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Donnerstag, 21. März 2024
Keltische Druiden -43
mariant, 10:19h
Er entgegnet ihr, dass Angst menschlich ist, aber sie hemmt. Man muss sie bezwingen, wenn man etwas erreichen will. Erin erklärt ihr, dass er und ich in unseren jungen Jahren ebenfalls Angst gefühlt haben. Diese Angst ist heute einem gewissen Respekt gegenüber der Natur gewichen.
Nun geht sie zum Ufer und macht einen Schritt ins Wasser hinein. Bestimmt, um sich nicht vor uns schämen zu müssen, weil wir ihr zuschauen, macht sie den nächsten Schritt und beginnt bald, durch das Wasser zu waten bis es ihre Taille erreicht. Dann legt sie sich mit Schwung auf das Wasser und beginnt ihre Beine wie ein Frosch zu bewegen. Genauso wie sie es vorhin von ihrem Papa gesehen hat. Es sieht noch nicht sehr elegant aus, aber das wird schon noch, wenn wir öfter hierher schwimmen gehen. Hier gibt es wenigstens keine Strömung, wie im Fluss. Auch ist der Fluss stellenweise nur knietief.
Nach einer Weile rufe ich lachend:
"Hallo, mein verzauberter Frosch! Es wird Zeit, dass du aus dem Wasser kommst. Wir kommen bestimmt noch öfter hierher."
Nun hört sie auf zu schwimmen und geht unter. Einen Zeitbruchteil darauf kommt sie brustend mit dem Kopf an die Oberfläche und ruft in Panik nach ihrem Papa. Erin ist gerade dabei, sein Untergewand auszuwringen. Er lässt es auf den Sand fallen und läuft zu Aileen. Sie hat anscheinend inzwischen Boden unter den Füßen und watet ihm entgegen.
Erin zieht Aileen an sich, als er sie erreicht hat, hebt sie auf seine Arme und trägt sie an Land, wo er sie wieder auf ihre Füße stellt. Ich habe die Beiden erreicht und helfe Aileen aus dem nassen Untergewand. Dann trockne ich sie mit einem wollenen Tuch ab und helfe ihr in ihr Obergewand.
Dabei entschuldigt sie sich bei ihrem Papa, da dieser nun nichts trockenes mehr zum Anziehen hat. Erin lächelt sie an und gibt ihr noch ein paar Ratschläge zum Schwimmen, sowie zum unfreiwilligen Untertauchen. Als wir am Abend zuhause ankommen, wechselt Erin sogleich in trockene Kleidung und erhält von mir einen heißen Kräutertee, gegen eine mögliche Erkältung.
In den folgenden Wochen kommt ihr Papa auf Odam zu sprechen, die Lebenskraft. Er erklärt Aileen wie die Bäume Odam beeinflussen und was ein Druid, der damit vertraut ist, nach jahrelanger Übung durch die Lebenskraft vermag. Er zeigt ihr die gleichen Übungen mit denen ich damals begonnen habe. Hafren und Ulik, ihre jüngeren Geschwister, ahmen Aileen dabei nach, ohne die tiefere Bedeutung zu erahnen. Das kommt später.
*
Ein paar Lenze später haben wir einen harten Winter überstanden. Um unsere Vorräte zu schonen haben wir die Schwingungen der Wildtiere erspürt, die keinen Winterschlaf halten. Wo sie den Schnee weggeräumt haben, holen wir, nachdem sie weitergezogen sind, restliche Wurzelknollen aus der Erde. Sie ergänzen unseren Speiseplan.
Erin hat die Wege in der näheren Umgebung unseres Hauses bis Myrddins Haus vom Schnee freigehalten und dadurch kleine Schneehügel aufgetürmt. Das haben die Kinder zum Anlass genommen, ein Brett zu nehmen und damit im Wechsel die Schneehügel hinunter zu rutschen. Sie haben ihren Spaß dabei, und das ist wichtig für die kindliche Entwicklung.
Wie jede andere Jahreszeit geht auch der Winter irgendwann zu Ende. Der Schnee schmilzt, Tauwasser bildet Pfützen und Rinnsale, die sich ihren Weg bahnen. Dieses Frühjahr schärfe ich den Kindern ein, sich dem Fluss nicht zu sehr zu nähern.
