Dienstag, 3. Januar 2023
Aufbruch ins All -72
"Interessant," meint der Schüler des Maître.

Ich lächele und führe die Information über die Anfänge weiter aus:

"Bald haben die umliegenden Bauern von Tatsumi-San und seinem Tempel erfahren. Die Ersten kommen, um vor der Buddha-Statue zu beten und ihm ihre Wünsche vorzutragen. Tatsumi-San hat ihre Wünsche in seinem Laptop notiert und sich dann zu den Leuten aufgemacht. Er hat ein paar Wochen bei ihnen gearbeitet, um das Landleben und ihre Notlage kennenzulernen.
Zurück in seinem Haus notiert er sich das Problem unter dem Wunsch und überlegt, wie er ihnen helfen kann. Anschließend begleitet er die Hilfe wenige Wochen lang, um zu sehen, ob die Hilfe ankommt und sich das Schicksal der Hilfesuchenden verbessert. All dies schreibt er in sein Negaigoto Nikki -'Tagebuch der Wünsche'-, um später bei Bedarf darauf zurückgreifen zu können.
Wenn die Bauern den Jinja besuchen, um ihn um Rat zu fragen, oder vor der Buddha-Statue zu beten und einen Wunsch vorzutragen, bringen sie immer eine kleine Spende mit. Jeder gibt, was er erübrigen kann. Tatsumi-San führt diese Beträge seinem Depot zu, damit sie Ertrag abwerfen.
Irgendwann fragt ihn einer der Bauernsöhne, ob er ihn in den Jinja aufnehmen und ihn all das lehren würde, was er ihm vermitteln könne. Tatsumi-San erklärt sich dazu bereit und hat damit seinen ersten Kyoshi -Schüler-. Mit der Zeit werden es mehr. Hin und wieder geschieht es auch, dass ein junger Mann kommt und fragt, ob er eine Weile bei ihnen leben darf. Er möchte durch Meditation herausfinden, welchen Weg in die Zukunft er einschlagen soll.
Zwar ist es in der japanischen Gesellschaft auch heute noch üblich, dass die Eltern seit frühester Kindheit die Weichen für die Zukunft stellen. In der japanischen Gesellschaft herrscht das Bild vor, dass Kinder wie Pflanzen sind, die gedüngt, gestutzt und getrimmt werden müssen, um gute Mitglieder der Gesellschaft zu werden. Aber es kommt doch immer wieder vor, dass junge Leute sich selbst darüber klar werden wollen.
Tatsumi-San hat die jungen Leute stets darin bestärkt, ihren Weg in die persönliche Zukunft nach ihren Fähigkeiten und Sehnsüchten zu finden. Hat er in einem der Leute gutes Potential entdeckt, eine Universität zu besuchen, hat er ihm ein Stipendium angeboten."

"Oh," macht der Maître. "Da muss das Depot schon einen großen Umfang gehabt haben."

"Na, sagen wir einmal, er hat Einzelne junge Leute unterstützt. Die mit dem größten Potential," schränke ich etwas ein. "Viele dieser jungen Menschen haben später in großen Firmen in den Ballungszentren einen gutbezahlten Job gefunden, wie Tatsumi-San zu Beginn seines Lebensweges. Einige der Stipendiaten gründen mit Kommilitonen kleine Firmen, die sich mit speziellen Bedürfnissen großer Firmen beschäftigen. Das Angebot solcher kleinen Firmen kommt vielen großen Firmen entgegen, denn diese kleinen Firmen kosten weniger als ihre aufgeblähten Abteilungen. So können die früheren Stipendiaten ihr Stipendium zurückzahlen und sie legen noch eine großzügige Spende obendrauf. Auch nehmen sie gerne Menschen als Arbeitskräfte an, die jahrelang im Jinja gelebt haben.
Als es einem der Okuden -Meister- gelingt, in seiner Meditation bis zu Reiki -allesdurchdringende Lebenskraft- vorzudringen und in die Gedankenwelt seiner Mitbrüder einbricht, spricht Tatsumi-San mit ihm ein ernstes Wort. Natürlich ist das Verhalten der Neugier geschuldet, aber er erinnert ihn, dass der Respekt es ihm gebietet, sich dort herauszuhalten. Als Alternative gibt er dem Mann vor, seine Fähigkeit in der Tierwelt zu erproben. Nach einigen Jahren der Übung erhebt er den Mann ebenfalls in den Stand des Chisei. Für sich selbst führt er den Titel des Saiko Chisei -oberster Mann mit Geisteskraft- ein, um die Führung sicherzustellen."

Der Maître nickt.

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