Montag, 12. September 2022
Aufbruch ins All -35
"Oh," macht Mirco und schaut mich erschüttert an. "Deshalb also..."

"Ja, und ich denke, diese Irrlehrer haben irgendwo ein ähnliches Zentrum, wie unser Jinja -Schrein- in der Nähe des irdischen Raumhafens."

*

Die Automatik unseres Raumfahrzeuges hat uns auf unserem Weg mehrfach über Meteoriten-Schwärme informiert. Wir sind dann immer zu den Kontrollen in der Piloten-Kanzel gespurtet, nur um dort zu sehen, dass die Automatik die Gefahr jedesmal elegant umgeht.

Schließlich schwenkt sie das Raumschiff in den weiten Marsorbit ein und erreicht eine stabile Flugbahn. Mirco probiert nun alle Instrumente aus, die Daten aus der Umlaufbahn sammeln können. Wir glauben zwar nicht, dass wir neue Erkenntnisse gewinnen, aber so gewinnt er Routine und ich setze mich in Meditationshaltung hin, um mich zu versenken und Kontakt mit Reiki aufzunehmen.


--Ringer Schule Olympia--

Die Automatik schwenkt unser Raumschiff in einen weiten Marsorbit und erreicht eine stabile Umlaufbahn. Der Warp-Antrieb wird ausgeschaltet und uns empfängt die Schwerelosigkeit des Weltalls. Mirco probiert nun alle Instrumente aus, die Daten vom Mars aus der Umlaufbahn sammeln können. Wir glauben zwar nicht, dass wir neue Erkenntnisse gewinnen, aber so gewinnt er Routine und ich gehe in Meditationsstellung, um mich zu versenken und Kontakt mit Reiki aufzunehmen.

Bald beobachte ich die Strömungen des Reiki auf dem Planeten. Es ist, als würde ich wellenförmige Gebilde sehen, die von den Lebewesen ausgehen. Die größte Ansammlung scheint am Hang des größten Vulkans im Sonnensystem zu existieren, dem 22 Kilometer hohen Olympus Mons.

Interessiert richte ich meine Aufmerksamkeit dorthin. Ich fühle mich bald, als würde ich durch die Straßen der Stadt fahren. Anscheinend kann ich durch die Augen eines Marsianers schauen. Er sitzt in einem bodengebundenen selbstfahrenden Fahrzeug. Mit ihm sitzen noch drei weitere Personen darin. Zwei der Personen sind noch jungen Alters. Ich beobachte hier bestimmt den Ausflug einer Familie.

Der Wagen verlässt die Straße und hält in einer Parkbucht. Die Familie steigt aus und geht auf ein Portal zu. Es öffnet sich bei ihrer Annäherung und sie betreten einen größeren Raum. Die Person, durch die ich die Szenerie beobachte, lässt ihren Blick schweifen. Ich erkenne einen Wartebereich mit Sitzgelegenheiten, eine Treppe, eine Tür im hinteren Bereich und schließlich einen Tresen mit einer weiteren Person dahinter.

Die andere erwachsene Person aus meiner Gruppe ist schon vorgegangen und verhandelt nun mit der Person hinter dem Tresen. Danach gehen alle Vier auf die Tür im Hintergrund zu. Sie treten hindurch und stehen im Innenhof eines großen Gebäudes. Dort ist eine uralte Landekapsel aufgebaut und zwei Puppen in Raumanzügen stehen davor.

Auf einem Bildschirm kann man Bilder von dieser ersten bemannten Marsexpedition sehen und aus einem Lautsprecher kommen Erklärungen dazu. 'Meine Familie' schaut sich das Arrangement an. Plötzlich verharrt eines der Kinder und hält sein Geschwister und seine Eltern auf. Ich verstärke den Kontakt und 'höre' quasi mit, was der Lautsprecher den Besuchern erklärt.

