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Freitag, 30. September 2022
Aufbruch ins All -41
mariant, 12:18h
Ich nicke ihm zu und sage: "Okay, vielen Dank."
Er lässt uns eintreten. Wir stehen nun in einer Garderobe, von der mehrere Türen abgehen und eine Treppe nach oben führt. Thato betritt die Treppe nach oben und wir folgen ihm. Oben kommen wir in einen größeren Wohnraum mit Sitzgarnitur, Unterhaltungselektronik und einem Essplatz. Anschließend zeigt er uns noch zwei Schlafzimmer und ein Bad in der darüberliegenden Etage. Die Suite könnte auch eine Familie beherbergen. Platz genug wäre vorhanden.
Er erklärt uns noch die Armaturen im Bad und ich frage ihn nach Wassersparmöglichkeiten. Das erscheint mir wichtig auf dem Mars. Thato schüttelt lächelnd den Kopf und erklärt, dass das verbrauchte Wasser in Frischwasser umgewandelt und in den Wasserkreislauf zurückgeführt wird.
Danach gehen wir wieder hinunter in den Wohnraum. Der junge Mann zeigt uns eine Menükarte auf dem Esstisch und erklärt uns dazu:
"Wenn Sie in Ihrer Suite speisen möchten, dann suchen Sie sich einfach etwas daraus aus und informieren mit diesem Kommunikator die Rezeption. Sie wird alles weitere veranlassen!"
"Okay, vielen Dank!" antworte ich noch einmal und lächele ihn an.
"Darf ich mich dann jetzt zurückziehen?" fragt er nach.
"Aber gerne," bestätige ich lächelnd. "Möge Ihre Lebenskraft Sie immer begleiten!"
Thato verbeugt sich leicht und betritt die Treppe nach unten. Kurz darauf hören wir die Eingangstür leise ins Schloss fallen.
Ich gehe zur Sitzgruppe und nehme das Gerät auf dem Couchtisch in die Hand. Damit schalte ich den großen Bildschirm ein und schaue mir das Internetangebot und die Filmtitel an. Mirco setzt sich hinzu und schaut mir eine Weile zu. Plötzlich fragt er:
"Wie lange werden wir wohl hier auf eine Reaktion aus dem 'Amt' warten müssen?"
Ich wende mich ihm zu und sage:
"Sei gelassen und geduldig, Mirco. Zu gegebener Zeit werden wir es erfahren!"
"Aber nur untätig herumsitzen, möchte ich auch nicht. Wir befinden uns weder in Quarantäne noch im Gefängnis. Gibt es hier keine Ladenpassage, wo wir uns die Auslagen anschauen können? Die Läden werden sicher von Restaurants und Clubs aufgelockert. Auch Sportclubs würden uns das Warten verkürzen."
"Du magst dich in so einer Suite also nur zum Schlafen aufhalten? Statt dir das Internet-Angebot anzusehen, Dokus und Spielfilme anzuschauen, virtuell durch Ausstellungen zu schlendern, möchtest du lieber vor die Tür?"
"Ja, natürlich, Florian. Wir waren in der Quarantäne zur Bewegungslosigkeit verdammt. Das muss sich jetzt nicht hier fortsetzen!"
"Hier begegnen wir aber auch keinem Marsianer! Ich denke mal, nicht alle Menschen haben einen guten Charakter. Manche könnten sich Chancen ausrechnen, bei uns etwas abzustauben. Natürlich können wir uns wehren! Aber die Anderen haben den Vorteil, dass ihnen die geringere Schwerkraft vertraut ist. Uns kann die geringere Schwerkraft erst von Nutzen sein, wenn wir gelernt haben, damit umzugehen. Ich möchte nicht, dass die Regierung uns Wachen zur Seite stellt. Das würde zwielichtige Gestalten geradezu anziehen, die warten bis sie uns allein irgendwo antreffen."
"Und was ist mit Fujiwara-Sensei? Wir sind jetzt schon drei Wochen abgängig. Er wird sich fragen, was uns passiert ist. Nicht, dass eine Raumschiffflotte hier auftaucht und Aufklärung von der Regierung verlangt."
"Ach, Mirco! Jetzt fahr' aber mal 'runter! Du kannst in unserer Hierarchie nicht aufsteigen, wenn du keine Gelassenheit und Geduld zeigst! Möglicherweise ist Master Dayak inzwischen bei unserer 'Delta' angekommen und hat nachgetankt. Er wird nun dort draußen sitzen und meditieren. Vielleicht hat er uns schon gefunden und beobachtet uns. Er wird Fujiwara-Sensei im Jinja informieren und bestätigen, dass es uns wohlergeht."
Mirco schaut mich zweifelnd an, sagt aber nichts mehr. Wir schauen uns als erstes die kulturellen und sportlichen Veranstaltungen, Ausstellungen und Museen im Internet an. Letztere können wir virtuell durchwandern, oder auch an einer 'Koje' stehenbleiben und uns das Ausstellungsstück genauer anschauen, bevor wir weitergehen.
In den nächsten Tagen haben wir nur Kontakt zu einem Zimmermädchen. Die Maid putzt, wischt, macht die Betten, bringt uns das bei ihr bestellte Essen, nimmt die Schmutzwäsche mit und bringt sie schrankfertig zurück.
*
Nach vier Tagen werden wir von der Rezeption benachrichtigt, dass die junge Frau aus dem Amt soeben eingetroffen ist, um uns wieder dorthin zu bringen. Wir verlassen unsere Suite und fahren mit dem Aufzug zum Foyer hinunter. Dort finden wir Amahle wartend in der Sitzgruppe vor. Ich begrüße sie herzlich, dann verlassen wir mit ihr das Hotel.
Zurück im 'Amt' führt sie uns in das Büro von Frau Ndluvo und zieht sich danach zurück. Frau Ndluvo begrüßt uns herzlich und bietet uns Sitzplätze am Konferenztisch an. Anschließend erhält jeder ein Getränk und Frau Ndluvo beginnt:
"Ihre Organisation, O-Chisei, möchte uns also vor einer neuerlichen Infiltration der Space Ressource Corporation mit aggressiver gewordenen Geschäftsmethoden schützen, sagten Sie bei unserem letzten Gespräch, Excellenz."
