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Sonntag, 5. Februar 2023
Aufbruch ins All -83
mariant, 10:53h
Mehrfach hat uns die künstliche Intelligenz unseres Fernaufklärers auf unserem Weg zum Mars über Meteoriten-Schwärme informiert. Wir sind dann immer zu den Kontrollen in der Pilotenkanzel gespurtet, nur um dort zu sehen, dass die Automatik die Gefahr jedes Mal elegant umgangen hat.
Schließlich schwenkt sie das Raumschiff in den weiten Marsorbit ein und erreicht eine stabile Flugbahn. Der Warp-Antrieb wird abgeschaltet und uns empfängt die Schwerelosigkeit des Weltalls. Während Mirco nun alle Instrumente ausprobiert, die Daten aus der Umlaufbahn sammeln können, schwebe ich durch die Kabine und sammele alle schwerelos umhertreibenden Gegenstände ein.
Wir glauben zwar nicht, dass wir neue Erkenntnisse über den Mars gewinnen, aber so gewinnt Mirco Routine und ich setze mich in Meditationshaltung hin, um mich zu versenken und Kontakt mit Reiki aufzunehmen. Damit versuche ich, Kontakt zu Marsianern zu bekommen, ohne dass sie etwas davon bemerken.
Bald beobachte ich die Strömungen des Reiki auf dem Planeten. Es ist, als würde ich wellenförmige Gebilde sehen, die von den Lebewesen ausgehen. Die größte Ansammlung scheint am Hang des größten Vulkans im Sonnensystem zu existieren, dem 22 Kilometer hohen Olympus Mons.
Interessiert richte ich meine Aufmerksamkeit dorthin. Ich fühle mich bald, als würde ich durch die Straßen der Stadt fahren. Anscheinend kann ich durch die Augen eines Marsianers schauen. Er sitzt in einem bodengebundenen selbstfahrenden Fahrzeug. Mit ihm sitzen noch drei weitere Personen darin. Zwei der Personen sind noch jungen Alters. Ich beobachte hier bestimmt den Ausflug einer Familie.
Der Wagen verlässt die Straße und hält in einer Parkbucht. Die Familie steigt aus und geht auf ein Portal zu. Es öffnet sich bei ihrer Annäherung und sie betreten einen größeren Raum. Die Person, durch die ich die Szenerie beobachte, lässt ihren Blick schweifen. Ich erkenne einen Wartebereich mit Sitzgelegenheiten, eine Treppe, eine Tür im hinteren Bereich und schließlich einen Tresen mit einer weiteren Person dahinter.
Die andere erwachsene Person aus meiner Gruppe ist schon vorgegangen und verhandelt nun mit der Person hinter dem Tresen. Danach gehen alle Vier auf die Tür im Hintergrund zu. Sie treten hindurch und stehen im Innenhof eines großen Gebäudes. Dort ist eine uralte Landekapsel aufgebaut und zwei Puppen in Raumanzügen stehen davor.
Auf einem Bildschirm kann man Bilder von dieser ersten bemannten Marsexpedition sehen und aus einem Lautsprecher kommen Erklärungen dazu. ‚Meine Familie‘ schaut sich das Arrangement an. Plötzlich verharrt eines der Kinder und hält sein Geschwister und seine Eltern auf. Ich verstärke den Kontakt und 'höre' quasi mit, was der Lautsprecher den Besuchern erklärt.
Auf diese Weise bin ich bald über die Geschichte des Mars aus der Sicht der Marsianer informiert. Als die Leute ein Restaurant besuchen, ziehe ich mich zurück und öffne meine Augen.
"Ah, du bist erwacht!" stellt Mirco nun fest. "Ich habe einige unterirdische Siedlungen erkannt, die alle durch Röhrenbahnen miteinander verbunden sind. Sie haben ihr Leben also komplett unter die Oberfläche verlegt."