Ganz allgemein wurde wohl erzählt, dass die Raumfahrer im Sandsturm gestartet sind und dabei einen Kameraden zurückgelassen haben, im Glauben, er sei im Sturm umgekommen. Später hat dieser Astronaut die Marsstation weiter ausgebaut und nach der Reparatur des Funkgerätes mit der Flight Control in Cape Canaveral Kontakt aufgenommen.

Seine Kollegen haben ihn schließlich abgeholt und sie sind dann vollzählig im Golf von Mexiko gelandet. Ein kleines Detail lässt mich sentimental werden: Während der Wartezeit hat er mehrfach mit seiner Frau in den USA sprechen können. Die NASA hat es möglich gemacht.

"Guten Abend. Hier ist der Dispatcher. Kann ich Ihnen helfen, Lady?"

"Ja. Ich bin die Ehefrau des auf dem Mars verbliebenen Astronauten. Können Sie mir eine Verbindung aufbauen?"

"Okay, bitte warten Sie."

[piepst]

"Sie können jetzt sprechen!"

"Danke sehr! - Hallo, Schatz! Wie geht es dir?"

"Hey Baby. Ich habe geschlafen."

"Oh, tut mir leid, wenn ich dich geweckt haben sollte! Aber ich vermisse dich sehr!"

"Wie ist das Wetter bei euch, Baby?"

"Mal so, mal so. Es ist April, Schatz."

"Sag Baby, du hörst dich verschnupft an. Bist du erkältet?"

"Nicht so schlimm, mein Schatz! Weißt du, seit du weg bist, läuft hier nichts mehr richtig! Ich kann nachts einfach nicht alleine schlafen... Ich brauche dich dringend bei mir!"

"Man hat mir versprochen, mich abzuholen, Baby!"

"Ich hoffe und bete, dass wir bald wieder zusammen sind, Schatz!"

"Oh Baby, ich werde zu dir nach Hause eilen!"

"Die Kinder sagen, dass sie dich lieben..."

"Hey Baby, ist alles in Ordnung bei dir?"

"Bitte vergib mir, mein Schatz, aber ich versuche nicht zu weinen..."

"Es tut mir leid, Ihr Gespräch zu unterbrechen, Lady. Die Verbindung ist nicht stabil."

Krrrchrrr...

"Hallo? Hallo, Dispatcher? Ja, wir scheinen die Verbindung verloren zu haben! Könnten Sie es bitte noch einmal versuchen?"

"Es tut mir leid, Lady. Aber ich fürchte, das kann etwas dauern."

Danach gehen sie weiter. Ich stelle mir vor, dass die Leute einen Museumsbesuch machen. Interessant finde ich, wie instabil die Funkverbindungen damals gewesen sind.

Interessiert schaue ich weiter zu. Sie gehen von Ausstellungsstück zu Ausstellungsstück. Das Museum ist sehr lehrreich. Es behandelt die Stationen von der ersten Marslandung bis heute. Die 'Mars Ressource Corporation' wird ebenso thematisiert wie der Aufstand gegen sie. Auch die Bildung des Gemeinwesens ist Thema, sowie die Kalenderreform.

Gut vier Stunden dauert es bis die Kinder klagen. Nun geht die Familie zu einem Restaurant innerhalb des Museums, um dort bei Speis und Trank zur Ruhe zu kommen. Ich ziehe mich zurück.

"Ah, du bist erwacht!" stellt Mirco fest. "Ich habe einige unterirdische Siedlungen erkannt, die alle durch Röhrenbahnen miteinander verbunden sind. Sie haben ihr Leben also komplett unter die Oberfläche verlegt."

"Hast du die Siedlungen kartographiert und den Verlauf der Bahnen eingefügt?" frage ich erwartungsvoll.

"Ja, das habe ich," bestätigt Mirco.

"Okay... Delta-8a!"

"Kommandant?" tönt es aus einem Lautsprecher.