Nun geht sie zum Ufer und macht einen Schritt ins Wasser hinein. Bestimmt, um sich nicht vor uns schämen zu müssen, weil wir ihr zuschauen, macht sie den nächsten Schritt und beginnt bald, durch das Wasser zu waten bis es ihre Taille erreicht. Dann legt sie sich mit Schwung auf das Wasser und beginnt ihre Beine wie ein Frosch zu bewegen. Genauso wie sie es vorhin von ihrem Papa gesehen hat. Es sieht noch nicht sehr elegant aus, aber das wird schon noch, wenn wir öfter hierher schwimmen gehen. Hier gibt es wenigstens keine Strömung, wie im Fluss. Auch ist der Fluss stellenweise nur knietief.
Nach einer Weile rufe ich lachend:
"Hallo, mein verzauberter Frosch! Es wird Zeit, dass du aus dem Wasser kommst. Wir kommen bestimmt noch öfter hierher."
Nun hört sie auf zu schwimmen und geht unter. Einen Zeitbruchteil darauf kommt sie brustend mit dem Kopf an die Oberfläche und ruft in Panik nach ihrem Papa. Erin ist gerade dabei, sein Untergewand auszuwringen. Er lässt es auf den Sand fallen und läuft zu Aileen. Sie hat anscheinend inzwischen Boden unter den Füßen und watet ihm entgegen.
Erin zieht Aileen an sich, als er sie erreicht hat, hebt sie auf seine Arme und trägt sie an Land, wo er sie wieder auf ihre Füße stellt. Ich habe die Beiden erreicht und helfe Aileen aus dem nassen Untergewand. Dann trockne ich sie mit einem wollenen Tuch ab und helfe ihr in ihr Obergewand.
Dabei entschuldigt sie sich bei ihrem Papa, da dieser nun nichts trockenes mehr zum Anziehen hat. Erin lächelt sie an und gibt ihr noch ein paar Ratschläge zum Schwimmen, sowie zum unfreiwilligen Untertauchen. Als wir am Abend zuhause ankommen, wechselt Erin sogleich in trockene Kleidung und erhält von mir einen heißen Kräutertee, gegen eine mögliche Erkältung.
In den folgenden Wochen kommt ihr Papa auf Odam zu sprechen, die Lebenskraft. Er erklärt Aileen wie die Bäume Odam beeinflussen und was ein Druid, der damit vertraut ist, nach jahrelanger Übung durch die Lebenskraft vermag. Er zeigt ihr die gleichen Übungen mit denen ich damals begonnen habe. Hafren und Ulik, ihre jüngeren Geschwister, ahmen Aileen dabei nach, ohne die tiefere Bedeutung zu erahnen. Das kommt später.
*
Ein paar Lenze später haben wir einen harten Winter überstanden. Um unsere Vorräte zu schonen haben wir die Schwingungen der Wildtiere erspürt, die keinen Winterschlaf halten. Wo sie den Schnee weggeräumt haben, holen wir, nachdem sie weitergezogen sind, restliche Wurzelknollen aus der Erde. Sie ergänzen unseren Speiseplan.
Erin hat die Wege in der näheren Umgebung unseres Hauses bis Myrddins Haus vom Schnee freigehalten und dadurch kleine Schneehügel aufgetürmt. Das haben die Kinder zum Anlass genommen, ein Brett zu nehmen und damit im Wechsel die Schneehügel hinunter zu rutschen. Sie haben ihren Spaß dabei, und das ist wichtig für die kindliche Entwicklung.
Wie jede andere Jahreszeit geht auch der Winter irgendwann zu Ende. Der Schnee schmilzt, Tauwasser bildet Pfützen und Rinnsale, die sich ihren Weg bahnen. Dieses Frühjahr schärfe ich den Kindern ein, sich dem Fluss nicht zu sehr zu nähern.
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Montag, 18. März 2024
Keltische Druiden -42
mariant, 09:38h
Jetzt bin ich schon 15 Lenze mit Erin verheiratet und habe nach Aileen mit Hafren und Ulik noch zwei weitere süße Kinder bekommen. Wenn ich mit einem von ihnen zum Kräutersammeln in den Wald gehe, bringe ich dem Kind gleichzeitig die Natur nahe und lehre sie die Namen der Pflanzen. Die beiden anderen Kinder spielen dann gerne mit ihren Vettern und Nichten oder helfen Tante Briana im Haus.
