Dienstag, 24. Januar 2023
Aufbruch ins All -79
Mit der Spitze zu uns steht hier ein Raumfahrzeug, das langsam 'seinen Rachen öffnet und seine Zunge ausfährt'. Als die Rampe den Boden des Hangars berührt, betreten wir sie und gehen ins Innere der Delta-8a. Eine Stimme begrüßt uns, während hinter uns die Rampe hochfährt und sich das Raumfahrzeug schließt.

"Hallo, guten Tag, die Herren. Mein Name ist 'Delta-8a'. Ich werde sie überall hinbringen, wohin sie fliegen möchten!"

Mirco schaut mich entgeistert an. Ich muss grinsen. Auf dem Flug hierher habe ich über mein Tablet die Betriebsanleitung gelesen. Die 'Delta-8a' ist mittels KI ein Roboter, den ein Kleinkind fliegen könnte, solange die 'Delta-8a' die richtigen Befehle erhält.

Wir gehen in die Pilotenkanzel. Unsere Kontursessel stehen hier hintereinander und in der Höhe leicht versetzt, so dass Mirco von seinem Platz hinter mir über mich hinweg nach vorne schauen kann.

Nachdem wir Platz genommen haben, sage ich in den Raum:

"Delta-8a! Start vorbereiten!"

Sofort kommt Leben in die Instrumente vor mir. Dann höre ich eine fremde Männerstimme in dem Helm, den ich eben aufgesetzt habe.

"Identifizierung erfolgreich," sagt der Mann von der Flugkontrolle. "Alles Gute Ihnen!"

"Vielen Dank. Das werden wir sicher brauchen," gebe ich dem Mann zurück.

Durch die Fenster der Pilotenkanzel kann ich erkennen, dass wir leicht angehoben werden und uns langsam rückwärts aus dem Hangar bewegen. Nachdem wir draußen sind, schließt sich der Hangar. Die 'Delta-8a' dreht sich gleichzeitig um zwei Achsen und zündet nach einer Ankündigung die Hecktriebwerke. Wir entfernen uns allmählich von der Orbitalstation.

Nun fragt die 'Delta-8a':
"Welches Ziel darf ich ansteuern?"

Ich schaue auf die Kontrollen und sehe, dass alle Tanks gefüllt sind. Wir brauchen den Mond also nicht ansteuern. Natürlich wäre der Trip zum Mond ein Probeflug, aber ich denke, wir machen einen längeren Probeflug. Also frage ich die KI:

"Wieviel Zeit brauchen wir aktuell, um eine weite Umlaufbahn um den Mars zu erreichen?"

"Den Mars erreichen wir aktuell in 34 Tagen," gibt die Künstliche Intelligenz zurück.

"Was meinst du, Mirco?" frage ich und schaue in den seitlichen Spiegel.

Er zuckt die Schultern und meint:
"Du bist der Kommandant! Über den Mars ist allerdings alles bekannt, dank der Kolonisten dort."

"Richtig. Es soll ja auch nur ein Probeflug werden," meine ich.

"Okay," antwortet mein Cousin hinter mir.

Also wende ich mich wieder an die Steuerung:
"Delta-8a! Bring uns in eine weite Umlaufbahn um den Mars."

Nun zündet der Fusionsreaktor im hinteren unteren Bereich des Raumfahrzeuges. Die Fenster verdunkeln sich.

"Was passiert jetzt?" fragt Mirco erstaunt.

"Vor die Fenster haben sich jetzt Platten geschoben, aus dem gleichen Material, aus dem die Außenhaut besteht. Wenn der Fusionsreaktor hochgefahren ist, schaltet sich der Warp-Antrieb ein. Er braucht fast die ganze bereitgestellte Energie," erkläre ich.

"Der Warp-Antrieb... Darüber hört man immer wieder irgendwelche Gerüchte. Wie funktioniert der?"

"Man kennt ihn seit etwa 700 Jahren theoretisch. Er erzeugt hinter dem Raumfahrzeug eine 'Welle' in der Raumzeit. Stell' dir die Raumzeit wie ein Gummituch vor. Körper mit starker Gravitation erzeugen Dellen in dem Gummituch.
Mit der Energie unseres Fusionsreaktors zieht sich die Raumzeit vor uns in die Länge und wölbt sie hinter uns zu einer Art 'Welle' auf. Auf dieser Welle 'surft' das Raumschiff und bewegt sich dadurch schneller vorwärts. Auch unsere Treibstofftanks werden geschont.
Im Raumschiff selbst spürt man davon nichts. Es ist, als befänden wir uns in einer 'Blase'. Wir haben wie beim permanent brennenden Ionenantrieb eine Art 'Gravitation' an Bord. Schneller als das Licht sind wir dabei noch lange nicht. Interstellare Raumfahrt ist uns also noch nicht möglich!"