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Freitag, 9. September 2022
Aufbruch ins All -34
"Okay," antwortet mein Cousin hinter mir.

Also wende ich mich wieder an die Steuerung:
"Delta-8a! Bring uns in eine weite Umlaufbahn um den Mars."

Nun zündet der Fusionsreaktor im hinteren unteren Bereich des Raumfahrzeuges. Die Fenster verdunkeln sich.

"Was passiert jetzt?" fragt Mirco.

"Vor die Fenster haben sich jetzt Platten geschoben, aus dem gleichen Material, aus dem die Außenhaut besteht. Wenn der Fusionsreaktor hochgefahren ist, schaltet sich der Warp-Antrieb ein. Er braucht fast die ganze bereitgestellte Energie," erkläre ich.

"Der Warp-Antrieb... Darüber hört man immer wieder irgendwelche Gerüchte. Wie funktioniert der?"

"Man kennt ihn seit etwa 700 Jahren theoretisch. Er erzeugt hinter dem Raumfahrzeug eine 'Welle' in der Raumzeit. Stell' dir die Raumzeit wie ein Gummituch vor. Körper mit starker Gravitation erzeugen Dellen im Gummituch.
Mit der Energie unseres Fusionsreaktors zieht sich die Raumzeit vor uns in die Länge und wölbt sie hinter uns zu einer Art 'Welle' auf. Auf dieser Welle 'surft' das Raumschiff und bewegt sich dadurch schneller vorwärts. Auch unsere Treibstofftanks werden geschont.
Im Raumschiff selbst spürt man davon nichts, als befänden wir uns in einer 'Blase'. Wir haben wie beim permanent brennenden Ionenantrieb eine Art 'Gravitation' an Bord. Schneller als das Licht sind wir dabei noch nicht. Interstellare Raumfahrt ist uns also noch nicht möglich!"

"'Noch nicht', heißt, dass die Wissenschaftler daran arbeiten?" fragt Mirco zurück.

"Es wird geforscht, ja, aber die Lichtgeschwindigkeit stellt doch eine sehr hohe Hürde da. So etwas wie 'Wurmlöcher' müssen auch erst einmal gefunden und beherrscht werden! Ich denke, das dauert noch Jahrhunderte," gebe ich zurück.

"Was machen wir in den fünf Wochen bis zum Mars?" kommt er auf das Nächstliegende.

"Wir schauen uns die Instrumente an Bord an, besonders die zur Planetenerkundung. Wir lesen die Bedienungsanleitungen durch und schalten sie auf Probebetrieb. Dann lassen wir uns von 'Delta' zeigen, was wir damit aus der Umlaufbahn eines Planeten oder nach einer Landung machen können. Wir lernen also!"

"Okay," meint Mirco nun. "Ich bin aber auch neugierig darauf, was es hier an Bord so alles gibt, außer Tanks, Triebwerke, Fusionsreaktor, Warp-Antrieb und Pilotenkanzel."

Ich muss grinsen. Ein Fernaufklärer ist darauf ausgelegt, wochen- und monatelang von jeder menschlichen Ansiedlung entfernt zu operieren. Also wird es so etwas wie eine Wohnung an Bord geben.

"Delta-8a!" sage ich nun.

"Kommandant?" kommt es zurück.

"Du wirst jedem Hindernis ausweichen! Berechne dazu die Bahnen der Körper um uns herum. Trotzdem wirst du mich vor jedem Ausweichmanöver benachrichtigen."

"Wird erledigt, Kommandant!" sagt die Stimme.

Nun schnalle ich mich los und erhebe mich aus dem Kontursessel. Ich drehe mich zu Mirco um und meine lächelnd:

"Dann komm! Wir erkunden unser Raumschiff."

Wir verlassen die Pilotenkanzel in gebückter Haltung, da sie keine Stehhöhe bietet. Dahinter liegt der Raum, den wir als erstes betreten haben, als wir über die Rampe in den Fernaufklärer gekommen sind. Hier befinden sich noch unsere Taschen, die wir in die abschließbaren Fächer an der einen Seitenwand geschoben haben.