"Ja, ich habe mich in den letzten Tagen im Internet schlau gemacht. Ihre Sportvereine und -clubs bieten eine ganze Palette von Sportarten an. Die bei weitem publikumswirksamste Sportart bei Ihnen ist das Laufen. Es gibt hier zwei Arten. Einmal geht es darum, fair ins Ziel zu kommen. Bei der anderen Art zu laufen, bei dem Bodychecks erlaubt sind, kommt dagegen nicht jeder ins Ziel. Auf meinem Heimatplaneten würden sich nun Firmen bei den Sportlern als Sponsoren anbieten, damit diese der breiten Masse ihre Produkte anbieten, nach dem Motto 'Wenn ihr unsere Produkte kauft, werdet ihr selbst ein Star'. Was natürlich eine Werbelüge ist."
"Sie haben sich im Internet informiert! Dann wissen Sie auch, dass unsere Sportler ebenso Sponsoren bekommen."
Ich nicke und meine:
"Ja, nur bei Ihnen ist das ein wenig anders. Ihre Sponsoren sind zumeist Privatleute, die genug Geld fürs Sponsoring haben. Sie unterstützen die Sportler, um sich in deren Glanz zu sonnen. Zwischen Sponsor und Sportler baut sich oft eine romantische Beziehung auf. Sie mögen sich und zeigen das auch. Ich sagte romantische Beziehung, weil zwischen Sponsor und Sportler gibt es keinen Sex, nur eine enge Freundschaft."
"Das stimmt wohl," pflichtet die Dame mir bei. "Passt unser System denn in Ihr Konzept?"
"Nicht UNSER Konzept," korrigiere ich sie höflich. "Es ist das Konzept, wie es auf meinem Heimatplaneten, der Venus, praktiziert wird. Niemand will es dem Mars überstülpen! Ihr Konzept ist nicht gut geeignet, die Strahlkraft eines Gewinners, bei einem Lauf zum Beispiel, in der Öffentlichkeit auf den Sponsor überstrahlen zu lassen. Die Sponsoren werden wohl genannt. Man weiß von ihnen aber nur, wenn man das Profil eines Sportlers aufmerksam durchliest."
"Welchen Schluss ziehen Sie daraus für ihr Projekt?"
"Wenn ich die Charakteristik der SRC auf ihren Sport übertrage, denke ich, die aggressiveren Läufe, die mit Bodycheck, würde die SRC anziehen. Allerdings würden sie Läufern bald ihre Unterstützung entziehen, die statt ins Ziel, in die Sanitätsstation kommen.
Haben Sie keine Sportart, die ebenfalls viele Zuschauer anzieht und vor dem Bildschirm zuhause versammelt, die sich aber ein ähnlich strenges Regelwerk gegeben hat, wie zum Beispiel das Fechten?"
"Entschuldigung, Excellenz. Da muss ich noch Erkundigungen einziehen. Aber warum versuchen Sie denn nicht, das Fechten hier auf dem Mars populär zu machen?"
"Natürlich wäre das auch eine Überlegung wert. Ich sehe das Fechten aber eher als letzten Ausweg, wenn sich sonst gar nichts mehr findet. Eher präferiere ich eine Sportart, die so ganz anders ist, als in meiner Heimat. Mir fällt da spontan Boxen oder Ringen ein. Hier gibt es wieder ein Regelwerk. Wer sich aggressiv zeigt und die Regeln verletzt, um den Gegner zu besiegen, erhält Minuspunkte oder wird gar gesperrt."
Er lässt uns eintreten. Wir stehen nun in einer Garderobe, von der mehrere Türen abgehen und eine Treppe nach oben führt. Thato betritt die Treppe nach oben und wir folgen ihm. Oben kommen wir in einen größeren Wohnraum mit Sitzgarnitur, Unterhaltungselektronik und einem Essplatz. Anschließend zeigt er uns noch zwei Schlafzimmer und ein Bad in der darüberliegenden Etage. Die Suite könnte auch eine Familie beherbergen. Platz genug wäre vorhanden.
Er erklärt uns noch die Armaturen im Bad und ich frage ihn nach Wassersparmöglichkeiten. Das erscheint mir wichtig auf dem Mars. Thato schüttelt lächelnd den Kopf und erklärt, dass das verbrauchte Wasser in Frischwasser umgewandelt und in den Wasserkreislauf zurückgeführt wird.
Danach gehen wir wieder hinunter in den Wohnraum. Der junge Mann zeigt uns eine Menükarte auf dem Esstisch und erklärt uns dazu:
"Wenn Sie in Ihrer Suite speisen möchten, dann suchen Sie sich einfach etwas daraus aus und informieren mit diesem Kommunikator die Rezeption. Sie wird alles weitere veranlassen!"
"Okay, vielen Dank!" antworte ich noch einmal und lächele ihn an.
"Darf ich mich dann jetzt zurückziehen?" fragt er nach.
"Aber gerne," bestätige ich lächelnd. "Möge Ihre Lebenskraft Sie immer begleiten!"
Thato verbeugt sich leicht und betritt die Treppe nach unten. Kurz darauf hören wir die Eingangstür leise ins Schloss fallen.
Ich gehe zur Sitzgruppe und nehme das Gerät auf dem Couchtisch in die Hand. Damit schalte ich den großen Bildschirm ein und schaue mir das Internetangebot und die Filmtitel an. Mirco setzt sich hinzu und schaut mir eine Weile zu. Plötzlich fragt er:
"Wie lange werden wir wohl hier auf eine Reaktion aus dem 'Amt' warten müssen?"
Ich wende mich ihm zu und sage:
"Sei gelassen und geduldig, Mirco. Zu gegebener Zeit werden wir es erfahren!"
"Aber nur untätig herumsitzen, möchte ich auch nicht. Wir befinden uns weder in Quarantäne noch im Gefängnis. Gibt es hier keine Ladenpassage, wo wir uns die Auslagen anschauen können? Die Läden werden sicher von Restaurants und Clubs aufgelockert. Auch Sportclubs würden uns das Warten verkürzen."
"Du magst dich in so einer Suite also nur zum Schlafen aufhalten? Statt dir das Internet-Angebot anzusehen, Dokus und Spielfilme anzuschauen, virtuell durch Ausstellungen zu schlendern, möchtest du lieber vor die Tür?"
"Ja, natürlich, Florian. Wir waren in der Quarantäne zur Bewegungslosigkeit verdammt. Das muss sich jetzt nicht hier fortsetzen!"
