Samstag, 18. Juni 2022
Eine neue Hoffnung -15
Ich stehe aus dem Sessel auf und auch Ashok erhebt sich. Neugierig gehen wir ins Treppenhaus an der Haustür. Dort stehen zwei fremde Männer neben Papa, der sie uns jetzt vorstellt:

"Dies hier sind die beiden Piloten, die das Lufttaxi fliegen, das vor der Tür steht. Steigt ruhig ein und berichtet mir dann täglich, wie es euch geht!"

*

Gegen Mitternacht landen wir auf der Mainau vor dem Appartementhaus. Wir bedanken uns bei den Männern und Leni gibt ihnen ein großes Trinkgeld. Es ist schon eine außergewöhnliche Reise, wenn man ein Lufttaxi benutzt! Dann führt sie mich in die Ferienwohnung ihrer Familie. Sie hat mehrere Zimmer. Nachdem wir uns orientiert haben, beziehen wir verschiedene Zimmer und wünschen uns eine gute Nacht.

Herr Mrachartz hat uns gesagt, dass am nächsten Morgen eine sogenannte 'Zugehfrau' bei uns klingeln würde. Sie würde von 8 bis 16 Uhr anwesend sein und sich um den Haushalt kümmern. Wir dürften ihr also ruhig öffnen. Als es dann kurz vor 8 Uhr an der Wohnungstür klingelt, höre ich Leni kurz darauf die Tür öffnen.

Zehn Minuten später bin ich ebenfalls auf und verlasse mein Zimmer. Das Bad ist noch besetzt. Leni bittet durch die Badtür um einen Augenblick Geduld. Also gehe ich in mein Zimmer zurück, lasse aber die Zimmertür angelehnt. Wenig später kann ich das Bad ebenfalls nutzen. Anschließend gehe ich ins Esszimmer neben der Küche. Leni sitzt schon am Tisch. Ich wünsche ihr einen guten Morgen und setze mich ebenfalls. Der Tisch ist mit Besteck und Geschirr für zwei Personen eingedeckt.

Aus der Küche weht der Duft frischer Brötchen heran. Kurz darauf kommt eine ältere Frau zu uns an den Tisch. Sie trägt auf einem größeren Tablett alles, was das Herz begehrt. Eine Ecke ihres Tabletts stellt sie auf den Tisch, während sie mit der linken Hand das Tablett in der Schwebe hält. Nun räumt sie Brötchen, Eier, Brot, Wurst, Marmelade und Butter vom Tablett auf den Tisch und wünscht uns "Guten Appetit!"

Leni bedankt sich lächelnd.
"Vielen Dank, Frau Meyer."

Ich falte die Hände, hebe sie an mein Kinn und sage ihr ebenfalls "Danke".

Wir beginnen mit dem Frühstück. Nach wenigen Minuten fragt mich Leni:

"Was sollen wir hier unternehmen? Nur in der Wohnung sitzen, mag ich auch nicht!"

"Ich denke, wir schauen uns im Internet an, was für Möglichkeiten wir haben und entscheiden dann," gebe ich zurück.

So passiert es auch. Nach dem Frühstück zieht sich Leni mit ihrem Laptop auf die Couch zurück. Wir haben hier WLAN, also ist es kein Problem, im Internet zu recherchieren. Heute Nachmittag wollen wir nur den Rundweg über die Blumeninsel nutzen, um uns zu orientieren und vor der Dämmerung wieder zurück sein, entscheiden wir dann. Dazu überqueren wir nach dem Mittagessen eine Brücke und können dann den Uferweg entlang schlendern.

Am Abend in der Ferienwohnung zurück, ist Frau Meyer schon längst nachhause gegangen. Wir essen zu Abend, was der Kühlschrank hergibt und schauen danach im TV, bis Leni müde wird und sich mit einem "Gute Nacht" verabschiedet. Auch ich gehe nun in mein Zimmer. Diese Nacht wälze ich mich schlaflos von einer Seite auf die Andere. Eine entspannte Schlafposition kann ich nicht wirklich finden. Vielleicht bin ich ein paarmal eingedöst.

Beim ersten Morgenrot trete ich hinaus auf den großen Balkon, der sicher das Flachdach des darunterliegenden Wohnzimmers einer anderen Wohnung bildet. Die Luft ist frisch. Hier lasse ich mich zum Meditieren nieder.

Es beginnt mit der Selbstbeobachtung während des Sitzens in meditativer Stille. Die Aufmerksamkeit nimmt wahr, dass sich der Geist bestimmte Gedankenbilder spinnt, doch sie identifiziert sich nicht mit der Geschichte, lässt sich nicht von ihr ködern. Der 'Beobachter' hält keinen Gedankensplitter an.

Das unkontrollierte, alltägliche Bewusstsein lässt sich einfangen, lächelt der sehr attraktiven Frau in meiner Nähe zu und stellt sich vor, was wohl geschähe, wenn man den Mut hätte, sie darauf anzusprechen und und und...

Die Gedanken, die in meinem Kopf kreisen, beeinflussen auch meine Physis. Daher sollte ich mich nicht wundern, warum ich die letzte Nacht schlaflos verbracht habe. Ich werde mich jetzt und hier einer Selbsterforschung widmen. Auf diese Weise eröffnet sich mir die Möglichkeit, eine gewisse Beeinflussung meines Denkens vorzunehmen. So erschaffe ich mir hilfreiche Vorstellungen im Geist. Leni fühlt etwas in meiner Nähe, habe ich mehrfach festgestellt. Sie will es sich nur nicht eingestehen. Ich darf sie nicht mit meinen Gefühlen überrumpeln. Das lässt sie zurückweichen. Sie mag das Kind in mir, die witzigen Einfälle des kleinen Jungen von damals, wie sie sich geäußert hat.

Sobald ich mir bewusst darüber werde, dass vorgestellte Bilder eine Wirkung haben, kann ich das Prinzip für die Beruhigung des Geistes, für die tiefere Meditation und die Entwicklung des Zeugenbewusstseins anwenden.

Hat man mit einiger Übung diesen Zustand erreicht, beginnen der Ausbau und die Pflege dieses vom zwiegespaltenen Denken befreiten, des "störungsfreien" Bewusstseins. Mein Ich-Bewusstsein beginnt nach diesem Zustand zu streben, wie es mir Babaji beigebracht hat.

In den späten Morgenstunden betritt jemand den Balkon, der von mehreren Zimmern aus erreichbar ist. Meine Augen öffnend erkenne ich Leni. Sie trägt ein rückenfreies Kleid. Ich erhebe mich und zusammen treten wir an die Balkonbrüstung.

"Hier ist alles so leicht und unbeschwert," meine ich.

Während sie stumm in die Ferne schaut, berühre ich sie sanft an ihrem Schulterblatt und lasse den Finger ganz sanft über ihre Rippen abwärts wandern. Sie wendet sich mir zu und schaut mich mit sehnsuchtsvollen Augen und offenen Lippen an. Ich halte ihrem Blick lächelnd stand. Unsere Lippen nähern sich einander und vereinigen sich zu einem innigen Kuss. Für einen langen Moment genießt Leni die intime Nähe.

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