Freitag, 19. Januar 2024
Keltische Druiden -21
Wenn ich bedenke, der Kian -weise Mann- wäre mein Onkel, muss ich lächeln. Schnell laufe ich vor das Haus und in Richtung unseres Feldes. Die Ernte ist in den letzten Wochen eingefahren worden. Jetzt pflügt Athir -Vater- mit unserem Caball -Pferd- und meinen Brüdern das Feld. Das macht soviel Lärm, dass sie mich erst bemerken, als ich bei ihnen angekommen bin.

Ich berichte, dass wir Besuch von einem Druid im Haus haben und dass Großmutter gesagt hat, sie sollten bitte zum Essen nachhause kommen. Vater fixiert den Pflug und lenkt unser Kaltblut heim. Die Brüder gehen nebenher, während ich mich beeile, um im Haus weiter helfen zu können.

Als ich heimkomme, hat Großmutter noch mehr Speisen aus der Grube geholt. Ich husche geschwind an dem weisen Mann vorbei zur Feuerstelle. Nun haben wir alle Hände voll zu tun. Großmutter will wohl ein Festessen zur Begrüßung des ehrenwerten Kian auftragen. Schnell fülle ich den Tee in seiner Schale wieder auf. Er lächelt mich dankbar an und äußert sich dazu:

"Seid bedankt, meine Tochter!"

Nachdem die Männer das Caball -Pferd- aus dem Pflug gespannt und in den Stall gebracht haben, betreten sie das Haus. Sie begrüßen den Kian ehrfurchtsvoll. Danach holt Athir den Teekrug und vier Schalen an den Essplatz. Sie setzen sich und trinken Tee, um abzuwarten, bis wir Frauen mit dem Kochen fertig sind.

Endlich tragen wir die Speisen auf. Athir -Vater- verbeugt sich noch einmal und bittet den Druid hinzu. Dann erkennt er, was wir heute Mittag alles auftragen. Er fragt Mamaí belustigt:

"Haben wir heute etwas zu feiern?"

Mamaí lächelt verschämt und füllt die ihr hingehaltenen Schalen. Als jeder eine volle Schale vor sich stehen hat, erklärt Großmutter:

"Myrddin, dieser Kian -weise Mann- ist Erin, der Sohn von Maeron und Hafren, die damals in einer schrecklichen Feuersbrunst ums Leben gekommen sind. Er wird Drystan die letzte Ehre erweisen, so dass er beruhigt nach 'Folkwang' -jenseitiger Ort in der Anderswelt mit grünen Wiesen und wunderschöner Natur- gehen kann."

Einen Augenblick ist Stille in der Runde. Dann stellt Athir -Vater- fest:

"Dann müssen wir Bedran benachrichtigen! Shay, du wirst nach dem Essen zu deinem Onkel gehen und ihn benachrichtigen!"

Nach dem Mittagessen bleiben Vater und die Brüder noch bei Tee sitzen, während Shay unser Kaltblut vor den Heuwagen spannt. Damit ist er schneller bei Onkel Bedran. Am Nachmittag ist er wieder zurück und bringt Onkel Bedran, Tante Kyra und meine Neffen und Nichten mit. Großmutter überblickt die Szene. Während sich die Männer zusammensetzen, teilt Großmutter uns Frauen und Mädchen für die anfallenden Aufgaben ein. Auch meine jüngste Nichte erhält eine leichte Aufgabe, an die sie sich stolz und mit Hingabe macht.

Myrddin spricht in seiner Funktion als Hausherr und als Großvaters ältester Sohn. Sie beraten den Ablauf der Totenfeier für Großvater am morgigen Tag. Anschließend essen alle zu Abend. Onkel Bedran erzählt Niallan -Meister- Erin, dass sie den Hof seines Athir -Vaters- wieder aufgebaut haben und seit Jahren bewirtschaften, damit der Ackerboden nicht verwildert. Als es Nacht geworden ist und der Mond durch ein Windauge hereinscheint, legen wir uns alle schlafen.

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