"Hier begegnen wir aber auch keinem Marsianer! Ich denke mal, nicht alle Menschen haben einen guten Charakter. Manche könnten sich Chancen ausrechnen, bei uns etwas abzustauben. Natürlich können wir uns wehren! Aber die Anderen haben den Vorteil, dass ihnen die geringere Schwerkraft vertraut ist. Uns kann die geringere Schwerkraft erst von Nutzen sein, wenn wir gelernt haben, damit umzugehen. Ich möchte nicht, dass die Regierung uns Wachen zur Seite stellt. Das würde zwielichtige Gestalten geradezu anziehen, die warten bis sie uns allein irgendwo antreffen."
"Und was ist mit Fujiwara-Sensei? Wir sind jetzt schon drei Wochen abgängig. Er wird sich fragen, was uns passiert ist. Nicht, dass eine Raumschiffflotte hier auftaucht und Aufklärung von der Regierung verlangt."
"Ach, Mirco! Jetzt fahr' aber mal 'runter! Du kannst in unserer Hierarchie nicht aufsteigen, wenn du keine Gelassenheit und Geduld zeigst! Möglicherweise ist Master Dayak inzwischen bei unserer 'Delta' angekommen und hat nachgetankt. Er wird nun dort draußen sitzen und meditieren. Vielleicht hat er uns schon gefunden und beobachtet uns. Er wird Fujiwara-Sensei im Jinja informieren und bestätigen, dass es uns wohlergeht."
Mirco schaut mich zweifelnd an, sagt aber nichts mehr. Wir schauen uns als erstes die kulturellen und sportlichen Veranstaltungen, Ausstellungen und Museen im Internet an. Letztere können wir virtuell durchwandern, oder auch an einer 'Koje' stehenbleiben und uns das Ausstellungsstück genauer anschauen, bevor wir weitergehen.
In den nächsten Tagen haben wir nur Kontakt zu einem Zimmermädchen. Die Maid putzt, wischt, macht die Betten, bringt uns das bei ihr bestellte Essen, nimmt die Schmutzwäsche mit und bringt sie schrankfertig zurück.
*
Nach vier Tagen werden wir von der Rezeption benachrichtigt, dass die junge Frau aus dem Amt soeben eingetroffen ist, um uns wieder dorthin zu bringen. Wir verlassen unsere Suite und fahren mit dem Aufzug zum Foyer hinunter. Dort finden wir Amahle wartend in der Sitzgruppe vor. Ich begrüße sie herzlich, dann verlassen wir mit ihr das Hotel.
Zurück im 'Amt' führt sie uns in das Büro von Frau Ndluvo und zieht sich danach zurück. Frau Ndluvo begrüßt uns herzlich und bietet uns Sitzplätze am Konferenztisch an. Anschließend erhält jeder ein Getränk und Frau Ndluvo beginnt:
"Ihre Organisation, O-Chisei, möchte uns also vor einer neuerlichen Infiltration der Space Ressource Corporation mit aggressiver gewordenen Geschäftsmethoden schützen, sagten Sie bei unserem letzten Gespräch, Excellenz."
"Ja, ich habe mich in den letzten Tagen im Internet schlau gemacht. Ihre Sportvereine und -clubs bieten eine ganze Palette von Sportarten an. Die bei weitem publikumswirksamste Sportart bei Ihnen ist das Laufen. Es gibt hier zwei Arten. Einmal geht es darum, fair ins Ziel zu kommen. Bei der anderen Art zu laufen, bei dem Bodychecks erlaubt sind, kommt dagegen nicht jeder ins Ziel. Auf meinem Heimatplaneten würden sich nun Firmen bei den Sportlern als Sponsoren anbieten, damit diese der breiten Masse ihre Produkte anbieten, nach dem Motto 'Wenn ihr unsere Produkte kauft, werdet ihr selbst ein Star'. Was natürlich eine Werbelüge ist."
"Sie haben sich im Internet informiert! Dann wissen Sie auch, dass unsere Sportler ebenso Sponsoren bekommen."
Ich nicke und meine:
"Ja, nur bei Ihnen ist das ein wenig anders. Ihre Sponsoren sind zumeist Privatleute, die genug Geld fürs Sponsoring haben. Sie unterstützen die Sportler, um sich in deren Glanz zu sonnen. Zwischen Sponsor und Sportler baut sich oft eine romantische Beziehung auf. Sie mögen sich und zeigen das auch. Ich sagte romantische Beziehung, weil zwischen Sponsor und Sportler gibt es keinen Sex, nur eine enge Freundschaft."
"Das stimmt wohl," pflichtet die Dame mir bei. "Passt unser System denn in Ihr Konzept?"
"Nicht UNSER Konzept," korrigiere ich sie höflich. "Es ist das Konzept, wie es auf meinem Heimatplaneten, der Venus, praktiziert wird. Niemand will es dem Mars überstülpen! Ihr Konzept ist nicht gut geeignet, die Strahlkraft eines Gewinners, bei einem Lauf zum Beispiel, in der Öffentlichkeit auf den Sponsor überstrahlen zu lassen. Die Sponsoren werden wohl genannt. Man weiß von ihnen aber nur, wenn man das Profil eines Sportlers aufmerksam durchliest."
"Welchen Schluss ziehen Sie daraus für ihr Projekt?"
"Wenn ich die Charakteristik der SRC auf ihren Sport übertrage, denke ich, die aggressiveren Läufe, die mit Bodycheck, würde die SRC anziehen. Allerdings würden sie Läufern bald ihre Unterstützung entziehen, die statt ins Ziel, in die Sanitätsstation kommen.
Haben Sie keine Sportart, die ebenfalls viele Zuschauer anzieht und vor dem Bildschirm zuhause versammelt, die sich aber ein ähnlich strenges Regelwerk gegeben hat, wie zum Beispiel das Fechten?"
"Entschuldigung, Excellenz. Da muss ich noch Erkundigungen einziehen. Aber warum versuchen Sie denn nicht, das Fechten hier auf dem Mars populär zu machen?"
