Montag, 3. Oktober 2022
Aufbruch ins All -42
"Sie haben Recht. Man müsste diese Sportart nur in den Fokus des Publikums rücken! Könnten Sie einem Sportler, der nach einem Bodycheck nicht mehr beim Championship starten kann, zum Boxen oder Ringen raten?"

"Hm," mache ich. "Da bin ich überfragt. Da müsste ich einen unserer Sportmediziner fragen. Aber... Sie haben doch auch Sportmediziner! Was sagen diese Herren denn in dieser Frage?"

"Ich denke mir, dass bis jetzt noch nie jemand mit dieser Frage an einen dieser Herren herangetreten ist. Das lässt sich nachholen.
Ich habe da Zweierlei für Sie: Zum einen haben wir seit fast vier Marsjahren einen Erdling hier, der inzwischen eine Marsianerin geheiratet und ein Unternehmen in der Badtechnik gegründet hat. Er ist nun ein Marsianer. Dieser Mann ist seit ein paar Monaten Sponsor eines Sportlers, der bei einem dieser Läufe verunfallt ist.
Wenn Sie dem jungen Mann wieder eine Zukunft geben könnten, würden wir uns erkenntlich zeigen, Excellenz!"

"Ich will mein Möglichstes versuchen, Frau Ndluvo! Dazu müssten Sie mir die Leute irgendwie zuführen, für ein erstes Gespräch."

"Ich wusste, dass Sie das sagen würden, Excellenz. Das leitet nun sofort zum zweiten Anliegen über: Dem Präsidenten ist es eine Herzensangelegenheit, wenn Sie persönlich die Leitung dieses Sportclubs übernehmen würden. Dazu müssten Sie natürlich bereit sein, auf den Mars überzusiedeln."

"Ich bin bewegt, dass der Präsident soviel Vertrauen in mich setzt und werde alles tun, ihn nicht zu enttäuschen," antworte ich. "Dann muss ich aber zuerst zu unserer Organisation zurückfliegen und dort Bericht erstatten. Ich werde dort den Wunsch des Präsidenten des Mars vortragen und denke, dass man mich mit dem entsprechenden Auftrag zurücksendet!"

"Okay, dann starten Sie so bald wie möglich. Wenn Sie mit dem Auftrag zurückkommen, führe ich Sie mit dem Mann und seinem Sportler zusammen!"

"Vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch mit dem guten Ergebnis!" antworte ich nun. "Sie werden uns sicher jemand senden, der uns zu unserem Landeplatz zurückbringt und unsere Raumanzüge zurückgibt."

Die Dame nickt lächelnd und erklärt: "Ich werde Sie in Ihr Hotel zurückbringen lassen. Sie können packen und morgen kommt jemand, der Sie an die Oberfläche zurückbringt. Ihre Raumanzüge, sowie ihre Unterkleidung, sind aber leider bei der Desinfektion zerstört worden. Sie werden von uns Ersatz bekommen!"

Damit sind wir wieder entlassen. Frau Ndluvo drückt einen Knopf und die junge Frau betritt das Zimmer, die uns schon einmal zum Hotel gebracht hat. Dort wandern wir zuerst unter der Balustrade im Innenhof an den Schaufenstern der Geschäfte entlang. Danach fahren wir hoch in unsere Suite und verbringen den restlichen Tag damit, dass ich mir die Regeln des Boxsports und des Ringens ansehe, wie sie hier auf dem Mars gelten. Ich denke, dass ich mich für das Ringen entscheiden würde. Aber da muss ich mich zuerst noch mit Sportmedizinern unterhalten.

Schließlich packen wir unsere wenigen Sachen in die Reisetasche und legen uns ein letztes Mal schlafen.

*

Am nächsten Morgen meldet sich ein uniformierter Mann bei uns. Major Khosa bringt uns zum 'Amt' zurück und fährt mit uns in den speziellen Haltepunkt der Rohrbahn. Drei Stunden später erreichen wir die Rohrbahnstation des Instituts 'Sanitarium Valetudinis Curandae', in deren Quarantäne-Station wir lange untergebracht gewesen sind.

Hier führt er uns in den Hangar mit dem Rover. Am Heck des Fahrzeuges sind zwei Raumanzüge befestigt, die uns hoffentlich passen. Jedenfalls sehen sie nicht so schlank und etwas kleiner als die marsianischen aus. Wir setzen uns in die Sessel und der Fahrer veranlasst über Funk die Öffnung des Schleusentores. Nachdem die Luft aus dem Hangar abgesaugt ist und sich das Tor geöffnet hat, startet Major Khosa das Fahrzeug und wir rollen in die Höhle.

Wenige Minuten später rollt der Rover ins Freie und der Major lässt den Autopiloten die Strecke an der Oberfläche zurücklegen, die wir gekommen sind. Nach einiger Zeit meldet sich unser Fahrer:

"Ihr damaliger Landepunkt ist erreicht, Herr Botschafter!"

"Okay, vielen Dank," gebe ich zurück. "Darf ich meinen Kommunikator hier benutzen? Damit rufe ich die Automatik meines Raumschiffes in der Umlaufbahn an und gebe ihr den Landebefehl."

Er nickt lächelnd, also nehme ich das Gerät aus der Tasche, schalte es ein und sende die Kennung an die 'Delta-8a'. Sie sollte sie sofort empfangen können, da sie sich in einer geostationären Umlaufbahn über dem Landepunkt befindet. Tatsächlich höre ich das 'Pling' als Bestätigung. Nun spreche ich in den Kommunikator:

"Delta-8a! Du verlässt umgehend die Umlaufbahn und kommst zu dem Landepunkt, an dem wir ausgestiegen sind. Wir werden zusteigen und sofort wieder starten!"

"Verstanden, Kommandant!" tönt es zur Antwort aus dem Gerät.

Ich verstaue es wieder und wende mich an den Major:
"Dann möchten wir uns gerne vorübergehend von ihnen verabschieden, Major Khosa. Vielleicht holen Sie uns ja in ein paar Wochen wieder hier ab?"

"Das ich das persönlich sein werde, halte ich zwar für unwahrscheinlich," entgegnet der Mann freundlich. "Aber man weiß nie..."

"Okay, dann werden wir mal in die Raumanzüge steigen," gebe ich lächelnd zurück. "Möge Ihre Lebenskraft Sie immer begleiten!"

Nun grinst der Mann breit. Sicher um seine Irritation in Bezug auf den Gruß zu überdecken. Er nickt uns zu und wir öffnen die Klappen in der Rückwand. Dann 'falten wir uns zusammen' und steigen in die Raumanzüge. Die Automatik verschließt sie im Rücken und löst sie vom Rover. Wir klettern die kurzen Trittleitern hinunter und betreten den Marsboden. Anschließend nehmen wir Abstand zu dem Rover und warten.

Eine halbe Stunde später sehen wir einen Feuerschweif am Himmel, der sich der Landestelle nähert. Major Khosa verharrt mit dem Rover an Ort und Stelle. Sicher will er Landung und Start miterleben, vielleicht mit der Außenbordkamera auch filmen. Ich sehe, dass er sie ausgefahren hat und noch suchend kreisen lässt.

Dann ist unsere Delta-8a heran. Sie landet die letzten Meter senkrecht und steht dann in der weiten Ebene. Keine Minute später fährt die Rampe aus und berührt den Marsboden. Wir steigen die Rampe hoch und bleiben in dem Raum hinter der Pilotenkanzel erst einmal stehen.

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