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Samstag, 21. Januar 2023
Aufbruch ins All -78
Nach dem Frühstück am nächsten Morgen erhalten wir von einem Chisei die Nachricht, dass Meister Dayak und sein Schüler in aller Frühe zum Mond aufgebrochen sind. Sie werden dort in unserer Firma 'Lunar Reparaturdock' erwartet und einen Tanker besetzen.

Außerdem haben sie einen Termin in unserer Firma 'Lunar Ship Systems'. Dort werden sie den Start eines verbesserten Delta-8-Raumfahrzeuges für Fernaufklärung veranlassen. Diese Delta-8a wird beauftragt den Earth Orbiter per Autopilot anzufliegen. Das ist gleichzeitig ein Test für die installierte KI.

Wir sollen uns also heute noch zum Raumhafen begeben und in den nächsten startenden Shuttle steigen. Im Orbiter sollen wir zu dem Hangar gehen, in dem die Delta-8a festgemacht hat. Der Chisei schließt seine Nachricht mit:

"Viel Glück, Master Myers. Möge Reiki dich immer begleiten!"

Mich bedankend antworte ich dem Chisei:
"Vielen Dank für die Information! Wir werden sofort aufbrechen. Möge Reiki dich immer begleiten!"

Wir gehen auf unsere Zimmer und packen die wenigen Sachen zusammen, um danach mit dem Aufzug zum Flugdeck hochzufahren. Ein Chuden -Fortgeschrittener- aus der Flugbereitschaft fliegt uns zum Raumhafen, den wir nach wenigen Minuten erreichen.

Dort müssen wir ungefähr eine Stunde zusammen mit etwa fünfzig weiteren Passagieren auf den Start des Shuttles warten. Schließlich wird unser Flug angezeigt und wir dürfen einsteigen. Kurz darauf, nachdem alle Passagiere und die Flugbegleiter angeschnallt sind, startet der dreieckige Nurflügler. Als seine Triebwerke gezündet werden, läuft ein Zittern durch den Flugkörper.

Ich habe den Eindruck, als setze er sich nur widerwillig in Bewegung und muss schmunzeln. Es dauert nur einen Sekundenbruchteil, dann werden wir in die Kontursessel gepresst. Am Ende der Startbahn zieht der Pilot den Shuttle in einem irren Winkel in den Himmel. Bald wird der hellblaue Himmel im Bildschirm vor uns in der Rückenlehne unseres Vordermanns immer dunkler und wechselt bald zur Schwärze des Weltraums.

Drei Stunden nach dem Start erkennen wir die Orbitalstation vor uns größer werden. Der Shuttle steuert einen Hangar an, zündet die Bremstriebwerke und lässt sich schwerelos auf die offene Schleusentür zutreiben, indem er nur noch mit kurzen Gasstößen aus den Steuerdüsen navigiert. Im Hangar wird der Shuttle von einer riesigen Klammer umfasst. Danach schließt sich das äußere Schleusentor.

Die Flugbegleiter schnallen sich ab und gehen von Fluggast zu Fluggast, um sich nach seinem Befinden zu erkundigen, während sie die Gurte lösen. Danach gehen sie zu der Kabinentür, drehen dort an einem Rad bis es zischt. Nun lässt sich die Tür nach außen und zur Seite schwenken.

Wir dürfen den Shuttle verlassen und gehen auf eine Personen-Schleuse zu. Im Inneren der Schleuse herrscht jetzt irdischer Luftdruck vor. Nachdem wir durch die Personenschleuse hindurch gegangen sind, steigen wir eine Treppe hinauf und gelangen in den Ankunftsbereich. Hier müssen wir uns schon wieder einem Medi-Check unterziehen. Anschließend können wir unser Gepäck in Empfang nehmen, das inzwischen ebenfalls ausgeladen und gecheckt worden ist.

Ich frage einen Automaten an der Seitenwand, in welchem Hangar eine 'Delta-8a' vom Mond kommend festgemacht hat. Daraufhin werde ich aufgefordert, mich auszuweisen. Auch Mirco muss sich ausweisen. Danach gibt der Automat die Information frei und ich lasse mir den Weg dorthin auf meinen Kommunikator überspielen. Mein Handgerät führt uns jetzt zum richtigen Hangar.

Dort treffen wir einen Mitarbeiter der Solar Exploration Group. Nach der freundlichen Begrüßung sagt er:

"Saikou Chisei Fujiwara-Sensei hat uns darüber informiert, dass Sie unseren neuesten Fernaufklärer fliegen sollen. Ich wünsche Ihnen viel Glück!"

Anschließend müssen wir uns wieder bei einem Mitarbeiter der Flugkontrolle ausweisen. Danach durchschreiten wir die sich öffnende Personenschleuse und Mirco entfährt ein lautes "Wow!"