"Natürlich wäre das auch eine Überlegung wert. Ich sehe das Fechten aber eher als letzten Ausweg, wenn sich sonst gar nichts mehr findet. Eher präferiere ich eine Sportart, die so ganz anders ist, als in meiner Heimat. Mir fällt da spontan Boxen oder Ringen ein. Hier gibt es wieder ein Regelwerk. Wer sich aggressiv zeigt und die Regeln verletzt, um den Gegner zu besiegen, erhält Minuspunkte oder wird gar gesperrt."
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Dienstag, 27. September 2022
Aufbruch ins All -40
mariant, 12:09h
"Wie gehen Sie gegen die Irrlehre vor?"
"Eins der Prinzipien unserer Organisation ist die Gelassenheit. Jede Philosophie hat ihre Daseinsberechtigung. Aufgrund der liberalen Verfassung auf Erde und Venus ist ein offenes Zurückdrängen nicht möglich. Unsere Organisation hat eigene Firmen gegründet, die einerseits als Sponsoren unserer Fechtschule offen auftreten. Andererseits treten sie in wirtschaftliche Konkurrenz zur Gegenseite."
"Sie beweisen damit großes Vertrauen in die eigene Stärke!" stellt die Dame fest.
Ich bestätige ihr das nickend und sage:
"Ohne Vertrauen in die eigene Stärke müssten wir uns aufgeben!"
Sie bleibt eine Weile stumm. Dann schaut sie mir direkt in die Augen und stellt fest:
"Der Grund ihres Besuches auf dem Mars ist es also, hier einen Sportverein zu gründen und an Turnieren teilzunehmen. Sie hoffen, dadurch eine perfide Infiltration der Gegenseite frühzeitig aufzudecken! Habe ich recht?"
"Meine Aufgabe ist es," entgegne ich ihr lächelnd, "einen unverbindlichen Dialog zu beginnen. Dazu gehört natürlich, Ihnen offen und ehrlich zu sagen, worum es geht. Dann greift unser Prinzip Gelassenheit: Was Sie mit der Information anfangen, ist ihre Sache. Wenn sich ein paar Mitglieder unserer Organisation auf dem Mars niederlassen und einen Sportverein gründen dürfen, wäre für uns viel gewonnen. Natürlich wollen wir unsere Informationen, die wir beim Sport gewinnen, gerne mit Ihnen teilen - wenn Sie das wünschen."
"Okay, Eure Excellenz. Das wäre erst einmal alles. Darf ich Ihnen ein Hotel empfehlen? Ein Mitarbeiter führt Sie dorthin. Wir werden uns dann für weitere Gespräche wieder bei Ihnen melden."
"Das ist sehr nett," antworte ich.
Frau Ndluvo hat sich erhoben, während sie spricht. Also erheben wir uns nun auch. Sie spricht in ihren Kommunikator und kurz darauf tritt eine junge Marsianerin zur Tür herein.
"Bringe den Herrn Botschafter und seinen Assistenten zum Presidential Hotel, Amahle! Er ist Gast des Präsidenten. Erwähne das an der Rezeption!"
"Zu Diensten, verehrte Frau Ndluvo!"
Anschließend will ich mich von der Dame verabschieden und strecke ihr meine Hand zum Gruß hin. Frau Ndluvo lächelt entschuldigend, zeigt ihre offene Hand und legt sie sich auf die Herzgegend.
'Oh,' denke ich. 'Da habe ich wohl beinahe einen Faux pas begangen.'
Hier grüßt man sich anders als auf der Erde oder der Venus.
*
Unsere Führerin geleitet uns in den großen Raum des Eingangsbereiches zurück. Unten angekommen strebt sie den Eingangstüren aus buntem Glas zu. Sie öffnen sich bei Annäherung und wir treten unter den Überhang, wo eine Reihe von Fahrzeugen in einer Haltespur stehen. Wir folgen ihr zum vordersten Fahrzeug. Sie öffnet die Tür und lässt uns zuerst einsteigen. Danach setzt sie sich zu uns und bedient ein Panel. Nachdem sie den Startknopf gedrückt hat, klickt es leise in den Fahrzeugtüren und der Wagen setzt sich wie von Geisterhand in Bewegung.
"Ah, ein selbstfahrender Wagen mit Elektroantrieb!" entfährt es mir.
Sie nickt mir lächelnd zu. Unterwegs frage ich sie, seit wann die Menschen auf dem Mars sich nicht mehr die Hände schütteln, bei Begrüßung und Abschied. Sie erklärt mir, dass sie darüber im Geschichtsunterricht gehört hat. Seit es vor Jahrhunderten zu einer schlimmen Pandemie gekommen ist, wird das Händeschütteln nicht mehr praktiziert.
"Okay, das verstehe ich," antworte ich ihr.
Bald darauf verlässt der Wagen die Straße und reiht sich auf einer Haltespur hinten ein. Wir verlassen das Fahrzeug und folgen der jungen Frau ins Foyer dieses Hauses.
Die Einrichtung ähnelt der im Amt, nur dass über dem Tresen das Firmenschild mit goldenen Lettern prangt. 'Presidential Hotel' lese ich darauf in leicht veränderter Schrift. Amahle, die junge Angestellte aus dem Präsidial-Amt, erklärt der Frau hinter dem Tresen:
"Sol. Diese Herren Botschafter sind Gäste des Präsidenten! Bitte, geben Sie Ihnen eine angemessene Suite für die Dauer ihres Aufenthalts."
Die Frau nickt lächelnd und wendet sich an uns. Bevor sie ihr Wort an uns richten kann, verabschiedet sich die junge Führerin:
"Sie erhalten alles Weitere vom Hotel-Personal. Scheuen Sie sich nicht, Wünsche zu äußern! Ich ziehe mich jetzt zurück."
Ich neige meinen Kopf und lege meine Hand auf mein Herz.
"Möge Ihre Lebenskraft Sie immer begleiten!" antworte ich ihr lächelnd.
Sie schaut mich irritiert an und meint noch "Auf Wiedersehen!" Anschließend wendet sie sich um und verlässt das Hotel.
Nun lenkt die Rezeptionskraft des Hotels unsere Aufmerksamkeit auf sich.
"Sol. Darf ich Ihre geschätzten Namen erfahren, Eure Excellenz?"
"Gerne," antworte ich und ergänze: "Ich bin Chisei Florian Myers aus Ishtar City auf der Venus. Mein Assistent heißt Mirco Myers und kommt ebenfalls von der Venus."