Aileen ist inzwischen zwölf Jahre alt geworden und Erin meint, nun einmal ihre bisherigen Kenntnisse abzufragen und ihr gleichzeitig im Waldsee das Schwimmen beizubringen. Dorthin wandern, das dauert einen ganzen Tag bis wir wieder zurück sind. Entsprechend viel Essen bereite ich zum Frühstück vor, damit wir am See zu Mittag essen können. Hafren und Ulik freuen sich auf Tante Briana.
Unterwegs prüfen wir Aileen auf ihr Wissen über die Pflanzen und freuen uns darüber, dass sie sich an so vieles erinnern kann, was wir sie gelehrt haben. Auf diese Art sind wir am Waldsee angekommen, ohne dass Aileen unterwegs geklagt hat. Wir setzen uns in Ufernähe und ich öffne den Beutel mit den Lebensmitteln.
Nun essen wir in der friedlichen Stille. An den Schwingungen in der Natur, die ich inzwischen in der näheren Umgebung wahrnehmen kann, erkenne ich, dass die Tiere des Waldes einen respektvollen Abstand zu uns einhalten.
Als wir das Picknick beendet haben, erhebt sich Erin, zieht sein Obergewand aus und watet in den See, von Aileen mit den Augen aufmerksam verfolgt. Er schwimmt ein Stück am Ufer entlang, in einer Entfernung, an der man durchaus noch stehen könnte. Dann kommt er wieder aus dem Wasser und ruft Aileen zu:
"Jetzt du, meine Große!"
Sie ist schon aufgestanden. Sicher um ihren Athir besser beobachten zu können. Aber um selbst ins Wasser zu gehen, scheint sie doch zu ängstlich zu sein, wie ich an ihrer Reaktion bemerke. Erin lächelt sie zuversichtlich an und fordert sie auf, ihr Obergewand auszuziehen. Sie tut ihm den Gefallen und trägt nun nur noch ihr leichtes Unterkleid. Dabei äußert sie ihrem Atta gegenüber ihre Angst:
"Ich habe Angst zu ertrinken!"
Erin fällt wieder in seine Rolle als Lehrer zurück und antwortet ihr:
"Angst ist dein Feind! Vertrauen ist dagegen dein Schutzschild!"
Worauf Aileen ihn ängstlich fragt:
"Aber ist es nicht klug sich zu ängstigen, wenn man nicht weiß, was werden wird?"
"Wer sich selbst bezwingt ist der größte Krieger! Was du tun musst, das tue mit der Weisheit des Herzens!" antwortet ihr Atta -Papa- nun. "Schau, du bist nicht allein! Mamaí und ich sind bei dir."
"Ich weiß nicht, ob ich die Angst je bezwingen kann, verehrter Athir -Vater-," erwidert sie ihm mit zitternder Stimme.
Aileen ist inzwischen zwölf Jahre alt geworden und Erin meint, nun einmal ihre bisherigen Kenntnisse abzufragen und ihr gleichzeitig im Waldsee das Schwimmen beizubringen. Dorthin wandern, das dauert einen ganzen Tag bis wir wieder zurück sind. Entsprechend viel Essen bereite ich zum Frühstück vor, damit wir am See zu Mittag essen können. Hafren und Ulik freuen sich auf Tante Briana.
Unterwegs prüfen wir Aileen auf ihr Wissen über die Pflanzen und freuen uns darüber, dass sie sich an so vieles erinnern kann, was wir sie gelehrt haben. Auf diese Art sind wir am Waldsee angekommen, ohne dass Aileen unterwegs geklagt hat. Wir setzen uns in Ufernähe und ich öffne den Beutel mit den Lebensmitteln.
Nun essen wir in der friedlichen Stille. An den Schwingungen in der Natur, die ich inzwischen in der näheren Umgebung wahrnehmen kann, erkenne ich, dass die Tiere des Waldes einen respektvollen Abstand zu uns einhalten.
Als wir das Picknick beendet haben, erhebt sich Erin, zieht sein Obergewand aus und watet in den See, von Aileen mit den Augen aufmerksam verfolgt. Er schwimmt ein Stück am Ufer entlang, in einer Entfernung, an der man durchaus noch stehen könnte. Dann kommt er wieder aus dem Wasser und ruft Aileen zu:
"Jetzt du, meine Große!"
Sie ist schon aufgestanden. Sicher um ihren Athir besser beobachten zu können. Aber um selbst ins Wasser zu gehen, scheint sie doch zu ängstlich zu sein, wie ich an ihrer Reaktion bemerke. Erin lächelt sie zuversichtlich an und fordert sie auf, ihr Obergewand auszuziehen. Sie tut ihm den Gefallen und trägt nun nur noch ihr leichtes Unterkleid. Dabei äußert sie ihrem Atta gegenüber ihre Angst:
"Ich habe Angst zu ertrinken!"
