Freitag, 27. Januar 2023
Aufbruch ins All -80
"'Noch nicht', heißt, dass die Wissenschaftler daran arbeiten?" fragt Mirco zurück.

"Es wird geforscht, ja, aber die Lichtgeschwindigkeit stellt doch eine sehr hohe Hürde da. So etwas wie 'Wurmlöcher' müssen auch erst einmal gefunden und beherrscht werden, wenn es sie denn überhaupt gibt! Ich denke, damit sind die Wissenschaftler noch Jahrhunderte beschäftigt," gebe ich zurück.

"Was machen wir in den fünf Wochen bis zum Mars?" kommt er nun auf das Nächstliegende.

"Wir schauen uns die Instrumente an Bord an, besonders die zur Planetenerkundung. Wir lesen die Bedienungsanleitungen durch und schalten sie auf Probebetrieb. Dann lassen wir uns von 'Delta' zeigen, was wir damit aus der Umlaufbahn eines Planeten oder nach einer Landung machen können. Wir lernen also!"

"Okay," meint Mirco nun. "Ich bin aber auch neugierig darauf, was es hier an Bord so alles gibt, außer Tanks, Triebwerke, Fusionsreaktor, Warp-Antrieb und Pilotenkanzel."

Ich muss grinsen. Ein Fernaufklärer ist darauf ausgelegt, wochen- und monatelang von jeder menschlichen Ansiedlung entfernt zu operieren. Also wird es so etwas wie eine Wohnung an Bord geben.

"Delta-8a!" sage ich nun.

"Kommandant?" kommt es zurück.

"Du wirst jedem Hindernis ausweichen! Berechne dazu die Bahnen der Körper um uns herum. Trotzdem wirst du mich vor jedem Ausweichmanöver benachrichtigen."

"Wird erledigt, Kommandant!" sagt die Stimme.

Nun schnalle ich mich los und erhebe mich aus dem Kontursessel. Ich drehe mich zu Mirco um und meine lächelnd:

"Dann komm! Wir erkunden unser Raumschiff."

Wir verlassen die Pilotenkanzel in gebückter Haltung, da sie keine Stehhöhe bietet. Dahinter liegt der Raum, den wir als erstes betreten haben, als wir über die Rampe in den Fernaufklärer gekommen sind. Hier befinden sich noch unsere Taschen, die wir in die abschließbaren Fächer an der einen Seitenwand geschoben haben.

Ich nehme meine Tasche und gehe in den nächsten Raum dahinter. Mirco folgt mir mit seiner Tasche in der Hand. Wir erreichen eine Kabine mit zwei Etagenbetten und Schubladenschränken, in die wir nun unsere Sachen verstauen. Zwei Liegen, an deren Enden Raumanzüge befestigt sind, befähigen uns, schnell in diese hermetisch abgeschlossenen Anzüge zu kriechen. Dann finden wir hier noch zwei bequeme verstellbare Sessel, einen Tisch und einen großen Bildschirm, der sich bei unserem Eintreten eingeschaltet hat. Zwei Türen führen in weitere Räume dahinter. Wir schauen nach und erkennen eine schmale Kombüse und eine enge Sanitärzelle.

Mirco schaut in die Kombüse und stellt fest:
"Was fehlt, ist ein Vorratsschrank und ein geräumiger Kühlschrank mit Lebensmitteln für Monate im Voraus."

"Das Lager befindet sich dahinter," erkläre ich. "Wähle ein Menü und die Automatik stellt es dir her. Du brauchst es nur noch essen!"

Er macht große Augen bei meiner Erklärung und äußert nur ein "Ah!"

Dann zeigt er auf den Bildschirm und fragt mich:
"Was können wir darüber alles empfangen?"

"Nun," meine ich. "Ich denke, es ist alles genauso, wie du es von der Venus gewohnt bist. Nur halt mit dem Unterschied, dass die KI das, was du wünschst, auch in ihrem Speicher vorrätig haben muss. Ich denke nicht, dass wir auf Venus Broadcast zugreifen können, oder dem der Erde. Das Anfordern und Übermitteln wird zu lange dauern."

"Hm," macht Mirco mit zweifelndem Gesicht.

Darüber muss ich lachen. Ich klopfe ihm sanft auf die Schulter und antworte:

"Dir behagt nicht, dass hier alles von der Künstlichen Intelligenz abhängt. Warte etwas, du wirst sehen, dass du dich bald daran gewöhnt hast und die KI virtuos bedienst. Schau mir einfach zu."

Damit wende ich mich dem Bildschirm zu und sage in die Luft:

"Delta-8a, zeige mir eine Liste der Videos im Speicher!"

"Sofort, Kommandant!" ertönt es aus einem verborgenen Lautsprecher.