"Okay, vielen Dank, Eure Excellenz. Warten Sie bitte einen kleinen Moment. Man wird Sie gleich zu ihrer Suite führen."
Ich nicke freundlich lächelnd, während sie einen Kommunikator vom Tresen in die Hand nimmt und hineinspricht. Kurz darauf kommt ein junger Mann heran und orientiert sich kurz. Die Rezeptionskraft sagt zu ihm:
"Thato, bringe die Herren Botschafter bitte in die Suite A."
Der junge Mann nickt und wendet sich an Mirco, der den kleinen Koffer mit unseren wenigen Habseligkeiten trägt.
"Sol, Eure Excellenz. Darf ich Ihnen den Koffer tragen?"
Mirco schaut mich an. Ich nicke ihm lächelnd zu, also gibt er unseren Koffer an den jungen Mann weiter. Dieser wendet sich nun in Richtung Treppenhaus und fordert uns höflich auf, ihm zu folgen. Wir gehen auf den Aufzug zu und fahren mit ihm nach oben. In der obersten Etage angekommen, treten wir ins Freie, als sich der Aufzug öffnet. Wir stehen in einer Parklandschaft, die man auf dem Dach des Hotels angepflanzt hat. Tageslichtlampen an der Decke des Lavatunnels erhellen die Szene und lassen die Pflanzen Chlorophyll bilden. In regelmäßigen Abständen stehen eiförmige Häuser zwischen den Pflanzen. Wir gehen auf das uns Nächststehende zu und unser Führer öffnet die Tür mit einer Plastikkarte. Dann reicht er die Karte an mich weiter und bemerkt:
"Ihr Schlüssel, Excellenz. Kommen Sie bitte weiter. Ich zeige Ihnen alles."
"Eins der Prinzipien unserer Organisation ist die Gelassenheit. Jede Philosophie hat ihre Daseinsberechtigung. Aufgrund der liberalen Verfassung auf Erde und Venus ist ein offenes Zurückdrängen nicht möglich. Unsere Organisation hat eigene Firmen gegründet, die einerseits als Sponsoren unserer Fechtschule offen auftreten. Andererseits treten sie in wirtschaftliche Konkurrenz zur Gegenseite."
"Sie beweisen damit großes Vertrauen in die eigene Stärke!" stellt die Dame fest.
Ich bestätige ihr das nickend und sage:
"Ohne Vertrauen in die eigene Stärke müssten wir uns aufgeben!"
Sie bleibt eine Weile stumm. Dann schaut sie mir direkt in die Augen und stellt fest:
"Der Grund ihres Besuches auf dem Mars ist es also, hier einen Sportverein zu gründen und an Turnieren teilzunehmen. Sie hoffen, dadurch eine perfide Infiltration der Gegenseite frühzeitig aufzudecken! Habe ich recht?"
"Meine Aufgabe ist es," entgegne ich ihr lächelnd, "einen unverbindlichen Dialog zu beginnen. Dazu gehört natürlich, Ihnen offen und ehrlich zu sagen, worum es geht. Dann greift unser Prinzip Gelassenheit: Was Sie mit der Information anfangen, ist ihre Sache. Wenn sich ein paar Mitglieder unserer Organisation auf dem Mars niederlassen und einen Sportverein gründen dürfen, wäre für uns viel gewonnen. Natürlich wollen wir unsere Informationen, die wir beim Sport gewinnen, gerne mit Ihnen teilen - wenn Sie das wünschen."
"Okay, Eure Excellenz. Das wäre erst einmal alles. Darf ich Ihnen ein Hotel empfehlen? Ein Mitarbeiter führt Sie dorthin. Wir werden uns dann für weitere Gespräche wieder bei Ihnen melden."
"Das ist sehr nett," antworte ich.
Frau Ndluvo hat sich erhoben, während sie spricht. Also erheben wir uns nun auch. Sie spricht in ihren Kommunikator und kurz darauf tritt eine junge Marsianerin zur Tür herein.
"Bringe den Herrn Botschafter und seinen Assistenten zum Presidential Hotel, Amahle! Er ist Gast des Präsidenten. Erwähne das an der Rezeption!"
"Zu Diensten, verehrte Frau Ndluvo!"
Anschließend will ich mich von der Dame verabschieden und strecke ihr meine Hand zum Gruß hin. Frau Ndluvo lächelt entschuldigend, zeigt ihre offene Hand und legt sie sich auf die Herzgegend.
'Oh,' denke ich. 'Da habe ich wohl beinahe einen Faux pas begangen.'
Hier grüßt man sich anders als auf der Erde oder der Venus.
*
Unsere Führerin geleitet uns in den großen Raum des Eingangsbereiches zurück. Unten angekommen strebt sie den Eingangstüren aus buntem Glas zu. Sie öffnen sich bei Annäherung und wir treten unter den Überhang, wo eine Reihe von Fahrzeugen in einer Haltespur stehen. Wir folgen ihr zum vordersten Fahrzeug. Sie öffnet die Tür und lässt uns zuerst einsteigen. Danach setzt sie sich zu uns und bedient ein Panel. Nachdem sie den Startknopf gedrückt hat, klickt es leise in den Fahrzeugtüren und der Wagen setzt sich wie von Geisterhand in Bewegung.
"Ah, ein selbstfahrender Wagen mit Elektroantrieb!" entfährt es mir.
Sie nickt mir lächelnd zu. Unterwegs frage ich sie, seit wann die Menschen auf dem Mars sich nicht mehr die Hände schütteln, bei Begrüßung und Abschied. Sie erklärt mir, dass sie darüber im Geschichtsunterricht gehört hat. Seit es vor Jahrhunderten zu einer schlimmen Pandemie gekommen ist, wird das Händeschütteln nicht mehr praktiziert.
"Okay, das verstehe ich," antworte ich ihr.
Bald darauf verlässt der Wagen die Straße und reiht sich auf einer Haltespur hinten ein. Wir verlassen das Fahrzeug und folgen der jungen Frau ins Foyer dieses Hauses.
Die Einrichtung ähnelt der im Amt, nur dass über dem Tresen das Firmenschild mit goldenen Lettern prangt. 'Presidential Hotel' lese ich darauf in leicht veränderter Schrift. Amahle, die junge Angestellte aus dem Präsidial-Amt, erklärt der Frau hinter dem Tresen:
"Sol. Diese Herren Botschafter sind Gäste des Präsidenten! Bitte, geben Sie Ihnen eine angemessene Suite für die Dauer ihres Aufenthalts."