Ich nehme meine Tasche und gehe in den nächsten Raum dahinter. Mirco folgt mir mit seiner Tasche in der Hand. Wir erreichen eine Kabine mit zwei Etagenbetten und Schubladenschränken, in die wir nun unsere Sachen verstauen. Zwei Liegen, an deren Enden Raumanzüge befestigt sind, befähigen uns, schnell in diese hermetisch abgeschlossenen Anzüge zu kriechen. Dann finden wir hier noch zwei Sessel, einen Tisch und einen großen Bildschirm, der sich bei unserem Eintritt eingeschaltet hat. Zwei Türen führen in weitere Räume dahinter. Es ist eine schmale Kombüse und eine enge Sanitärzelle.

Mirco schaut dort hinein und stellt fest:
"Was fehlt, ist ein Vorratsschrank und ein geräumiger Kühlschrank mit Lebensmitteln für Monate im Voraus."

"Das Lager befindet sich dahinter," sage ich. "Wähle ein Menü und die Automatik stellt es dir her. Du brauchst nur noch essen!"

Er macht große Augen bei meiner Erklärung und äußert nur ein "Ah!"

*

Wir verbringen die gemäß irdischer Zeitrechnung fünf Wochen andauernde Flugzeit damit, unser Raumfahrzeug näher kennenzulernen. Es wird wahrscheinlich für Jahre gleichzeitig unser Zuhause sein, wie auch unsere Arbeitsstätte.

Mirco fragt mich zwischendurch einmal:
"Warum hast du eigentlich der Automatik als Zielort den Mars angegeben?"

Ich habe die Schultern gezuckt und ihm darauf ehrlich geantwortet:

"Das hat sich so ergeben. Ich musste eine schnelle Entscheidung treffen. Bevor ich dem Archiv auf der Erde irgendwelche Ergebnisse funke, wollte ich das Raumschiff besser kennenlernen. Man kann sich ja viel anlesen, aber die direkte Beschäftigung damit, ist durch nichts zu ersetzen!
Wohin sollte ich also fliegen? Zum Mond hätte ich für die reine Entfernung nur anderthalb Stunden gebraucht. In der Zeit wären wir noch nicht tief in die Materie eingedrungen. Zur Venus? Das böte sich an. Schließlich stammen wir von da. Aber ich wollte die Gegenseite nicht aufmerksam werden lassen. Also der Mars. Nun ist der Mars gerade nicht in Konjunktion zur Erde. Er steht weiter weg, um nicht zu sagen, auf einem sehr weit entfernten Bahnpunkt. Daher die lange Flugzeit."

"Okay, aber der Mars hat sich vor langer Zeit von der Erde losgesagt. Ich weiß nicht, ob wir da willkommen sind."

"Die Automatik wird in eine weite Umlaufbahn einschwenken," meine ich. "Wir müssen ja keinen Kontakt zu den Leuten auf dem Mars aufnehmen. In der Umlaufbahn haben wir Zeit genug, uns unser nächstes Ziel auszusuchen."

"Das stimmt wohl," antwortet er und widmet sich wieder seinen Geräten.

"Hinzu kommt noch," ergänze ich nach einer Weile der Stille, "dass die Marsianer sich von der Prospektoren-Gesellschaft Mars Ressource Corporation losgesagt haben, die den Mars bis dahin als ihr Eigentum betrachtet hat. Es hat eine regelrechte Revolution gegeben, in deren Folge sich die Firma zurückgezogen hat und seitdem unter dem Namen 'Space Ressource Corporation' die Kleinplaneten Ceres und Vesta im Asteroidengürtel ausbeutet. Die dorthin gesandten Mannschaften sind klein. Von ihnen wird kaum ein Aufstand angezettelt werden. Sie sind von den Nachschublieferungen ihrer Firma abhängig!"