"Hast du die Siedlungen kartographiert und den Verlauf der Bahnen eingefügt?" frage ich erwartungsvoll.
"Ja, das habe ich," bestätigt Mirco.
"Okay... Delta-8a!"
"Kommandant?" tönt es aus einem Lautsprecher.
"Ich spreche dir meine Beobachtung auf den Speicher. Du wirst sie an die aktuelle Karte des Mars meines Kollegen anhängen und einen Funkspruch vorbereiten."
"Verstanden, Kommandant."
Nun berichte ich minutiös, was ich durch die Augen des Marsianers gesehen habe. Als ich geendet habe, fügt 'Delta' alles zusammen und sendet es zur Erde. Der Funkspruch ist mehrfach verschlüsselt, damit nur die Meisterin Jade Dubois im Jinja -Schrein- die Nachricht empfangen kann. Sie wird die Nachricht in etwa 20 Minuten erhalten und bestimmt darüber erfreut sein.
Zwei Stunden später kommt ihre Antwort herein. Sie bedankt sich sehr für die neuen Informationen über den Mars und berichtet, dass sie den Inhalt meines Funkspruches auch an Saiko Chisei -oberster 'Mann mit Geisteskraft'- Fujiwara-Sensei weitergegeben hat.
'Hm,' denke ich voller Erwartung. 'Auf seine Reaktion bin ich gespannt.'
Laut sage ich: "Delta-8a! Wieviel Treibstoff befindet sich noch in den Tanks? Wie hoch ist der Füllstand in Prozent?"
Die KI gibt die Information auf den Frontbildschirm und spricht sie auch akustisch aus. Ich wende mich an Mirco:
"Master Dayak hat sich noch nicht gemeldet?"
"Nein, bisher noch nicht."
"Okay, wenn wir weiterfliegen, wohin sollen wir uns dann wenden?"
"Aus geologischer Sicht?" fragt Mirco zurück.
Ich nicke und er ergänzt:
"Wir sind weit von der Erde weg. Ceres oder Vesta wären interessante Ziele, aber wenn ich deinen Bericht über die Space Ressource Corporation berücksichtige, bleiben wir besser von diesen Himmelskörpern fern."
"Das werden wir!" bestätige ich ihm. "Aber wir kennen mindestens 600.000 Himmelskörper von einem Dutzend Kilometer bis über 600 Kilometern Durchmesser dort. Wir können ohne Probleme durch den Asteroidengürtel fliegen, um ins äußere Sonnensystem zu kommen. Dahin sind wir jedoch Monate unterwegs. Wenn wir uns um die Asteroiden mittlerer Größe kümmern und uns dabei von den Kleinplaneten fernhalten, können wir uns jahrelang beschäftigen, ohne von der Space Ressource Corporation entdeckt zu werden!"
"Das wird dann aber bald zur Routine. Routine kann in unserem Beruf tödlich sein!" gibt Mirco zu bedenken.
"Das ist richtig!" gebe ich ihm recht und lächele. "Wir werden also nur eine Handvoll Asteroiden anfliegen und dann erstmal zur Erde zurückkehren."
Schließlich schwenkt sie das Raumschiff in den weiten Marsorbit ein und erreicht eine stabile Flugbahn. Der Warp-Antrieb wird abgeschaltet und uns empfängt die Schwerelosigkeit des Weltalls. Während Mirco nun alle Instrumente ausprobiert, die Daten aus der Umlaufbahn sammeln können, schwebe ich durch die Kabine und sammele alle schwerelos umhertreibenden Gegenstände ein.
Wir glauben zwar nicht, dass wir neue Erkenntnisse über den Mars gewinnen, aber so gewinnt Mirco Routine und ich setze mich in Meditationshaltung hin, um mich zu versenken und Kontakt mit Reiki aufzunehmen. Damit versuche ich, Kontakt zu Marsianern zu bekommen, ohne dass sie etwas davon bemerken.
