Sonntag, 5. Februar 2023
Aufbruch ins All -83
Mehrfach hat uns die künstliche Intelligenz unseres Fernaufklärers auf unserem Weg zum Mars über Meteoriten-Schwärme informiert. Wir sind dann immer zu den Kontrollen in der Pilotenkanzel gespurtet, nur um dort zu sehen, dass die Automatik die Gefahr jedes Mal elegant umgangen hat.

Schließlich schwenkt sie das Raumschiff in den weiten Marsorbit ein und erreicht eine stabile Flugbahn. Der Warp-Antrieb wird abgeschaltet und uns empfängt die Schwerelosigkeit des Weltalls. Während Mirco nun alle Instrumente ausprobiert, die Daten aus der Umlaufbahn sammeln können, schwebe ich durch die Kabine und sammele alle schwerelos umhertreibenden Gegenstände ein.

Wir glauben zwar nicht, dass wir neue Erkenntnisse über den Mars gewinnen, aber so gewinnt Mirco Routine und ich setze mich in Meditationshaltung hin, um mich zu versenken und Kontakt mit Reiki aufzunehmen. Damit versuche ich, Kontakt zu Marsianern zu bekommen, ohne dass sie etwas davon bemerken.

Bald beobachte ich die Strömungen des Reiki auf dem Planeten. Es ist, als würde ich wellenförmige Gebilde sehen, die von den Lebewesen ausgehen. Die größte Ansammlung scheint am Hang des größten Vulkans im Sonnensystem zu existieren, dem 22 Kilometer hohen Olympus Mons.

Interessiert richte ich meine Aufmerksamkeit dorthin. Ich fühle mich bald, als würde ich durch die Straßen der Stadt fahren. Anscheinend kann ich durch die Augen eines Marsianers schauen. Er sitzt in einem bodengebundenen selbstfahrenden Fahrzeug. Mit ihm sitzen noch drei weitere Personen darin. Zwei der Personen sind noch jungen Alters. Ich beobachte hier bestimmt den Ausflug einer Familie.

Der Wagen verlässt die Straße und hält in einer Parkbucht. Die Familie steigt aus und geht auf ein Portal zu. Es öffnet sich bei ihrer Annäherung und sie betreten einen größeren Raum. Die Person, durch die ich die Szenerie beobachte, lässt ihren Blick schweifen. Ich erkenne einen Wartebereich mit Sitzgelegenheiten, eine Treppe, eine Tür im hinteren Bereich und schließlich einen Tresen mit einer weiteren Person dahinter.

Die andere erwachsene Person aus meiner Gruppe ist schon vorgegangen und verhandelt nun mit der Person hinter dem Tresen. Danach gehen alle Vier auf die Tür im Hintergrund zu. Sie treten hindurch und stehen im Innenhof eines großen Gebäudes. Dort ist eine uralte Landekapsel aufgebaut und zwei Puppen in Raumanzügen stehen davor.

Auf einem Bildschirm kann man Bilder von dieser ersten bemannten Marsexpedition sehen und aus einem Lautsprecher kommen Erklärungen dazu. ‚Meine Familie‘ schaut sich das Arrangement an. Plötzlich verharrt eines der Kinder und hält sein Geschwister und seine Eltern auf. Ich verstärke den Kontakt und 'höre' quasi mit, was der Lautsprecher den Besuchern erklärt.

Auf diese Weise bin ich bald über die Geschichte des Mars aus der Sicht der Marsianer informiert. Als die Leute ein Restaurant besuchen, ziehe ich mich zurück und öffne meine Augen.

"Ah, du bist erwacht!" stellt Mirco nun fest. "Ich habe einige unterirdische Siedlungen erkannt, die alle durch Röhrenbahnen miteinander verbunden sind. Sie haben ihr Leben also komplett unter die Oberfläche verlegt."

"Hast du die Siedlungen kartographiert und den Verlauf der Bahnen eingefügt?" frage ich erwartungsvoll.

"Ja, das habe ich," bestätigt Mirco.

"Okay... Delta-8a!"

"Kommandant?" tönt es aus einem Lautsprecher.

"Ich spreche dir meine Beobachtung auf den Speicher. Du wirst sie an die aktuelle Karte des Mars meines Kollegen anhängen und einen Funkspruch vorbereiten."

"Verstanden, Kommandant."

Nun berichte ich minutiös, was ich durch die Augen des Marsianers gesehen habe. Als ich geendet habe, fügt 'Delta' alles zusammen und sendet es zur Erde. Der Funkspruch ist mehrfach verschlüsselt, damit nur die Meisterin Jade Dubois im Jinja -Schrein- die Nachricht empfangen kann. Sie wird die Nachricht in etwa 20 Minuten erhalten und bestimmt darüber erfreut sein.

Zwei Stunden später kommt ihre Antwort herein. Sie bedankt sich sehr für die neuen Informationen über den Mars und berichtet, dass sie den Inhalt meines Funkspruches auch an Saiko Chisei -oberster 'Mann mit Geisteskraft'- Fujiwara-Sensei weitergegeben hat.

'Hm,' denke ich voller Erwartung. 'Auf seine Reaktion bin ich gespannt.'

Laut sage ich: "Delta-8a! Wieviel Treibstoff befindet sich noch in den Tanks? Wie hoch ist der Füllstand in Prozent?"

Die KI gibt die Information auf den Frontbildschirm und spricht sie auch akustisch aus. Ich wende mich an Mirco:

"Master Dayak hat sich noch nicht gemeldet?"

"Nein, bisher noch nicht."

"Okay, wenn wir weiterfliegen, wohin sollen wir uns dann wenden?"

"Aus geologischer Sicht?" fragt Mirco zurück.

Ich nicke und er ergänzt:
"Wir sind weit von der Erde weg. Ceres oder Vesta wären interessante Ziele, aber wenn ich deinen Bericht über die Space Ressource Corporation berücksichtige, bleiben wir besser von diesen Himmelskörpern fern."

"Das werden wir!" bestätige ich ihm. "Aber wir kennen mindestens 600.000 Himmelskörper von einem Dutzend Kilometer bis über 600 Kilometern Durchmesser dort. Wir können ohne Probleme durch den Asteroidengürtel fliegen, um ins äußere Sonnensystem zu kommen. Dahin sind wir jedoch Monate unterwegs. Wenn wir uns um die Asteroiden mittlerer Größe kümmern und uns dabei von den Kleinplaneten fernhalten, können wir uns jahrelang beschäftigen, ohne von der Space Ressource Corporation entdeckt zu werden!"

"Das wird dann aber bald zur Routine. Routine kann in unserem Beruf tödlich sein!" gibt Mirco zu bedenken.

"Das ist richtig!" gebe ich ihm recht und lächele. "Wir werden also nur eine Handvoll Asteroiden anfliegen und dann erstmal zur Erde zurückkehren."

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