Sonntag, 5. Mai 2024
Keltische Druiden -58
Als die Männer jetzt die Fesseln der Niallana -Meisterin- lösen und sie an einen Baum binden, verstehe ich.

"Nein. Ich bitte dich, dass..."

Ich rede nicht weiter, denn ich will dem Ugrier nicht die Genugtuung verschaffen zu erkennen, wie sehr ich mich schäme, meine Lehrerin in meiner Nähe zu wissen, während ich gefoltert werde.

Nachdem meine Lehrerin so am Baum fixiert ist, dass sie alles genau verfolgen kann, entfernen sie sich und stellen sich in den Kreis der anderen Männer. Meine verehrte Múinteoira -Lehrerin-, die mir in den vergangenen zehn Jahren zu einer Ersatzmutter geworden ist, steht hoch aufgerichtet an den Baum gefesselt und schaut mit unbewegter Miene zu der kleinen Gruppe, die ich mit dem Anführer und einem weiteren Folterknecht bilde.

Ich erwidere ihren Blick und versuche, noch etwas zu sagen. Doch der Anführer greift schmerzhaft in mein Haar und zerrt mich so nahe an ihn heran, bis sich mein Ohr an seinen Lippen befindet.

"Und vergiss nicht zu schreien, winseln und um Hilfe zu betteln! Hast du verstanden?" flüstert er mir genüsslich ins Ohr.

Vorsichtig nicke ich.

Ich werde mit meinen Händen über dem Kopf an einen überhängenden Ast gefesselt. Dann tritt der Anführer einige Schritte zurück und zieht einen Stab aus seinem Gürtel. Er schüttelt ihn und eine lange lederne Schnur entfaltet sich. Nun hebt er den Arm mit der Peitsche und lässt sie in meine Richtung sausen. Schmerzerfüllt schreie ich auf. Noch mehrfach trifft mich die beißende Schlange der Peitsche.

Ich wende meinen Kopf und schaue zur Niallana. Sie hat nicht den Kopf abgewendet, sondern schaut mit regloser Miene zu. Sie schaut bei meiner Demütigung zu! Tränen quellen aus meinen Augen hervor.

Danach nähert sich der Anführer mir wieder. Ich kann nur noch Schemen erkennen. Er zieht meinen Kopf an meinen Haaren zurück und beugt sich über mich. Schmerzen am Hals lassen mich fast wahnsinnig werden. Er beißt mit seinen angeschliffenen Zähnen tatsächlich zu. Irgendetwas Warmes läuft mir von der Bisswunde über die Brust.

Mir wird schwindlig und ich werde ohnmächtig. Als ich wieder erwache, sehe ich mich den Wachposten gegenüber. Sie schlagen und beschimpfen mich. Immer noch hänge ich mit über dem Kopf gefesselten Händen an dem Ast. Dann kommt der Anführer wieder. Er hält eine Weidenrute in der einen und seinen Dolch in der anderen Hand.

Ich kann kaum noch etwas sehen. Tränen vernebeln meinen Blick. Dafür fühle ich, wie stechende Schmerzen meinen ganzen Körper durchzucken. Dumpf, wie aus weiter Ferne, vernehme ich Schreie. Mein Gehirn weigert sich zu akzeptieren, dass es meine eigenen Schreie sind. Die Schmerzen überwiegen alles.

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