Bald beobachte ich die Strömungen des Reiki auf dem Planeten. Es ist, als würde ich wellenförmige Gebilde sehen, die von den Lebewesen ausgehen. Die größte Ansammlung scheint am Hang des größten Vulkans im Sonnensystem zu existieren, dem 22 Kilometer hohen Olympus Mons.
Interessiert richte ich meine Aufmerksamkeit dorthin. Ich fühle mich bald, als würde ich durch die Straßen der Stadt fahren. Anscheinend kann ich durch die Augen eines Marsianers schauen. Er sitzt in einem bodengebundenen selbstfahrenden Fahrzeug. Mit ihm sitzen noch drei weitere Personen darin. Zwei der Personen sind noch jungen Alters. Ich beobachte hier bestimmt den Ausflug einer Familie.
Der Wagen verlässt die Straße und hält in einer Parkbucht. Die Familie steigt aus und geht auf ein Portal zu. Es öffnet sich bei ihrer Annäherung und sie betreten einen größeren Raum. Die Person, durch die ich die Szenerie beobachte, lässt ihren Blick schweifen. Ich erkenne einen Wartebereich mit Sitzgelegenheiten, eine Treppe, eine Tür im hinteren Bereich und schließlich einen Tresen mit einer weiteren Person dahinter.
Die andere erwachsene Person aus meiner Gruppe ist schon vorgegangen und verhandelt nun mit der Person hinter dem Tresen. Danach gehen alle Vier auf die Tür im Hintergrund zu. Sie treten hindurch und stehen im Innenhof eines großen Gebäudes. Dort ist eine uralte Landekapsel aufgebaut und zwei Puppen in Raumanzügen stehen davor.
Auf einem Bildschirm kann man Bilder von dieser ersten bemannten Marsexpedition sehen und aus einem Lautsprecher kommen Erklärungen dazu. ‚Meine Familie‘ schaut sich das Arrangement an. Plötzlich verharrt eines der Kinder und hält sein Geschwister und seine Eltern auf. Ich verstärke den Kontakt und 'höre' quasi mit, was der Lautsprecher den Besuchern erklärt.
Auf diese Weise bin ich bald über die Geschichte des Mars aus der Sicht der Marsianer informiert. Als die Leute ein Restaurant besuchen, ziehe ich mich zurück und öffne meine Augen.
"Ah, du bist erwacht!" stellt Mirco nun fest. "Ich habe einige unterirdische Siedlungen erkannt, die alle durch Röhrenbahnen miteinander verbunden sind. Sie haben ihr Leben also komplett unter die Oberfläche verlegt."
"Hast du die Siedlungen kartographiert und den Verlauf der Bahnen eingefügt?" frage ich erwartungsvoll.
"Ja, das habe ich," bestätigt Mirco.
"Okay... Delta-8a!"
"Kommandant?" tönt es aus einem Lautsprecher.
"Ich spreche dir meine Beobachtung auf den Speicher. Du wirst sie an die aktuelle Karte des Mars meines Kollegen anhängen und einen Funkspruch vorbereiten."
"Verstanden, Kommandant."
Nun berichte ich minutiös, was ich durch die Augen des Marsianers gesehen habe. Als ich geendet habe, fügt 'Delta' alles zusammen und sendet es zur Erde. Der Funkspruch ist mehrfach verschlüsselt, damit nur die Meisterin Jade Dubois im Jinja -Schrein- die Nachricht empfangen kann. Sie wird die Nachricht in etwa 20 Minuten erhalten und bestimmt darüber erfreut sein.
Zwei Stunden später kommt ihre Antwort herein. Sie bedankt sich sehr für die neuen Informationen über den Mars und berichtet, dass sie den Inhalt meines Funkspruches auch an Saiko Chisei -oberster 'Mann mit Geisteskraft'- Fujiwara-Sensei weitergegeben hat.
'Hm,' denke ich voller Erwartung. 'Auf seine Reaktion bin ich gespannt.'