"Auf der Venus ist die 'Space Ressource Corporation' auch aktiv!" hält mir Mirco vor.

"Ich weiß," stelle ich lächelnd fest. "Die Fechtschule meines damaligen Turniergegners wird von ihr gesponsert."

"Ist das der Grund, weshalb du so große Zurückhaltung an den Tag legst, wenn nicht gar Vorsicht, wenn von der 'Space Ressource Corporation' die Rede ist?"

"Hm, ich will dir einmal eine Geschichte erzählen, Mirco: Der Sohn eines reichen Brahmanen, die im Hinduismus die Oberschicht bilden, hat um 500 vor Christus den Buddhismus gegründet. Chisei Yamamoto-San ist Buddhist und hat uns seine Lebensregeln beigebracht. Wir alle befolgen sie gerne, weil sie den Menschen guttun. 700 Jahre nach Buddhas Eintritt ins Nirwana hat sich eine Anzahl spiritueller Lehrer des Buddhismus von Buddhas Pfad abgewandt und Habgier und Egoismus gepredigt. Sie haben zwei benachbarte Königreiche auf dem indischen Subkontinent gegeneinandergehetzt, um davon zu profitieren. Allerdings wurden sie von rechtgläubigen spirituellen Lehrern besiegt.
Nach so langer Zeit hielten die Menschen die Irrlehre für besiegt, obwohl schon früh im christlichen Kulturraum diese Irrlehre im christlichen Mantel wiederauftauchte. Eine Handvoll Vertreter dieser Irrlehre konnte damals fliehen. Sie blieb lange nur latent vorhanden, bis im frühen 16. Jahrhundert, also vor 1100 Jahren nun, der Dreieckshandel über den Atlantik begonnen wurde: Zuckerrohr nach Europa, veredelte Wirtschaftsgüter und Nahrungsmittel nach Afrika und von dort Sklaven nach Amerika. Das ist gleichzeitig der Beginn des Kapitalismus gewesen. Reichtum, Habgier und Egoismus zeichnet ihn aus.
Vor etwa 200 Jahren entwickelte wieder ein buddhistischer Mönch die Lehre vom Egoismus und Habgier. Er gewann Schüler. Sein Kreis erweiterte sich in die westliche Hemisphäre hinein, wo er natürlich auf fruchtbaren Boden fiel. Die Führungsebene der heutigen Space Ressource Corporation ist dieser Irrlehre komplett verfallen."

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Dienstag, 6. September 2022
Aufbruch ins All -33
Er lächelt uns freundlich an, während er spricht. Ich verbeuge mich leicht und berichte ihm:

"O-Aisatsu, Fujiwara-Sensei! Genau das ist unser Auftrag."

"Sie werden mit dem neuesten Delta-8 fliegen. Machen Sie sich in den nächsten Tagen mit dem Fahrzeug vertraut. Es ist mit allen nötigen Instrumenten ausgerüstet. Das wird ihren Schüler interessieren."

"Vielen Dank, O-Sensei," antworte ich und verbeuge mich noch einmal.

Auch Mirco verbeugt sich. Dann sind wir entlassen. Master Dayak führt uns nun in den Wohnungstrakt und weist uns zwei nebeneinanderliegende Zimmer zu. Mirco kommt mit in mein Zimmer. Es sieht aus, wie unsere Zimmer auf der Venus. Ich rufe nun den inneren Aufbau des Jinja -Schreins- auf den Bildschirm, damit wir uns die Wege einprägen können. So erfahren wir, dass es in jeder Wohnetage eine Mensa gibt. Der Komplex hier ist schließlich weitläufiger als die Schule auf der Venus.