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Dienstag, 24. Januar 2023
Aufbruch ins All -79
Mit der Spitze zu uns steht hier ein Raumfahrzeug, das langsam 'seinen Rachen öffnet und seine Zunge ausfährt'. Als die Rampe den Boden des Hangars berührt, betreten wir sie und gehen ins Innere der Delta-8a. Eine Stimme begrüßt uns, während hinter uns die Rampe hochfährt und sich das Raumfahrzeug schließt.

"Hallo, guten Tag, die Herren. Mein Name ist 'Delta-8a'. Ich werde sie überall hinbringen, wohin sie fliegen möchten!"

Mirco schaut mich entgeistert an. Ich muss grinsen. Auf dem Flug hierher habe ich über mein Tablet die Betriebsanleitung gelesen. Die 'Delta-8a' ist mittels KI ein Roboter, den ein Kleinkind fliegen könnte, solange die 'Delta-8a' die richtigen Befehle erhält.

Wir gehen in die Pilotenkanzel. Unsere Kontursessel stehen hier hintereinander und in der Höhe leicht versetzt, so dass Mirco von seinem Platz hinter mir über mich hinweg nach vorne schauen kann.

Nachdem wir Platz genommen haben, sage ich in den Raum:

"Delta-8a! Start vorbereiten!"

Sofort kommt Leben in die Instrumente vor mir. Dann höre ich eine fremde Männerstimme in dem Helm, den ich eben aufgesetzt habe.

"Identifizierung erfolgreich," sagt der Mann von der Flugkontrolle. "Alles Gute Ihnen!"

"Vielen Dank. Das werden wir sicher brauchen," gebe ich dem Mann zurück.

Durch die Fenster der Pilotenkanzel kann ich erkennen, dass wir leicht angehoben werden und uns langsam rückwärts aus dem Hangar bewegen. Nachdem wir draußen sind, schließt sich der Hangar. Die 'Delta-8a' dreht sich gleichzeitig um zwei Achsen und zündet nach einer Ankündigung die Hecktriebwerke. Wir entfernen uns allmählich von der Orbitalstation.

Nun fragt die 'Delta-8a':
"Welches Ziel darf ich ansteuern?"

Ich schaue auf die Kontrollen und sehe, dass alle Tanks gefüllt sind. Wir brauchen den Mond also nicht ansteuern. Natürlich wäre der Trip zum Mond ein Probeflug, aber ich denke, wir machen einen längeren Probeflug. Also frage ich die KI:

"Wieviel Zeit brauchen wir aktuell, um eine weite Umlaufbahn um den Mars zu erreichen?"

"Den Mars erreichen wir aktuell in 34 Tagen," gibt die Künstliche Intelligenz zurück.

"Was meinst du, Mirco?" frage ich und schaue in den seitlichen Spiegel.

Er zuckt die Schultern und meint:
"Du bist der Kommandant! Über den Mars ist allerdings alles bekannt, dank der Kolonisten dort."

"Richtig. Es soll ja auch nur ein Probeflug werden," meine ich.

"Okay," antwortet mein Cousin hinter mir.

Also wende ich mich wieder an die Steuerung:
"Delta-8a! Bring uns in eine weite Umlaufbahn um den Mars."

Nun zündet der Fusionsreaktor im hinteren unteren Bereich des Raumfahrzeuges. Die Fenster verdunkeln sich.

"Was passiert jetzt?" fragt Mirco erstaunt.

"Vor die Fenster haben sich jetzt Platten geschoben, aus dem gleichen Material, aus dem die Außenhaut besteht. Wenn der Fusionsreaktor hochgefahren ist, schaltet sich der Warp-Antrieb ein. Er braucht fast die ganze bereitgestellte Energie," erkläre ich.

"Der Warp-Antrieb... Darüber hört man immer wieder irgendwelche Gerüchte. Wie funktioniert der?"

"Man kennt ihn seit etwa 700 Jahren theoretisch. Er erzeugt hinter dem Raumfahrzeug eine 'Welle' in der Raumzeit. Stell' dir die Raumzeit wie ein Gummituch vor. Körper mit starker Gravitation erzeugen Dellen in dem Gummituch.
Mit der Energie unseres Fusionsreaktors zieht sich die Raumzeit vor uns in die Länge und wölbt sie hinter uns zu einer Art 'Welle' auf. Auf dieser Welle 'surft' das Raumschiff und bewegt sich dadurch schneller vorwärts. Auch unsere Treibstofftanks werden geschont.
Im Raumschiff selbst spürt man davon nichts. Es ist, als befänden wir uns in einer 'Blase'. Wir haben wie beim permanent brennenden Ionenantrieb eine Art 'Gravitation' an Bord. Schneller als das Licht sind wir dabei noch lange nicht. Interstellare Raumfahrt ist uns also noch nicht möglich!"