Laut sage ich: "Delta-8a! Wieviel Treibstoff befindet sich noch in den Tanks? Wie hoch ist der Füllstand in Prozent?"
Die KI gibt die Information auf den Frontbildschirm und spricht sie auch akustisch aus. Ich wende mich an Mirco:
"Master Dayak hat sich noch nicht gemeldet?"
"Nein, bisher noch nicht."
"Okay, wenn wir weiterfliegen, wohin sollen wir uns dann wenden?"
"Aus geologischer Sicht?" fragt Mirco zurück.
Ich nicke und er ergänzt:
"Wir sind weit von der Erde weg. Ceres oder Vesta wären interessante Ziele, aber wenn ich deinen Bericht über die Space Ressource Corporation berücksichtige, bleiben wir besser von diesen Himmelskörpern fern."
"Das werden wir!" bestätige ich ihm. "Aber wir kennen mindestens 600.000 Himmelskörper von einem Dutzend Kilometer bis über 600 Kilometern Durchmesser dort. Wir können ohne Probleme durch den Asteroidengürtel fliegen, um ins äußere Sonnensystem zu kommen. Dahin sind wir jedoch Monate unterwegs. Wenn wir uns um die Asteroiden mittlerer Größe kümmern und uns dabei von den Kleinplaneten fernhalten, können wir uns jahrelang beschäftigen, ohne von der Space Ressource Corporation entdeckt zu werden!"
"Das wird dann aber bald zur Routine. Routine kann in unserem Beruf tödlich sein!" gibt Mirco zu bedenken.
"Das ist richtig!" gebe ich ihm recht und lächele. "Wir werden also nur eine Handvoll Asteroiden anfliegen und dann erstmal zur Erde zurückkehren."
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Donnerstag, 2. Februar 2023
Aufbruch ins All -82
mariant, 09:50h
"Hm, ich will dir einmal eine Geschichte erzählen, Mirco: Der Sohn eines reichen Brahmanen, die im Hinduismus die Oberschicht bilden, hat um 500 vor Christus den Buddhismus gegründet. Chisei Yamamoto-San ist Buddhist und hat uns seine Lebensregeln beigebracht. Wir alle befolgen sie gerne, weil sie den Menschen guttun. 700 Jahre nach Buddhas Eintritt ins Nirwana hat sich eine Anzahl spiritueller Lehrer des Buddhismus von Buddhas Pfad abgewandt und Habgier und Egoismus gepredigt. Sie haben zwei benachbarte Königreiche auf dem indischen Subkontinent gegeneinandergehetzt, um davon zu profitieren. Allerdings wurden sie von rechtgläubigen spirituellen Lehrern besiegt.
Nach so langer Zeit hielten die Menschen die Irrlehre für besiegt, obwohl schon früh im christlichen Kulturraum diese Irrlehre im christlichen Mantel wiederauftauchte. Eine Handvoll Vertreter dieser Irrlehre konnte damals fliehen. Sie blieb lange nur latent vorhanden, bis im frühen 16. Jahrhundert, also vor 1100 Jahren nun, der Dreieckshandel über den Atlantik begonnen wurde: Zuckerrohr nach Europa, veredelte Wirtschaftsgüter und Nahrungsmittel nach Afrika und von dort Sklaven nach Amerika. Das ist gleichzeitig der Beginn des Kapitalismus gewesen. Reichtum, Habgier und Egoismus zeichnet ihn aus.
Vor etwa 200 Jahren entwickelte wieder ein buddhistischer Mönch die Lehre vom Egoismus und Habgier. Er gewann Schüler. Sein Kreis erweiterte sich in die westliche Hemisphäre hinein, wo er natürlich auf fruchtbaren Boden fiel. Die Führungsebene der heutigen Space Ressource Corporation ist dieser Irrlehre komplett verfallen."
"Oh," macht Mirco und schaut mich erschüttert an. "Deshalb also..."
