Samstag, 25. Juni 2022
Eine neue Hoffnung -22
mariant, 11:29h
Als Leni etwa im vierten Monat schwanger ist, spreche ich die Namensgebung an. Ich frage sie:
"Welchen Namen würdest du unserem Kind geben wollen?"
"Was hältst du von einem indischen Namen?" fragt sie zurück, mich prüfend anschauend.
"Das wäre schön," sinniere ich. "Aber es darf für deutsche Ohren nicht zu exotisch klingen, damit es später in der Schule nicht verspottet wird!"
Wir schauen in den folgenden Tagen getrennt ins Internet und machen uns jeder seine Hitliste, gespannt darauf, was der Andere davon hält. Als wir uns die Namen gegenseitig vorlesen, sind wir verunsichert. Für ein Mädchen schwanken wir zwischen Gita und Padma. Bei Jungennamen finden wir Navin oder auch Rahul schön. Wir werden wohl Lenis Eltern um Rat fragen müssen.
Lenis Mutter möchte ein Mädchen gerne Gita nennen. Sie sagt, das klingt so ähnlich wie 'Gitta', das sich von Birgitta oder Margitta ableiten lässt. Bei den beiden Jungennamen ist sie sich auch nicht sicher. Rahul klingt so ähnlich wie das biblische 'Raul' oder 'Saul', meint sie. Vielleicht würde 'Navin' mehr akzeptiert werden...
Inzwischen hat eine Untersuchung bei Lenis Frauenarzt ergeben, dass wir ein Mädchen erwarten. Wir vereinbaren, dass wir schauen, wem unser Mädchen nach der Geburt mehr ähnelt. Hat sie braune Augen und mein Gesicht, soll sie Padma heißen. Ähnelt sie dagegen mehr ihr, soll sie Gita heißen.
*
Mitten in der Nacht werde ich wach. Leni rüttelt mit angespannter Miene an meiner Schulter.
"Ashok - Ashok, ich glaube wir müssen los. Ich glaube es kommt."
Ich setze mich halb auf, in dem ich mich auf einen Ellenbogen abstütze und schaue verschlafen in ein verschwitztes Gesicht mit großen Augen und sorgevollem Blick. Schlagartig bin ich wach und schnell ziehe ich mich an. Ich nehme mein Handy vom Nachtisch in die Hand und wähle die Nummer der Taxizentrale. Man verspricht mir, dass in wenigen Minuten ein Taxi vor der Tür hält.
Nun nehme ich den bereitstehenden gepackten Koffer in die Hand und helfe Leni die Treppe zur Haustür hinunter. Etwa zehn Minuten nach meinem Anruf steht das Taxi vor der Tür. Ich helfe Leni auf den Rücksitz, umrunde das Taxi und steige auf der anderen Seite ein. Mich neben Leni setzend helfe ich ihr mit dem Gurt. Anschließend startet der Fahrer und ab geht es ins Krankenhaus. Auf meiner Armbanduhr ist es zwei Uhr nachts. Leni stöhnt von Zeit zu Zeit leise auf. Zum Glück sind die Straßen leer.
Der Taxifahrer schaut ab und zu in den Rückspiegel und überfährt schon die zweite Kreuzung, bei der die Ampel auf Gelb springt.
Endlich haben wir das Krankenhaus erreicht, in dem Leni entbinden will. Der Fahrer biegt nach rechts in die Einfahrt ab. Er hält den Wagen an und nimmt den Koffer aus dem Gepäckraum, während ich Leni liebevoll beim Aussteigen helfe. Danach übergibt mir der Fahrer den Koffer und wünscht "Viel Glück".
Auf der Station angekommen werden die ersten Untersuchungen gemacht. Der Wehenschreiber wird angelegt.
"Der Muttermund ist noch nicht weit genug offen," heißt es. "Ansonsten ist alles okay. Gehen Sie mit ihrer Frau noch ein paar Mal den Gang auf und ab."
Es wird fünf Uhr. Es wird sieben Uhr.
Die Schwestern messen von Zeit zu Zeit Leni's Werte. Alles im grünen Bereich?
Immer wieder wechseln kurze Untersuchungen mit kleinen Spaziergängen. Zwischendurch muss ich Leni öfter festhalten. Sie atmet schwer, wenn wieder eine Wehe kommt.
Gegen Mittag soll sie sich hinlegen. Sie kann nicht mehr. Dann um halb vier schiebt man sie in einen Nebenraum.