Auch den Ort des Archivs erhalte ich auf diese Weise. Aber zuerst wollen wir uns in einer Shokudou -Mensa- stärken. Anschließend gehen wir ins Archiv und treffen dort auf die Meisterin Jade Dubois aus der französischen Region der Europäischen Union. Sie erklärt, dass ihr Archiv alles enthält, was die Menschheit bisher an Wissen zusammengetragen hat. Nur der Bereich des interplanetaren Raumes innerhalb des Sonnensystems zeigt noch große Lücken. Wir verabschieden uns herzlich von ihr und gehen nun zum Schlafen auf unsere Zimmer.

*

Nach dem Frühstück am darauffolgenden Tag erhalte ich von einem Chisei die Nachricht, dass Meister Dayak und sein Schüler in aller Frühe zum Mond aufgebrochen sind. Sie werden dort in unserer Firma 'Lunar Reparaturdock' erwartet und einen Tanker besetzen.

Außerdem haben sie einen Termin in unserer Firma 'Lunar Ship Systems'. Dort werden sie den Start eines verbesserten Delta-8-Raumfahrzeuges für Fernaufklärung veranlassen. Diese Delta-8a wird beauftragt den Earth Orbiter per Autopilot anzufliegen.

Wir sollen uns also umgehend zum Raumhafen begeben und in den nächsten Shuttle steigen. Im Orbiter sollen wir zum Hangar gehen, in dem die Delta-8a festgemacht hat. Der Chisei schließt seine Nachricht mit:

"Viel Glück, Master Myers. Möge Reiki dich immer begleiten!"

Mich bedankend, antworte ich dem Chisei:
"Vielen Dank für die Information! Wir brechen sofort auf. Möge Reiki dich immer begleiten!"

Ich fühle mich bemüßigt, seinen Wunsch in meiner Antwort zu wiederholen.

'Das könnte man in Zukunft als Abschiedsgruß einführen,' denke ich.

Wir gehen auf unsere Zimmer und packen die wenigen Sachen zusammen, um danach zum Flugdeck zu gehen. Ein Chuden -Fortgeschrittener- aus der Flugbereitschaft fliegt uns zum Raumhafen, den wir nach wenigen Minuten erreichen.

Dort müssen wir ungefähr eine Stunde zusammen mit etwa fünfzig weiteren Passagieren auf den Start des Shuttles warten. Schließlich dürfen wir einsteigen. Kurz darauf, als alle Passagiere und die Flugbegleiter angeschnallt sind, startet der dreieckige Nurflügler. Als seine Triebwerke gezündet werden, läuft ein Zittern durch den Flugkörper.

Man bekommt den Eindruck, als setze er sich nur widerwillig in Bewegung. Das dauert aber nur einen Sekundenbruchteil, dann werden wir in die Kontursessel gedrückt. Als das Ende der Startbahn erreicht ist, zieht der Pilot den Shuttle in einem irren Winkel in den Himmel. Bald wird der hellblaue Himmel im Bildschirm vor uns in der Rückenlehne unseres Vordermanns immer dunkler und wechselt bald zur Schwärze des Weltraums.

Drei Stunden nach dem Start erkennen wir die Orbitalstation vor uns größer werden. Der Shuttle steuert einen Hangar an, zündet die Bremstriebwerke und lässt sich schwerelos auf die offene Schleusentür zutreiben, indem er nur noch mit kurzen Gasstößen aus den Steuerdüsen navigiert. Im Hangar wird der Shuttle von einer riesigen Klammer umfasst, dann schließt sich das äußere Schleusentor.

Die Flugbegleiter schnallen sich ab und gehen von Fluggast zu Fluggast, um sich nach seinem Befinden zu erkundigen, während sie die Gurte lösen. Danach gehen sie zu einer Tür, drehen dort an einem Rad bis es zischt. Nun lässt sich die Tür nach innen öffnen.
Wir dürfen den Shuttle verlassen und gehen auf eine Personen-Schleuse zu. Dahinter steigen wir eine Treppe hinauf und gelangen in den Ankunftsbereich. Hier müssen wir uns wieder einem Medi-Check unterziehen. Anschließend können wir unser Gepäck in Empfang nehmen, das inzwischen ebenfalls ausgeladen und gecheckt worden ist.