"Ja, und ich denke, diese Irrlehrer haben irgendwo ein ähnliches Zentrum, wie unser Jinja -Schrein- in der Nähe des irdischen Raumhafens. Hinzu kommt noch, dass die Space Ressource Corporation vor über hundert Jahren versucht hat, bei den Raketentreibstoffen eine Monopolstellung zu erlangen. Unsere betroffene Sponsorfirma hat Vorverhandlungen aufgenommen und für die Vertragsunterzeichnung einen Chisei zur Ceres gesandt. Es hat sogenannte 'aggressive Verhandlungen' gegeben, in deren Verlauf der Chisei ermordet wurde und sein Raumschiff auf der Suche nach technischen Neuheiten auseinandergenommen worden ist."
"Halt!" antwortet Mirco und schaut mich unsicher an. "Was bedeutet 'aggressive Verhandlungen'?"
Ich zeige ein schmerzliches Grinsen und erkläre ihm:
"Der Chisei ist von einem Mitglied des Direktoriums der Corporation mit einem Degen empfangen worden. Er meinte, sie sollten den Vertrag mit dem Degen ausfechten. Der Gegner hatte einige Gewichte am Gürtel, so dass ihm die geringe Schwerkraft von nur drei Prozent der Irdischen nichts ausmachte. Dadurch war er im Vorteil und der Chisei kurz darauf tot.
Im gleichen Moment hatte der Saiko Chisei auf der Erde eine Vision. Der verstorbene Chisei hatte Verbindung mit Reiki und ist in der Lebenskraft aufgegangen, jedoch ohne sein Bewusstsein zu verlieren. So konnte er dem Saiko Chisei erscheinen und ihn warnen."
Mirco hat mir mit erschreckter Miene und immer größeren Augen zugehört. Nun fragt er nach:
"Woher weißt du denn das?"
Ich zucke die Schultern und berichte ihm:
"Das 'Tagebuch der Wünsche' hat mich nach den Erzählungen von Meisterin Dubois so fasziniert, dass ich an dem Abend lange keinen Schlaf finden konnte. Also habe ich über mein Tablet auf die Datenbank zugegriffen. Dabei bin ich auf diese Episode gestoßen."
Mirco schüttelt stumm den Kopf. Erst nach einer Weile flüstert er:
"Dass die Gegenseite nicht einmal vor verbrecherischen Maßnahmen zurückschreckt..."
Ich antworte darauf nur:
"Du kennst ja ihre Philosophie..."
*
Nach so langer Zeit hielten die Menschen die Irrlehre für besiegt, obwohl schon früh im christlichen Kulturraum diese Irrlehre im christlichen Mantel wiederauftauchte. Eine Handvoll Vertreter dieser Irrlehre konnte damals fliehen. Sie blieb lange nur latent vorhanden, bis im frühen 16. Jahrhundert, also vor 1100 Jahren nun, der Dreieckshandel über den Atlantik begonnen wurde: Zuckerrohr nach Europa, veredelte Wirtschaftsgüter und Nahrungsmittel nach Afrika und von dort Sklaven nach Amerika. Das ist gleichzeitig der Beginn des Kapitalismus gewesen. Reichtum, Habgier und Egoismus zeichnet ihn aus.
Vor etwa 200 Jahren entwickelte wieder ein buddhistischer Mönch die Lehre vom Egoismus und Habgier. Er gewann Schüler. Sein Kreis erweiterte sich in die westliche Hemisphäre hinein, wo er natürlich auf fruchtbaren Boden fiel. Die Führungsebene der heutigen Space Ressource Corporation ist dieser Irrlehre komplett verfallen."
"Oh," macht Mirco und schaut mich erschüttert an. "Deshalb also..."
