Montag, 26. Juni 2023
Neue Heimat L98 59b (47)
Bald kann ich Mister Albright erkennen. Er trägt die gleiche Kleidung wie seine Begleitung, nämlich einen langen Lendenschurz, der ihm bis zum Knie reicht. Daneben hat er eine Menge Perlenschnüre mit bunten Perlen umgelegt. Er, wie auch seine Begleitung kommen bewaffnet mit einem Bogen und einem langen Dolch. Über der Schulter sieht man bei Beiden Pfeile aus Köchern ragen, die sie auf dem Rücken tragen.

Seine Begleitung trägt zusätzlich noch ein Tuch um die Brust. Soll das so etwas wie ein BH sein? Hat Mister Albright ihr geraten, bei Kontakt mit uns solch ein Kleidungsstück zu tragen, oder ist das in ihrem Volk üblich? Seine Begleitung hat eine dunkelgrüne Hautfarbe, was wohl signalisiert, dass sie leicht angespannt ist. Sie hat ein ähnliches Gesicht wie unseres. Im Laufe der Evolution ist auch bei ihr der Ansatz der Wirbelsäule vom Hinterkopf nach unten gewandert. Ihre Augen sind groß, ihre Nase platt und breit und ihre Ohren haben spitze Ohrmuscheln.

Als sie mich erreichen, wünsche ich Ihnen einen wunderbaren Tag. Die fremde Frau, die sich sehr aufrecht hält, man könnte sagen, dass sie etwas Majestätisches ausstrahlt, zeigt lächelnd ihre blütenweißen Zähne mit langen Eckzähnen. Sie macht eine Bewegung mit der rechten Hand zu ihrem Herzen und sagt:

"Ngati meh!"

Die KI gibt nun über den Kommunikator folgenden Satz heraus:

"Ich sehe dich!"

Ich ziehe die Stirn kraus und antworte lächelnd:

"Ich sehe Dich."

Täusche ich mich, oder wird ihre Haut allmählich hellgrün? Ich wende mich etwas zur Seite und zeige mit der ganzen Hand auf das Gebäude, das ich eben verlassen habe.

"Darf ich Sie einladen, mir zu folgen?"

Nun gehe ich auf das Gebäude zu. Es ist unser Rathaus. Innen führe ich unseren Besuch in den Ratssaal. Dort haben sich die gewählten Volksvertreter, 60 an der Zahl, versammelt und erwarten unsere Gäste.

Die Hautfarbe unseres Gastes wechselt langsam hin zu schwarz. Mister Albright sagt etwas zu ihr, worauf das Grün langsam wieder zum Vorschein kommt.

Ich gehe mit meinen Gästen zum Rednerpult und stelle sie der Versammlung vor. Die Ngachi betitele ich als die Tochter des Häuptlings des Volkes, mit dem wir Kontakt bekommen haben. Mister Albright erhebe ich kurzerhand in den Rang unseres Botschafters bei den Ngachi.

Dann gebe ich das Wort an den Besuch weiter. Mister Albright lächelt seine Begleiterin an, die unvermittelt zu einer gelben Hautfarbe wechselt. Sie beginnt zu sprechen und ich biege das Schwanenhals-Mikrofon mehr zu ihrem Mund.

"Wir leben seit Generationen draußen im Ckiffenga -Weltenwald-. Für uns lebt er und steht im ständigen Austausch mit den denkenden Wesen, sowie den jagdbaren Tieren, den Doppeltieren und den Geistern. Über viele Generationen hat sich ein Gleichgewicht ergeben, das nicht gestört werden darf.
Nach unserem Glauben besitzen jedes Tier und jede Pflanze einen Geist, der von innen wirkt. Beim Tod verlässt der Geist den Körper und wandert durch den Wald auf der Suche nach einem ungeborenen Wesen, in das er fahren kann.
Wir Ngachi möchten, dass der Weltenwald so bleibt, wie er schon immer war - und das für immer! Wir möchten in ihm leben können, in guter Gesundheit, und mit uns die Geister, die jagdbaren Tiere und alle Fische. Wir kultivieren nur die Pflanzen, die uns ernähren! Wir möchten, dass der Wald ein ruhiger Ort bleibt, dass der Himmel klar über uns steht, dass sich die Dunkelheit der Nacht weiterhin und mit aller Regelmäßigkeit über die denkenden Wesen und die Tierwesen senkt, und dass man die Sterne sehen kann!
Darum stehen wir heute in der Hoffnung vor Ihnen, dass Sie uns das im Rahmen eines Freundschaftsvertrages zusichern. Besiedeln Sie gerne dieses Hochplateau und lassen Sie uns im Weltenwald unser Leben leben."

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