Donnerstag, 15. September 2022
Aufbruch ins All -36
"Ich spreche dir meine Beobachtung auf den Speicher. Du wirst sie an die aktuelle Karte des Mars meines Kollegen anhängen und einen Funkspruch vorbereiten."

"Verstanden."

Nun berichte ich minutiös, was ich durch die Augen des Marsianers gesehen habe. Als ich geendet habe, fügt 'Delta' alles zusammen und sendet es zur Erde. Der Funkspruch ist mehrfach verschlüsselt, damit nur die Meisterin Jade Dubois im Jinja -Schrein- die Nachricht empfangen kann. Sie wird die Nachricht in etwa 20 Minuten erhalten und sicher erfreut sein.

Zwei Stunden später kommt ihre Antwort herein. Sie bedankt sich sehr für die neuen Informationen über den Mars und berichtet, dass sie den Inhalt meines Funkspruches auch an Saiko Chisei -oberster 'Mann mit Geisteskraft'- Fujiwara-Sensei weitergegeben hat.

'Hm,' denke ich voller Erwartung. 'Auf seine Reaktion bin ich gespannt.'

Laut sage ich: "Delta-8a! Wieviel Treibstoff befindet sich noch in den Tanks? Wie hoch ist der Füllstand in Prozent?"

Die Automatik gibt die Information auf den Frontbildschirm und spricht sie auch akustisch aus. Ich wende mich an Mirco:

"Master Dayak hat sich noch nicht gemeldet?"

"Nein, bisher noch nicht."

"Okay, wenn wir weiterfliegen, wohin sollen wir uns dann wenden?"

"Aus geologischer Sicht?" fragt Mirco zurück.

Ich nicke und er ergänzt:
"Wir sind weit von der Erde weg. Ceres oder Vesta wären interessante Ziele, aber wenn ich deinen Bericht über die Space Ressource Corporation berücksichtige, bleiben wir besser von diesen Himmelskörpern fern."

"Das werden wir!" bestätige ich ihm. "Aber wir kennen mindestens 600.000 Himmelskörper von einem Dutzend Kilometer bis über 600 Kilometern Durchmesser dort. Wir können ohne Probleme durch den Asteroidengürtel fliegen, um ins äußere Sonnensystem zu kommen. Dahin sind wir jedoch Monate unterwegs. Wenn wir uns um die Asteroiden mittlerer Größe kümmern und uns dabei von den Kleinplaneten fernhalten, können wir uns jahrelang beschäftigen, ohne von der SRC entdeckt zu werden!"

"Das wird dann bald zur Routine. Routine kann in unserem Beruf tödlich sein!" gibt Mirco zu bedenken.

"Das ist richtig!" gebe ich ihm recht. "Wir werden also nur eine Handvoll Asteroiden anfliegen und dann erstmal zur Erde zurückkehren."

*

Ich lasse von 'Delta' einen Kurs berechnen, der uns zum Asteroiden 'Iris' bringt. Dann gebe ich ihm das Startsignal. Nun sind wir wieder wochenlang unterwegs bis wir in eine Umlaufbahn um Iris einschwenken. Der Asteroid ist unregelmäßig geformt. In einer Achse messen wir 268 Kilometer. Die kleinste Achse misst etwa 180 Kilometer. Mirco entdeckt oberflächennahe Nickel-Eisen-Metalle, sowie Magnesium- und Eisensilikate.

Bevor wir uns einem anderen Asteroiden zuwenden, senden wir die gewonnenen Daten an Meisterin Dubois. Wir wollen noch eine Probe nehmen und kriechen in unsere Raumanzüge. Danach landet Delta und wir steigen aus, nachdem die Atmosphäre in Tanks abgesaugt wurde. Eine Stunde später betreten wir das Raumschiff wieder.

Nachdem das Raumschiff verschlossen und die Atmosphäre wieder aufgebaut ist, steigen wir aus den Raumanzügen aus. Ich muss feststellen, dass uns ein Funkspruch von der Erde erreicht hat, über die Relaisstation auf dem Mond, die zu einer unserer Firmen gehört.

Der Saiko Chisei -oberster 'Mann mit Geisteskraft'- Fujiwara-Sensei ist der Absender. Ich lasse mir die Nachricht vorspielen.