"Ja, und ich denke, diese Irrlehrer haben irgendwo ein ähnliches Zentrum, wie unser Jinja -Schrein- in der Nähe des irdischen Raumhafens. Hinzu kommt noch, dass die Space Ressource Corporation vor über hundert Jahren versucht hat, bei den Raketentreibstoffen eine Monopolstellung zu erlangen. Unsere betroffene Sponsorfirma hat Vorverhandlungen aufgenommen und für die Vertragsunterzeichnung einen Chisei zur Ceres gesandt. Es hat sogenannte 'aggressive Verhandlungen' gegeben, in deren Verlauf der Chisei ermordet wurde und sein Raumschiff auf der Suche nach technischen Neuheiten auseinandergenommen worden ist."
"Halt!" antwortet Mirco und schaut mich unsicher an. "Was bedeutet 'aggressive Verhandlungen'?"
Ich zeige ein schmerzliches Grinsen und erkläre ihm:
"Der Chisei ist von einem Mitglied des Direktoriums der Corporation mit einem Degen empfangen worden. Er meinte, sie sollten den Vertrag mit dem Degen ausfechten. Der Gegner hatte einige Gewichte am Gürtel, so dass ihm die geringe Schwerkraft von nur drei Prozent der Irdischen nichts ausmachte. Dadurch war er im Vorteil und der Chisei kurz darauf tot.
Im gleichen Moment hatte der Saiko Chisei auf der Erde eine Vision. Der verstorbene Chisei hatte Verbindung mit Reiki und ist in der Lebenskraft aufgegangen, jedoch ohne sein Bewusstsein zu verlieren. So konnte er dem Saiko Chisei erscheinen und ihn warnen."
Mirco hat mir mit erschreckter Miene und immer größeren Augen zugehört. Nun fragt er nach:
"Woher weißt du denn das?"
Ich zucke die Schultern und berichte ihm:
"Das 'Tagebuch der Wünsche' hat mich nach den Erzählungen von Meisterin Dubois so fasziniert, dass ich an dem Abend lange keinen Schlaf finden konnte. Also habe ich über mein Tablet auf die Datenbank zugegriffen. Dabei bin ich auf diese Episode gestoßen."
Mirco schüttelt stumm den Kopf. Erst nach einer Weile flüstert er:
"Dass die Gegenseite nicht einmal vor verbrecherischen Maßnahmen zurückschreckt..."
Ich antworte darauf nur:
"Du kennst ja ihre Philosophie..."
*
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Montag, 30. Januar 2023
Aufbruch ins All -81
mariant, 10:02h
Im selben Augenblick huschen Buchstaben über den Bildschirm.
'So kommen wir nicht weiter!' denke ich und sage "Stop!".
Sofort bleibt die Liste stehen und zeigt 40 Videotitel untereinander. Grinsend wende ich mich an Mirco.
"Du kannst es immer so machen, und einen der angezeigten Titel auswählen zum Anschauen. Du kannst auch einen angezeigten Titel markieren und die Liste weiterlaufen lassen, bis du wieder irgendwo 'Stop!' sagst, und so weiter. Du kannst auch systematischer vorgehen und dir Titel nach Alphabet zum Auswählen anzeigen lassen. Oder du erinnerst dich an ein gesehenes Video und forderst die KI einfach auf, das Video anzuzeigen. Ist es im Speicher, kannst du dein Video schauen. Das Gleiche gilt übrigens auch für Tonträger."
"Ah," meint Mirco.
Er lässt eine halblaute Hintergrundmusik abspielen und studiert nun die Betriebsanleitungen. So vergehen die fast fünf Wochen Flugzeit. Mirco probiert die Messgeräte an Bord aus. Wir bestellen bei der Künstlichen Intelligenz unsere Mahlzeiten und entnehmen sie fertig zubereitet der Ausgabe. In der freien Zeit schaut er sich Videos an.