Die Frau nickt lächelnd und wendet sich an uns. Bevor sie ihr Wort an uns richten kann, verabschiedet sich die junge Führerin:
"Sie erhalten alles Weitere vom Hotel-Personal. Scheuen Sie sich nicht, Wünsche zu äußern! Ich ziehe mich jetzt zurück."
Ich neige meinen Kopf und lege meine Hand auf mein Herz.
"Möge Ihre Lebenskraft Sie immer begleiten!" antworte ich ihr lächelnd.
Sie schaut mich irritiert an und meint noch "Auf Wiedersehen!" Anschließend wendet sie sich um und verlässt das Hotel.
Nun lenkt die Rezeptionskraft des Hotels unsere Aufmerksamkeit auf sich.
"Sol. Darf ich Ihre geschätzten Namen erfahren, Eure Excellenz?"
"Gerne," antworte ich und ergänze: "Ich bin Chisei Florian Myers aus Ishtar City auf der Venus. Mein Assistent heißt Mirco Myers und kommt ebenfalls von der Venus."
"Okay, vielen Dank, Eure Excellenz. Warten Sie bitte einen kleinen Moment. Man wird Sie gleich zu ihrer Suite führen."
Ich nicke freundlich lächelnd, während sie einen Kommunikator vom Tresen in die Hand nimmt und hineinspricht. Kurz darauf kommt ein junger Mann heran und orientiert sich kurz. Die Rezeptionskraft sagt zu ihm:
"Thato, bringe die Herren Botschafter bitte in die Suite A."
Der junge Mann nickt und wendet sich an Mirco, der den kleinen Koffer mit unseren wenigen Habseligkeiten trägt.
"Sol, Eure Excellenz. Darf ich Ihnen den Koffer tragen?"
Mirco schaut mich an. Ich nicke ihm lächelnd zu, also gibt er unseren Koffer an den jungen Mann weiter. Dieser wendet sich nun in Richtung Treppenhaus und fordert uns höflich auf, ihm zu folgen. Wir gehen auf den Aufzug zu und fahren mit ihm nach oben. In der obersten Etage angekommen, treten wir ins Freie, als sich der Aufzug öffnet. Wir stehen in einer Parklandschaft, die man auf dem Dach des Hotels angepflanzt hat. Tageslichtlampen an der Decke des Lavatunnels erhellen die Szene und lassen die Pflanzen Chlorophyll bilden. In regelmäßigen Abständen stehen eiförmige Häuser zwischen den Pflanzen. Wir gehen auf das uns Nächststehende zu und unser Führer öffnet die Tür mit einer Plastikkarte. Dann reicht er die Karte an mich weiter und bemerkt:
"Ihr Schlüssel, Excellenz. Kommen Sie bitte weiter. Ich zeige Ihnen alles."
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Samstag, 24. September 2022
Aufbruch ins All -39
mariant, 12:08h
Jetzt bleibt sie vor einer Tür stehen, öffnet sie und bittet uns einzutreten. Wir befinden uns in einem Konferenzraum. Neben Stühlen und Tischen befinden sich hier bepflanzte Kübel mit Tageslichtlampen darüber und imposante Quarzglas-Skulpturen, die unter den Lampen schimmern.
Wir werden an einen kleineren Tisch gebeten und eine Ordonanz tritt hinzu, um unsere Getränke-Wünsche zu erfragen.
"Eure Excellenz," beginnt Frau Ndluvo, als sich die Ordonanz wieder entfernt hat, "wenn es keine konkrete Hilfe gegen die SRC sein soll, was erwarten Sie sich dann von uns?"
"Darf ich dazu weit ausholen, Frau Ndluvo? Ich hoffe ich langweile Sie dadurch nicht zu sehr?"
Sie schüttelt kaum merklich den Kopf und macht eine sparsame Geste mit der Hand.
"Bitte, fahren Sie fort."
"Vor über 3000 Jahren hat Buddha seine Philosophie den Menschen verkündet, die sie hören wollten. Einige der Hindus sind ihm gefolgt. Daraus ist mittlerweile eine breite Bewegung geworden. Etwa 600 Jahre nach seinem Tod haben fehlgeleitete buddhistische Mönche eine völlig konträre Lehre verbreitet. Sie lehren kurzgefasst Egoismus und Habgier. Damals haben sie auf dem indischen Territorium zwei benachbarte Königreiche gegeneinandergehetzt, um davon zu profitieren. Sie sind besiegt worden und einige Mönche konnten fliehen.
Später gab es in der westlichen Welt Tendenzen zu Egoismus und Habgier, die aber nicht unbedingt mit den Geflüchteten in Verbindung gebracht werden müssen. Etwa tausend Jahre später begann der Kapitalismus mit dem Dreieckshandel über den Atlantik. Zuckerrohrfarmer verschifften ihr Produkt nach Europa. Davon wurden veredelte Produkte und Nahrungsmittel gekauft und nach Afrika gebracht. In Afrika wurden davon Arbeitskräfte für die Zuckerrohrfarmen gekauft und als Sklaven nach Amerika gebracht. Das Gesicht des Kapitalismus wandelte sich mit der Zeit zwar, wurde nach außen menschlicher, aber immer noch gilt derjenige am meisten, der reich und skrupellos ist, der habgierig und egoistisch auftritt.
Vor etwa 200 Jahren entwickelte wieder ein buddhistischer Mönch die Lehre vom Egoismus und der Habgier. Er gewann Schüler. Sein Kreis erweiterte sich in die westliche Hemisphäre hinein, wo er natürlich auf fruchtbaren Boden fiel. Die Führungsebene der heutigen Space Ressource Corporation ist dieser Irrlehre komplett verfallen.
Auf der Venus kontrolliert die Firma inzwischen den Handel mit Treibstoffen. Aber auch in das gesellschaftliche Leben dringt die SRC ein. Sie steht hinter mindestens einem Verein als Sponsor. Hier sehe ich ein Einfallstor in die marsianische Gesellschaft, wenn sie auf die Idee kommen sollten, sich mal wieder verstärkt um den Mars zu kümmern.
Solche Firmen wollen Macht um jeden Preis!"