Erin fällt wieder in seine Rolle als Lehrer zurück und antwortet ihr:
"Angst ist dein Feind! Vertrauen ist dagegen dein Schutzschild!"
Worauf Aileen ihn ängstlich fragt:
"Aber ist es nicht klug sich zu ängstigen, wenn man nicht weiß, was werden wird?"
"Wer sich selbst bezwingt ist der größte Krieger! Was du tun musst, das tue mit der Weisheit des Herzens!" antwortet ihr Atta -Papa- nun. "Schau, du bist nicht allein! Mamaí und ich sind bei dir."
"Ich weiß nicht, ob ich die Angst je bezwingen kann, verehrter Athir -Vater-," erwidert sie ihm mit zitternder Stimme.
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Freitag, 15. März 2024
Keltische Druiden -41
mariant, 10:22h
Mitten im reißenden Wasser bekomme ich die Bärenkinder zu fassen, habe aber nur noch Kraft genug, meinen eigenen Kopf über Wasser zu halten. Ein Baum, der quer im Fluss liegt, stoppt mein Treiben. Ich bekomme ihn gegen eine Schulter und werde vom Wasser seitwärts dagegen getrieben. Die Bärenjungen erklettern den Stamm und ich schaffe es mit letzter Kraft, mich aus dem Wasser und auf den Stamm zu hieven, als die Bärenkinder schon das Ufer erreicht haben. Die Bärin beugt sich weit vor und zieht mit ihren Zähnen an meinem Wollmantel, während ich auf dem Baumstamm zu ihr krieche.
Als ich das Ufer erreicht habe, brummt die Bärin in einem ganz sanften Ton und verlässt mich mit ihren Kindern, die des Öfteren über ihre Schultern zu mir zurückblicken. Ich warte am Ufer, bis ich wieder einigermaßen zu Atem gekommen bin und überlege dann:
'Das Schulterjoch mit den beiden Eimern befindet sich am anderen Ufer, genau wie unser Dorf. Ich muss also über den Baum kriechen und hoffen, dass er währenddessen liegenbleibt. Ich möchte nicht noch weiter abgetrieben werden.'
Das Wasser des Flusses zerrt am Stamm. Manchmal schwappt etwas Wasser darüber hinweg. Dennoch habe ich es irgendwann geschafft und wandere am Flussufer entlang. Das Schulterjoch und die Eimer liegen noch dort, wo ich sie zurückgelassen habe. Ich bücke mich etwas und hebe mir das Joch auf die Schultern. Nun mache ich mich auf den Heimweg.
Mama ist im ersten Moment erschrocken, als sie mich sieht. Dann erwacht in ihr emsige Betriebsamkeit. Ich muss mich komplett ausziehen. Sie rubbelt mich trocken. Dabei wird mir warm. Anschließend gibt sie mir trockene Kleidung.
Während ich mich anziehe, öffnet sie meine Zöpfe. Das zippt ganz schön und treibt mir ein paar Mal die Tränen in die Augen. Dann rubbelt sie mir mit einem trockenen Wolltuch den Kopf trocken. Danach gibt sie mir einen Kamm, damit ich mir das Haar selber durchkämme. Nun muss ich ihr von meinem Abenteuer im Wald berichten.
Jetzt erst sehe ich den Eichelhäher, der in der Nähe auf einer Stange gesessen haben muss. Er fliegt während meines Berichtes auf und lässt sich auf Mamaís Schulter nieder.
Ich berichte, dass ich eine Bärenmutter mit ihren Kindern gesehen habe, die in einiger Entfernung von mir den Fluss überqueren wollten. Die Kleinen haben es aber nicht ans andere Ufer geschafft und sind in meine Richtung abgetrieben worden, während die Mutter ihnen am gegenüberliegenden Flussufer gefolgt ist.
"Ich habe nicht lange überlegt," erzähle ich weiter, "sondern bin in den Fluss gesprungen, um die Beiden zu retten. Das Wasser hat mich von den Füßen gerissen und mit sich fortgetragen. Ich konnte aber den Kopf der Bärenkinder über Wasser halten und auch selbst weiterhin Luft bekommen. Dann hat uns ein querliegender Baumstamm gestoppt und ich konnte der Bärenmutter ihre Kinder übergeben. Sie hat mir dabei geholfen und sich dann mit sanftem Brummen verabschiedet."