Ich selbst verbringe meine Freizeit ein wenig anders. Mirco findet mich oft meditierend. Ich will immer schneller in die tiefe Meditation kommen und mit Reiki in Verbindung treten. Der Artikel über Chisei Liam O’Ceallaigh lässt mich nicht los. Der Mann ist vor über hundert Jahren gestorben. Daher werde ich ihn selbst wohl nicht mehr kennenlernen. Aber die Möglichkeit in Reiki aufzugehen, dabei sein Bewusstsein zu behalten und sich den Lebenden noch mitteilen zu können, ist faszinierend.
Zwischendurch fragt mich Mirco einmal:
"Warum hast du eigentlich der Automatik als Zielort den Mars angegeben?"
Ich zucke die Schultern und antworte ihm darauf ehrlich:
"Das hat sich so ergeben. Ich musste eine schnelle Entscheidung treffen. Bevor ich dem Archiv auf der Erde irgendwelche Ergebnisse funke, wollte ich das Raumschiff besser kennenlernen. Man kann sich ja viel anlesen, aber die direkte Beschäftigung damit, ist durch nichts zu ersetzen!
Wohin sollte ich also fliegen? Zum Mond hätte ich für die reine Entfernung nur anderthalb Stunden gebraucht. In der Zeit wären wir noch nicht tief in die Materie eingedrungen. Zur Venus? Das böte sich an. Schließlich stammen wir von da. Aber ich wollte die Gegenseite nicht aufmerksam werden lassen. Also der Mars. Nun ist der Mars gerade nicht in Konjunktion zur Erde. Er steht weiter weg, um nicht zu sagen, auf einem sehr weit entfernten Bahnpunkt. Daher die lange Flugzeit."
"Okay, aber der Mars hat sich vor langer Zeit von der Erde losgesagt. Ich weiß nicht, ob wir da willkommen sind."
"Die Automatik wird uns in eine weite Umlaufbahn einschwenken," meine ich. "Wir müssen ja keinen Kontakt zu den Leuten auf dem Mars aufnehmen. In der Umlaufbahn haben wir Zeit genug, uns unser nächstes Ziel auszusuchen."
"Das stimmt wohl," antwortet Mirco und widmet sich wieder seinen Geräten.
"Hinzu kommt noch," ergänze ich nach einer Weile der Stille, "dass die Marsianer sich von der Prospektoren-Gesellschaft Mars Ressource Corporation losgesagt haben, die den Mars bis dahin quasi als ihr Eigentum betrachtet hat. Es hat eine regelrechte Revolution gegeben, in deren Folge sich die Firma zurückgezogen hat und seitdem unter dem Namen 'Space Ressource Corporation' die Kleinplaneten Ceres und Vesta im Asteroidengürtel ausbeutet. Die dorthin entsandten Mannschaften sind klein. Von ihnen wird kaum ein Aufstand angezettelt werden. Sie sind von den Nachschublieferungen ihrer Firma abhängig!"
"Auf der Venus ist die 'Space Ressource Corporation' inzwischen auch aktiv!" hält mir Mirco vor.
"Ich weiß," stelle ich lächelnd fest. "Die Fechtschule meines damaligen Turniergegners wird von ihr gesponsert."
"Ist das der Grund, weshalb du so große Zurückhaltung an den Tag legst, wenn nicht gar Vorsicht, wenn von der Space Ressource Corporation die Rede ist?"
'So kommen wir nicht weiter!' denke ich und sage "Stop!".
Sofort bleibt die Liste stehen und zeigt 40 Videotitel untereinander. Grinsend wende ich mich an Mirco.
"Du kannst es immer so machen, und einen der angezeigten Titel auswählen zum Anschauen. Du kannst auch einen angezeigten Titel markieren und die Liste weiterlaufen lassen, bis du wieder irgendwo 'Stop!' sagst, und so weiter. Du kannst auch systematischer vorgehen und dir Titel nach Alphabet zum Auswählen anzeigen lassen. Oder du erinnerst dich an ein gesehenes Video und forderst die KI einfach auf, das Video anzuzeigen. Ist es im Speicher, kannst du dein Video schauen. Das Gleiche gilt übrigens auch für Tonträger."