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Mittwoch, 18. Januar 2023
Aufbruch ins All -77
In diesem Moment hört Mister Da Silva eine Stimme - oder er vernimmt sie nur in seinem Gehirn:

"Freuen Sie sich nicht zu früh! Ich mag vielleicht körperlich besiegt sein, aber ihrem Ziel sind Sie weiter entfernt, denn je!"

Im gleichen Moment hat Saiko Chisei Fujiwara-Sensei eine Vision. Er sitzt zu dieser Zeit in seinem Büro auf der Erde am Schreibtisch, als er eine weitere Wesenheit in seiner Nähe spürt. Jemand sagt:

"Aisatsu -Seien Sie gegrüßt-, Fujiwara-Sensei."

Der Saiko Chisei schaut auf, sieht aber niemanden im Raum. Er grüßt zurück:

"Aisatsu. Anata hadare -Wer sind Sie-?"

"Ich bin Chisei O'Ceallaigh."

"Das kann nicht sein, der ehrenwerte Chisei weilt zurzeit auf der Ceres!"

"Nicht mehr, hochverehrter Saiko Chisei. Es gab 'aggressive Verhandlungen'. Ich wurde getötet und mein Raumschiff auseinander genommen... Mit anderen Worten: Die Verhandlung ist gescheitert. Wir müssen zu anderen Mitteln greifen, um unseren Anteil an den produzierten Treibstoffen zu halten."

Wortlos greift der Saiko Chisei zu seinem Kommunikator und spricht mit unserem Mann von der Lunar Ship Systems in der Mondbasis. Kurz darauf startet ein Raumschiff mit Zielort Venus. Wir blockieren unseren Anteil an den schwebenden Produktionsplattformen und programmieren sie um. Sie beliefern nur noch unsere Frachter. Gleichzeitig geben wir eigene Produktionsplattformen in Auftrag, die wir dann mit unseren Frachtern selbstständig anfliegen.

"Habt Dank, Chisei O'Ceallaigh-San."

Am Abend des Tages zieht sich Saiko Chisei Fujiwara-Sensei in seinen Wohnraum zum Meditieren zurück. Er bekommt wieder Kontakt zum Geist des Chisei O'Ceallaigh. Nun entspannt sich eine kleine Konversation:

"Da gibt es also noch mehr, als Reiki..."

"Nein, hochverehrter Saiko Chisei. Aber Reiki ist mehr als wallende Gefühle. Erforscht diese Seite von Reiki! Bald werdet Ihr die Schwelle vom Leben zum Tod willentlich überschreiten können. Aber damit ist Eure Existenz nicht in Reiki aufgegangen, sondern Ihr könnt Euer Bewusstsein bewahren. Ihr werdet mächtiger als jeder Anhänger der negativen Seite von Reiki!"

"Was ist der Weg dorthin?"

"Mitgefühl ist der Weg, und Großmut."

"Eins werden mit Reiki und noch Einfluss besitzen... Keine Kraft ist größer!"

"Auf dem Weg werdet ihr lernen, alles loszulassen, kein Gedanke an Euch selbst, kein körperliches Selbst."

"Wie erklärt sich dann die Wiedergeburt?"

"Es ist ein anderer Weg, wiedergeboren zu werden, ein neues körperliches Selbst anzunehmen, hochverehrter Saiko Chisei. Ihr müsst entscheiden: Wollt Ihr den Menschen mit Rat zur Seite stehen, oder wollt ihr erneut körperlich in die Geschicke eingreifen."

"Das ist wirklich eine besondere Überlegung. Mein neues körperliches Selbst braucht Zeit, um heranzuwachsen und zu lernen. Mein Bewusstsein kann dagegen immer wieder erscheinen und den neuen Saiko Chisei beraten."

Zuletzt hätte man glauben können, ein Schemen im Raum zu erahnen. Während das Schemen allmählich verblasst, versteht der Saiko Chisei noch die Worte:

"Sucht nach Reiki und Sie werden mich immer finden, hochverehrter Fujiwara-Sensei. Versenkt Euch in Reiki und Sie werden auch den Weg finden, den ich gegangen bin."

Bevor das Gefühl der Anwesenheit einer anderen Wesenheit nicht mehr da ist, grüßt der Saiko Chisei noch:

"Reiki ist mit dir! Sie wird dich immer begleiten."

Es ist unser Abschiedsgruß, wenn jemand von uns eine lange Reise antritt. Für Chisei O'Ceallaigh-San müsste es jetzt eigentlich heißen 'Reiki ist mit dir und du bist mit Reiki'.

Mir fallen die Augen zu. Ich schalte mein Tablet aus und lege es auf die Seite. Danach drehe ich mich zur Wand und bin kurz darauf eingeschlafen.

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