Freitag, 15. März 2024
Keltische Druiden -41
Mitten im reißenden Wasser bekomme ich die Bärenkinder zu fassen, habe aber nur noch Kraft genug, meinen eigenen Kopf über Wasser zu halten. Ein Baum, der quer im Fluss liegt, stoppt mein Treiben. Ich bekomme ihn gegen eine Schulter und werde vom Wasser seitwärts dagegen getrieben. Die Bärenjungen erklettern den Stamm und ich schaffe es mit letzter Kraft, mich aus dem Wasser und auf den Stamm zu hieven, als die Bärenkinder schon das Ufer erreicht haben. Die Bärin beugt sich weit vor und zieht mit ihren Zähnen an meinem Wollmantel, während ich auf dem Baumstamm zu ihr krieche.

Als ich das Ufer erreicht habe, brummt die Bärin in einem ganz sanften Ton und verlässt mich mit ihren Kindern, die des Öfteren über ihre Schultern zu mir zurückblicken. Ich warte am Ufer, bis ich wieder einigermaßen zu Atem gekommen bin und überlege dann:

'Das Schulterjoch mit den beiden Eimern befindet sich am anderen Ufer, genau wie unser Dorf. Ich muss also über den Baum kriechen und hoffen, dass er währenddessen liegenbleibt. Ich möchte nicht noch weiter abgetrieben werden.'

Das Wasser des Flusses zerrt am Stamm. Manchmal schwappt etwas Wasser darüber hinweg. Dennoch habe ich es irgendwann geschafft und wandere am Flussufer entlang. Das Schulterjoch und die Eimer liegen noch dort, wo ich sie zurückgelassen habe. Ich bücke mich etwas und hebe mir das Joch auf die Schultern. Nun mache ich mich auf den Heimweg.

Mama ist im ersten Moment erschrocken, als sie mich sieht. Dann erwacht in ihr emsige Betriebsamkeit. Ich muss mich komplett ausziehen. Sie rubbelt mich trocken. Dabei wird mir warm. Anschließend gibt sie mir trockene Kleidung.

Während ich mich anziehe, öffnet sie meine Zöpfe. Das zippt ganz schön und treibt mir ein paar Mal die Tränen in die Augen. Dann rubbelt sie mir mit einem trockenen Wolltuch den Kopf trocken. Danach gibt sie mir einen Kamm, damit ich mir das Haar selber durchkämme. Nun muss ich ihr von meinem Abenteuer im Wald berichten.

Jetzt erst sehe ich den Eichelhäher, der in der Nähe auf einer Stange gesessen haben muss. Er fliegt während meines Berichtes auf und lässt sich auf Mamaís Schulter nieder.

Ich berichte, dass ich eine Bärenmutter mit ihren Kindern gesehen habe, die in einiger Entfernung von mir den Fluss überqueren wollten. Die Kleinen haben es aber nicht ans andere Ufer geschafft und sind in meine Richtung abgetrieben worden, während die Mutter ihnen am gegenüberliegenden Flussufer gefolgt ist.

"Ich habe nicht lange überlegt," erzähle ich weiter, "sondern bin in den Fluss gesprungen, um die Beiden zu retten. Das Wasser hat mich von den Füßen gerissen und mit sich fortgetragen. Ich konnte aber den Kopf der Bärenkinder über Wasser halten und auch selbst weiterhin Luft bekommen. Dann hat uns ein querliegender Baumstamm gestoppt und ich konnte der Bärenmutter ihre Kinder übergeben. Sie hat mir dabei geholfen und sich dann mit sanftem Brummen verabschiedet."

Mamaí lächelt und antwortet mir:
"Sgrechlah -Eichelhäher- hat alles gesehen und mich benachrichtigt. Ich habe dann 'durch den Schleier' alles miterlebt und konnte dich ein wenig unterstützen. Ich denke, dass auch du jetzt ein Krafttier hast. Ein Tier, dass du rufen kannst, wenn du in Bedrängnis kommst. Die Bärin und ihre Jungen werden sich immer an dich erinnern und deinem Hilferuf folgen, solange sie leben. Ihre Seelen werden auch nach ihrem Tod an deiner Seite sein, wenn das erforderlich werden sollte."

Der Eichelhäher breitet die Flügel aus, krächzt und ist kurz darauf durch ein Windauge verschwunden.

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