so neu für mich."

"Das glaube ich," bestätigt die Nußa und fragt 'Scho': "Habt ihr schon etwas zu Mittag gegessen?"

"Noch nicht, Mama. Wir haben uns am Vormittag auf den Weg gemacht," antwortet ihr 'Scho'.

"Oh, dann habt ihr sicher Hunger!" meint sie und wendet sich an mich mit der Frage: "Was magst du denn essen?"

Ich weiß nicht, was sie meint. Hunger kenne ich nicht. Um Essen zu holen, nehme ich mir, was ich im Wald finde. Darum antworte ich einfach:

"Was der Wald bietet."

Nun erklärt 'Scho' seiner Nußa das Leben im Weltenwald:

"Die Frage 'Hast du Hunger?' verstehen die Ngachi nicht, Mama. Es wäre in etwa so, als würde man unsereins fragen 'Willst du atmen?'. Wenn sie essen möchten, gehen sie in den Wald, graben Wurzeln aus, pflücken Blätter, fangen Fische und graben Insektenlarven aus der Baumrinde."

'Scho's Nußa überlegt, was sie als Mahlzeit machen soll und schaut im Nebenraum nach. Dann kommt sie zurück und bietet uns etwas an, von dem ich nur Fisch kenne. Unsicher schaue ich 'Scho' an. Er nickt seiner Nußa zu und steht auf. Dabei bietet er an:

"Wir helfen dir bei der Zubereitung. Dann sieht Ckilorr auch, wie wir das machen."

Dann wendet er sich an mich und fragt:
"Kommst du mit in die Küche?"

Dabei streckt er mir seine Hand entgegen, an der ich mich hochziehe. Nun kommt seine Nußa zur Couch und säubert die Stelle, an der ich gesessen habe, um danach eine große Haut über die Couch zu legen.

Danach gehen wir gemeinsam in den Nebenraum, in dem eine verwirrende Ausstattung vorhanden ist. 'Scho's Mama holt Lebensmittel aus verschiedenen Behältnissen auf den Tisch und beauftragt mich etwas zu tun, das ich nicht verstehe.

Wieder erklärt 'Scho' wie wir im Wald leben:
"Die Ngachi kennen nur offenes Feuer. Ausgegrabene Wurzeln können auf zweierlei Art verarbeitet werden: Entweder man steckt sie auf einen angespitzten Ast und hält sie ins Feuer, um danach die Kruste aufzubrechen und den weichen Inhalt mit den Zähnen vom Spieß abzuknabbern. Oder man hält sie in einen Bach und reinigt sie unter fließendem Wasser, um sie danach zu schälen, kleinzuschneiden und in einer Suppe zu kochen."

Nun zeigt mir seine Nußa, wie man die Lebensmittel hier zubereitet und ich schaue interessiert zu. Als sie fertig zu sein scheint, gibt sie die zubereiteten Wurzeln und die Blätter in zwei große Schalen und die portionierten Fischteile auf ein flaches Rindenstück. Das tragen wir in den großen Raum. Dazu stellt sie zwei Behälter. In einen davon hat sie eine heiße Flüssigkeit gefüllt, die beim Kochen übriggeblieben ist.

Dann bietet mir 'Scho' an, mich auf ein Gestell zu setzen. Er und seine Nußa setzen sich ebenfalls. Ich schaue zu, wie 'Scho' und sie sich aus den Schalen und von der Rinde bedienen. Dann nehme ich mir auch etwas und beginne, wie gewohnt, mit den Fingern zu essen.

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Freitag, 27. Oktober 2023
Neue Heimat L98 59b (88)
Während wir in die Siedlung der Menschen hineingehen, sind wir zweimal Leuten aus diesem Stamm begegnet. Die Frauen haben ihre Kinder nicht um sich, so wie das bei den Ngachi üblich ist. Dann sehe ich unter uns eine lange Reihe großer Tiere laufen, mit leuchtenden Augen, als wären es diese kleinen Insekten, die auf dem Waldboden herumlaufen. Ich verstecke mich wieder, damit sie mich nicht sehen und mich vielleicht fressen. Die Insekten auf dem Waldboden können manchmal wehtun, wenn man wie ein Baby nicht aufpasst und auf sie tritt.

Schließlich bleibt 'Scho' vor einem dieser 'Häuser' stehen und öffnet wieder ein Loch. Wir gehen hinein und ein weiteres Loch öffnet sich. Auch dort gehen wir hinein. Es macht beängstigende Geräusche und ruckelt, dann öffnet sich das Loch wieder, durch das wir hereingekommen sind. Aber nun hat sich die Umgebung verändert. Das Loch, durch das wir in das Haus gekommen sind, ist viel kleiner geworden. Furchtsam frage ich deshalb 'Scho':

"Bist du ein Ockaßu -Schamane-? Wo hast du uns hingezaubert?"

Er erklärt mir, dass wir uns immer noch im gleichen Haus befinden, nur etwas höher als vorhin. Wenn er das nicht gemacht hat, dann muss es irgendeine andere Art von Magie der Himmelswesen sein, denke ich.

Nun öffnet 'Scho' seitlich ein weiteres Loch und ruft:
"Hallo! Ist jemand zuhause?"

Eine Menschin, 'Scho's Nußa -Mama-, kommt uns entgegen und sagt zu 'Scho':

"Hallo Joe! Das ist aber eine Freude! Wen hast du denn da mitgebracht?"

"Das ist meine Frau Ckilorr, Mama. Ckilorr, hier siehst du meine Nußa -Mama-, Padma," stellt 'Scho' uns einander vor.

Ich neige leicht meinen Kopf und grüße seine Mama in der Art unseres Volkes. Dabei nutze ich die Sprache der Menschen, die 'Scho' mir beigebracht hat:

"Ich sehe dich!"

Die Nußa bittet uns nun in den großen Raum, aus dem sie gerade gekommen ist. 'Scho' bittet mich, ich soll mich auf den Stein setzen, der darin steht. Er setzt sich ebenfalls. Als ich mich vorsichtig setze, habe ich das Gefühl, mich auf eines der Blätter vom Heimatbaum zu setzen. Der Stein gibt genauso nach, aber er rollt mich nicht ein. Also kuschele ich mich an das hohe hintere Teil in meinem Rücken und ziehe meine Beine an.

'Scho's Mama fragt nun meinen Ssuckan -Mann-:
"Du hast Ckilorr bei den Indigenen kennengelernt, während du dort gearbeitet hast?"

"Ja," bestätigt er. "So kann man das ausdrücken: Sie hat mir anfangs als Interview-Partnerin zur Seite gestanden und mir viel gezeigt und erklärt. Darüber sind wir uns über die Zeit nähergekommen und haben uns ineinander verliebt."

Nun wendet sie sich lobend an mich und fragt:
"Du hast sehr gut Englisch sprechen gelernt, Ckilorr. Das ist wichtig, wenn man sich hier unter uns bewegen will. Wie geht es dir denn so?"

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