Mittwoch, 2. November 2022
Aufbruch ins All -52
Nun lege ich eine kleine Gedankenpause ein. Die Spannung im Saal steigt. Dann beginne ich erneut. Ich lese neben Ramaphosa noch etwa ein Dutzend weitere Namen vor und lasse die Schüler sich erheben. Jetzt fordere ich sie auf vorzutreten. Jeder von ihnen erhält nun von mir eine Garnitur neuer Kleidung. Es handelt sich um die Kleidung der Fortgeschrittenen, was man an der unterschiedlichen Färbung der Westen erkennen kann. Die Gruppe darf sich nun vor den anderen Schülern niederlassen. Anschließend bedanke ich mich bei allen Schülern im Saal für ihr Bemühen in den Kursen und fordere sie auf, sich weiterhin anzustrengen.

Danach erkläre ich die Veranstaltung für beendet und fordere die Schüler auf, in die Mensa der Schule zu gehen, um dort ein wenig zu feiern. Nun streben sie aus dem Saal heraus und fahren mit dem Aufzug auf die Etage mit den Kursräumen. Dort liegt auch der Speisesaal. Wir folgen ihnen, um mit ihnen zu feiern.

In der Mensa stellen wir uns geduldig in die Reihe und holen unsere Schälchen an der Essensausgabe ab, setzen uns an freie Plätze und beginnen zu essen. Dabei sind wir gerne für alle Fragen offen, die an uns herangetragen werden. Danach geben wir den 'Fortgeschrittenen' für den Rest des Tages frei, damit sie ihre Eltern besuchen können.

*

Nach dem Imbiss in der Mensa bei gelöster Atmosphäre, gehe ich zuerst auf mein Zimmer und kleide mich um. Danach fahre ich mit dem Aufzug zum Foyer hinunter und gehe zur Haltespur der Cabs vor der Tür. Master Myers hat uns 'Fortgeschrittenen' einen kleinen Betrag auf unsere Karten geladen. Damit fahre ich, Ramaphosa, zu meinen Sponsoren in einem anderen Wohnblock. Einerseits fühle ich Freude. Dann ist da aber auch eine gewisse Skepsis. Was werden sie dazu sagen, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe?

In der Haltespur des Wohnblocks angekommen, in dem ich selbst auch ein paar Jahre wohnen durfte, entsteige ich dem Cab, gehe durch die Eingangstür und fahre mit dem Aufzug in die Etage, in der Mister Armstrong und seine Frau wohnen. Sie sind mir inzwischen ans Herz gewachsen, wie Eltern. Dann stehe ich vor der Tür ihrer Wohnung. Hier habe ich so viel Zuneigung erfahren, wie man es nur in seinem Zuhause fühlen kann. Von hier habe ich geträumt, wenn ich mich in meinem Zimmer in der 'Ringer Schule Olympia' einmal einsam gefühlt habe. Nun freue ich mich auf das Gesicht, das Frau Armstrong sicher gleich machen wird.

Ich betätige den Signalton. Kurz darauf öffnet sich die Tür und Frau Armstrong breitet freudestrahlend die Arme aus.

"Ramaphosa! Oh, wie wundervoll, dich zu sehen! Komm herein!" ruft sie aus.

Sie macht glücklich lächelnd den Eingang frei. Ich lächele zurück und betrete die Wohnung.

"Sol, Frau Armstrong," ist das Einzige, das ich im Moment über die Lippen bekomme.

"Setz' dich in den Livingroom," fordert sie mich auf. "Ich sage eben Tim Bescheid."

Sie nimmt ihren Kommunikator und spricht kurz mit Mister Armstrong. Er wird unten in seinem Büro sitzen. Für ihn ist mein Besuch sicher auch eine willkommene Abwechslung. Wenige Minuten später kommt er zur Wohnungstür herein und steht Sekunden darauf vor mir. Ich erhebe mich höflich und auch wir begrüßen uns herzlich.

Als wir wieder sitzen, fordert er mich auf:
"So, Junge! Nun erzähl' mal! Was ist geschehen?"

Frau Armstrong kommt hinzu und schenkt uns Tee aus. Ich beginne:

"Ich bin ja jetzt ein Jahr in der Schule. Wie ihr sicher bemerkt habt, habe ich noch an keinem Wettkampf teilgenommen. Mein Tag ist mit Training erfüllt gewesen. Im Wechsel waren das Muskeltraining an den Geräten, Ringertraining und die waffenlose Verteidigungstechnik. Daneben habe ich von Siddharta Gauthama gehört. Master Myers hat mir erzählt, wer der Mann war und warum er eine neue Philosophie gegründet hat. Er hat auseinandergelegt, was diese Philosophie im Einzelnen bedeutet, welche Lehrsätze sie ausmacht.
Dann hat er mir gezeigt, wie man meditiert und was man damit bewirken kann. Nach vielen Wochen ist mir dann etwas passiert, was mich verwirrt hat. Ich bin zu ihm gegangen und habe ihn um Rat gefragt. Er hat mir erklärt, dass es mir in der Meditation gelungen ist, mit einer 'Lebenskraft, die alles durchdringt' in Kontakt zu treten. Das wäre eine Fähigkeit, die nicht jeder besitzt.
Heute Morgen nach dem Frühstück hat er alle Mitglieder der Schule zu einer kleinen Feier zusammengerufen und im Verlauf hat er mich und noch elf andere Schüler von 'Anfängern' zu 'Fortgeschrittenen' höhergestuft. Nach einem Essen in der Mensa hat er den neuen Fortgeschrittenen den Rest des Tages freigegeben, und die Anderen ermahnt sich weiter anzustrengen."

"Und da hast du dich sogleich in ein Cab gesetzt und bist zu uns gekommen, um uns die gute Nachricht zu überbringen?" stellt Frau Armstrong eine rhetorische Frage.

Ich nicke ihr lächelnd zu. Ich bleibe bis in den Nachmittag bei den freundlichen Leuten, bevor ich wieder zurückfahre.

*

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