"Ah," meint Mirco.
Er lässt eine halblaute Hintergrundmusik abspielen und studiert nun die Betriebsanleitungen. So vergehen die fast fünf Wochen Flugzeit. Mirco probiert die Messgeräte an Bord aus. Wir bestellen bei der Künstlichen Intelligenz unsere Mahlzeiten und entnehmen sie fertig zubereitet der Ausgabe. In der freien Zeit schaut er sich Videos an.
Ich selbst verbringe meine Freizeit ein wenig anders. Mirco findet mich oft meditierend. Ich will immer schneller in die tiefe Meditation kommen und mit Reiki in Verbindung treten. Der Artikel über Chisei Liam O’Ceallaigh lässt mich nicht los. Der Mann ist vor über hundert Jahren gestorben. Daher werde ich ihn selbst wohl nicht mehr kennenlernen. Aber die Möglichkeit in Reiki aufzugehen, dabei sein Bewusstsein zu behalten und sich den Lebenden noch mitteilen zu können, ist faszinierend.
Zwischendurch fragt mich Mirco einmal:
"Warum hast du eigentlich der Automatik als Zielort den Mars angegeben?"
Ich zucke die Schultern und antworte ihm darauf ehrlich:
"Das hat sich so ergeben. Ich musste eine schnelle Entscheidung treffen. Bevor ich dem Archiv auf der Erde irgendwelche Ergebnisse funke, wollte ich das Raumschiff besser kennenlernen. Man kann sich ja viel anlesen, aber die direkte Beschäftigung damit, ist durch nichts zu ersetzen!
Wohin sollte ich also fliegen? Zum Mond hätte ich für die reine Entfernung nur anderthalb Stunden gebraucht. In der Zeit wären wir noch nicht tief in die Materie eingedrungen. Zur Venus? Das böte sich an. Schließlich stammen wir von da. Aber ich wollte die Gegenseite nicht aufmerksam werden lassen. Also der Mars. Nun ist der Mars gerade nicht in Konjunktion zur Erde. Er steht weiter weg, um nicht zu sagen, auf einem sehr weit entfernten Bahnpunkt. Daher die lange Flugzeit."
"Okay, aber der Mars hat sich vor langer Zeit von der Erde losgesagt. Ich weiß nicht, ob wir da willkommen sind."
"Die Automatik wird uns in eine weite Umlaufbahn einschwenken," meine ich. "Wir müssen ja keinen Kontakt zu den Leuten auf dem Mars aufnehmen. In der Umlaufbahn haben wir Zeit genug, uns unser nächstes Ziel auszusuchen."
"Das stimmt wohl," antwortet Mirco und widmet sich wieder seinen Geräten.
"Hinzu kommt noch," ergänze ich nach einer Weile der Stille, "dass die Marsianer sich von der Prospektoren-Gesellschaft Mars Ressource Corporation losgesagt haben, die den Mars bis dahin quasi als ihr Eigentum betrachtet hat. Es hat eine regelrechte Revolution gegeben, in deren Folge sich die Firma zurückgezogen hat und seitdem unter dem Namen 'Space Ressource Corporation' die Kleinplaneten Ceres und Vesta im Asteroidengürtel ausbeutet. Die dorthin entsandten Mannschaften sind klein. Von ihnen wird kaum ein Aufstand angezettelt werden. Sie sind von den Nachschublieferungen ihrer Firma abhängig!"
"Auf der Venus ist die 'Space Ressource Corporation' inzwischen auch aktiv!" hält mir Mirco vor.
"Ich weiß," stelle ich lächelnd fest. "Die Fechtschule meines damaligen Turniergegners wird von ihr gesponsert."
"Ist das der Grund, weshalb du so große Zurückhaltung an den Tag legst, wenn nicht gar Vorsicht, wenn von der Space Ressource Corporation die Rede ist?"
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