"Hm, okay," entgegnet die Dame. "Sie haben also eine Aufgabe in ihrem eigenen Hinterhof zu lösen. Was macht nun der Mars für ihre Organisation so interessant, dass man Sie zu uns sendet, Excellenz?"
"Wir haben seit zehn Jahren auf der Venus ein Frühwarnsystem. Ich denke, ich kann mich mit Ihnen offen darüber unterhalten, da wir beide auf derselben Seite stehen, was die SRC betrifft.
Unsere Sportstars erhalten Sponsor-Verträge von den auf der Venus ansässigen Firmen. Sie bezahlen den Sportlern ihren Lebensunterhalt und die Trainingskosten. Dafür treten die Sportstars in kurzen Werbefilmchen auf und bewerben die Produkte ihrer Sponsoren. Wer sponsert, muss sich in der Verwaltung registrieren lassen. Wenn solch eine große Firma, wie die SRC, nicht registriert werden will, gründet sie Tochterfirmen oder übernimmt kleinere Firmen, die dann das Sponsoring übernehmen."
"Okay, ich sehe in ihren Ausführungen aber keinen Lösungsansatz für das Problem, Excellenz!" kontert Frau Ndluvo lächelnd.
Ich lächele freundlich zurück und antworte:
"Bisher habe ich über offen zutage tretendes geredet. Durch unser liberales Staatswesen sind uns die Hände gebunden, solange keine Straftat begangen wird.
Vor etwa zehn Jahren hat eine Handvoll Buddhisten auf der Venus eine Fechtschule gegründet. Dazu muss man sagen, Fechten ist in meiner Heimat Volkssport. Ein unbesiegter Fechter wird von der Bevölkerung verehrt. Außer ihr gibt es daher eine Menge anderer Fechtschulen, die einmal im Jahr Fechter aus ihren Reihen in ein Turnier schicken.
Man kann nun sehen, wie die Sportler kämpfen und daraus gewisse Schlüsse ziehen. Es gibt zwar Turnierregeln. Hält ein Sportler sich nicht daran und kämpft unfair, riskiert er den Ausschluss vom Turnier. Das kann auch ein Ausschluss über mehrere Jahre bedeuten.
Mir persönlich ist es passiert, dass der Zweitplatzierte, nachdem er den Turniersieg an mich abtreten musste, einige Wochen später zusammen mit einem bezahlten Komplizen ein Attentat auf mich verübt hat. Es ist ihm missglückt, wie sie sehen. Aber die Gegenseite hat sich geoffenbart, sich aus ihrer Deckung begeben."
"Das war sehr dumm von ihr!" entfährt es der mir gegenübersitzenden Dame.
Ich nicke lächelnd, meine aber:
"Die Gegenseite wusste nichts von unseren 'Antennen' und wir werden sie auch nicht preisgeben. Von daher mussten sie sich durch ihre Aktion quasi offenbaren, ohne es zu wissen."
"Was sind das für 'Antennen?" fragt Frau Ndluvo, neugierig geworden.
Ich lächele sie an und erkläre:
"Vergleichen Sie einmal gedanklich die buddhistische Lehre, die da sagt: Bemühe dich um Weisheit und verhalte dich immer richtig. Sei gütig und friedfertig. Lüge niemals. Tue keinem Lebewesen Böses an und stehle nicht. Schade niemandem und zerstöre die Natur nicht. Gib dir Mühe und erfülle deine Pflichten. Sei achtsam, denke und handele stets besonnen. Und schließlich, konzentriere dich, denke nach und meditiere.
Demgegenüber heißt es in der Irrlehre: Die Schwachen verdienen ihr Schicksal. Kümmere dich um deine Stärke, denn Stärke ist Macht. Lebe mit Leidenschaft, denn sie gibt dir Kraft. Mit der Kraft erringst du Siege. Lass dich vom Zorn leiten, denn Zorn macht dich stark. Durch Zorn geleitete Aggressivität ist unaufhaltsam. Bekämpfe deine Angst und frage deine Feinde, was sie als ihre Stärke betrachten, was deren größte Angst ist, was sie am Meisten schätzen. So wirst du wissen, wie du deine Feinde schlagen kannst. Frage sie dann, worum sie dich am Meisten bitten, so wirst du wissen, wie du sie auf ewig unterdrücken kannst."
Meine Gesprächspartnerin zeigt anfangs eher gelangweiltes Interesse. Als ich dann auf die Lehrsätze der Gegenseite zu sprechen komme und sie der Dame darlege, hängt sie mit erschrockener Miene an meinen Lippen.
"Woher kennen Sie die Irrlehre so genau?" fragt sie nun, etwas kurzatmig.
"Die Gründer unserer Fechtschule in Ishtar City sind vor zehn Jahren von der Erde her eingewandert. Sie haben die Gegenseite auf der Erde kennengelernt," antworte ich ihr wahrheitsgemäß.
Wir werden an einen kleineren Tisch gebeten und eine Ordonanz tritt hinzu, um unsere Getränke-Wünsche zu erfragen.
"Eure Excellenz," beginnt Frau Ndluvo, als sich die Ordonanz wieder entfernt hat, "wenn es keine konkrete Hilfe gegen die SRC sein soll, was erwarten Sie sich dann von uns?"
"Darf ich dazu weit ausholen, Frau Ndluvo? Ich hoffe ich langweile Sie dadurch nicht zu sehr?"
Sie schüttelt kaum merklich den Kopf und macht eine sparsame Geste mit der Hand.
"Bitte, fahren Sie fort."
"Vor über 3000 Jahren hat Buddha seine Philosophie den Menschen verkündet, die sie hören wollten. Einige der Hindus sind ihm gefolgt. Daraus ist mittlerweile eine breite Bewegung geworden. Etwa 600 Jahre nach seinem Tod haben fehlgeleitete buddhistische Mönche eine völlig konträre Lehre verbreitet. Sie lehren kurzgefasst Egoismus und Habgier. Damals haben sie auf dem indischen Territorium zwei benachbarte Königreiche gegeneinandergehetzt, um davon zu profitieren. Sie sind besiegt worden und einige Mönche konnten fliehen.