"Ich bitte Sie Kontakt zu den Marsianern aufzunehmen, Okuden Myers. Ich denke, Sie sind im Augenblick der richtige Mann am richtigen Ort. Bezeichnen Sie sich als Botschafter der Organisation O-Chisei von der Venus. Erzählen Sie ruhig von der Fenshingu no gakkoh -Schule der Fechtkunst- dort und sagen Sie, dass Chisei Florian Myers mit seinem Schüler Chuhden -Fortgeschrittener- Mirco Myers von Chisei Yamamoto zu unverbindlichen Gesprächen gesandt wurde. Chisei Yamamoto wird von mir informiert! Anschließend fliegen Sie nach Ishtar City und erhalten dort die feierliche Höherstufung nachträglich."

Nachdem der Funkspruch ausgelaufen ist, bleibe ich einige Augenblick ganz perplex in meinem Kontur-Sessel sitzen.

'Was ist passiert?' frage ich mich. Dann werde ich aktiv.

"Delta-8a!"

"Kommandant?"

"Start in wenigen Sekunden! Rückflug in die Umlaufbahn um den Mars, die wir verlassen haben. Flugmodalitäten sind dieselben, wie beim Herflug: Jedem Hindernis ausweichen! Berechne dazu die Bahnen der Körper um uns herum. Trotzdem wirst du mich vor jedem Ausweichmanöver benachrichtigen."

"Wird erledigt!" sagt die Stimme.

"Delta-8a! Start sofort!"

Nun geschieht mehreres gleichzeitig. Die kleinen Steuerdüsen unter dem Raumschiff feuern alle gleichzeitig. Das Raumschiff löst sich von 'Iris' und dreht ein wenig. Dann feuern die Marschtriebwerke bis das Fusionskraftwerk genügend Energie für den Warp-Antrieb aufgebaut hat. Sofort beenden die Marschtriebwerke ihre Arbeit. Einen Sekundenbruchteil später schaltet sich der Warp-Antrieb ein und wir haben die gewohnte Schwerkraft im Schiff. Nun lösen wir die Gurte, die uns an die Kontur-Sessel gefesselt haben und erheben uns. Mir fällt noch etwas ein:

"Delta-8a!"

"Kommandant?"

"So, wie wir eben von 'Iris' freigekommen sind, in dieser Geschwindigkeit führst du ab jetzt immer einen Start durch, wenn ich das Wort 'Alarmstart' sage!"

"Verstanden!"

"Der Rückflug zum Mars dauert etwa zwei Monate," meint Mirco, während wir die Pilotenkanzel verlassen. "In der Zeit wäre schon längst ein anderes Raumschiff von uns mit einem wirklichen Chisei auf dem Mars gelandet..."

"Richtig, selbst da unser Fernaufklärer ein Prototyp ist mit der neuesten Technik an Bord, sind doch unsere anderen Raumschiffe schneller als wir auf dem Mars. Fujiwara-Sensei muss einen besonderen Grund haben, warum er mich schickt. Welcher das ist, darüber lässt sich nur spekulieren, bevor man ihn persönlich fragen kann."

"Wenn die Sache also nicht so dringend ist, so dass wir sie übernehmen können, weil wir gerade im All sind... Er hat dich Chisei genannt!" resümiert Mirco nun.

Ich lächele ihn fröhlich an.

"Ja, er hat mich ad hoc höhergestuft. Das bedeutet aber auch, dass ich noch mehr auf mich und meine Aussagen achten muss. Eins steht auf jeden Fall fest: Er traut es mir zu! Unser Funkspruch mit den neuesten Daten vom Mars und meinem Bericht, muss ihn wohl davon überzeugt haben."

"Und was machen wir während der ganzen Flugzeit?" fragt er.

"Wir haben Bodenproben von Iris. Lass deine Geräte sie analysieren. Wir senden deine Daten von unterwegs an Meisterin Dubois!"

Ich schaue Mirco über die Schultern, während er die Bodenproben analysiert. Das dauert etwa anderthalb Wochen. Dann schreibe ich einen Funkspruch und hänge die Analysedaten und was wir sonst noch über 'Iris' in Erfahrung gebracht haben daran. Um den Funkspruch abzusetzen, schaltet 'Delta-8a' den Warp-Antrieb kurz aus. Wir sind jetzt für etwa zehn Minuten schwerelos. Dann startet der Warp-Antrieb wieder.

*

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