Freitag, 11. November 2022
Aufbruch ins All -55
Kurz darauf schaltet der Tontechniker hinter der Kamera ohrenbetäubenden Beifall hinzu. Nun erheben sich einige Fotografen, rücken näher an uns heran und wir müssen ein Blitzlichtgewitter über uns ergehen lassen. Man hängt mir einen goldfarbenen Kranz um die Schultern.

Der Moderator kommt mit seinem Mikrofon auf mich zu. Ich soll sicher etwas sagen...

"Ich bin gerade der glücklichste Mensch von Olympia, glaube ich," spreche ich in das Mikrofon.

Der Mann lächelt mich professionell an und wendet sich dann meinem Gegner zu. Ich entferne mich in Richtung meiner Umkleidekabine. Master Ntuli erhebt sich gerade von der Bank und umarmt mich, über das ganze Gesicht strahlend. Er nimmt mir den Kranz ab und schließt hinter mir die Tür. Ich verschwinde für die nächsten Minuten unter der Dusche. Dann lasse ich mir von Master Ntuli meine Kleidung geben. Er nimmt mir die verschwitzte Turnierkleidung ab und ich kleide mich um.

Währenddessen erklärt mir Master Ntuli:
"Wir haben niemanden von der Konkurrenz an seinen Gefühlen erspüren können."

Ich nicke ernst. Innerlich bin ich froh, dass sich anscheinend niemand auf dem Mars befindet, der zum früheren Arbeitgeber meines Sponsors gehört. Danach verlassen wir den Gang, in dem der Turnierraum eingerichtet worden ist. Wir fahren mit dem Aufzug in die oberste Etage und gehen auf Master Myers? Büro zu. Er beglückwünscht mich zum Turniersieg und begleitet uns hinunter in die Mensa. Dort ist alles festlich dekoriert worden. Wir feiern mit allen Schülern zusammen.

Dann darf ich die Ringerschule verlassen, um Herrn und Frau Armstrong zu besuchen. Ich bin überrascht und hoch erfreut, als ich dort auch auf meine ursprünglichen Sponsoren Herrn und Frau Willows treffe. Das habe ich nicht erwartet. Es fließen Freudentränen bei der Begrüßung.

Danach muss ich meine Geschichte im Zusammenhang mit der 'Ringer Schule Olympia' auch Herrn und Frau Willows erzählen. Ich füge an, was auch Herr und Frau Armstrong noch nicht wissen:

"Die Meister in der Schule dürfen einen von den Fortgeschrittenen auswählen, dem sie Einzelunterricht geben wollen. Da wir eine Hochstufungsfeier gehabt haben, gibt es neben den 'Anfängern' inzwischen auch zwölf 'Fortgeschrittene' in der Schule. Die Zahl der Meister hat sich noch nicht erhöht. So kümmert sich seit einigen Monaten Master Ntuli speziell um mich, während Master Mnisi die anderen elf 'Fortgeschrittenen' in einer kleinen Klasse gemeinsam betreut. Unsere Schule hat seit meinem Beitritt schon etwa 150 'Anfänger' angenommen, die in großen Klassen zusammengefasst sind."

"Der Einzelunterricht hat dich befähigt, diese Woche das Turnier zu gewinnen!" stellt Mister Armstrong freudig fest.

Auch Mister Willows meint:
"Und deine Verletzung hat dich nicht beim Gewinn des Turniers behindert! Siehst du. Nun gehörst du wieder zur sportlichen Spitze des Mars!"

Ich schaue ihn lächelnd an und wende meinen Blick seiner Frau zu, die mir stolz über den Rand ihrer Teetasse zulächelt. Sie hat mich gepflegt, wie ein echter Sohn. Um nicht ungerecht zu sein: Natürlich hat mir Frau Armstrong die gleiche Art von Pflege zukommen lassen.

"Ja, das war eine wundervolle Erfahrung!" pflichte ich ihm bei. "Mein Gegner ist nicht leicht zu bezwingen gewesen!"

"Wir haben den Endkampf des Turniers gemeinsam am Bildschirm verfolgt und haben dir natürlich alle Daumen gedrückt!" ergänzt Mister Armstrong lächelnd.

"Vielen Dank!" antworte ich höflich lächelnd.

"Der Endkampf hatte es in sich," meint Frau Willows. "Wir haben richtig mitgefiebert und am Schluss gejubelt!"

Frau Armstrong ist während der 'Lobreden' aufgestanden und kümmert sich in der Küche um unser Mittagessen. Kochen brauchen wir heutzutage ja nicht mehr. Das erledigt eine Multi-Küchenmaschine. Dennoch muss man von Zeit zu Zeit nachschauen und eine Einstellung vornehmen.

"Wie stellst du dir deine weitere Zukunft vor?" fragt Mister Willows jetzt.

Ich zucke leicht mit den Schultern.

"Den Status quo möchte ich gerne beibehalten. Also ich erhalte von der Schule alles was ich zum Leben brauche, wie alle anderen auch. Ich nehme an Turnieren teil und entwickele mich so weiter. Vielleicht werde ich einmal selbst Meister und bilde Schüler aus."

"Bei deinem Können wird es sicher irgendwann dazu kommen!" ist sich Mister Willows sicher. "Irgendwann endet aber jede sportliche Laufbahn."

"Ich denke, dass ich in der Schule aufsteige, und danach in der Verwaltung arbeiten kann. Das bedeutet doch, ein ganz normales Leben zu führen."

Frau Armstrong ist wieder hinzugekommen und serviert uns den ersten Gang ihres Menüs. Sie setzt sich zu uns und meint:

"Du weißt, wir werden dich immer unterstützen!"

Ich hebe den Blick vom Teller und lächele sie dankbar an.

"Danke!" sage ich zu ihr.

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