Später gab es in der westlichen Welt Tendenzen zu Egoismus und Habgier, die aber nicht unbedingt mit den Geflüchteten in Verbindung gebracht werden müssen. Etwa tausend Jahre später begann der Kapitalismus mit dem Dreieckshandel über den Atlantik. Zuckerrohrfarmer verschifften ihr Produkt nach Europa. Davon wurden veredelte Produkte und Nahrungsmittel gekauft und nach Afrika gebracht. In Afrika wurden davon Arbeitskräfte für die Zuckerrohrfarmen gekauft und als Sklaven nach Amerika gebracht. Das Gesicht des Kapitalismus wandelte sich mit der Zeit zwar, wurde nach außen menschlicher, aber immer noch gilt derjenige am meisten, der reich und skrupellos ist, der habgierig und egoistisch auftritt.
Vor etwa 200 Jahren entwickelte wieder ein buddhistischer Mönch die Lehre vom Egoismus und der Habgier. Er gewann Schüler. Sein Kreis erweiterte sich in die westliche Hemisphäre hinein, wo er natürlich auf fruchtbaren Boden fiel. Die Führungsebene der heutigen Space Ressource Corporation ist dieser Irrlehre komplett verfallen.
Auf der Venus kontrolliert die Firma inzwischen den Handel mit Treibstoffen. Aber auch in das gesellschaftliche Leben dringt die SRC ein. Sie steht hinter mindestens einem Verein als Sponsor. Hier sehe ich ein Einfallstor in die marsianische Gesellschaft, wenn sie auf die Idee kommen sollten, sich mal wieder verstärkt um den Mars zu kümmern.
Solche Firmen wollen Macht um jeden Preis!"
"Hm, okay," entgegnet die Dame. "Sie haben also eine Aufgabe in ihrem eigenen Hinterhof zu lösen. Was macht nun der Mars für ihre Organisation so interessant, dass man Sie zu uns sendet, Excellenz?"
"Wir haben seit zehn Jahren auf der Venus ein Frühwarnsystem. Ich denke, ich kann mich mit Ihnen offen darüber unterhalten, da wir beide auf derselben Seite stehen, was die SRC betrifft.
Unsere Sportstars erhalten Sponsor-Verträge von den auf der Venus ansässigen Firmen. Sie bezahlen den Sportlern ihren Lebensunterhalt und die Trainingskosten. Dafür treten die Sportstars in kurzen Werbefilmchen auf und bewerben die Produkte ihrer Sponsoren. Wer sponsert, muss sich in der Verwaltung registrieren lassen. Wenn solch eine große Firma, wie die SRC, nicht registriert werden will, gründet sie Tochterfirmen oder übernimmt kleinere Firmen, die dann das Sponsoring übernehmen."
"Okay, ich sehe in ihren Ausführungen aber keinen Lösungsansatz für das Problem, Excellenz!" kontert Frau Ndluvo lächelnd.
Ich lächele freundlich zurück und antworte:
"Bisher habe ich über offen zutage tretendes geredet. Durch unser liberales Staatswesen sind uns die Hände gebunden, solange keine Straftat begangen wird.
Vor etwa zehn Jahren hat eine Handvoll Buddhisten auf der Venus eine Fechtschule gegründet. Dazu muss man sagen, Fechten ist in meiner Heimat Volkssport. Ein unbesiegter Fechter wird von der Bevölkerung verehrt. Außer ihr gibt es daher eine Menge anderer Fechtschulen, die einmal im Jahr Fechter aus ihren Reihen in ein Turnier schicken.
Man kann nun sehen, wie die Sportler kämpfen und daraus gewisse Schlüsse ziehen. Es gibt zwar Turnierregeln. Hält ein Sportler sich nicht daran und kämpft unfair, riskiert er den Ausschluss vom Turnier. Das kann auch ein Ausschluss über mehrere Jahre bedeuten.
Mir persönlich ist es passiert, dass der Zweitplatzierte, nachdem er den Turniersieg an mich abtreten musste, einige Wochen später zusammen mit einem bezahlten Komplizen ein Attentat auf mich verübt hat. Es ist ihm missglückt, wie sie sehen. Aber die Gegenseite hat sich geoffenbart, sich aus ihrer Deckung begeben."
"Das war sehr dumm von ihr!" entfährt es der mir gegenübersitzenden Dame.
Ich nicke lächelnd, meine aber:
"Die Gegenseite wusste nichts von unseren 'Antennen' und wir werden sie auch nicht preisgeben. Von daher mussten sie sich durch ihre Aktion quasi offenbaren, ohne es zu wissen."
"Was sind das für 'Antennen?" fragt Frau Ndluvo, neugierig geworden.
Ich lächele sie an und erkläre:
"Vergleichen Sie einmal gedanklich die buddhistische Lehre, die da sagt: Bemühe dich um Weisheit und verhalte dich immer richtig. Sei gütig und friedfertig. Lüge niemals. Tue keinem Lebewesen Böses an und stehle nicht. Schade niemandem und zerstöre die Natur nicht. Gib dir Mühe und erfülle deine Pflichten. Sei achtsam, denke und handele stets besonnen. Und schließlich, konzentriere dich, denke nach und meditiere.
Demgegenüber heißt es in der Irrlehre: Die Schwachen verdienen ihr Schicksal. Kümmere dich um deine Stärke, denn Stärke ist Macht. Lebe mit Leidenschaft, denn sie gibt dir Kraft. Mit der Kraft erringst du Siege. Lass dich vom Zorn leiten, denn Zorn macht dich stark. Durch Zorn geleitete Aggressivität ist unaufhaltsam. Bekämpfe deine Angst und frage deine Feinde, was sie als ihre Stärke betrachten, was deren größte Angst ist, was sie am Meisten schätzen. So wirst du wissen, wie du deine Feinde schlagen kannst. Frage sie dann, worum sie dich am Meisten bitten, so wirst du wissen, wie du sie auf ewig unterdrücken kannst."
Meine Gesprächspartnerin zeigt anfangs eher gelangweiltes Interesse. Als ich dann auf die Lehrsätze der Gegenseite zu sprechen komme und sie der Dame darlege, hängt sie mit erschrockener Miene an meinen Lippen.
"Woher kennen Sie die Irrlehre so genau?" fragt sie nun, etwas kurzatmig.
"Die Gründer unserer Fechtschule in Ishtar City sind vor zehn Jahren von der Erde her eingewandert. Sie haben die Gegenseite auf der Erde kennengelernt," antworte ich ihr wahrheitsgemäß.
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