Ich frage einen Automaten, in welchem Hangar eine 'Delta-8a' vom Mond kommend festgemacht hat. Daraufhin werde ich aufgefordert, mich auszuweisen. Auch Mirco muss sich ausweisen. Danach gibt der Automat die Information frei und ich lasse mir den Weg dorthin auf meinen Kommunikator überspielen. Nun lasse ich mich von meinem Handgerät zum richtigen Hangar führen.

Dort treffen wir einen Mitarbeiter der Solar Exploration Group. Nach der freundlichen Begrüßung sagt er:

"Saikou Chisei Fujiwara-Sensei hat uns darüber informiert, dass Sie unseren neuesten Fernaufklärer fliegen sollen. Ich wünsche Ihnen viel Glück!"

Nun müssen wir uns wieder bei einem Mitarbeiter der Flugkontrolle ausweisen. Danach durchschreiten wir die sich öffnende Personenschleuse und Mirco entfährt ein lautes "Wow!"

Mit der Spitze zu uns steht hier ein Raumfahrzeug, das langsam 'seinen Rachen öffnet und seine Zunge ausfährt'. Als die Rampe den Boden des Hangars berührt, betreten wir sie und gehen ins Innere der Delta-8a. Eine Stimme begrüßt uns, während hinter uns die Rampe hochfährt und sich das Raumfahrzeug schließt.

"Hallo, guten Tag, die Herren. Mein Name ist 'Delta-8a'. Ich werde sie überall dort hinbringen, wohin sie fliegen wollen!"

Mirco schaut mich entgeistert an. Ich muss grinsen. In den vergangenen Tagen auf der Erde habe ich die Betriebsanleitung gelesen. Die 'Delta-8a' ist mittels KI ein Roboter, den ein Kleinkind fliegen könnte, solange die 'Delta-8a' die richtigen Befehle erhält.

Wir gehen in die Pilotenkanzel. Unsere Kontursessel stehen hier hintereinander und in der Höhe leicht versetzt, so dass Mirco von seinem Platz hinter mir über mich hinweg nach vorne schauen kann.

Nachdem wir Platz genommen haben, sage ich in den Raum:

"Delta-8a! Start vorbereiten!"

Sofort kommt Leben in die Instrumente vor mir. Dann höre ich eine fremde Männerstimme im Helm, den ich eben aufgesetzt habe.

"Identifizierung erfolgreich," sagt der Mann von der Flugkontrolle. "Alles Gute Ihnen!"

Durch die Fenster der Pilotenkanzel kann ich erkennen, dass wir leicht angehoben werden und uns langsam rückwärts aus dem Hangar bewegen. Nachdem wir draußen sind, schließt sich der Hangar. Die 'Delta-8a' dreht sich um zwei Achsen und zündet nach einer Ankündigung die Hecktriebwerke. Wir entfernen uns allmählich von der Orbitalstation.

Nun fragt die 'Delta-8a':
"Welches Ziel darf ich ansteuern?"

Ich schaue auf die Kontrollen und sehe, dass alle Tanks gefüllt sind. Wir brauchen den Mond also nicht ansteuern. Natürlich wäre der Trip zum Mond ein Probeflug, aber ich denke, wir machen einen längeren Probeflug. Also frage ich den Automaten:

"Wieviel Zeit brauchen wir aktuell, um eine weite Umlaufbahn um den Mars zu erreichen?"

"Den Mars erreichen wir aktuell in 34 Tagen," gibt der Automat zurück.

"Was meinst du, Mirco?" frage ich.

Er zuckt die Schultern und meint:
"Du bist der Kommandant! Über den Mars ist allerdings alles bekannt, dank der Kolonisten dort."

"Richtig. Es soll ja auch nur ein Probeflug werden," meine ich.

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