Sonntag, 24. März 2024
Keltische Druiden -44
Aileen hilft mir schon viel im Haushalt. Bei Tante Briana hat sie das Melken gelernt und ist inzwischen stark genug ein Schulterjoch mit vollen hölzernen Eimern zu tragen. So habe ich sie beauftragt, damit zum Fluss zu gehen und Wasser zu schöpfen.

Leider verlässt sie dadurch den Bereich, in dem ich die Schwingungen ihrer Lebensenergie verfolgen kann. Aber sie kommt stets mit vollen Eimern zurück. Der hohe Wasserstand des Flusses und seine mitreißende Kraft in diesem Frühling lässt sie vorsichtig handeln.

Heute warte ich jedoch länger als gewohnt auf Aileens Rückkehr. Unruhe steigt in mir auf, obwohl Erin immer sagt 'In der Ruhe liegt die Kraft'! Ich gehe zwischen die Bäume am Waldrand und spreche den Spruch an die Bäume, den Erin mir beigebracht hat. Mein Mann geht wieder seiner Tätigkeit im Dorf nach und kümmert sich um die Menschen. Ihn kann ich jetzt nicht behelligen und ich will es auch einmal selbst schaffen! Ich spreche laut und deutlich:

"Dair, Dair, Dair -Eiche-
rege deine Wurzeln
Dair, Dair, Dair -Eiche-
strecke deine Äste
Dair, Dair, Dair -Eiche-
wache auf aus deinem Schlaf
Dair, Coll, Saille -Eiche, Haselstrauch, Weide-
Brüder dieses Waldes gebt mir euern Schutz
Dair, Coll, Saille -Eiche, Haselstrauch, Weide-
Brüder dieses Waldes zeigt mir euren Fluss!"

Als ich den Spruch beendet habe, höre ich ein Krächzen. Ich drehe mich leicht. Da flattert ein brauner Vogel mit vorgestreckten Krallen auf mich zu und verliert dabei schnell an Höhe. Schließlich landet er auf meiner Schulter. Ich spüre seine Schwingungen und probiere, ihm zu sagen, was mich bangen lässt.

Intensiv an Aileen denkend, stelle ich mir ihr Bild in Gedanken vor und konzentriere mich auf Aileen, wie sie mit dem Schulterjoch zum Fluss geht. Ob Sgrechlah -Eichelhäher- mich verstanden hat? Er breitet die Flügel aus, lässt sich nach vorn fallen und gewinnt flatternd an Höhe. Bald kann ich ihn nicht mehr sehen.

Er bleibt geraume Zeit weg. Ich bin in der Zwischenzeit zu Hafren und Ulik ins Haus zurückgekehrt, als ich es krächzen höre und ein Vogel durch das Windauge in die Halle fliegt. Meine beiden Kleinen machen große Augen und haben offenstehende Münder, als sie sehen, was jetzt passiert:

Der Vogel bremst flatternd seinen Flug, streckt seine krallenbewehrten Beine vor und landet auf meiner Schulter. Trippelnd dreht er sich und nähert sich meinem Ohr. Er legt seinen Kopf an meine Wange. Neugierig nehme ich die Schwingungen seines Odam -Lebensenergie- wahr und konzentriere mich auf ihn.

Plötzlich kann ich, wie durch einen Schleier oder wie im Nebel, Aileen sehen. Sie kriecht über einen Baumstamm, der über Wildwasser führt. Dann geht sie am Ufer entlang, füllt vorsichtig einen Eimer und legt sich das Schulterjoch auf ihre Schultern. Beide Eimer sind voll mit Wasser - und sie sieht erbarmungswürdig pudelnass aus.

In diesem Moment bewegt sich das Bärenfell. Hafren läuft hin und öffnet ihrer Schwester den Eingang. Aileen tritt herein und setzt die Eimer ab, damit sie sich vom Joch befreien kann. Der Eichelhäher fliegt von meiner Schulter auf, um sich in der Nähe niederzulassen. Ich nehme ein wollenes Tuch und nähere mich Aileen damit.

"Zieh dich ganz aus, Liebes!" sage ich zu ihr.

Hafren und Ulik stehen in der Nähe herum. Ihnen gebe ich den Auftrag, die nassen Kleider zum Trocknen aufzuhängen. Dann rubbele ich Aileen trocken.

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