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Samstag, 21. Januar 2023
Aufbruch ins All -78
Nach dem Frühstück am nächsten Morgen erhalten wir von einem Chisei die Nachricht, dass Meister Dayak und sein Schüler in aller Frühe zum Mond aufgebrochen sind. Sie werden dort in unserer Firma 'Lunar Reparaturdock' erwartet und einen Tanker besetzen.

Außerdem haben sie einen Termin in unserer Firma 'Lunar Ship Systems'. Dort werden sie den Start eines verbesserten Delta-8-Raumfahrzeuges für Fernaufklärung veranlassen. Diese Delta-8a wird beauftragt den Earth Orbiter per Autopilot anzufliegen. Das ist gleichzeitig ein Test für die installierte KI.

Wir sollen uns also heute noch zum Raumhafen begeben und in den nächsten startenden Shuttle steigen. Im Orbiter sollen wir zu dem Hangar gehen, in dem die Delta-8a festgemacht hat. Der Chisei schließt seine Nachricht mit:

"Viel Glück, Master Myers. Möge Reiki dich immer begleiten!"

Mich bedankend antworte ich dem Chisei:
"Vielen Dank für die Information! Wir werden sofort aufbrechen. Möge Reiki dich immer begleiten!"

Wir gehen auf unsere Zimmer und packen die wenigen Sachen zusammen, um danach mit dem Aufzug zum Flugdeck hochzufahren. Ein Chuden -Fortgeschrittener- aus der Flugbereitschaft fliegt uns zum Raumhafen, den wir nach wenigen Minuten erreichen.

Dort müssen wir ungefähr eine Stunde zusammen mit etwa fünfzig weiteren Passagieren auf den Start des Shuttles warten. Schließlich wird unser Flug angezeigt und wir dürfen einsteigen. Kurz darauf, nachdem alle Passagiere und die Flugbegleiter angeschnallt sind, startet der dreieckige Nurflügler. Als seine Triebwerke gezündet werden, läuft ein Zittern durch den Flugkörper.

Ich habe den Eindruck, als setze er sich nur widerwillig in Bewegung und muss schmunzeln. Es dauert nur einen Sekundenbruchteil, dann werden wir in die Kontursessel gepresst. Am Ende der Startbahn zieht der Pilot den Shuttle in einem irren Winkel in den Himmel. Bald wird der hellblaue Himmel im Bildschirm vor uns in der Rückenlehne unseres Vordermanns immer dunkler und wechselt bald zur Schwärze des Weltraums.

Drei Stunden nach dem Start erkennen wir die Orbitalstation vor uns größer werden. Der Shuttle steuert einen Hangar an, zündet die Bremstriebwerke und lässt sich schwerelos auf die offene Schleusentür zutreiben, indem er nur noch mit kurzen Gasstößen aus den Steuerdüsen navigiert. Im Hangar wird der Shuttle von einer riesigen Klammer umfasst. Danach schließt sich das äußere Schleusentor.

Die Flugbegleiter schnallen sich ab und gehen von Fluggast zu Fluggast, um sich nach seinem Befinden zu erkundigen, während sie die Gurte lösen. Danach gehen sie zu der Kabinentür, drehen dort an einem Rad bis es zischt. Nun lässt sich die Tür nach außen und zur Seite schwenken.

Wir dürfen den Shuttle verlassen und gehen auf eine Personen-Schleuse zu. Im Inneren der Schleuse herrscht jetzt irdischer Luftdruck vor. Nachdem wir durch die Personenschleuse hindurch gegangen sind, steigen wir eine Treppe hinauf und gelangen in den Ankunftsbereich. Hier müssen wir uns schon wieder einem Medi-Check unterziehen. Anschließend können wir unser Gepäck in Empfang nehmen, das inzwischen ebenfalls ausgeladen und gecheckt worden ist.

Ich frage einen Automaten an der Seitenwand, in welchem Hangar eine 'Delta-8a' vom Mond kommend festgemacht hat. Daraufhin werde ich aufgefordert, mich auszuweisen. Auch Mirco muss sich ausweisen. Danach gibt der Automat die Information frei und ich lasse mir den Weg dorthin auf meinen Kommunikator überspielen. Mein Handgerät führt uns jetzt zum richtigen Hangar.

Dort treffen wir einen Mitarbeiter der Solar Exploration Group. Nach der freundlichen Begrüßung sagt er:

"Saikou Chisei Fujiwara-Sensei hat uns darüber informiert, dass Sie unseren neuesten Fernaufklärer fliegen sollen. Ich wünsche Ihnen viel Glück!"

Anschließend müssen wir uns wieder bei einem Mitarbeiter der Flugkontrolle ausweisen. Danach durchschreiten wir die sich öffnende Personenschleuse und Mirco entfährt ein lautes "Wow!"

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