Mamaí lächelt und antwortet mir:
"Sgrechlah -Eichelhäher- hat alles gesehen und mich benachrichtigt. Ich habe dann 'durch den Schleier' alles miterlebt und konnte dich ein wenig unterstützen. Ich denke, dass auch du jetzt ein Krafttier hast. Ein Tier, dass du rufen kannst, wenn du in Bedrängnis kommst. Die Bärin und ihre Jungen werden sich immer an dich erinnern und deinem Hilferuf folgen, solange sie leben. Ihre Seelen werden auch nach ihrem Tod an deiner Seite sein, wenn das erforderlich werden sollte."
Der Eichelhäher breitet die Flügel aus, krächzt und ist kurz darauf durch ein Windauge verschwunden.
*
Als ich das Ufer erreicht habe, brummt die Bärin in einem ganz sanften Ton und verlässt mich mit ihren Kindern, die des Öfteren über ihre Schultern zu mir zurückblicken. Ich warte am Ufer, bis ich wieder einigermaßen zu Atem gekommen bin und überlege dann:
'Das Schulterjoch mit den beiden Eimern befindet sich am anderen Ufer, genau wie unser Dorf. Ich muss also über den Baum kriechen und hoffen, dass er währenddessen liegenbleibt. Ich möchte nicht noch weiter abgetrieben werden.'
Das Wasser des Flusses zerrt am Stamm. Manchmal schwappt etwas Wasser darüber hinweg. Dennoch habe ich es irgendwann geschafft und wandere am Flussufer entlang. Das Schulterjoch und die Eimer liegen noch dort, wo ich sie zurückgelassen habe. Ich bücke mich etwas und hebe mir das Joch auf die Schultern. Nun mache ich mich auf den Heimweg.
Mama ist im ersten Moment erschrocken, als sie mich sieht. Dann erwacht in ihr emsige Betriebsamkeit. Ich muss mich komplett ausziehen. Sie rubbelt mich trocken. Dabei wird mir warm. Anschließend gibt sie mir trockene Kleidung.
Während ich mich anziehe, öffnet sie meine Zöpfe. Das zippt ganz schön und treibt mir ein paar Mal die Tränen in die Augen. Dann rubbelt sie mir mit einem trockenen Wolltuch den Kopf trocken. Danach gibt sie mir einen Kamm, damit ich mir das Haar selber durchkämme. Nun muss ich ihr von meinem Abenteuer im Wald berichten.
Jetzt erst sehe ich den Eichelhäher, der in der Nähe auf einer Stange gesessen haben muss. Er fliegt während meines Berichtes auf und lässt sich auf Mamaís Schulter nieder.
Ich berichte, dass ich eine Bärenmutter mit ihren Kindern gesehen habe, die in einiger Entfernung von mir den Fluss überqueren wollten. Die Kleinen haben es aber nicht ans andere Ufer geschafft und sind in meine Richtung abgetrieben worden, während die Mutter ihnen am gegenüberliegenden Flussufer gefolgt ist.
"Ich habe nicht lange überlegt," erzähle ich weiter, "sondern bin in den Fluss gesprungen, um die Beiden zu retten. Das Wasser hat mich von den Füßen gerissen und mit sich fortgetragen. Ich konnte aber den Kopf der Bärenkinder über Wasser halten und auch selbst weiterhin Luft bekommen. Dann hat uns ein querliegender Baumstamm gestoppt und ich konnte der Bärenmutter ihre Kinder übergeben. Sie hat mir dabei geholfen und sich dann mit sanftem Brummen verabschiedet."
Mamaí lächelt und antwortet mir:
"Sgrechlah -Eichelhäher- hat alles gesehen und mich benachrichtigt. Ich habe dann 'durch den Schleier' alles miterlebt und konnte dich ein wenig unterstützen. Ich denke, dass auch du jetzt ein Krafttier hast. Ein Tier, dass du rufen kannst, wenn du in Bedrängnis kommst. Die Bärin und ihre Jungen werden sich immer an dich erinnern und deinem Hilferuf folgen, solange sie leben. Ihre Seelen werden auch nach ihrem Tod an deiner Seite sein, wenn das erforderlich werden sollte."
Der Eichelhäher breitet die Flügel aus, krächzt und ist kurz darauf durch ein Windauge verschwunden.
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