Der Frauenarzt sagt zu mir:
"Sie dürfen ihre Frau gerne begleiten, wenn Sie sich stark genug fühlen!"
Ich setze mich auf einen Stuhl neben Leni und halte ihre Hand. Sie wird aufgefordert zu pressen. Nach einer Weile, in der ich Leni ein feuchtes Tuch auf die Stirn legen darf, hält der Frauenarzt ein kleines Bündel in der Hand. Unsere Tochter ist zur Welt gekommen! Sie wird abgenabelt, gewaschen und in warme Tücher gehüllt. Jetzt erhält Leni sie in den Arm gelegt.
"Schauen Sie, das ist ihre Tochter! Ist sie nicht süß? Wie soll sie denn heißen?" fragt die anwesende Krankenschwester.
Ich beuge mich über das Baby. Es schaut mich aus dem Frottier neugierig an und streckt mir ein Ärmchen entgegen. Zuerst berühre ich das Händchen glücklich lächelnd mit meinem Zeigefinger. Es fasst beherzt zu und umfasst meinen Finger mit allen Fingerchen ihrer Hand.
"Herr Gurun?" fragt die Krankenschwester noch einmal.
"Leni, schau du sie dir an. Was meinst du?"
Leni schüttelt verhalten den Kopf und sagt mit fester Stimme:
"Padma! Unser Mädchen soll Padma heißen!"
Die Schwester fädelt ein paar Buchstabenwürfel auf und bindet dem Baby den Namen um das Handgelenk. Ich beuge mich über meine erschöpfte, aber glücklich lächelnde Leni und gebe ihr einen zarten Kuss, während ich ihre Hand drücke.
"Apsara Leni!" flüstere ich ergriffen.
"Wir wollen ihre Frau nun auf die Wöchnerinnenstation bringen," sagt die Krankenschwester jetzt.
Leni wechselt auf ein bereitstehendes Krankenbett und der Arzt öffnet die Tür zum Gang. Die Krankenschwester fährt Leni in ein Zimmer, in dem schon eine andere Frau liegt, neben sich ein Babybett. Ich bin ihnen gefolgt.
Nun nehme ich mir einen Stuhl, setze mich neben Leni und streichele ihre Wange. Mit dem Zeigefinger der anderen Hand berühre ich vorsichtig Padmas Finger. Wieder greift sie danach und steckt sie sich in den Mund. Ich bin glücklich und lasse sie gewähren.
"Welchen Namen würdest du unserem Kind geben wollen?"
"Was hältst du von einem indischen Namen?" fragt sie zurück, mich prüfend anschauend.
"Das wäre schön," sinniere ich. "Aber es darf für deutsche Ohren nicht zu exotisch klingen, damit es später in der Schule nicht verspottet wird!"
Wir schauen in den folgenden Tagen getrennt ins Internet und machen uns jeder seine Hitliste, gespannt darauf, was der Andere davon hält. Als wir uns die Namen gegenseitig vorlesen, sind wir verunsichert. Für ein Mädchen schwanken wir zwischen Gita und Padma. Bei Jungennamen finden wir Navin oder auch Rahul schön. Wir werden wohl Lenis Eltern um Rat fragen müssen.
Lenis Mutter möchte ein Mädchen gerne Gita nennen. Sie sagt, das klingt so ähnlich wie 'Gitta', das sich von Birgitta oder Margitta ableiten lässt. Bei den beiden Jungennamen ist sie sich auch nicht sicher. Rahul klingt so ähnlich wie das biblische 'Raul' oder 'Saul', meint sie. Vielleicht würde 'Navin' mehr akzeptiert werden...
Inzwischen hat eine Untersuchung bei Lenis Frauenarzt ergeben, dass wir ein Mädchen erwarten. Wir vereinbaren, dass wir schauen, wem unser Mädchen nach der Geburt mehr ähnelt. Hat sie braune Augen und mein Gesicht, soll sie Padma heißen. Ähnelt sie dagegen mehr ihr, soll sie Gita heißen.
*
Mitten in der Nacht werde ich wach. Leni rüttelt mit angespannter Miene an meiner Schulter.
"Ashok - Ashok, ich glaube wir müssen los. Ich glaube es kommt."
Ich setze mich halb auf, in dem ich mich auf einen Ellenbogen abstütze und schaue verschlafen in ein verschwitztes Gesicht mit großen Augen und sorgevollem Blick. Schlagartig bin ich wach und schnell ziehe ich mich an. Ich nehme mein Handy vom Nachtisch in die Hand und wähle die Nummer der Taxizentrale. Man verspricht mir, dass in wenigen Minuten ein Taxi vor der Tür hält.
