Montag, 29. April 2024
Keltische Druiden -56
Ich bin erleichtert. Inzwischen weiß ich, dass die Druid über ihre Anam -Seelen- untereinander Nachrichten zukommen lassen können. Aber bis die Streitmacht unseres Fürsten hier ist, werden sicher noch einige Stunden vergehen!

Als die Sonne am höchsten steht, erhalten wir den Richtspruch des Anführers. Meine Múinteoira -Lehrerin- soll zur Bespaßung der Männer bis zum Tode gefoltert werden. Ich soll die nächste Nacht sein Lager teilen und ihm zu Willen sein.

Am Nachmittag kommen Männer herbei. Der Anführer der kleinen Gruppe spricht:

"Angeblich behauptet ihr von euch, genauso leistungsstark zu sein wie wir. Selbst ihr Frauen könntet es mit uns aufnehmen. Wir werden sehen."

Er greift durch die Gitterstäbe hindurch und fasst mich am Kinn. Zu seinen Begleitern sagt er:

"Seht her! Sie ist ein Juwel in Álmos Bett."

Innerlich versteife ich mich, leiste aber keinen Widerstand.

"Hübsch, nicht?" setzt er nach.

Nun beginnen sie damit, meine Niallana -Meisterin- aus dem Käfig zu zerren. Der Anführer kommentiert die Aktion:

"Schon bald wirst du vor mir auf den Knien liegen und um Gnade winseln!"

Ein Ruf unterbricht ihn. Ein jüngerer Mann eilt auf uns zu, verbeugt sich vor dem Anführer und flüstert ihm etwas zu. Die Aufmerksamkeit der Männer ist einen Moment von uns abgelenkt. Der Anführer erklärt nun lachend:

"Sieh an, sieh an! Offensichtlich werdet ihr bereits vermisst. Der hier gebietende Fürst bittet untertänigst um die Freilassung meiner Gefangenen. Eine Wagenladung Gold ist bereits unterwegs, um euch auszulösen. Ihr müsst für den Fürsten ja ziemlich wertvoll sein!"

Er lacht. Danach nimmt seine Stimme einen drohenden Ton an:

"Mein Entschluss steht fest! Wenn ich hier zusätzlich auch noch eine Wagenladung Gold erbeuten kann, ist es mir nur recht."

Ich mische mich ein und rufe aus:
"Wartet!"

Daraufhin knurrt mich der Anführer an:
"Was?"

Ich erkläre ihm:
"Ugrier, ich biete dir etwas an."

Dann schaue ich zu Boden, um weder meine Múinteoira -Lehrerin- noch den Mann anschauen zu müssen. Der Anführer wiederholt:

"Was?"

Nun schaue ich auf und erwidere den Blick des Mannes ruhig.

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