Montag, 5. Juni 2023
Neue Heimat L98 59b (40)
Wir klettern geschwinde auf den Waldboden hinunter. 'Schimm' nähert sich dem betäubten Luftgeist und prüft, ob die Flügel nicht verletzt sind. Ein Raubtier will uns anspringen, um sich den jungen Luftgeist als Beute zu sichern. Aber wir erlegen das Tier und zerlegen es. Die Haut des Raubtieres ergibt ein primitives Sattel- und Zaumzeug.

Der junge Luftgeist ist inzwischen wieder erwacht und 'Schimm' füttert ihn. Dabei spricht er mit ihm in weichen Tönen. Er gewinnt Vertrauen zu 'Schimm' und lässt sich nach einer Weile Sattel- und Zaumzeug anlegen. Bis dahin müssen wir zwei Nächte neben den gefährlichen Krallen und dem zahnbewerten Maul auf dem Waldboden verbringen, und ihn immer wieder füttern.

Am Morgen des darauffolgenden Tages lässt 'Schimm' den jungen Luftgeist zum Ufer des Sees hüpfen. Als er dort seine Hautflügel ausbreitet, um zu starten, schwingt 'Schimm' sich auf seinen Rücken und steckt seine Beine in vorbereitete Schlaufen.

Der Luftgeist ist zuerst irritiert, führt dann aber flatternd seinen Start durch und hebt ab mit 'Schimm' auf dem Rücken. In der Luft rollt der Luftgeist zwar, um die Last auf seinem Rücken loszuwerden. 'Schimm' bleibt aber sitzen. Er klopft dem Luftgeist auf den Hals und streichelt ihn. Dann kann ich beide nicht mehr beobachten. Ich warte noch bis in den Nachmittag hinein. Schließlich gehe ich zum Heimatbaum zurück.

Ich erzähle meiner Mutter, der Schamanin, von den Erlebnissen der letzten Tage. Sie sagt anerkennend:

"Dein 'Schimm' ist ein großer Tschangßu -Mann-. Er hat ein großes Herz und ist risikofreudig, wenn er ein Ziel verfolgt. Er wird zurückkommen, meine Tochter! Sei nicht traurig."

Am Morgen des nächsten Tages ist große Aufregung beim Ngachi -Volk-. Man hat einen Luftgeist gesichtet. Minuten später klettert 'Schimm' aus dem Heimatbaum zum Boden herab. Ich laufe auf ihn zu und umarme ihn.

Die Schamanin tritt näher, gefolgt vom Häuptling. Der Anführer der Jagdgruppe und seine Männer bleiben etwas auf Abstand. Ich weiß, der Anführer der Jagdgruppe hat sich Hoffnungen gemacht mich zur Frau zu nehmen, bevor 'Schimm' bei uns aufgetaucht ist. Nun sieht er mich in inniger Umarmung mit dem Vchhtep -Himmelswesen-...

Der Häuptling schaut in die Runde. Nachdem das Volk nahe genug ist, um ihn verstehen zu können, legt er 'Schimm' seine Hand auf die Schulter und sagt laut:

"Du bist nun ein Angck -Sohn- der Ngachi! Damit bist du ein Teil des Volkes."

Die Menge beginnt zu jauchzen und zu singen. Fast geht es unter, dass er 'Schimm' an meine Seite stellt. Ich soll 'Schimms' Frau sein. Außerdem erhebt er den Vchhtep -Himmelswesen- auf eine Stufe mit dem Anführer der Jagdgruppe, und damit in den Rat unseres Volkes. Darüber wird dieser ganz schwarz auf der Haut, was seine Anspannung verrät. Die Schamanin schaut dem Anführer der Jagdgruppe ernst in die Augen und prophezeit ihm, dass er alsbald die Frau eines anderen Volkes im Wald finden wird und sich in sie verliebt.

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