Nun nehme ich den bereitstehenden gepackten Koffer in die Hand und helfe Leni die Treppe zur Haustür hinunter. Etwa zehn Minuten nach meinem Anruf steht das Taxi vor der Tür. Ich helfe Leni auf den Rücksitz, umrunde das Taxi und steige auf der anderen Seite ein. Mich neben Leni setzend helfe ich ihr mit dem Gurt. Anschließend startet der Fahrer und ab geht es ins Krankenhaus. Auf meiner Armbanduhr ist es zwei Uhr nachts. Leni stöhnt von Zeit zu Zeit leise auf. Zum Glück sind die Straßen leer.
Der Taxifahrer schaut ab und zu in den Rückspiegel und überfährt schon die zweite Kreuzung, bei der die Ampel auf Gelb springt.
Endlich haben wir das Krankenhaus erreicht, in dem Leni entbinden will. Der Fahrer biegt nach rechts in die Einfahrt ab. Er hält den Wagen an und nimmt den Koffer aus dem Gepäckraum, während ich Leni liebevoll beim Aussteigen helfe. Danach übergibt mir der Fahrer den Koffer und wünscht "Viel Glück".
Auf der Station angekommen werden die ersten Untersuchungen gemacht. Der Wehenschreiber wird angelegt.
"Der Muttermund ist noch nicht weit genug offen," heißt es. "Ansonsten ist alles okay. Gehen Sie mit ihrer Frau noch ein paar Mal den Gang auf und ab."
Es wird fünf Uhr. Es wird sieben Uhr.
Die Schwestern messen von Zeit zu Zeit Leni's Werte. Alles im grünen Bereich?
Immer wieder wechseln kurze Untersuchungen mit kleinen Spaziergängen. Zwischendurch muss ich Leni öfter festhalten. Sie atmet schwer, wenn wieder eine Wehe kommt.
Gegen Mittag soll sie sich hinlegen. Sie kann nicht mehr. Dann um halb vier schiebt man sie in einen Nebenraum.
Der Frauenarzt sagt zu mir:
"Sie dürfen ihre Frau gerne begleiten, wenn Sie sich stark genug fühlen!"
Ich setze mich auf einen Stuhl neben Leni und halte ihre Hand. Sie wird aufgefordert zu pressen. Nach einer Weile, in der ich Leni ein feuchtes Tuch auf die Stirn legen darf, hält der Frauenarzt ein kleines Bündel in der Hand. Unsere Tochter ist zur Welt gekommen! Sie wird abgenabelt, gewaschen und in warme Tücher gehüllt. Jetzt erhält Leni sie in den Arm gelegt.
"Schauen Sie, das ist ihre Tochter! Ist sie nicht süß? Wie soll sie denn heißen?" fragt die anwesende Krankenschwester.
Ich beuge mich über das Baby. Es schaut mich aus dem Frottier neugierig an und streckt mir ein Ärmchen entgegen. Zuerst berühre ich das Händchen glücklich lächelnd mit meinem Zeigefinger. Es fasst beherzt zu und umfasst meinen Finger mit allen Fingerchen ihrer Hand.
"Herr Gurun?" fragt die Krankenschwester noch einmal.
"Leni, schau du sie dir an. Was meinst du?"
Leni schüttelt verhalten den Kopf und sagt mit fester Stimme:
"Padma! Unser Mädchen soll Padma heißen!"
Die Schwester fädelt ein paar Buchstabenwürfel auf und bindet dem Baby den Namen um das Handgelenk. Ich beuge mich über meine erschöpfte, aber glücklich lächelnde Leni und gebe ihr einen zarten Kuss, während ich ihre Hand drücke.
"Apsara Leni!" flüstere ich ergriffen.
"Wir wollen ihre Frau nun auf die Wöchnerinnenstation bringen," sagt die Krankenschwester jetzt.
Leni wechselt auf ein bereitstehendes Krankenbett und der Arzt öffnet die Tür zum Gang. Die Krankenschwester fährt Leni in ein Zimmer, in dem schon eine andere Frau liegt, neben sich ein Babybett. Ich bin ihnen gefolgt.
Nun nehme ich mir einen Stuhl, setze mich neben Leni und streichele ihre Wange. Mit dem Zeigefinger der anderen Hand berühre ich vorsichtig Padmas Finger. Wieder greift sie danach und steckt sie sich in den Mund. Ich bin glücklich und lasse sie gewähren.
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